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Erscheint wöchentl. S««l! Dienstag, Donners­tag und SamStag und kostet in Mensteig 90 ^ im Bezirk SO «ußerhald 1 dar Quartal.

Dienstag den 4. Kktoöer

I EinrülkungSpreiS der Ispalt. Zeile für Altensteig I und nah« Umgebung bei Imal. Einrückung 8^1 ^892.

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Amtliches.

DWKN Aus Anlaß der bevorstehenden Weinlese wird folgendes bekannt gemacht: t) Die Begleitung von Wein­sendungen in Wagenladungen durch die Versender bezieh­ungsweise durch deren Leute ist allgemein zulässig. Diese Begleitung ist auch zugelassen, wenn für verschiedene zu- sawmengeladene Einzelsendungen ein gememscha'tlicher Be­gleiter gestellt werden will. Der Begleiter hat zutreffenden­falls eine Fahrkarte HI. Klasse zu lösen und Aufstellung im Innern des Wagens, also nicht auf der Plattform, zu nehmen. 2) Die Güterstellen sind angewiesen, zur Ver­meidung von Verwechslungen und Verschleppungen nur solche leere und gefüllte Weinfässer zur Beförderung an­zunehmen, welche an beiden Bodenseiten mit weißer Oelfarbe genau gezeichnet sind. Es empfiehlt sich, die zum' Versandt kommenden Gebinde womöglich mit dem vollständigen Namen zu versehen. 3) Im Interesse einer regelmäßigen und raschen Abfertigung wird den Versendern von neuem Wein dringend empfohlen, jeder Auflieferung wenn thunlich, stets den Frachtbrief beizugebe» oder die Güterstellen bei der Anfuhr wenigstens mit einer Notiz zu versehen, aus welcher zu entnehmen ist, nach welcher Station die Lenkung bestimmt ist und ob solche als Einzel- oder als Wagenladungsgut Beförderung finden soll.

Gestorben: Privatier Bonn, Eßlingen; Regierungs­rat a. D. v. Bailcr, Nlm; Regierungsrat a. D. Gärttner, Eannstadt; Christoph Wagner, Böblingen-Gerlingen; Straßenbauinspektor Stuppel, Reutlingen.

D Der Reichstag

wird in der nächsten Zeit schon wieder zusam- mentrelen und wenn er auch nicht sogleich ein rei­ches Arbeitspensum vorfindet, so harren seiner doch sür die bevorstehende Session Aufgaben von der schwersten Bedeutung. Die verhältnis­mäßig frühe Einberufung des Reichstages, ehe nämlich außer dem Etat noch andere Vorlagen reif zum Einbringen sind, hat wesentlich ihren Grund in dem Umstande, daß die Vollmacht des Bundesrats zu handelspolitischen Verhand­lungen mit November abläuft und eine Erneue­rung seitens des Reichstages notwendig macht.

Im Mittelpunkte der Verhandlungen steht sür die diesmalige Session die Militärvorlage, über die schon Ströme von Tinte verschrieben worden sind, ehe ihr Inhalt authentisch bekannt geworden ist. Zwar hat die ,Nordd. Allgem. Ztg/ angekündtgt, daß Ende September oder Anfang Oktober diese Bekanntgabe erfolgen soll; bis zur Stunde aber ist cs still geblieben und man muß sich auf die einzelnen unkontrollier­baren Angaben verlassen, die die,Nordd. Allgem. Ztg. selbst, ferner die,Postt, der,Hamb. Corr/ und d'e Müchener ,Allgem. Ztg/ darüber ge­bracht haben und die einander vielfach wider­sprechen. Es scheint aber, daß sich die Reichs- rcgierung allmählich die Scharnhorstchen Ideen zu eigen machen und alles bewaffnen und ein- üben will, was eine Flinte tragen kann, wäh­rend die linksliberalen Parteien sich auf den Standpunkt stellen:Keinen Mann und keinen Groschen mehr!"

Da man näheres noch nicht weiß, so ist einstweilen die Angelegenheit nur vom finan­ziellen Standpunkt aus von Interesse; denn es ist Hundert gegen Eins zu wetten, daß der Militärhaushalt um ein Erkleckliches stärker belastet werden wird. Diese Erhöhung zwingt die Reichsrcgierung zur Fürsorge für die Er­höhung der Reichseinnahmen. Solche Thätig- keit ist weder der Reichsregierung noch dem Reichstag neu. Seit dem Zolltarif von 1879 ist kaum eine Session vorübergegangen, in der nicht eine neue Steuer bewilligt oder eine alte Steuer erhöht worden wäre. Branntweinsteuer, Zuckersteuer, Tabaksteuer, sie alle haben eine Erhöhung erfahren, und die Zölle wurden in mehrfachen Wiederholungen gesteigert, bis in diesem Jahre die Handelsverträge auf einmal eine Ermäßigung bedingten. Reichsschatzsekretär

Frhr. von Maltzahn hat eine Rundreise zu den einzelstaatlichen Finanzministern gemacht, um sich mit diesen zu besprechen.

Was sein näherer Kollege, Herr Miguel, zu der Sache sagt, darüber verlautet noch nichts; es verlautet dagegen mit Bestimmtheit, daß der Staatshaushalt Preußens, dem Herr Miguel vorsteht, im laufenden Jahre mit einem Fehl­betrag von 86 Mill. Mark abschließen wird. Um so viel hat der Staat teils weniger Ein­nahmen, teils mehr Ausgaben gehabt, als vor­gesehen worden waren. Wenn nun der Herr v. Maltzahn zu Herrn Miguel kommt und ihm sagt, daß auf dem preußischen Anteil an den Lasten der neuen Militärvorlage vom nächsten Jahre an so und so viele Millionen mehr ent­fallen, so wird der Herr Miguel kein vergnüg­tes Gesicht machen.

Hat dieser Herr doch mit der in Aussicht genommenen Weiterführung der Steuerreform in Preußen den Kopf voll, stößt er doch da überall bei den Interessenten an, weil die Be­zeichnungSteuerreform" selbstverständlich eine Erhöhung der Steuern einzelner, besonders der leistungsfähigeren Klassen, in sich schließt. Und da macht Graf v. Caprivi Handelsverträge, durch die die Erträgnisse der Zölle herabgemtn- dert werden, wodurch sich der auf Preußen ent­fallende Anteil der Reichs ein nahmen gleich­falls verringert, fordert aber hinterher wieder mehr Geld für das Militär.

Einen Lichtblick in den Reichstagsverhand­lungen dürfte im Vergleich zur Militärvorlage und ihrer finanziellen Gefolgschaft das in Vor­bereitung befindliche Reichs-Seuchengesetz bilden. Abgesehen davon, daß mittels dieses Gesetzes die Vorkehrungen gegen von auswärts drohende Seuchen umfassender getroffen werden können, als dies bei dem heutigen Stande der ein­schlägigen Gesetzgebung möglich ist, zeigt ein solches Gesetz auch wieder einmal den praktischen Nutzen der Einheit Deutschlands und gräbt dem Partikularismus, der sich hier und da wieder in den Vordergrund zu drängen bemüht, das Wasser ab.

Lavdesmchrichteu.

'Altensteig, 2. Okt. Der hies. Turn­verein hielt heute sein Abturnen, verbunden mit Zöglingspreisturnen. Zu diesem Zweck zog er in geschloffenem Zuge, vorauf die Stadtmusik, kurz nach 2 Uhr auf den Turnplatz unter den Eichen. Hier begannen zunächst Stabübungen sämtlicher Turner, dann hielt der Vorstand, Hr. Gustav Luz, Gerber, eine die Turnsache em­pfehlende und feiernde Ansprache, die er mit einem Hoch auf Se. Majest. Kaiser Wilhelm II. schloß. Nun begann das Zöglingspreisturnen, bei welchem die Zöglinge eine schöne Probe ihres turnerischen Könnens ablcgten. Prämiiert wur­den: 1) Johs. Henßler (Ehrenpreis, gestiftet von Hrn. Traubenwirt Sailer), 2) Hermann Luz, 3) Georg Henßler, 4) Johs. Seeger, 5) Paul Beck, 6) Otto Luz. 7) Wilh. Roh; eine Belob­ung erhielt: Alfred Beck. Die Zwischenpausen wurden durch die Vorträge der Stadtmusik aus- gefüllt und es gestaltete sich die Veranstaltung für die vielen Teilnehmer zu einer angenehmen Unterhaltung. Abends spielte die Musik noch im Lokal (Traube.) Hervorgehoben muß wer­den, daß unser Turnverein in der Pflege der turnerischen Bestrebungen regen Eifer entfaltet und daß seine Mitgliederzahl eine ansehnliche ist. Nichtsdestoweniger stehen aber dem Verein noch viele junge Leute fern, welche den Wert des

Turnens außer Acht lassen oder nicht verstehen wollen. Heute nachmittag machte der Militär­verein Wildbad in 5 Gefährten einen Aus­flug hierher in Begleitung einer Musikkapelle. Das Absteigguartier wurde im Gasthof zum Waldhorn genommen, wo sich bald ein froh­bewegtes Leben entwickelte. Um 6 Uhr abends fuhr die Gesellschaft wieder nach Wildbad zurück. Diesen Sommer machten schon mehrere Vereine aus nahe oder weiter entfernten Orten in Alten­steig ein Stelldichein.

* Altensteig, 3. Okt. DasK.Oberamt Nagold veröffentlicht das Ergebnis der Be- zirksfarrenschau. Danach find im Be­zirk 47 Farren I., 51 II. und 15 III. Klasse vorhanden. Nur 7 Farren wurden als un­tauglich befunden. In 2 Gemeinden befindet sich die Farrenhaltung in eigener Verwaltung, in einer find die Farren Eigentum der Gemeinde, aber zur Wart und Pflege an einen Pächter vergeben und in sämtlichen übrigen Gemeinden haben Pächter die Farrenhaltung. (Kühe und Kalbinnen befinden sich 7640 im Bezirk.) Der Befund hinsichtlich der Pflege und Fütterung der Farren war im Allgemeinen befriedigend. In 4 Gemeinden wurden die Farren unreinlich und mager angetroffen. Weiter ist zu erwähnen, daß der Stadtgemeinde Haiterbach für ihre musterhafte Farrenhaltung die Anerkennung des Oberamts ausgesprochen wurde und daß dieselbe von der K. Zentralstelle zur Errichtung ihres Farrenstalls und zur Anschaffung zweier Ori- gtnal-Simmenthaler-Farren einen Beitrag von 600 Mk. erhielt. Die Gemeinde Fünfbronn erhielt zu den Kosten der Anschaffung von 2 Farren aus Gemeindemitteln einen Staatsbeitrag von 200 Mk. Es wird ausdrücklich betont, daß die K. Zentralstelle die Einführung der Gemeindefarrenhaltung durch erhebliche Bei­träge unterstützt.

* Ebhausen, 2. Okt. Gestern abend fand sich im Gasthaus zur Traube eine ansehnliche Zahl hiesiger Bürger zusammen um wegen Grün­dung einer Darlehenskaffe Beratung zu pflegen. Hr. Schullehrer Beutel nahm zunächst das Wort um zu betonen, daß fast jeder halbwegs bedeutende Ort des Landes einen Darlehens- kaffenverein besitze und daß ein solcher Verein auch für Ebhausen von Segen sein werde. Er verlas dann das Normalstatut, und erläuterte hiebei die einzelnen Paragraphen in gemeinver­ständlicher Weise. Den Darlehenskassenveretnen wurde das Zeugnis ausgestellt, daß sie den örtlichen Bedürfnissen sich eben sehr aupassen. Der Darlehensnehmer erhält eine Rückzahlungs- frist von 5 Jahren und kann das Darlehen innerhalb dieser Zeit ganz nach seinem Belieben ratenweise abzahlen, was sür den Landwirt, der zumeist nicht auf eine Einnahme zu be­stimmter Zeit rechnen kann, eine wahre Wohl- that ist. Vorübergehend verfügbares Geld kann bei dem Verein zinstragend angelegt werden, auch giebt derselbe Kredit in laufender Rechnung bet genügender Sicherstellung. Durch Bezug von Mostobst, Dungmiiteln, Saatfrüchten, landw. Geräten rc. und Abgabe derselben zum Selbst­kostenpreis an die Vereinsmitglieder entfalten die Vereine in den Gemeinden eine anerkennens­werte segensreiche Wirksamkeit, aber auch durch Auskauf von Güterzielern, Kreditgewährung beim Vieheinkauf leisten dieselben ersprießliche Dienste. Die meisten Anwesenden bet der Ver­sammlung verstanden sich zur Gründung des Vereins und 30 Männer erklärten durch Unter­schrift alsbald ihren Beitritt. Somit kam der