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Bei der Landung brach Direktor Weygand de« rechten Unterschenkel und erhielt noch mehrere Verletzungen, darunter eine schwere an der Knie­scheibe. Die übrigen Insassen sind durch Quet­schungen und Hautabschürfungen leicht verletzt.

Berlin 7. Aug. Da» von der Heeres­verwaltung bestellte «eue Zeppelin-Luftschiff wird bereit» Ende September zur Ablieferung gelange«. I« dem zwischen der Militärverwaltung und der Zrppelin-Luftschiffbau-Gesellschaft ab­geschloffenen Vertrag find eine Reihe von Be­dingungen gestellt worden, deren wichtigste ist, daß da» «eue Luftschiff eine höhere Eigen­geschwindigkeit aufweisen muß, al« die vordem gelieferten Schiffe diese» Typ». E» wird ver­langt, daß die Eigengeschwindigkeit 1617 Sekundeumeter betrage« soll, wa» gegenüber dem 2 1 eine wesentliche Verbesserung bedeutet. Hinsichtlich de» Rauminhalt» de» neue» Luft­schiffe» ist gefordert, daß er eine« möglichst ge­ringen Umfang erhält, soweit sich die» mit dem starren System vereinbaren läßt. Die Länge de» Luftschiff» soll nicht mehr al« 132 m be­tragen. E» wird die Bezeichnung2 2" erhalten. Der2 1", der in Metz stationiert ist, weist eine Länge von 136 m und einen Rauminhalt von 12000 odw auf. Die übrigen Militär­luftschiffe find in wesentlich kleinere» Dimensionen gehalten al» die de» Typ» Zeppelin. Die Luftschiffe de» Parseval-Typ» find nur zirka 6070 m lang, während die Militärluftschiffe abgesehen von dem Versuchsschiff, da» nur 42 m lang ist etwa» bedeutendere Längeab- meffung aufweise».Ll 1" undLI 2" find je 74 IN lang,N 3" 83 w undLl 4", da» neueste Luftschiff der Militärverwaltung, 90 w.

Berlin 7. Aug. Al» gestern in einem Hotel eine große Hochzeit gefeiert wurde, entstand plötzlich in dem Saale Kurzschluß, wodurch ei« Bohnerfaß explodierte. Ein Haus­diener und eine Aufwärterin wurden von den Flammen ergriffen und stürzten lichter­loh brennend in den Saal. Die Hochzeitsgesell­schaft stob in heillosem Schrecken auseinander. Angestellte» gelang e» mit vieler Mühe die Flamme» zu ersticken. Der schwer verletzte Haus­diener mußte in ei« Kraukenhau» geschafft wer­den, wo er Hoffnung»!»» darnieder liegt. Die Auf­wärterin kam mit leichteren Verletzungen davon.

Petersburg 7. Aug. Die sibirische Pest nimmt im Amurgebiete unter den Pferden und dem Rindvieh der Kosaken einen gefährlichen Umfang an. Man befürchtet, daß die Seuche «ach Westfibirie« überspringen könnte, da» jährlich für viele Millionen Rubel Butter «ach Dänemark und London exportiert._

Vermischtes.

Keine Knallpfropfen mehr auf der Post. Wegen der verschiedenen UnglüäS- fälle, die auch in Süddeutschland, sofin Eutingen

und Pforzheim, bei der Postbeförderung durch explodierende Knallpfropfen Hervorgerufe« wurden, haben die deutschen Postverwaltunge« beschlossen, diesen gefährlichen Artikel, desgleichen die Knall­kapseln, künftig au« der Postbeförderung a«S- zuschließe«.

Wie man in der Flngmaschine steigt und fällt. Einen neuen Höhen- rekord mit der Flugmaschine hat in dev letz­ten Tagen London auf einem Farman-Zwei- decker aufgestellt, der auf dem Feld von Chalon« sich bi» zu 3200 Meter erhoben hat. E» gewährt ein hohe« Interesse, diese» kühne» Flug an der Hand der Taten, die im Journal mitgeteilt wer­den, genauer zu betrachten. An dem Diagramm de« Fluge», wie e» von dem Barometer ausge­zeichnet wurde, fällt zunächst der außerordentliche Unterschied zwischen dem Aufstieg und dem Ab­stieg auf. Während die Linie de« erstrren in einem sanften Bogen in die Höhe geht, fällt die Linie de» Abstiege» fast senkrecht ab. Lorida» hat den Aufstieg in 93 Minuten vollzogen, während er in 11 Minuten wieder zur Erde hinabkam. Die Schnelligkeit de» Abstiege» ist ganz erstaunlich. Man stelle sich vor: daß er 660 Sekunden gedauert hat, und daß in diesem Zeitraum eine Strecke von 3200 Metern zurück­gelegt wurde. Man erhält so eine senkrechte Geschwindigkeit von fünf Metern in der Sekunde: sie würde genügen, vom Eiffelturm in einer Minute und von einem fünfstöckigen Wohnhau» in vier Sekunden zur Erde zu gelangen! Da» ist in Wahrheit ei« Sturz, und e» ist ein Apparat von außerordentlicher Zuverlässigkeit erforderlich, um eine derartige Leistung zu ermöglichen. Dabei steigt der Flieger doch nicht senkrecht ab, sonder» er beschreibt Kurven, so daß di« Schnelligkeit der Bewegung bei der noch längeren Strecke in der Tat »och viel größer ist. Da« Diagramm de» Aufstieges läßt zunächst erkennen, daß er sich mit ungleicher Geschwindigkeit vollzog. Bi» zu tausend Metern hebt sich der Flieger fast ebenso schnell, al» er nachher absteigt. Die Höhe von tausend Meter« hat er in etwa zehn Minute« erreicht. Mit derselben Geschwindigkeit würde er in drei Minuten zur Spitze de» Eiffel­türme» gelangt sein, wa« merklich schneller ist, al» mit dem Fahrstuhl. Von tausend bis zwei­tausend Meter Höhe vermindert sich die Schnellig­keit de» Ausstiege» fast um die Hälfte. Er braucht nahezu zwanzig Minuten, um diese zweite Strecke von lausend Metern zu steigen. Von zweitausend bi» dreitausend Meter wird die Kurve noch weniger steil, der Flieger braucht fast eine ganze Stunde, um diesen letzten Teil de» Aufstiege» zu überwinden. E» sind zwei Gründe, die diese Abnahme der Schnelligkeit im Aufstieg bewirken. Die geringere Dichtigkeit der Luft nimmt der Flugmaschine, deren Tragflächen immer dieselben bleiben, eine« Teil ihrer Trag­fähigkeit. Außerdem vermindert aber auch die

Lust, die weniger reich ist an Sauerstoff bei gleichen Volume«, die Kraft de» Motor». E» ist sogar fraglich, ob e« nicht nötig sein würde, wenn man die höchsten Höhen erreichen wollte, besondere Vorkehrungen zum Ausgleich diese» Mangel» an Sauerstoff zu treffen.

(Sternschnuppen.) Regelmäßig zwischen dem 9. und 12. August jeden Jahre» kreuzt unsere Erde auf ihrer Bahn um die Sonne den Me- teoridenschwarm der Perseiden. Da« Volk kennt die zahlreichen um diese Zeit in heiteren Nächten fallenden Sternschnuppen unter dem NamenDie feurigen Tränen de« heiligen Laurentius". Diese Augustmeteore komme« alle au« derselbe» Rich­tung her, die für unseren Standpunkt durch da» schöne Sternbild de» Perseu» bestimmt ist. Die Stelle am Himmel, au« welcher alle die schießen­de» Sterne in den genannten Nächten zu ent­springe« scheinen, taucht im Steinbild de» Perseu» gegen 9 Uhr abends im Nordosten über den Gesichtskreis empor und nähert sich am frühen Morgen dem höchsten Stand.

Eingesandt.

In Nr. 180 d. Bl. war eine Zuschrift an dieWürttemberger Zeitung" wiedergegeben, worin von Tierquälereien während de« Trans­port» von Vieh mit der Eisenbahn die Rede war. E» sei daher gestattet, an dieser Stelle auf eine andere, aber nicht minder abscheuliche Art von Tierquälerei hivzuweisen, wie sie anläßlich eine» jede« Viehmarkte» in unserer Stadt und ebenso bei jedem Viehverkauf imLöwen" sowie in anderen Orten de» Bezirk» (Hirsau) seitens au»wärtiger Handellleute (wohlgemerkt nicht seiten» unserer Bauern)praktiziert" wird. Sie besteht darin, daß diese Handelsleute ihre zum Verkauf angetriebenen Kühe manchmal 24 Slundea lang vor dem Verkaufstag nicht mehr melke», damit sich die Milch anstaut und die Kühe recht volle große Euter bekommen, wa» diesen, wie jedermann weiß, heftige Schmerzen verursacht. Jede einzelne Kuh soll sich de« kaufenden Bauers­leuten al» eineKapitals-Milchrre" präsentieren. Tierquälerei schlimmster Sorte und Betrug ist die»!

Die zur Verhütung und Bestrafung von Tierquälereien berufenen Behörde« seien hier­mit aus diese Grausamkeit höflich aufmerksam gemacht. Wenn in Zukunst die Behörden durch ihre Organe Herr Polizei-Wachtmeister Bieder­mann ist Vertrauen»mann der hiesigen Ortsgruppe de» Tierschutz-Verein» den in Frage kom­mende» Tierschindern die»bezüglich recht scharf auf die Finger sehen lassen, so ist der Zweck vorstehender Zeilen erreicht. Den Haudrl»leute» aber, die meistens alle streng mosaischen Glauben» find, seien hiermit die Worte in» Gedächtnis zurückgerufen:

DerGerechte erbarmet sich auch seine» Vieh'»!"

Ein Tierfreund.

Amtliche und Privatauzeigm.

Calw.

Bekanntmachung,

betr. den wohnsteuereinzug für

In den nächsten Tagen findet durch die mit gemeinderätl. Beschluß hiezu beauftragte Schutzmannschaft der Einzug der Wohnsteuer für da» Steurrjahr 1911 statt. Solche beträgt für einen Mann 2 und für eine selbständige Frauensperson 1

Für die Steuerpflicht auf das ganze Jahr ist der Wohnsitz in der Gemeinde Calw am 1. April 1911 maßgebend. Mt diesem Zeitpunkt war die Steuer in ihrem ganzen Betrag zur Zahlung verfallen.

Calw, den 7. August 1911.

Stadtpflege:

Dreher.

K. Forstamt Hirsan.

NNtlftmmhih-, Angm-, SchWnWi- md Keißr- Sndmf

am Donnerstag, den 10. August, vorm. 9 Uhr im Gasthaus zum Anker in Ernstmühl aus Staatswald Alt­burgerberg Abt. 1 Alsenbrunneu, 2 Hohersteiu, sowie au» Distr. Lützen­

hardt, Abt. 1 Brandhalde, Ausschuß Abschnitte, 4 Stück mit 2 Fm. II. u. HI. Kl. Ftchtenstangen: Baustangen Stück 191 ls, 208 l d, 79 ll. Kl. Hagstangen Stück 192 l., 193 ll. Kl. Schichtderbholz: Anbr. Rm. Buchen 16, Nadelholz 5; ferner 1 Flächenlos ge­schätzt zu 50 Nadelholzwellen.

Ferner kommt zum Verkauf der zu 6 Rm. MooSstreu geschätzte Graben- auSschlag des grasigen Wegs im Alt­burger Berg.

Bad Liebenzell.

ekkmf eimKnkimechdnk.

Im Konkurse des Wilhelm Schnurr, Fabrikanten in Liebenzell, kommt dessen Anwesen au der Furth in den Bad­wiesen, Markung Liebenzell, nämlich Geb. Nr. 146 se Wohnhaus, Fabrikgebäude, Radstube, Magazin, Remise und Hofraum 13 s 18 qm

Parz. Nr. 273, Garten 2 60 .

275, Gemüsegarten 5 , 16 .

. 276s Wiese und unbest. Weg 18 , 41

Bach Nr. 9, Ablaufgraben -- , 14

samt allem Zubehör am

Dienstag, de« 15. Angnst 1S11, nachmittags 3 Uhr,

auf dem Rathaus in Liebenzell aus freier Hand im öffentlichen Aufstreich zur Versteigerung.

Das Anwesen liegt in der Nähe deS Bahnhofs, es besitzt eine kleine aber konstante Wasserkraft von etwa 4'/, Pferdekräften und ist mit allen not­wendigen Maschinen eingerichtet; es bietet auch «och Raum für einen größere« Neubau. DaS Anwesen ist im ganzen geschätzt zu 40 000

Die Zahlungsbedingungen können günstig gestellt werden; bei annehm­barem Gebot erfolgt der Zuschlag sofort.

Liebhaber, fremde mit obrigkeitlichen BermögenSzeugniffeu versehen, find eingeladen mit dem Bemerken, daß nur diese eine AufstreichSverhaudlung stattsindet.

Calw, den 5. August 1911.

Konkursverwalter:

Bez.Notar Feucht.