Laudesaachrichteu.

-r. Altensteig, 26. Mai. Die herrliche Frühlingswitterung verlockte heute viele Natur­freunde zu größeren Ausflügen. So kam das Casino von Freudenstadt (30 Personen) heute vormittag hier an. Die Mitglieder ließen sich führen bis Sptelberg und von dort machten sie den Weg hieher zu Fuß. Im Gasthof zum grünen Baum nahmen sie einen Imbiß zu sich, der sie sichtlich befriedigt hatte. Um 1.38 gings nach Nagold und von da abends per Bahn nach Hause. Von Calw machte der Turnverein eine Fußpartie hieher. Nach langem aber durch seine Schönheiten sich lohnen­den Spaziergang kamen die Herren hier an. Sie machten im Gasthof zur Traube Mittag und sahen sich darauf die hiesige Stadt mit nächster Umgebung an. Die Heimfahrt war abends 6.18. Auch den hiesigen Familien­kranz lockte das schöne Wetter hinaus. Ueber 30 Mitglieder machten unter Führung ihres um das Wohl des Familienkranzes so besorgten H:n. Vorstands Stadtwundarzt Vogel einen Ausflug nach Bad Röthenbach. Die Partie vom Bahnhof in Nagold durch den Wald war gar nicht übel und in Röthenbach mar für guten Stoff gesorgt. Die hiesige Stadtmufik spielte und rrug ihre schönen Stücke wirklich hübsch vor. Bald kam in die jüngeren Mitglieder Tauzlust und im Freien wurden die Tanzbeine geschwungen. Gegen 7 Uhr machte sich die fröhliche Gesellschaft in den Gasthof z. Hirsch in Nagold, wo Hr. Maier, ein talentvoller Schauspieler aus Stuttgart, der sich dem Ausflug angeschlossen hatte, mehrere komische Stücke zum besten gab; er erntete hiefür großen Beifall und Dank. In allgemeiner Fröhlichkeit und Heiter­keit wartete man die Heimfahrt des letzten Zuges ab. Die anwesenden Herren. von Na­gold sagten dem Familienkranz einen baldigen Besuch in Altensteig zu.

-r. Wörncrsberg, 26. Mai. Heute am Himmelfahrtssest wurde unser Ortsvorsteher Burghard zu Grabe getragen. Erst 55 Jahre alt war der Verstorbene und nur 10 Jahre lang war er im Dienst der Gemeinde als Ortsvorsteher, vorher war er 10 Jahre lang Gemeindepfleger hier. Aber diese 13 Jahre genügten, um zu erproben, welch tüchtigen Mann die Gemeinde durch ihre damalige Wahl zum Ortsvorsteher gewählt, und Thatsache ist's, daß der Dahingeschiedene es neben seiner gewissenhaf­ten Pflichttreue und Berufsthätigkeit auch durch feinen Charakter verstanden hat, sich allgemein die Achtung und Liebe nicht nur seiner Gemeinde­angehörigen, sondern auch aller, die mit ihm in Berührung kamen, zu erwerben. Kein Wun­der wars, daß auch die Teilnahme bet seinem Tode eine allgemeine und die Leichenbegleitung heute eine solch' große war, wie man hier noch keine gesehen hat. Gewiß wird das Andenken des edlen Mannes noch lange ein gesegnetes sein.

* Tübingen, 24. Mai. Letzten Sonntag tagten hier unter Vorsitz des Herrn Stadt­

schultheißen Glükher von Rottweil die Gemeinde- korporations-Beamten des Schwarzwaldkreises. Vorstand und Ausschuß wurden wieder durch Zuruf gewählt, an Stelle eines verstorbenen Ausschußmitgliedes wurde Herr SchultheißFischer von Aldingen designiert. Demnächst folgten verschiedenerlei Besprechungen über die Besser­stellung der Gemeindekorporationsbeamten, ins­besondere der VerwalLungsaktuare, über die Pensionsfrage u. a. m. Bei der Landes-Ver- sammlung sollen diesbezügliche Anträge vor­gebracht werden. Calw wurde als Ort für die nächste Zusammenkunft im September bestimmt.

* Stuttgart, 21. Mai. Namens des Ausschusses des württ. Katholikentages erläßt dessen Vorsitzender, Graf Rechberg-Rothenlöwen, einen Aufruf an die Katholiken Württembergs, in dem die Geschichte der Männerordenseingabe vom Ulmer Katholikentag an bargelegt wird. Die bekannten Audienzen beim Ministerpräsiden­ten und Kultusminister haben nach dem Aufruf nichts weiter erreicht,als notdürftige Angaben unzulänglicher Gründe" für die Ablehnung der Eingaben. Die Katholiken fassen die Ordens­frage lediglich und ausschließlich als eine rein kirchliche Angelegenheit auf,welche Anders­gläubige durchaus nicht berührt und deshalb auch in keinerlei Weise bei denselben Mißtrauen oder Beunruhigung oder Verletzung Hervorrufen kann." Der Ausschuß des Katholikentages glaube nun eine doppelte Pflicht erfüllen zu müssen: 1) Wir wahren unserem kathol. Volke feierlich sein gutes Recht, das göttliche Recht seiner Kirche, die höchste Blüte ihres religiösen Lebens in den Männerorden auch in unserer Diözese zu entfalten, das natürliche Recht sei­ner Söhne, sich zu gemeinsamer Befolgung der evangelischen Räte auch innerhalb der Grenzen der Heimat zu vereinigen, die verfassungsmäßige Autonomie der Kirche in Betreff ihrer inneren Angelegenheiten, zu denen auch das klösterliche Leben gehört, das gesetzliche Recht des Bischofs auf Einführung von Männerorden, das eine Auslegung und Handhabung nicht erträgt, die es auf unabsehbare Zeit illusorisch und das Wort des Gesetzgebers zu einem bloßen Schau­gericht machen würde, die wahre Gleichberech­tigung mit Andersgläubigen, die kathol. Dinge nach kathol. Grundsätzen, nicht nach den An­schauungen Andersgläubiger zu bemessen gebietet. 2) Wir fordern das kathol. Volk auf, mit uns unentwegt auf diesem seinem guten Recht zu beharren, zu seiner Erkämpfung in Versamm­lungen und Vereinen sich immer inniger zusam­menzuschließen, bei jeder Gelegenheit mit allen gesetzlichen Mitteln, mit Rede, Schrift und bet Ausübung der staatsbürgerlichen Rechte darauf hinzuardeiten, daß ihm und seiner Kirche endlich ihr Recht werde zur Ehre Gottes, zur Blüte der Kirche, aber auch zum Wohl des Staates und zum Heil des gesamten Volkes.

* Die bürgerlichen Kollegien in Ulm haben für den festlichen Empfang des Königs und

der Königin einstimmig die Summe von 10000 Mark bewilligt.

* (V ers chiedenes.) ImVöhrtnger Gemeindewald stürzte ein Mann, der mit dem Ausasten der Bäume beschäftigt war, von einer Tanne herab und brach das Genick. In Ebingen wurde einem Radfahrer sein Velo- ciped, welches er vor einer Wirtschaft angelehnt hatte, weggenommen und in die Schmiecha ge­worfen. Wertvolle Briefschaften, welche sich im Täschchen befanden, wurden herausgerissen und verschleudert. In Stuttgart wurde eine Putzerin festgenommen, welche in einem Versatzhaus verschiedene Gegenstände im Wert von 153 Mk. gestohlen hat. Auf demVieh- markt in Heilbronn verlor ein Bauer aus dem Oberamt Weinsberg 900 Mk. in Papier­geld. Ein in Stuttgart in der Lehre sich befindlicher, 15jähriger Bäckerlehrling aus Nagold, sprang am Montag abend in den Neckar; er konnte jedoch noch rechtzeitig ge­rettet und wieder zum Leben gebracht werden.

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* Mannheim, 25. Mai. In Ueberlingen wurde der Bäckermeister Laug von seiner Frau und seinem Gesellen, welcher mit Ersterer ein Liebesverhältnis unterhielt, vergangene Nacht ermordet. Die Mörder sind geständig.

' Die nationalliberale Partei feierte dieser Tage in Eisenach das Fest ihres 25jährigen Bestehens.

»Berlin, 25. Mai. Die Ahlwardt'sche BroschüreJudenflinten" wurde auf Anordnung der Staatsanwaltschaft heute vormittag in sämtlichen Buchhandlungen von der Polizei konfisziert.

* Berlin, 26. Mai. Oberbürgermeister v. Focckenbeck ist heute nachmittag 3V- ilhr in­folge eines Schlaganfalls verschieden.

* Die Ankunft der beiden Königinnen der Niederlande am Kaiser-Hose wird am Montag, den 30. d. abends in Potsdam erfolgen.

* In politischen Kreisen Berlins betont man gegenüber dem dieser Tage in Paris ver­breiteten Gerücht, über die angebliche Absicht der deutschen Regierung, im Hinblick auf die bevorstehenden Festlichkeiten in Nancy den Paß­zwang in Elsaß-Lothringen wieder einzuführen, daß die deutsche Regierung diesen Festen nicht die Bedeutung beilegt, um zu solchen Maßregeln zu greifen. Gegenüber etwaigen Ungehörigkeilen, die sich im Anschluß an jene Vorgänge auf deutsches Gebiet fortpflanzen sollten, gebe es auch sonst genügende Mittel der Abwehr.

* Wie derKreuzzeitunx/* gemeldet wird, teilt ein inGotha eingetroffener Bericht von Dr. Stuhlmrnn über den Zug Emin Pascha's nach der Aequatorialprovinz die fast völlige Erblin­dung Emins mit.

* Zu gunsten der weltlichen Herrschaft des Papstes wollen bekanntlich die Anhänger des Zentrums am 7. Juni d. in Fulda demon­strieren. Nach demHamb. Korr." soll bei

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Sohn besaß, während die Zofe meiner Frau die Mutter eines Mädchens war. Die beiden jungen Leute sahen sich und hatten die Frechheit, hinter meinem Rücken eine Liebelei anzufangen.

Ich erfuhr dies, ließ Feodora auspeitschen und schenkte sie an den jüngsten Dolgorucki, obgleich sie mit Stephan heimlich vermählt war, wie der Sklave hieß, der so frech war, gegen meinen Willen sich zu verheiraten. Damit wäre die Sache abgemacht gewesen, wenn Stephan mir nicht fortgelaufen wäre, um seine Frau zu besuchen. Ueber solchen Ungehorsam ergrimmte ich, und jeder wird mir zugestehen, mit Recht; aber ich ging in der Strafe zu weit. Als Dolgorucky ihn mir aus- lieferle, ließ ich ihn nackt und gebunden in einen Ameisenhaufen legen. Am folgenden Tage kam ich dort vorbei, er leMenoch; aber er sah ent­setzlich aus. Ich schauderte, obgleich es nur ein Sklave war. Da erhob er sich und heulte und ich meinte heute Nacht ihn wiederzusehen: Fürst Iwan Chowansky, die Stunde der Vergeltung wird schlagen. Der letzte deines Geschlechtes, wirst du in Schande dahinfahren und droben werde ich als dein Ankläger dich erwarten."*)

Bet dieser Beichte schauderte Jury zusammen.Und was wurde aus Feodora?" fragte er.

Dolgorucki fand sie niedlich, und da entfloh sie. In ihrem Ver­stecke soll sie einem Mädchen das Leben geschenkt haben, das Marfa hieß und die Frau Jlga Rastns wurde, des Bruders Stenkas."

Des Verfluchten," setzte der Pope hinzu.

Der Pope hatte die Absolution über die Fürsten ausgesprochen als Miloslawsky wieder erschien und die Frage that, ob sie zu dem letzten Gange bereit seien.

') Dieser Vorfall und die Prophezeiung * sind historisch und so charakteristisch, daß der Verfasser ste nicht dem Leser vorenthalten wollte, so furchtbar die That ist.

,da wir Gott unsere Seelen em

Wir sind es," sagte Jury, pfohlen hahen."

In diesem Augenblick ließ sich Trommelwirbel in der Ferne vernehmen.

Unwillkürlich flogen die Blicke der Anwesenden durch das Fenster auf die Straße von Moskau. Dort zeigte sich aber nichts. Das Pikett, welches Iwan bemerkt hatte, als er im Morgengrauen an das Fenster getreten war, hatte auch noch seine Stellung beibehalten.

Sollten die Strelzt auf einer anderen Straße herangezogen sein?"

Diese Frage, welche sich den Fürsten Chowansky entgegenstellte, wurde ihnen beantwortet, indem Gregor Miloslawsky alle Zweifel be­seitigend erklärte, daß die Trommeln von dem Regiment herrührten, welches man später erwartet hatte.Ich sage das, damit ihr euch nicht vergeblichen Hoffnungen hingeben mögt," fügte er hinzu.

Iwan wie Jury Chowansky gaben keine Antwort, sie folgten schweigend dem Voranschceitenden, in ihrer Mitte der alte Geistliche.

Auf dem Schloßhof war das Schafott errichtet.

Zehn Minuten später hatte Jury als der letzte seines Geschlechtes zu leben aufgehört.

17.

Das Muttergottesbild.

Die Kunde von der Hinrichtung ihrer Feldherren, der Fürsten Chowansky, traf die Strelzi auf ihrem Marsche nach Wosdwischansko um die elfte Stunde des Tages, etwa eine Meile von dem Dorfe ent­fernt. Sie war nicht sehr dazu angethan, die Krieger uiederzuschlagen. Ein wahres Wutgebrüll durchlief die Reihen, man schwur für me Hin­gerichteten blutige Rache.Wir werden alle vertilgen," schrieen sie, und der Pöbel, welcher den Heereszug begleitete, johlte in der entsetzlichsten Weise.

(Fortsetzung folgt.)

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