* Berlin. Die neulich wegen Majestäts­beleidigung und Beschimpfung von Einrichtungen der christlichen Religion zu 10 Monaten Ge­fängnis verurteilte Agnes Wabnitz ist ihrem Entschluß, im Gefängnis keine Nahrung zu sich nehmen zu wollen, vis jetzt treu geblieben; sie hat, wie die Post hört, während fast wöchent­licher Haft noch nichts genossen.

* Der Besuch des Kaisers in den Reichs­landen im Herbst d. I. aus Anlaß der daselbst stattfindenden Manöver ist nunmehr endgiltig festgesetzt.

* Spandau, 18. Juli. Die königliche Artillertewerkstätte entließ 400 Schlosser und Sattler.

* Aus Elsaß-Lothringen, 14. Juli. Eine merkwürdige Erbschaft aus der Zeit der französischen Herrschaft ist noch den Reichslanden verblieben, es ist die Thür- und Fenstersteuer. Für jede Thüre und jedes Fenster eines Neu­baues muß eine bestimmte Steuer entrichtet werden. Die Abneigung gegen diese Licht und Luft besteuernde Abgabe Kitt jetzt um so kräf­tiger in Erscheinung, als das französische Nach­barland durch einen Beschluß der Deputierten- kammer die kulturwidrige Steuerform über Bord geworfen hat. Mit Recht fragt dieMetzer Ztg.", ob die Steuer bei uns als bleibende Einrichtung in alle Zukunft bestehen soll, nach­dem Frankreich, das Land, wo die Thür- und Fenstersteuer im Jahre 1798 erfunden wurde, mit der Aufhebung dieser unberechtigten Abgabe vorangegangen ist?

Ausliilldisches.

* Wien, 17. Juli. Das Militärblatt Reichswehr" meldet: Rumänien schloß einen Vertrag mit der Steyrer Waffenfabrik wegen Lieferung von 100,000 6^2 Millimeter Mann­licher-Gewehren; die Lieferzeit beträgt vier Mo­nate ; bei der Wiener Fabrik Roth bestellte Ru­mänien 52 Millionen Patronen.

* Wien, 18. Juli. Die deutsch-amerika­nischen Sänger wurden bei ihrem zweiten Konzert in der Ausstellung der Anlaß großartiger Kund­gebungen, an denen sich auch die zahlreich an­wesenden deutschen Abgeordneten, darunter auch Klerikale, lebhaft beteiligten.

* Wie aus Wien gemeldet wird, ist der baldige Rücktritt des Botschafters Prinzen Reuß beschlossene Sache.

* Der angesehene Brünner Tuchhändler E. M. Stohrer, welcher viele Ehrenstellen be­kleidete, hat sich bei Wien erschossen. Die Passiven betragen 500000 fl. und es sollen mehrere Banken beteiligt sein. Bei Banken in Wien und Brünn wurden von ihm falsche Wechsel für 200000 fl. begeben.

* Genf, 18. Juli. Die Ausräumungsar­beiten in St. Gervais werden durch den strö­menden Regen gehindert. Es kommen noch stets Fremde an, welche ihre verschwundenen Angehörigen suchen.

* Rom, 18. Juli. Die Ausfuhr des ersten

laufenden Halbjahrs betrug 55 329 172 Lire mehr als die gleichzeitige vorjährige, die Ein­fuhr 46 612486 Lire weniger als die des ersten Halbjahrs 1891.

* Catania, 18. Juli. Die Thätigkeit des Aetnas ist wieder geringer, das unterirdische Getöse schwächer. Der Lavastrom zerstörte mehrere Häuser und einen Kastanienwald.

* Paris, 18. Juli. Am Bankett zur Feier der 100jährigen Vereinigung Savoyens mit Frankreich nahmen mehrere Minister, sowie der Kammerpräsident Floguet teil. Dieser hob hervor, Savoyen und Frankreich hätten sich im Jahr 1792 freiwillig vereinigt, seien dann ge­waltsam getrennt worden und jetzt wiederum vereint. Diese Erfahrung beweise, daß die Ge­schichte eine Revanche kenne, welche man jedoch abzuwarteu und vorzubereiten verstehen müsse.

' Das zwischen der Maas und der Ourthe belegene Gebiet Kondroz in Belgien ist gegen­wärtig von einer schrecklichen Plage heimgesucht. Unzählige Schaaren grüner Raupen durchziehen die Felder und zerfressen alles. Zuerst verwü­steten sie die Kleefelder; als man diese Felder abgemäht hatte, erschienen sie in den Rüben­feldern u. s. w. und zernagten Alles. Nur die Blätterrippen lassen sie übrig. Zuerst suchten die Landwirte der Plage Herr zu werden durch Anlegung rechtwinkliger Gräben; zu Millionen fielen die Raupen hinein und wurden getötet. Da dieses Mittel nichts half, so wandten andere die Walze an, um das Ungeziefer zu zermalmen, aber abgesehen von der Unwirksamkeit dieses Mittels, war diese Arbeit eine so widerliche, daß man sie bald einstellen mußte. Man steht noch immer ratlos der Plage gegenüber.

* Petersburg, 18. Juli. In Rostow wurde eine Beobachtungsstation und Desinfek- tionsabtetlung für Waggons und Passagiergut, sowie ein Lazareth errichtet. Aus Kasan wur­den bis 14. Juli durch Dampfer sechs Kranke zugeführt, fünf davon sind gestorben. Auf der Rostow-Woroneschbahn sind bis zum 13. Juli dreizehn Cholera - Erkrankungen vorgekommcn. Die Gesamtzahl der Erkrankten in Rostow ist 48; 13 davon sind gestorben, in Asow sind 60 erkrankt und 18 gestorben.

* Belgrad, 18. Juli. Der Hauptkassier der Klassenlotterie ist mit dreihunderttausend Francs durchgegangen.

* Belgrad, 19. Juli. Nach der Stadt Alexinitz reisende Kaufleute wurden unterwegs von 6 Räubern überfallen und vollständig aus­geplündert.

* Eine dramatische Szene spielte sich unlängst in New-Aork in einem Gerichtsgebäude in dem Saale ab, in welchem die Strafkammer ihre Sitzungen abzuhalten pflegt. Max Clerget, ein achtzehnjähriger Jüngling, war angeklagt, ein junges Mädchen verführt und dann verlassen zu haben; er wurde zu einer hohen Freiheits­und Geldstrafe verurteilt. Als das Urteil ver­kündet wurde, drängle sich plötzlich der Bruder des verlassenen Mädchens, ein Krüppel, bis zur

Anklagebank vor, zog einen Revolver ans -er Tasche und gab Feuer auf den Verführer seiner Schwester. Max Clerget sank blutüberströmt zusammen und war auf der Stelle rot. Der Krüppel, der wie rasend um sich schlug und verzweifelten Widerstand leistete, konnte erst nach einem erbitterten Kampfe gefesselt wwden.

* Die Insel San gutr (nicht Sangt) im großen Ozean, welche durch eisen Vulkanaus­bruch zerstört worden sein soll, hat eine Ge­birgskette, die im Norden in einen sehr hohen Vulkan endigt. Dieser Vulkan war zuletzt 1711 sehr thäog. Die Länge der Insel Sanguir beträgt von Nocdwesten gegen Lrüdosten etwa 36 Kilometer, die Breite etwa 13 Kilometer. Der Hauptort Taruna liegt auf der Westküste. Auch befindet oder befand sich auf der frucht­baren Insel eine chinesische Niederlassung, Vieh, Früchte und Gewürze aller Art bildeten Aus­fuhrartikel. Ist das Gerücht wahr, so würden wir hier eine Wiederholung des Naturereignisses haben, welches am 28. August 1883 die Insel Krakatoa in der Sundastraße in die Lust sprengte.

Handel und Berkehr.

* Stuttgart, 18. Juli. (Landesprodukteu- Börse.) Von allen süddeutschen Märkten wird ein weiterer Preisrückgang gemeldet. Die Börse ist gut besucht. Unter dem Einflüsse der un­günstigen Witterung wurden verschiedene größere Käufe gemacht. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, russ. azima Mk. 20, Kansas Mk. 18.50 bis 18.75, I-L Llata Mk. 19.50 bis 20, Ru- mänier Mk. 18.50 bis 19.25, Dinkel Mk. 13.50 bis 14, Haber Mk. 13.50 bis 14.70, Mais, mixed Mk. 13. Kohlreps so. Heilbr. Mk. 24. dto. so. Obertürkh. Mk. 40, Rübenreps fo. Heilbr. Mk. 22.25, dto. fo. Obertürkh. Mk. 22.25. Mehlpreise Pr. 100 Kilogr. inkl. Sack bei Wagen­ladung: Suppengries: Mk. 32.50, Mehl Nr. 0 : Mk. 32 bis 33,Nr. 1: Mk.30 bis 31, Nr. 2: Mk. 29 bis 29.50, Nr. 3: Mk. 28 bis 28.50, Nr. 4: Mk. 25 bis 25.50. Kleie mit Sack 9 Mk. Pr. 100 Kilogr. je nach Qualität.

* Stuttgart, 19. Juli. (Kartoffelmarkt.) Zufuhr 400 Zentner. Preis per Zentner 5 bis 6 Mark.

* Stuttgart, 19. Juli. Die Zufuhr an Kirschen u. s. w. betrug gegen 1000 Körbe; vorwiegend sind Hei­delbeeren und Stachelbeeren. Die Kirschen sind immer noch fast durchgehends vorzüglich schön. Auch die Bern­steinkirsche (schwefelgelb) ist noch vertreten. Die Ausfuhr sorgt dafür, daß Kirschen nicht billig werde» können; die Landleute machen Heuer einen schönen Berdienst, der ihnen wohl zu gönne» ist. Man denke der Zeit, da das Pfd. Kirschen zu 1 Kr. ( 3 Pf.) zu haben war. Auch die Ausfuhr von Stachelbeeren hält die Preise hoch; es wer­den 7>/z, 89 Pf. für das Pfd. korbweise sbezahlt. Auch die Heidelbeeren werden hoch bezahlt.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Mtensteig.

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Landwirtschaftlicher Bezirksverein Nagold.

Der Ausschuß hat in seiner letzten Sitzung vom 26. Juni und 17. Juli d. I. beschlossen, eine

Weh-Ausstellung mit Prämiierung

crm 23. ZuLi in Mclgotd

abzuhalten, wobei folgende Preise vergeben werden sollen:

H.. An ältere Aarreu (Fairen mit 2 und mehr Schaufeln):

1 erster Preis im Betrag von 40 Mk., 1 zweiter im Betrag von 35 Mk.,

1 dritter im Betrag von 30 Mk., 1 vierter im Betrag von 25 Mk., 3 fünfte mit je 20 Mk., zusammen 7 Preise mit 190 Mk.

L. Jüngere Karren (ohne Schaufeln von 1 Jahr u. darüber alt):

7 Preise wie bet mit zusammen 190 Mk.

6 . Kühe (fühlbar trächtig oder mit Kalb):

2 erste Preise mit je 30 Mk., 2 zweite mit je 25 Mk., 3 dritte mit je 20 Mk., 4 vierte mit je 15 Mk., zusammen 11 Preise mit 230 Mk.

v. Kalvel» (fühlbar trächtig):

11 Preise wie bei 0 mit zusammen 230 Mk.

Im Ganzen 36 Preise mit zusammen 840 Mk.

Zu den Preisen werden noch Diplome verabfolgt.

Bemerkt wird noch, daß solche Kühe, welche voriges Jahr vom Verein als Kalbeln prämiiert wurden, Heuer bei den Kühen wieder um Preise konkurrieren können, dagegen können Kühe, welche im vorigen Jahr als solche prämiiert wurden, Heuer nicht mehr konkurrieren.

Am gleichen Tage findet von der Viehzuchtgenoffeuschaft des Be­zirks eine Viehausstellung mit Prämiierung statt, bei welcher nur Farren mit Aler von V, bis 1 Jahr und Rinder von V- Jahr bis noch nicht

fühlbar trächtig prämiiert werden. Diese Tiere müssen entweder vom Verein gekauft oder von im Heerdbuch eingetragenen Kühen abstammen.

Die Preisbewerber solcher Tiere haben beim Eintritt auf den Aus­stellungsplatz ein vom Obmann ihres Ortsvereins ausgestelltes Ursprungs­zeugnis vorzuweisen.

Es werden hiebei folgende Preise vergeben:

A. Aür Aarreu:

1 erster Preis mit 20 Mk., 2 zweite mit je 15 Mk., 2 dritte mit je 10 Mk., 3 vierte mir je 5 Mk.; zusammen 8 Preise mit 85 Mk.

k. Kür Minder:

1 erster Preis mit 20 Mk., 2 zweite mit je 15 Mk., 3 dritte mit je 10 Mk., 5 vierte mit je 8 Mk., 6 fünfte mit je 5 Mk.; zusammen 17 Preise mit zusammen 150 Mk.

Im Ganzen 25 Preise mit zusammen 235 Mk.

Zu zahlreicher Beteiligung wird eingeladen.

Aus Anlaß dieser Prämiierung wird noch eine Lotterie veranstaltet, bei welcher 4 Milchkühlapparate, 3 Kartoffelkrautspritzen, 20 Heedrich- jäter und 6 fünf Fuß breite Heurechcn zur Verlosung gelangen.

An dieser Verlosung dürfen sich nur Vereinsmitglieder beteiligen und werden zu diesem Zweck 500 Lose L 1 Mk. ausgegeben, welche von den Herren Ausschußmitgliedein des Vereins bezogen werden können.

Vicevor stand: Fr. Bühler.

Ein jüngerer solider

Knecht

fürOekonomie findet Stelle. Wo? sagt

die Exp. d. Bl.

G a i r w e i t e r.

Ein solider zuverlässiger

Pferdeknecht

kann sogleich eintreten bet

Hirschwirt Kcht-.