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Die Expedition.
Amtliches.
Das K. Oberamt Freudenstadt erläßt folgende Bekanntmachung: Nachdem die Maul- und Klauenseuche in den letzten Tagen im Oberamtsbezirk wieder eine weite Verbreitung gefunden hat und die zahlreichen Fälle, in denen die an der Seuche erkrankten Tiere gefallen sind, also das Auftreten der Seuche ein entschieden gefährliches geworden ist, wird sämtlichen Viehbesitzern die größte Vorsicht bei der Behandlung und Verwendung ihres Viehs empfohlen und denselben angeraten, ihr Vieh von Orten, an denen die Gefahr der Ansteckung besteht, fernzuhalten. In dieser Hinsicht dürste es sich namentlich empfehlen, das Vieh über die Zeit der Seuchengefahr nicht mehr an den öffentlichen Brunnen zu tränken. Bei diesem Anlaß wird ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß entgegen einer vielfach verbreiteten irrtümmlichen Ansicht, für die an Maul- und Klauenseuche gefallenen Tiere nach den Bestimmungen des Reichs- Viehseuchen-Gesetzes keine Entschädigung gewährt werden kann. Die Seuche ist iw Bezirk Freudenstadt in folgenden Orten aufgetreten: In Baiersbronu, Rei> chenbach, Rodt und Thumlingcn.
Gestorben: Rosine Walz, Calw; Reallehrer Kochendörfer, Stuttgart; Kaufmann Seeger, Vorstadt Berg; Kommerzienrat Amann, Bönnigheim; Kaufmann Knieß, Ellwangen.
Zum Trierer Prozeß.
Ueber den Trierer Prozeß, in welchem das Urteil gesprochen ist und eine Verurteilung nicht nur wegen Beleidigung, sondern wegen Beschimpfung einer kirchlichen Einrichtung erfolgt iß, äußert sich die „Weser Zeitung" also: In Trier wird gegenwärtig ein Prozeß geführt, bet dem es sich unter anderm um die Ehrfurcht handelt, die man in Deutschland alten Ueber- resten menschlicher Körper, Geräte und Kleidungsstücke schuldet, sobald ihnen eine anerkannte
Religionsgesellschaft den Charakter sogenannter Reliquien zuerkannt. Der königlich preußische Staatsanwalt und der Nebenkläger Bischof Ko- rum behaupten, daß eine Verletzung dieser Ehrfurcht nach den Gesetzen des deutschen Reichs strafbar sei: sie beantragen vor dem Trierer Gerichtshöfe die Verhängung von Gefängnis und Geldbußen über einen jungen Theologen, der in einer Druckschrift sich über den sogenannten heiligen Rock lustig gemacht und die Veranstalter der letzten großen Massenanbetung der Heuchelei, der bewußten Förderung des Aberglaubens u. der Spekulation auf die Geldbeutel der blöden Menge bezichtet hatte. Die katholische Kirche hat seit den ältesten Zeiten den Reliquienkultus that- sächlich gepflegt, und man kann höchstens geltend machen, daß sie die ganze Angelegenheit immer mit einer gewissen Vorsicht und Zurückhaltung behandelt und sich gehütet hat, für die Echtheit der einzelnen Schaustücke eine Bürgschaft zu übernehmen. Gewöhnlich hat sie den lokalen Verehrungsbedürfnissen schweigend freien Spielraum gelassen und gleichzeitig sich stets die Möglichkeit offen gehalten, wenn die Gefahr eines Aergernisses oder einer Lächerlichkeit eintrat, die eigene Verantwortlichkeit abzuleugnen. Wir meinen, daß die römische Curie nicht in Verlegenheit geraten würde, wenn sich das Wunder mit dem Blute des heiligen Januarius aktenmäßig als ein bloßes physikalisches Kunststück entpuppte; sie würde wahrscheinlich mit Grund behaupten können, daß sie niemals ausdrücklich den Vorgang für einen übernatürlichen erklärt habe. Das eigentlich Interessante an dem Trierer Prozesse ist die selbstbewußte Sicherheit, mit der heute der römische Clerus den weltlichen Schutz selbst auf einem so bedenklichen Gebiete, wie es doch der Reliquiendienst unter allen Umständen ist, in Anspruch nimmt. Seit dem Zeitalter der Reformation hat das römische Kirchenregimcnt und haben die Bischöfe und die Doktoren es thunlichst vermieden, die öffentliche Aufmerksamkeit auf diese Dinge zu lenken, die dem Angriffe der Protestanten und der gebildeten Katholiken allzu reichlichen und allzu
bequemen Stoff zu bieten schienen. Man sprach möglichst wenig davon, man ermutigte nicht die Wundersucht der Menge und man sonderte vorsichtig das, was die Kirche als solche zu vertreten habe, von dem, was sie „aus Rücksicht auf die fromme Einfalt" zulafle und dulde. Man hütete sich namentlich, die Kritik geflissentlich zu provozieren, Laien und Ketzer herauszufordern, ihre Meinungen kundzugeben. Selbst noch im Jahre 1844, bei der vorletzten Ausstellung des Trierer Heiligtums, ließ der Bischof Arnoldi alle gelehrten und ungelehrten Angriffe, an denen es wahrlich nicht fehlte, schweigend über sich ergehen, verschmähte es, die Spötter vor Gericht zu ziehen, und fühlte sich nicht versucht, die Heilung der Freifrau von Vischering und andere Wunderkuren des Rocks durch Enqueten und Protokolle zu beglaubigen. Der jetzt amtierende Bischof schlägt den entgegengesetzten Weg ein; es ist augenscheinlich, daß er und seine Ratgeber einen andern, einen festem Boden unter ihren Füßen fühlen: die Kirche hat während des halben Jahrhunderts solche Fortschritte gemacht, daß sie nunmehr auch für ihre fragwürdigsten Auswüchse, die der ungeheuren Mehrheit unseres Volkes als das Gegenteil reiner Religion erscheinen, von der Staatsgewalt die Erzwingung äußerlicher Achtung und das Schweigen der Kritik zu fordern sich erkühnt und mit verwegenem Mute die Wunderleistungen ihrer Reliquie, anstatt sie still der „frommen Einfalt" darzubieten, mit dem Apparate wissenschaftlicher Beglaubigung auf das Forum der modernen Welt tragen will. Wohl wird es heißen, daß nicht gegen die Kritik, sondern nur gegen Verspottung und Beschimpfung die Strafanträge gerichtet seien. Aber es gibt Themata, die mit einiger Herzenswärme gar nicht hehandelt werden können, ohne daß der Spott und das, was der Gegner Beschimpfung nennt, mit anderen Worten die Sprache der Entrüstung und des heftigen Verdrusses laut wird. Spott und Beschimpfung sind elastische Begriffe, sie lassen sich leicht auf jede noch so wohlbegründete Polemik anwenden, die den
Eine Wordlandsfahrl.
(Nachdruck verboten.)
Von A. Th?)
Am 30. Juni . . . fuhren wir in einer Dampfjacht von Southampton ab, mit der Absicht, Norwegen einen längeren Besuch abzustatten. Die Jacht war geräumig — über 800 Tonnen Gehalt —; Kajüten, Ausrüstung, Maschinen, Kapitän, Stewart, Mannschaft — alles vorzüglich. Zahlreich war unsere Reisegesellschaft nicht — nur vier Personen: der Schiffseigentümer R., seine Frau und seine Schwägerin und meine Wenigkeit. Wir beide, R. und ich, hatten früher auf einer Fregatte der amerikanischen Marine ein paar Jahre als junge Leutnants zusammen gedient und R. war in einem harten Strauße, den wir Anfang der siebziger Jahre mit unseren Booten gegen koreanische Seeräuber- Dschunken ausfechtcn mußten, inein Lebensretter geworden. Seither verbindet uns warme Freundschaft, die auch dadurch keinen Stoß erlitten hat, daß R. ganz unerwartet einen steinreichen Onkel in England beerbte, während ich ein armer Kerl geblieben bin.
Die Nordlandsfahrt war schon längst von meinem Freunde in Aussicht genommen worden und ich hatte ihm versprechen müssen, die Exkursion als sein Gast mitzumachen, ehe wir uns nach einem mehrmonatigen, sehr vergnüglichen Kreuzen im Mittelländischen Meere vor zwei Jahren in Genua trennten.
R. trat die Reise wohl vorbereitet an; er hatte sich ernstlich mit dem Norwegischen befaßt, verstand die Sprache und konnte für alle praktischen Zwecke gut genug darin parlieren. Da in den zu besuchenden Gewässern Lachse und Forellen gefangen werden sollten, wurde eine alles Erforderliche in liberalster Weise umfassende Angelausrüstung mitgenommen. Wir wollten uns mit der artenreichen Fischgattung der Salmoniden gründlich bekannt machen, daneben standen geologische und bota
nische Studien auf dem Programm, in erster Linie aber war es uns darum zu thun, möglichst viel von Land und Leuten zu sehen, Einblicke zu gewinnen in die Lebensgewohnheiten der Nachkommen jener wetterharten Rasse, die vor zehn Jahrhunderten auf ihren abenteuerlichen Raub- und Eroberungsfahrten den Normannennamen zu einem in ganz Europa gefürchteten gemacht haben.
Norwegen zu sehen, das echte charakteristische Norwegen kennen zu lernen in verhältnismäßig kurzem Zeiträume, dieses Ziel läßt sich ans keine andere Weise so leicht und bequem erreichen, als mit dem unbeschränkten Verfügungsrechte über eine Dampfjacht. Leider befinden nur wenige beneidenswerte Sterbliche sich in der angenehmen Lage, ein solches Recht aus üben zu können. Norwegen ist nicht gerade arm an Landstraßen, die meisten derselben sind indes etwas unpraktikabler Natur; auch wird ein bedeutender Bruchteil des Landes, und gerade die interessantesten Partien, derart durch steile Berge ab- und zwischen den Fjorden eingeschloffen, daß sie auf trockenem Wege überhaupt unerreichbar bleiben, während Wasserstraßen überall hin führen: -- unvergleichlich großartige Kanäle, ohne menschliches Zuthun von den Elementargewalten allein ins Dasein gerufen — wer kann sagen wie und wann?
Durch ein gutes Dutzend Hauptkanäle und viele kleinere dringt das nordische Meer tief hinein ins Innere der skandinavischen Halbinsel — zweihundert und mehr Kilometer im Sognefjord. Steil und meist unmittelbar, ohne Vorland steigen die Berge auf beiden Seiten der sehr tiefen, aber nirgends eine große Breite erreichenden Wasserstraßen empor, sobald man die Ausmündungen eine Strecke weit hinter sich gelassen hat. Die niederen Zonen sind dicht bewaldet mit,Fichten, Birken und Erlen, die höher gelegenen zeigen den nackteu Fels und die Gipfel tragen auch im Hochsommer dicke Schneehauben. Wie durch den Frost-