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Donnerstag den 14. Juki

EinrückungSpreiS der lspalt. Zeile für Wensteig I und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8^1 18QZ

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U ebertragen wurde die zweite Schulstelle in Loffenau, Bez. Neuenbürg, dem Schullehrer Burkhardt in Schön- münzach, Bez. Freudenstadt.

Gestorben: Barbara Dongus, geb. Faißler, Decken- pfronn; alt Adlerwirt Adrion, Mpirsbach.

Eine Huldignngsfahrt Württemberger znm Fürsten Bismarck nach Kissingen.

650 Verehrer und Verehrerinnen des Für­sten Bismarck von Stuttgart und Heilbronn begaben sich am Sonntag mittels Extrazugs nach Kissingen, um dem Einiger des deutschen Reichs eine Huldigung darzubringen. Der Extrazug kam um 12.15 in Kissingen an. Nach eingenommenem Mittagessen sammelten sich die Teilnehmer auf der untern Saline, von wo aus der Zug sich auf die obere Saline, der Wohnung des Fürsten, begab. In dem hinter dem Ge­bäude liegenden Garten wurde Aufstellung ge­nommen. Alsbald zeigte sich Fürst Bismarck mit hoher Gemahlin am offenen Fenster des im ersten Stock gelegenen Speisesaals und dankte auf die brausenden Hochrufe durch wieder­holtes Verneigen. Nach kurzer Zeit erschien sodann die hohe, noch ungebeugte Gestalt des Fürsten in Begleitung des Dr. Schweninger unter dem Thorbogen. Es war ihm jedoch nicht möglich, weiter vorzugehen, denn Hunderte von Händen streckten sich ihm entgegen und jeder drängte vor, um den Fürsten zu sehen. An eine Ordnung war nicht mehr zu denken. Der Fürst dankte nach allen Seiten.

Als erster Redner ergriff Herr Fabrikant Schiedmayer aus Stuttgart das Wort. Ueber 600 Württemberger, Männer und Frauen seien hierhergekommen, dem Fürsten ihre unentwegte Dankbarkeit, Treue und Verehrung zum Aus­druck zu bringen. Es sei ihnen nicht vergönnt gewesen, die Vielen mitzunehmen, die von glei­chen Gefühlen beseelt seien. Se. Durchlaucht möchte den Dank entgegennehmen für das, was er an unserem Vaterlande gethan habe. Die Träume unserer Jugend hätten sich erfüllt, Deutschland sei mächtiger wie noch nie, Kraft, Wohlstand und Segen erfüllten es. Wir freuen uns den Altreichskanzler heute noch frisch und kräftig zu sehen. Wir haben unfern Bismarck «och und verlassen ihn nicht. Ein unbeschreib- licher Jubel folgte diesen Worten. Rufe:nie, niemals" erschollen.

Der zweite Redner, Kaufmann Pfleiderer von Heilbronn feierte die Fürstin Bismarck und Professor Günther-Stuttgart trug ein die Werke Bismarcks verherrlichendes Gedicht vor.

Fürst Bismarck erwiderte hierauf etwa folgendes:

Ich danke Ihnen von Herzen für Ihre freundlichen Grütze, welche Sie meiner Frau und mir milgebracht hoben. Sie vervollständigen das Bild meiner Erinnerungen an die letzten Wochen, in denen die Reise durch Sachsen Md Bayern soviel innige Beweise des Wohlwollens und der Anerkennung gegeben hat. Ich kam in Schwaben nur bis Augsburg, konnte aber dort schon den schwäbischen Herzschlag fühlen. Auf meiner Reise durch ganz Franken bis Kissingen bin ich freundlich und wohlwollend empfangen 'worden. Es hat mich sehr erfreut, mit einer so großen Zahl von Gesinnungsgenossen und Freunden in Beziehung zu treten. Wenn ich denen, die mir übel wollen, das Maß von Köpfen zuzähle derer, die in der Presse, als Fraktion ssührer :c. gegen mich sind, wenn alle, die ein­arrstanden wären, in deren Namen diese zu sprechen oder z« schreiben scheinen, so könnten mir nicht so viele Freunde in Deutschland übrig bleiben, wie ich sie gesunden habe. (Anhaltendes Bravo!) Die Unfreundlichkeiten und Bosheiten, die mir in der Publizistik jetzt zu teil werden und mit denen wohl die Mehrzahl meiner Landsleute nicht einver­standen ist (Rufe: Niemals, nie!), kann ich mit Ruhe und Genugthuung lesen. Man schildert mich wohl als einen Übeln und beschränkten Charakter, »ou dem man sich los sagen muß, aber man kann nichts

aussetzen an den Ergebnissen meiner Arbeit, welche auf­recht zu erhalten man bestrebt ist, ein Beweis, daß den Resultaten, die ich nach meinem Leben zurücklasse, alle An­griffe nichts anhaben können. Meine Person gebe ich gerne Preis, wenn der Gewinn des großen Werkes unbestritten bleibt. Eine andere Wahrnehmung erfreut mich noch, daß die Dauer des von uns gemeinsam geschaffenen Ein­flußes auch Anteil und Zustimmung bei den deutschen Frauen gefunden hat. Wenn ich nach Gründen suche, wodurch ich mir die Zustimmung meiner Landsleute und Landsmänninnen erworben, so ist es wohl auch, weil ich an der nationalen Einigung mitgearbeitet, und worauf ich besonders Gewicht lege, an der Beseitigung der unfaß­baren Verstimmung, die früher zwischen Süden und Nor­den geherrscht. Als ich noch im Bundestage gewirkt und im Zentrum der deutschen Politik geivesen, da hatte man in Süddeutschland für Preußen kein Wohlwollen um nicht einen schärferen Ausdruck zu gebrauchen. Das ist heute geschwunden. Ein landsmannschaftliches Gefühl deckt uns Alle. Daß seit der Zeit, seit ich dem alten Kaiser Wilhelm gedient, es soweit gekommen ist, daß die l215 Millionen Süddeutsche in dem reisenden Berliner keine unfreundliche Erscheinung erblicken, sondern eine solche, die nur Heiterkeit verdient, ohne daß die landsmannschaft­lichen Gefühle leiden, erfüllt mich mit Stolz. (Zustimmung.) Der Wunsch nach Einheit hat besonderen Wert für die Möglichkeit einer vollen nationalen Entwicklung im Innern. Ein alter Herr aus Weimar erzählte mir, daß er früher auf einer Reise von Köln nach Berlin viermaligem Geld­wechsel und Gepäckrevision ausgesetzt war. Heute sind wir eine große Nation, deren Stärke die Einigkeit ist. Wenn wir einig bleiben, dann wird uns das Ausland nicht mit Leichtfertigkeit angreifen, wie es 1870 geschehen, wo man die Deutschen uneinig glaubte. Wenn wir einig bleiben, bilden wir einen harten schwe­ren Klotz inmitten Europas, den niemand angreift, ohne sich die Finger zu quetschen. Friede sei der Glocke erst Geläute, sagt Schiller, und den Frieden zu erhalten, muß unsere erste Aufgabe sein. Der Krieg ist ja eine Sache, in die man mit freudigem Zorn hineingeht, wenn er einem aufgezwungen wird, aber für niemand ein Vergnügen. Für die Deutschen, deren Cha­rakter freier ist von Ehrgeiz und Eitelkeit wie der anderer, die ich nicht nennen will (Heiterkeit), ist der Krieg kein Bedürfnis. Unser erster Zweck ist die Erhaltung des inter­nationalen Friedens und der Einigkeit, die jetzt populär geworben ist. Der Weg von der französ. Grenze bis nach Stuttgart ist gegen früher bedeutend verlängert. Der alte König Wilhelm I. von Württemberg erklärte mir einmal seine schwierige Lage, daß die Franzosen von Straßburg her schneller nach Stuttgart kommen, als ihm die Bundes­armee zu Hilfe kommen könnte. Er könne sich aber allein nicht wehren. Der nächste französische Angriff ist nun weiter abgerückt. Wir leben in einer größeren Sicher­heit. Daß der Friede seit 20 Jahren erhalten wurde, während.man meinte, schon 5 Jahre nach dem siebziger Feldzug bräche von neuem der Krieg los, ist der Haupt­grund meiner Freude; ich habe ja nicht die Schlachten gewonnen, aber ich habe den Frieden erhalten helfen, und glaube, daß er sich weiter erhalten läßt. Vom Westen her werden wir vielleicht angegriffen, vom Osten her glaube ich nicht, wenn unsere Diplomatie so geschickt ist. wie sie sie sein kan». tHeiterkeit.) Gegen einen können wir uns schon wehren. Die Württemberger Truppen habe ich ge­kannt 1866 und 1870. In diesen vier Jahren lag ein Fortschritt, wie er für das militärische Auge bis da­hin nicht vorgekommen. Die Württembergischen Truppen haben im Jahre 1870 am 2. Dezember gegen einen Haupt­stoß einer großen Uebermacht standgehalten, uns dabei echt germanische Tapferkeit bewiesen. Sie hatten nicht dem alten Ruf der Schwaben, Träger der Sturmfahne zu sein, zu folgen, sie mußten, was schlimmer ist, festlichen im Feuer und Kugelregen zwischen Feinden. In dankbarer Erinnerung und Anerkennung dessen glaube ich Sie nicht besser ehren zu können als wenn ich Sie auffordere, ein Hoch auf Ihren erhabenen Herrscher König Wilhelm II., Württembergs Heer, seine Tapferkeit und seine Reichstreue auszubringen. (Brausende, stürmische, nicht enden wollende Jubel- und Hochrufe.)

Die Begeisterung erreichte ihren Höhepunkt, als der Fürst in die Reihen trat, nach allen Seiten die dargebotenen Hände drückend. Mit Mühe bahnten ole Gensdarmen einen Weg. Erst nach und nach verließen die Teilnehmer die Stätte, wo sic soeben einen für das ganze Le­ben lebendig bleibenden Eindruck gewonnen. Um 5 Uhr erfolgte die Rückreise in die Heimal.

Laudesuachrichtell.

* Altensteig, 13. Juli. (Einges.) Kir- chengcmeinderatswahl. Von dem kirchlichen

Interesse, das unsere Gemeinde bisher in man­chen Stücken an den Tag gelegt hat, möge eine recht zahlreiche Beteiligung an der auf nächsten Sonntag anbcraumten Wahl ein weiteres Zeug­nis geben. Nachdem die bürgerlichen Kollegien in bereitwilligster Weise der Deckung des Defi­zits unserer Kirchenpflege entgegen gekommen sind, so möge diesem dankenswerten Entgegen­kommen für unsere Kirche nun bei den Gemeinde­gliedern ein reges Interesse für die fernere Zu­sammensetzung unseres kirchlichen Kollegiums entsprechen. Daß die Stellung des Kirchenge­meinderats an sich und nach seinem erweiterten Wirkungskreise eine bedeutendere ist, als die des früheren Pfarrgemeinderats, ist schon bet der letzten Wahl vor drei Jahren hervorgehoben worden.

* Altensteig, 13. Juli. Es erbarmt einen wahrhaft, wenn man oft sehen muß, wie es bei einem Bäuerlein, das im Schweiß seines Angesichts vom frühen Morgen bis zum späten Abend arbeitet und sich schlecht und recht durch und vielleicht auch etwas auf die Sette ge­bracht hat, auf einmal den Krebsgang geht und und er von der ererbten oder mühsam erworbenen Scholle weg muß. Und was ist nicht selten die Ursache des Elends? Ein Händler, der ihm mit Raffiniertheit ein Stück Vieh mit allen guten Tugenden" ausgestattet, aufschwatzt, bis dasselbe im Stalle steht und er bald merkt, daß er betrogen ist, sofern dasselbe die gepriesenen Eigenschaften nicht besitzt und er es überhaupt viel zu teuer gekauft hat. Fängt er Prozeß an, so wirft er in der Regel das gute Geld dem schlechten nach, denn der Händler kennt nicht nur alle Geschäftsschliche und Kniffe, sondern auch die einschlägigen Gesetzesbestimmungen ge­nau, um sich sangen zu lassen. Oder aber, er läßt sich auf Tausch- und Nachlaßverhandlungen ein und findet sich dann erst recht in den Krallen gefangen, die ihn nicht mehr loslassen. Das trifft beim Rindvieh- wie beim Pferdehandel zu. In sehr dankenswerter Weise hat auf Anregung des Vereins zur Verhütung des Wuchers das Großh. bad. Ministerium des Innern eine Be­lehrung ausarbeiten lassen, welche den im Tier­handel vorkommenden Uebervorteilungen entgegen­zutreten bestimmt und soweit möglich auch ge­eignet ist. Vielleicht bedarf es nur dieser Zeilen, um auch den einen oder anderen landwirtschaft­lichen Verein zu einem Vorgehen in der ge­dachten Richtung zu veranlassen, der Dank aller Landwirte wäre ihm sicher.

-r. Alten steig, 13. Juli. Auf Anordnung des Arztes und nach Uebereinkunft mit dem Herrn Ortsschulinspektor werden von heute ab die hies. Volksschulen und die Lateinschule ge­schlossen, wegen der gefürchteten Krankheit Diph- theritis. Allem nach will dieselbe, die schon fast seit 1 Jahr ein Schrecken der Eltern ist, sich wieder aufs neue ausbreiten. Auch in Eb- hausen u. a. Nachbarorten giebt es gegenwärtig Diphtheriüskranke. In Besenfeld sind die Schu­len geschlossen wegen Scharlachfieber.

* Alten steig, 13. Juli. Ein seltenes Glück hatte heute Hr. Bäcker Seeger in seinem Stalle. Demselben brachte eine Kuh 3 leben­dige Kälber zur Welt. Dieselben sollen gesund und munter sein.

-r. Nagold, 12. Juli. Der landwirt- schaftl. Beztrksverein hat in den letzten Jahren eine große Thäügkeit entfaltet, die auch von schönem Erfolg war. Vor allem hat sich der Verein damit beschäftigt, die Viehzucht im Be­zirk zu heben und nutzbringender zu zestalteu.