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Erscheint wöchentl. S«»lr Dienstag, Donners­tag und SamStag und kostet in Menstcig SV ^ im Bezirk SV ^j, »rchrrhalb 1 X- das Quartal.

Samstag dw 20. August

EinrückungSpreiS der lspalt. Zeile für Altensteig I und nah« Umgebung bei Imal. Einrückung 8 ^ I f892 Lei mehrmaliger je 6 auswärts je 8 '

Amtliches.

Bestätigt wurde die Wahl des Bäckers und Ge­meinderats Johann Georg Proß in Schönbronn, zum Schultheißen dieser Gemeinde.

D Der Congostaat.

Stanley, der kühne und rücksichtslose Zei­tungsberichterstatter, muß als der Gründer des Congostaaies gellen; erdurchquerte- Afrika auf Kosten des Königs der Belgier und legte am oberen Congo die ersten europäischen Sta­tionen an; der Congostaat ist fünfmal so groß als das Deutsche Reich und zählt nach ober­flächlicher Schätzung immerhin 25,000,000 Be­wohner, Daß man ein so ausgedehntes und verhältnismäßig stark bevölkertes Gebiet nicht im Handumdrehen der Kultur zuführen kann, liegt auf der Hand, und die Erfahrungen, die alle Kolonialpolitik treibenden Mächte Europas machen mußten, die Zahlung eines schweren Lehrgeldes, sind auch dem Könige von Belgien nicht erspart worden.

Das Congo Unternehmen hat so ziemlich das ganze Privatvermögen des Königs-Leopold und eine beträchtliche Zubuße von seiten des belgischen Staates, insgesamt reichlich 30 Mil­lionen Frank, verschlungen und steht trotzdem heute vor dem Ruin. Wenn man noch vor wenigen Tagen der Meinung sein konnte, der unabhängige Congostaat werde dem französischen Staat als reife Frucht in den Schoß fallen, so find diese Aussichten gänzlich verändert, wenn sich die Meldungen bestätigen, daß die Truppen des Congoftaates im oberen Teile des Flußge­biets von den Arabern überfallen und gänzlich aufgerieben worden sind. Sollte diese Nachricht nicht sehr übertrieben sein, dann hat der Congo­staat in Wirklichkeit bereits zu existieren aufge­hört, wenn er auch vielleicht noch eine Zeitlang auf dem Papier und in der Idee seiner Grün­der und Beherrscher fortvegetiert.

Ohnehin schon befindet sich die Regierung des Congostaaies in einer schwierigen Lage. Der Streitfall mit Frankreich ist bekannt; er braucht hier nicht mehr erörtert zu werden, und besteht noch in voller Schärfe fort. Ein wei­terer Uebelstand ist, daß eine Anzahl zur wirt­schaftlichen Ausbeutung des Congogebietes ge­bildeter Handelsgesellschaften mit der Regierung desselben in heftigem Streit liegen, weil diese auch ihrerseits Erwerbsgeschäfte in jenem Ge­biete betreibt, um für denStaat" Einnahmen zu erzielen; es ist leicht zu ermessen, daß unter dieser Konkurrenz das Ansehen oller Weißen bei Arabern und Negern, und damit auch die Sicher­heit der ersteren leidet. Vermutlich haben diese beiden Schwierigkeiten dazu beigetragen, daß die dritte und ernsteste, die Erhebung der Araber gegen die Weißen, einen gefährlichen Charakter angenommen hat.

Selbst aber wenn diese vielfachen Schwie­rigkeiten nicht beständen, ist es doch fraglich, ob sich das eigenartige Staatengebilde Mittelafrikas länger würde Hallen können. Die edle Initia­tive König Leopolds von Belgien hat, nachdem Stanleys Entdecker-Fahrten den Congo hinauf und herunter dieses große mittelasrikanische Ge­biet in den europäischen Gedanken-Kreis gezogen, diesenStaat" ins Leben gerufen; es war eine Huldigung für die humanen Ideen und die Opfer- willigkeit des belgischen Königs, daß auf der Berliner Congo Konferenz die Mächte das eigen­artige politische Gebilde anerkannten. Aber die Gewähr dauernder Existenz konnte ihm dadurch allein nicht gegeben werden. Nach wie vor hat

dieserStaat" keinen festen Boden unter den Füßen. Jeder andere Teil Afrikas, wo euro­päische Kultur-Arbeit begonnen hat, ist im Be­sitze einer europäischen Macht, die, sie mag zeit­weilig mit viel oder wenig Energie dieser Aufgabe sich widmen, doch einen dauernden Herrn und Eigentümer der in Besitz genommenen Ge­biete darstellt. Der Congostaat wird nur durch den König Leopold und einige Brüsseler Ge­heimräte dargestellt; Belgien hat ihm zwar eine periodische Geldbeihtlfe gewährt, aber sich keines­wegs weiter für ihn verpflichtet. Man sagt, König Leopold wolle den belgischen Staat zum Erben des Congoreiches einsetzen: doch ob dieser die Erbschaft annehmen wird, und wie einneu­traler" Staat sich mit den Verwickelungen ab- finden sollte, die sich daraus ergeben können, das ist schwer abzuschen. Die Lage wäre an­ders, wenn es sich um ein zu massenhafter An­siedelung von Europäern geeignetes Land handelte; dann würde durch sie von selbst ein in seiner Bedeutung beständig wachsendes Rechtswesen diesesCongo-Staates* entstehen. Aber eine Handels- und Plantagen-Kolonie, wie das Congo- land sie in der Hauptsache doch bleiben wird, muß im Besitz einer zivilisierten Macht sein. Ob die belgischen Privatleute, einschließlich des nur als Privatmann beteiligten Königs, eine solche Macht auf die Dauer herzustellen ver­mögen, das ist sogar unter der Voraussetzung ausreichender finanzieller Mittel nicht gewiß; zunächst hängt aber von der immer schwierigeren Beschaffung dieser Geldmittel die Ueberwindung der augenblicklichen Gefahren ab.

Eine sonderbare Erscheinung ist das geringe Stammesgefühl der Neger, die sich ihren Unter­drückern, den Arabern^ zur Verfügung stellen, um den Europäern entgegenzutreten, die sich die hohe Aufgabe gestellt, den Sklavenjagden und dem Sklavenhandel entgegenzutreten. Die Ko­lonialmächte hätten ein gemeinsames Interesse daran, den Congostaat in seinem Bestände zu stützen, damit nicht von seinem Gebiete aus der Widerstand der Araber gegen die zivilisatorischen Bestrebungen ermutigt werde. Aber die Eifer­sucht der Mächte untereinander läßt es zu keinem gemeinsamen Vorgehen kommen und so kann es denn nicht wunder nehmen, wenn die Araber immer frecher auftreten und mit fanatischem Haß alles wieder zerstören, was europäischer Fleiß und Unternehmungsgeist mit schweren Opfern an Geld und Menschenleben bisher ge­schaffen haben.

Laudesmchrichtell.

* A l t e n st e i g , 19. Aug. Glühende Strahlen sendet die Augustsonne aus uns Menschenkinder hernieder, eine rasche Einheimsung der schön stehenden Früchte ermöglichend und eine frohe Aussicht den Winzern eröffnend, denen nach manch' mageren Jahren ein guter Herbst­ertrag von Herzen zu gönnen ist. Unsere Vieh­besitzer allerdings sind von den anhaltenden sengenden Sonnenstrahlen wenig entzückt, denn das Futter geht rasch zusammen und die Vieh­preise gehen rapid zurück. Auf dem am 17. ds. in Egenhausen abgeholtencn Viehmarkt war nur nach Fettvieh einige Nachfrage, der Handel in den andern Viehgattungen war gleich Null. Alle Hände voll hat jetzt der Landwirt zu thun: kaum sind Dinkel und Gerste unter der Sichel, so steht auch der Haber schon schnittreif da und der Weizen steht nicht viel zurück, seine Achren glänzen schon golden, sie sind von einer seltenen Vollkommenheit. Auch das Oehmd harrt

der Einheimsung; bet der großen Dürre wird dasselbe mit jedem Tag weniger, die Angersen auf den Aeckern lassen die Blätter hängen und sollten begossen werden, also wie gesagt, der Bauer weiß wirklich nicht, wo er zuerst die Hand anlegen soll. Vielleicht hat der Himmel doch bald ein Einsehen, und erquickt durch einen er­giebigen Regen die lechzenden Fluren. Hoffen wir das! Wie dasN. Tgbl." berichtet, war am 17. ds. der heißeste Tag des Jahrhunderts; nur am 14. Juli 1832 und am 21. Juli 1865 wurde eine annähernd gleich große Hitze konstatiert. Auch der gestrige und vorgestrige Tag standen diesem rühmlichen Vorgänger in nichts nach und der heutige Tag macht sich ebenfalls der Ehre teilhaftig für einen dieser Sorte zu gelten, weist doch das Thermo­meter mittags 12 Uhr -j- 42 ° L,. in der Sonne u. -s- 26 ° im Schatten auf. Für junge Leute dürfte die Mitteilung von großem Interesse sein, daß die Truppenteile schon jetzt Dreijährig-Frei­willige für den Herbst in Dienst nehmen. Die Freiwilligen haben sich bei dem Truppenteile, in welchen sie eintreten wollen, persönlich mit Meldescheinen versehen, zu melden. Den Melde­schein erhalten die jungen Leute auf Grund einer Einwilligung des Vaters, bezw. des Vormundes, eines behördlichen Führungsatlestes und des Ge­burtsscheines auf dem Rathause. Bei guter Führung können auch Dreijährig-Freiwillige nach zweijähriger Dienstzeit zur Disposition gestellt werden. Es ist eine alte Geschichte, aber sie kommt leider eben täglich wieder vor. Herr P. hatte einen kleinen Garten mit seiner Frau um­gegraben und bestellt. Ein Beet ist noch leer; da säet er heimlich, um seiner Frau eine Freude zu machen, Salat darauf. Des andern Tags denkt seine Frau an das leere Beet und säet Bohnen darauf. Jeden Tag gehen Mann und Frau heimlich zu dem Beete, um zu jäten, ohne von der Aussaat der andern Ehehälfte Kennt­nis zu haben. Die Frau hält den Salat für Unkraut, der Mann die Bohnen, und auf diese Weise erhält der Mann keinen Salat und die Frau keine Bohnen. So ist der Erfolg der Kindererziehung, wenn die Mutter erlaubt, was der Vater verbietet, und der Vater ausreißt, was die Mutter pflanzt.

* Alten steig, 19. Aug. Gegen 12 Uhr heute mittag wurde die Feuerwehr zur Hilfe­leistung nach Warth allarmiert. Daselbst bren­nen mehrere Häuser, welche bei dem herrschenden Wassermangel und der großen Hitze schwerlich ge­rettet werden können. Das Feuer soll durch spie­lende Kinder verursacht worden sein. Die Wasser­leitung ist leider noch nicht vollendet. (Nachschrift: 5 Wohnhäuser und 2 Scheunen sind bis jetzt ein­geäschert. Die schönen Ernteerrräge verbrannt. Der Feuerherd ist in dem Häuserkomplex gegen­über dem Adler. Der Jammer der Betroffenen ist groß.)

* Freudenstadt, 16. Aug. Jmmerwird

vor dem Baden in erhitztem Zustande und mit vollem Magen gewarnt und immer giebt es Leute, die die Nichtbefolgung dieser Warnung bitter büßen müssen. So begaben sich am vor­gestrigen Sonntag mehrere Knaben von Huzen- bach gleich nach dem Mittagessen, in die nahe Murg, um an dem heißen Tage, im kühlen Wasser ein erfrischendes Bad zu nehmen. Kaum stand einer von ihnen der 13 Jahre alte Christian Maulbetsch von Huzenbach im Wasser, sank er um und wurde von den Wellen fortgerissen; ein Herzschlag hatte seinem Leben ein jähes Ende bereitet. *