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Amtliches.

Die zweite theologische Dienstprüsung hat u. a. mit Erfolg bestanden: Friedrich Lutz. Stadtvikar in Freudenstadt.

Am Sonntag den 24. Juli wird von Stuttgart nach Berlin und Leipzig ein Sonderzug mit bedeutend ermäßig­ten Fahrpreisen ausgeführt. Derselbe geht in Stuttgart ab 5.35 abends und kommt am 25. Juli vorm. 11 Uhr in Berlin an. Die Fahrpreise III. Klasse betragen für die Hin- u. Rückfahrt nach Berlin 30 Mk. 40 Pf. und nach Leipzig 23 Mk. 20 Pf. Näheres sieheStaats-Anzeiger" Nr. 158.

2 Das Tagesinteresse wird gegenwärtig so zersplittert, daß es schwer ist, allen auftauchenden Fragen gerecht zu werden.

Das Duell Bismarck-Caprivi hat ein ganz anderes Gesicht bekommen, seitdem von den verschiedensten Seiten behauptet wird, daß die Reichsregierung den vielfachen Veröffentlich­ungen in derNordd. Allg. Ztg." fern steht und entschlossen ist, den Kritiken des früheren Reichskanzlers vornehmes Schweigen entgegen­zusetzen. Von dieser Basis ist man indes doch abgewichen, um die Behauptung Bismarcks zu widerlegen, daß Graf Caprivi von jeher der Mann des Zentrums gewesen sei. (DieHamb. Nachr." halten in einem Artikel behauptet, die Beziehungen des jetzigen Reichskanzlers zur Zen­trumspartei seien sehr alten Datums und rei­chen bis in die Zeit derReichsglocke" zurück. Darauf bringt derReichsanz." in seinem nicht amtlichen Teile die Erwiderung:Der Reichs­kanzler Graf v. Caprivi hat bis zu dem Augen­blick, in dem der Kaiser ihn zum Reichskanzler ernannte, nie nach einer politischen Wirksamkeit gestrebt und nie Beziehungen auch nicht anti- bismarcksche zu irgend einer politischen Partei gehabt oder gesucht.") Wo Holz gehauen wird, da fallen Spähne, und so kommt es, daß bet den Preßerörterungen beide Teile ins Ex­treme verfallen und damit der Sache, der sie zu dienen vermeinen, bei vorurteilslosen Beob­achtern den schlechtesten Dienst erweisen.

Der Bismarckstreit hat indessen plötzlich etwas an Bedeutung verloren durch das Inte­resse, das man der Weltausstellungsfrage ent­gegenbringt. Dieselbe ist bekanntlich durch die eifersüchtige Konkurrenz Frankreichs zu einer brennenden Tagessrage geworden. Berlin hat 10 Millionen Mark für den Garantiefonds an- geboten und auch in München hat sich eine Ver­sammlung Industrieller mit allem Nachdruck für die Berliner Ausstellung ausgesprochen. Weitere Versammlungen Industrieller an anderen Orten Hehen unmittelbar bevor und so dürfte die Retchs- regierung schon in nächster Zeit in die Lage kommen, endlich das entscheidende Wort zu spre­chen. Wie die Dinge heute liegen, wird man annehmen dürfen, daß Berlin 1898, Paris im Jahre 1900 seine Weltausstellung haben wird und daß die Vorbereitungen zu beiden Riesen­werken des Friedens eben diesen Frieden für die nächsten acht Jahre und noch darüber hinaus sichern.

Friedensbürgschaften bieten auch die jäm­merlichen Zustände in den inneren Gouverne­ments Rußlands. Das russische Riesenreich wird noch viele Jahre hindurch an den Folgen der vorjährigen Mißernte zu laborieren haben, selbst wenn, was durchaus nicht anzunehmen ist, die Ernten dieses und der künftigen Jahre nor­mal und darüber ausfallen sollten. Es fehlt Lieh, besonders Pferdebestand, und der lange Mangel hat einen großen Teil der Bevölkerung dem Skorbut und dem Typhus verfallen lassen. Dazu dringt von Südosten her der gefürchtete «statische Todesgast, die Cholera. Bei der un­

glaublichen Zerfahrenheit und Langsamkeit der russischen Verwaltung sind die Abwehrmaßregeln gegen die Weiterverbreitung vollkommen unge­nügend und da die entkräftete Bevölkerung der Seuche gegenüber wenig widerstandsfähig ist, so muß deren stärkeres Umsichgreifen befürchtet werden. Wir in Deutschland dürfen dank der stets bereiten Vorsichtsmaßregeln des Reichsge- sundheitsamtes einigermaßen beruhigt sein.

Von sonstigen Fragen der höheren Politik interessieren uns gegenwärtig noch die Parla­mentswahlen in England. Es gewinnt fast den Anschein, als ob die Siegeshoffnungen des 82- jährigen Gladstones nicht getäuscht werden soll­ten. Nicht, daß seine Anhänger für sich allein die Mehrheit im Parlamente erringen würden daran ist nicht zu denken; aber an der Krücke, die ihm die zu erwartenden 90 Iren (Parnelliten und Antiparnelliten) darreichen, wird er aller Voraussicht nach nochmals auf den Ministersessel gelangen und dann seinen Plan Homerule für Irland" (eigenes Parlament und eigene Verwaltung) durchsetzen. Daß er in der auswärtigen Politik alles auf den Kopf stellen wird, was seine Vorgänger gebaut, ist weniger zu fürchten, denn die auswärtige Politik Eng­lands ist nie eine konservative oder liberale, son­dern stets und ständig eine englische. Im Innern aber dürfte Gladstone, wenn er Homerule durch­setzt, schweren Schaden für die Einheit des bri­tischen Weltreichs anrichten.

Laadesuachrichtev.

-r Alten steig, 9. Juli. Beim Bahnhof wird gegenwärtig ein Restaurationsgebäude er­baut. Dieser Tage nun löste sich von dem ab­gegrabenen Berg plötzlich ein ca. 6 Ztr. schwerer Stein, welcher im Fallen dem rasch zur Seite springenden 17jähr. Arbeiter K. die Sohle von einem Schuh hinwegriß. Ums Haar und es wäre um das Leben des jungen Mann geschehen gewesen.

(Eingesendet.) Bei der letzten Feier des Geburtsfestes des Altreichskanzlers Fürsten v.Bis- marck wurde bekanntlich an denselben ein Glück­wunschtelegramm abgesandt. Jetzt ist von Sr. Durchlaucht folgendes Dankschreiben hier ein­gelaufen :Friedrichsruh, 6. April 1892. Für Ihren freundlichen Glückwunsch bitte ich Sie und alle an demselben beteiligten Herren meinen verbindlichsten Dank entgegenzunehmen, v. Bismarck."

-r Wörnersberg, 9. Juli. Bet unserer Schultheißenwahl, die diese Woche vorgenommen wurde, war der Kampf nicht grob. Bauer Joh. Gg. Kalmbach, Sohn des alt Schultheißen Kalmbach, wurde mit 15 Stimmen gewählt. Einige weitere Stimmen zersplitterten sich.

* (VerlängerungderGilttgkettder Rückfahrkarten.) Wie derStaatsan­zeiger" mitteilt, hat der Staatsmtnister der auswärtigen Angelegenheiten, Abteilung für die Verkehrsanstalten, bezüglich der Giltigkeitsdauer der Rückfahrkarten und der Rundreisefahrkarten des inneren Verkehrs mit Wirkung vom 15. Juli d. I. an eine Neuerung getroffen, die für das reisende Publikum von erheblichem Interesse ist. Die Giltigkeitsdauer der Rückfahrkarten wird künftig für den Verkehr mit der dem Ab­gangsort zunächst gelegenen Station, wie bis­her, im übrigen Verkehr aber durchweg zehn Gage betragen. Eine Verlängerung derGillig- keiisdauer durch Sonn- und Festtage ist aus­geschlossen. Der Ausgabetag wird als voller Tag in die Giltigkeitsdauer eingerechnet. Die

Rückfahrt muß spätestens am letzten Tag der Giltigkeitsdauer der Fahrkarte bis um 12 Uhr Mitternacht beendet sein. Die gleichen Bestim­mungen gelten auch für Rundreisekarten des inneren württ. Verkehrs.

* Dürrmenz-Mühlacker, 7. Juli Die mit dem 1. Juli in Kraft getretene Sonn­tagsruhe befriedigt in der Geschäftswelt allge­mein und wird sich auch das Publikum bald an die Verkaufsstunden gewöhnen. Auffallend ist, daß in mehreren Ortschaften die Läden nicht geschloffen wurden, weil die Inhaber das Gesetz nur auf solche Ladenbesitzer bezogen, die Ge­hilfen oder Lehrlinge beschäftigen. Jedenfalls werden dieselben von den zuständigen Behörden auf ihren Irrtum aufmerksam gemacht werden, um vor Unannehmlichkeiten bewahrt zu werden, denn auch in dieser Beziehung wird Unkenntnis des Gesetzes nicht vor Strafe schützen.

* Vom Lande, 6. Juli. (Rückgang der Wirtschaften.) Interessant ist es in welchem Grade in Württemberg innerhalb zehn Jahren die Anzahl der Wirtschaften zurückgegangen ist. In Stuttgart waren es 1880: 659 Wirtschaften, 1890 nur noch 569, in Ulm 1880 347, 1890 nur noch 294. So ist weiter in Reutlingen und Cannstatt die Zahl der Wirtsgeschäfte ziem­lich zurückgegangen, und während im Jahr 1880 in den vier Städren Stuttgart, Mm, Reutlingen und Cannstatt 1292 Wirtschaften bestanden, gab es 1890 nur noch 1107 in denselben, so daß ein Rückgang von 15°/, zu verzeichnen ist. Ein Teil dieser von den Wirten freudig aufgenom­menen Verminderung der Konkurrenz wird woh- auf die schärfere Anwendung des Mtnisterial- Erlaffes über die Bedürsnisfrage zurückzufühl ren sein.

* Rapbach, OA. Weinsberg, 8. Juli. Die Halsbräune, welche schon seit mehreren Wochen hier in vielen Familien ihren unheimlichen Besuch machte und schon mehrere Todesfälle zur Folge hatte, hat aufs neue einem seither glücklichen Elternpaar unsäglichen Schmerz und Jammer bereitet, in­dem demselben in nicht ganz 2 Tagen vier Kin­der im Alter von 38 Jahren wegstarben: am Sonntag abend eines, Montag früh wieder eines, nachmittags ein drittes uns am Dienstag morgen gar noch das vierte. Die ganze Ge­meinde trauert mit den unglücklichen Eltern. Alles ist voll Angst und Sorge um seine Kinder, denn es liegen schon wieder 3 tote hier und etliche im sterben. Die Kunst der Aerzte ist, wie es scheint, machtlos gegen diese Krankheit und ihre verschiedenen Mitkrankheiten.

* (Verschiedenes.) In Niederhofen bei Leutkirch stürzte ein 58jähriger Mann beim Heuaufladen vom Wagen und fiel auf die Deich­sel, wodurch er sich eine Rückenmarksverletzung zuzog, die nach wenigen Tagen seinen Tod herbeiführte. An dem Hanse des Herrn Re­staurateurs H. Schlagenhauff in Winnenden befindet sich ein Traubenstock, welcher mehr als 2000 schön entwickelte Trauben trägt; gewiß ein selten reicher Ertrag. Am Heuchelberg bei Brackenheim ließ ein 13jähriger Knabe einen Stein Hinabrollen, welcher seinen weiter unten verweilenden 9jähr. Bruder traf und derart verletzte, daß er bald nachher starb. In Kirchhetm a. N. wollte am Donnerstag abend der 13jährige Müllerssohn Fr. Trefz mit der Zimmerflinte seines Vaters bei seinem Hause eine Katze erlegen, schoß aber den 6jähr. Sohn des Weichenwärters Weitbrecht so un­glücklich in den Kopf, daß der Tod augenblick­lich eintrat. In Großbottwar fiel am