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Amtsblatt für

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Wr. 84.

Erscheint wöchentl. 8«»lr Dienstag, Donners-! tag und SamStag und kostet in Mensteig SO ^ im Bezirk 90 austerhalb I daS Quartal. I

Donnerstag den 21. Zuki

I TinrückungSpreiS der lspalt. Zeile für Altensteig l I und nahe Umgebung bei lmal. Einrückung 8^1 1ZttZ

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^Gestellungen aufAus den (I^Tannen" für die beiden Monate August und September nehmen die Kal- Postämter und die den Ort be­gehenden Postboten schon jetzt entgegen.

Amtliches.

Für Schmiede, welche eine Prüfung im Huf­beschlag erstehen wollen, finden an den Lehrwerkstätten für Hufschmiede in Heilbronn, Reutlingen, Hall, Ulm und Ravensburg dreimonatliche Un ierrichtskurse im Hufbeschlag statt. Dieselben beginnen am Dienstag den l3. Septbr. ds. Js. und ist Näheres aus der diesbezügl. Bekanntmachung imStaats-Anz." Nro. 166 ersichtlich.

' Gestorben: Mina Hettler, Kaufmanns DÜtwe, Nagold; Metzgermeister üldrion, Metzingen.

Laudesuachrichteu.

*»Altenstei g, 19. Juli. Seit Sonntag haben wir zahlreiche Regenfälle bekommen und es ist dadurch der Landmann von einer beängstigen­den Sorge frei geworden. Es ist nun Aussicht vorhanden, daß auch der Oehmdertrag ein or­dentlicher wird. Die gefährliche Kinderkrank­heit Diphtheiitis ist glücklicherweise im Abneh­men begriffen. Wenigstens haben seit einigen Tagen keine weiteren Erkrankungen mehr statt­gefunden und die Kinder, die von ihr befallen wurden, sind erfreulicherweise so weit genesen, daß keine weitere Gefahr mehr für sie vorhan­den ist. So ist auch in dieser Beziehung von den Herzen mancher Eltern eine schwere Sorge geschwunden. DerStaats-Anzeiger" ver­öffentlicht die Anträge der Kgl. Generaldirek­tion der Staatseisenbahnen an das K. Mini­sterium der auswärtigen Angelegenheiten, in Bezug auf den Winterfahrplan 1892/93. Da­nach ist beantragt, die Abendzüge der Alten­steiger Bahn Nro. 586 und 507 werktags aus- fallen zu lassen und solche nur an Sonn- und Feiertagen auszuführen. Es sind dies die Züge Altenstcig ab abends 9.23 Nagold an 10.23 und Nagold ab 11 Uhr, Alreusteig an 12 Uhr.

Dadurch wird uns die seitherige günstige Abend­verbindung ab Stuttgart über die Gäubahn genommen und müßte man, statt um 6.57, wie seither, dann schon um 3 Uhr in Stuttgart Weggehen um noch am gleichen Abend nach Al­tensteig kommen zu können. Gleich verhält es sich in der Richtung Rottweil u. Tübingen-Reut­lingen. Unsere Geschäftswelt wird die beab­sichtigte Maßregel ungern vernehmen.

§ Heselbronn, 19. Juli. Schon wieder hat sich in der Nähe des hiesigen Ortes ein schweres Unglück ereignet. Heute morgen um 8 Uhr verlor der 15jährige MatthäusRein- hard aus Simmersfeld, der bei dem Bauern Michael Schneider hier im Dienst stand, auf eine schreckliche Weise sein Leben. Er war mit seinem Dienstherrn im Walde an der Steige beschäftigt und trug das Reisich von einer ge­fällten Tanne zusammen. Während der Dienst­herr einen Holzstamm schälte und denselben, der an einem Abhang hinlag, drehen wollte, mußte der Unglückliche, vom elfteren unbemerkt sich am andern Ende des Stammes zu schaffen gemacht haben. Ein Ruck der Stamm drehte sich, und M. Schneider hörte einen Schrei. Dem jungen Menschen war die Schläfe vollständig eingedrückt, so daß sein Tod augenblicklich ein­trat. Der Schmerz seiner Eltern und seines Dienstherrn, der ihn um seines stillen, geord­neten Wesens, seiner Willigkeit und Geschicklich­keit willen sehr gern hatte, ist groß.

* Freuden st adt, 16. Juli. In Hesel­bach fand infolge Rücktritts des seitherigen Schultheißen Rotfuß vom Amt die Neuwahl eines Ortsvorstehers statt, bet welcher Bernhard Schneider, Bauer und Gemeinderat die meisten Stimmen erhalten und sich zur Annahme der Wahl bereit erklärt hat.

* Herrenberg, 17. Juli. Der Urheber des großen Brandes wurde in der Person eines Schreinerlehrlings entdeckt, welcheraus Heim­weh" seines Meisters Haus angezündet und damit das große Unglück herbeigeführt hat.

* Stuttgart, 19. Juli. Großes Auf­sehen erregt hier das plötzliche Verschwinden des

Affocies einer bekannten hiesigen Firma. Wie man mitteilt, hat die leidige Spekulation den einer sehr geachteten Familie angehörigen Mann in letzter Zeit in so mißliche Verhältnisse ge­bracht, daß er sich entschloß, von dem Schau­platz seiner bisherigen Thätigkeit zu verschwin­den. Die Zahl derer, welche seinen Abgang schmerzlich betrauern, soll sehr groß sein.

* Reutlingen, 18. Juli. Die Handels­und Gewerbekammer faßte in ihrer heutigen Sitzung den einstimmigen Beschluß, eine Welt­ausstellung in Berlin für das Jahr 1897 zu befürworten und ging dabei von der Erwägung aus, daß bis jetzt seit den 11 Weltausstellungen wovon allein 8 auf Europa fallen, Deutschland noch keine umfassende Darstellung seiner Lei­stungsfähigkeit auf industriellem Gebiet gehabt habe, geschweige denn eine Weltausstellung, daß es anderseits zur Hebung seiner Ausfuhr wün­schenswert erscheint, in der deutschen Reichs­hauptstadt eine Weltausstellung zu veranstalten, umso mehr, als in Hinsicht auf den heutigen Stand der Industrie, des Gewerbes, der Landwirt­schaft, Künste und Wissenschaften Deutschland sich zur Abhaltung einer Weltausstellung voll­ständig gewachsen fühlt. Nachdem Berlin das Unternehmen durch eine Bewilligung von 10 Mil­lionen Mark unterstützt, gibt sich die Kammer der Annahme hin, daß die deutsche Reichsre- gierung die Sache zu der ihrigen mache und cs sei zu hoffen, daß auch Frankreich sich an diesem allgemeinen Friedensfeste der Völker beteiligen werde. Der Zeitpunkt 1897 nach der Chicagoer Weltausstellung von 1893 sei selbst in Rücksicht auf eine im Jahr 1900 zu veran­staltende Weltausstellung in Paris gut gewählt. Weiter zuzuwarten, würde uns mit Recht als ein Zeichen der Schwäche auf politischem Gebiet wie in Hinsicht auf unsere Leistungsfähigkeit ausgelegt werden und würde unser Ansehen vor dem Auslande und unsere Interessen dadurch schwer geschädigt werden.

* DemBeobachter" zufolge wurde die Im­mediateingabe des Oberbürgermeisters Hegel­maier in Heilbronn an den König um Auf-

Aer fatsche Kraf. v°rb°lm.)

(Kriminal-Roman von Karl Schmeling.)

(Fortsetzung.)

Deine geheimen Wünsche zu entdecken und zu erfüllen," sagte der Graf,ist meine Lebensaufgabe."

Ich danke dir, Oskar, du hast mein Vertrauen gerechtfertigt!"

Ich bin glücklich, es zu können; deine Zufriedenheit soll stets mein Glück sein."

Mein Dank ist grenzenlos, Oskar; verzeihe, wenn ich dich zu Zeiten durch Zweifel kränke und quäle, wenn ich Besorgnisse hege und zeige. Aber ich bin ein schwaches Weib, bin Gattin und Mutter; wenn ich zittere, so läßt mich die Sorge um dich und unser Kind beben!"

Ah, ich begreife dich; aber unser Kind ihm wird das Glück rein und voll werden, wonach wir auf Umwegen Haschen mußten!"

Gott gebe es!" flüsterte die Gräfin.

Er will es geben!" tröstete der Graf,aber nun vorwärts, ich brenne vor Verlangen, meine Herrschaft anzutreten."

Der Graf küßte seine Gemahlin und verließ sie.

Zwei Stunden lang bot das Hotel jetzt ein Bild lebbaster Beweg­ung, vom Dachraum bis zu den Stall n im Hofe herab,

Reisekoffer wurden hervorgesucht und gepackt, Wagen aus^den Re­misen gesa.oben und die Koffer an und auf denselben befestigt, Pferde geschirrt und angespannt. Nach Ablauf jener Zeit hielten drei Wagen zur Abreise fertig vor dem Hotel bereit.

Der Graf hatte dem Haushofmeister und dem Portier Verhaltungs­maßregeln und Befehle gegeben; nur diese beiden und eine alte Kammer­frau blieben zurück; die ganze übrige Dienerschaft sollte die Herrschaften begleiten.

Der Graf, die Gräfin, die Bonne und das kleine Söhnchen be­stiegen den ersten Wagen, der mit vier Pferden bespannt war.

Den nächsten Wagen nahmen vier Dienerinnen der Gräfin ein, auf dem dritten befanden sich die beiden Diener des Grafen und der Koch. Die Abreise war für die Dienerschaft etwas unerwartet gekom­men, doch bereits verlautete, daß der Graf den Besitz der seiner Familie zur Zeit der Revolution verloren gegangenen Herrschaft wieder antrete, und dies tröstete jene; mit verdoppeltem Bewußtsein der Wichtigkeit ihrer Stellung und Personen verließen sie die Hauptstadt.

5.

B e st a l l u n g.

Es gab wahrscheinlich der Gründe mehrere, welche Francois Bennoit so schnell bestimmten, dem ihm erst so schauerlichen Vorschläge Gehör zu geben.

In erster Linie stand dabei offenbar die Ueberzeugung, daß er so­gar auch unschuldig wieder in die Gewalt der Behörde und in das Ge­fängnis kommen konnte, welchen Ort er dem Anschein nach mehr als die Pest fürchtete. Liebe zum Leben, und Widerwillen gegen den Selbst­mord mochten ebenfalls ihren Anteil au der Umwandlung seiner Gesin­nung haben.

Mehr noch als alles andere leitete ihn in diesem Augenblick jedoch der Glaube, eine Entdeckung von Wichtigkeit gemacht zu haben, und die Absicht, jene zu verfolgen, um sie zu seinem Vorteile auf die eine oder die andere Weise auszubeuten.

Inwieweit ihn hierbei das Benehmen des Portiers bestimmte, ist schwerer zu sagen. Doch wirkte es wenigstens mittelbar auf den Sträf­ling ein, und der Schritt, den er jetzt that, sollte Veranlassung werden, daß ein interessanter Betrugsfall bekannt oder aufgedeckt ward, den wir hier eben erzählen wollen.

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