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Samstag den 28. Wai
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Für den Monat Juni
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Amtliches.
Bestätigt wurde die Wahl des Verwaltungs-Aktuars Johs. Vetter von Bondorf zum Schultheißen dieser Gemeinde.
Auch in diesem Sommer werden seitens der meteorologischen Zentralstation in Stuttgart telegraphische Witterungsvorhersagen an Gemeinden, Korporationen, Vereine und Privatpersonen ausgegeben. Interessenten verweisen wir auf die diesbezügl. Bekanntmachung im „Staats-Anz." Nro. 121.
Gestorben: Gipser Proß, Ottenbronn; Verwaltungs-Aktuar Keller, Alpirsbach.
D Gegen die Berliner Weltausstellung machen sich nun allgemach, nachdem die erste Hochflut der Begeisterung verlaufen ist, die man der neuen großartigen Idee entgegenbrachte, Bedenken der schwerwiegensten Art geltend. Es sind dies Bedenken, die eigentümlicherweise in dem bekannten lauwarmen Schreiben des Reichskanzlers an den Berliner Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes mit keiner Silbe berührt worden sind, die aber dennoch bei der schließ- lichen Entscheidung über die Frage nicht ohne Einfluß bleiben werden.
Diese Bedenken beziehen sich auf die sozialen Folgen, die eine Berliner Weltausstellung nach sich ziehen würde. Während nämlich abgewartet werden muß, ob die erwarteten günstigen Resultate für die deutsche Industrie und den deutschen Handel wirklich eintreten, die man sich verspricht, bleiben die schlimmen sozialen Folgen sicherlich nicht aus. Und damit muß gerechnet werden.
Schon die Inangriffnahme der gewaltigen baulichen Neuschöpfungen, die als Vorbedingung einer Weltausstellung unerläßlich sind, werden, wie die,Schles. Zig/ sehr richtig ausführt, jahrelang bis zur Vollendung dieser Bauten
neue Arbettermassen nach der Reichshauptstadt locken und deren Arbeitskraft den Provinzen und vornehmlich der Landwirtschaft entziehen, die namentlich im Osten der Monarchie, ohnehin infolge des zunehmenden Arbeitermangels in die bedrängtkste Lage geraten ist. Daß diese zugezogenen Scharen nach Schluß der Ausstellung Berlin wieder verlassen und ihre bisherigen Arbeitsorte wieder aufsuchen sollten, ist keineswegs anzunehmen. Die Erfahrung lehrt das Gegenteil. Sobald sich ländliche Arbeiter erst in das großstädtische Proletariat eingegliedert haben, sind sie für die Landwirtschaft verloren. Diesen Vorgang sehen wir auch ohne Weltausstellung schon jetzt in von Jahr zu Jahr wachsendem Umfange sich vollziehen. Da nun aber die aus Anlaß der Weltausstellung nach Berlin geströmten Arbeiterscharcn nach Schluß der Ausstellung jedenfalls nicht mehr in der bisherigen Weise beschäftigt werden könnten, so wäre eine dauernde wesentliche Vermehrung des beschäftigungslosen Proletariats der Residenz unausbleiblich; dieses Proletariat ist bereits gegenwärtig eine Kalamität für Berlin, deren Beseitigung die städtischen Behörden noch im letzten Winter mit im ganzen geringen Erfolge beschäftigt hat.
Der „Arbeitsmangel" in Berlin und der „Arbeitermangel" auf dem Lande würden nach Schluß der Ausstellung stärker als je zuvor hervortreten und eine andere Folge wäre das Ueberwuchern der Bauspekulation, das sich schon jetzt, wo der Gedanke sich kaum zu einem Plan verdichtet hat, in der unangenehmsten Weise bemerkbar macht. Ohnehin schon leidet die Reichshauptstadt an den Folgen ihres rapiden Anwachsens in den letzten Jahrzehnten. In den Großstadtverhältnissen Berlins treten die Wirkungen der gewaltigen Veränderungen deutlich zu Tage, welche die letzten 25 Jahre in dem politischen Leben und in der internationalen Stellung des deutschen Volkes zu Wege gebracht haben. Plötzlich und nahezu unvermittelt ist Deutschland von einem geographischen Begriff zur Bedeutung einer maßgebenden Großmacht emporgestiegen und ebenso rapid ist Berlin aus
einer mäßig großen Landesresidenz zu einer Weltstadt ersten Ranges emporgewachsen. Jahrzehnte werden dahingehen, ehe Deutschland in ausdauernder organischer Einzelarbeit sich seinen neuen nationalen Besitz dauernd gesichert haben wird, und ebenfalls Jahrzehnte lang muß es dauern, bis Berlin die ihm infolge der gewaltigen Veränderungen in der politischen Machtstellung der Nation locker eingefügten Bevöl- kerungs- und Kapitalmassen zu einem organischen und historisch berechtigten Ganzen wird zusammengeschweißt haben. Das Ungesunde, Pilzartige im Emporwachsen Berlins tritt dem aufmerksamen Beobachter in der Hauptstadt des Reiches auf Schritt und Tritt entgegen, namentlich in den Wohnungsverhältnissen. Ist es nicht charakteristisch, daß hohe Würdenträger des Staates u. Hofes, die Vertreter alter und reichbegüterter Geschlechter, deren Namen auf den Ruhmesblättern der Geschichte Preußens verzeichnet stehen, die zweiten und dritten Stockwerke bewohnen, während in der ersten Etage sich die Familien reichgewordener Viehhändler aus dem Osten, ehemaliger Gemüsegärtner und aus der Provinz zugezogener Börsenjobber eingemietet haben?
Alle diese treibhausartigen Erscheinungen, die verhältnismäßig schnell eingetreten sind und die sich noch keineswegs „eingebürgert" haben, würden durch den gewaltigen Zustrom neuer Arbeiter- und neuer Kapitalsmafsen, wie sie eine Weltausstellung bedingt, nur noch in gesteigertem Maße sich zeigen und der vorübergehende Nutzen, den Gasthofs- und Kneipenbesitzer, sowie ein beträchtlicher Teil der Berliner Geschäftsleute von den Fremden haben würden, kann denn doch nicht gegen die schweren sozialen Schädigungen und Gefahren eingetauscht werden, die gerade eine Weltausstellung in Berlin im Gefolge haben müßte. Der Plan will daher mindestens noch sehr reiflich überlegt sein, ehe Reichs-, Staats- und kommunale Behörden freudigen Herzens zustimmen und aus dem allgemeinen Steuersäckel zum Gelingen beitragen sollen.
Der Jets des Verfluchten. (Nachdruck
(Historische Erzählung von W. Grothe.)
«Fortsetzung.)
„Sind dieselben nicht vortrefflich?" fragte Miloslawsky.
Iwan Chowansky zuckte mitleidig die Schultern. „Stümperarbeit, welche die Strelzi tm Augenblick überwunden haben werden," lautete die Antwort.
„Nun, wir werden, sie zu verteidigen, das möglichste thun," bemerkte jener; „und Ihr habt ja die Klingen der treuen Bojaren empfunden."
Iwan zuckte wiederum verächtlich die Schultern. „Ihr wäret ja auch zehn gegen einen: das Verhältnis wird ein anders sein, wenn die Strelzi nahen."
„In der That? Und Ihr freut Euch wohl, sie zu empfangen? Leider bin ich dazu ersehen, daß ich Euch diese Lust benehmen muß, indem ich Euch melde, daß unsere erhabene Regentin das Urteil des Kriegsgerichts bestätigt hat und daß dasselbe sogleich vollzogen werden wird. Bereitet Euch, die Stunde Eures Todes wird bald schlagen."
Nach diesen Worten zog Gregor das Todesurteil hervor und verlas es, während seine Augen die Züge der Feinde beobachteten; doch wurde ihm nicht die Freude, daß er die Fürsten Chowansky mutlos gesehen hätte. Iwan, der die Qualen der Todesangst in der Nacht empfunden hatte, blieb jetzt völlig kalt.
„Es ist gut — wir werden bereit sein," sagte er, ohne daß die Stimme erzitterte.
Gregor Miloslawsky gestand sich, daß er tapferen Männern gegen- überstehe, und so fuhr er im Tone der Achtung fort, die sich die Haltung der Chowansky errungen hatte, daß der Pope sogleich eintreffen werde, um sie für den ernsten, letzten Gang vorzubereiten, durch den sie
ihre Schuld sühnen würden. Dann entfernte er sich. Vater und Sohn blieben wieder allein zurück; sie schauten sich an und fielen sich in die Arme.
„Du stehst, ich hatte recht," sagte Iwan; „es geht zum Tode." Er schauderte.
Jury seufzte. „Ich hoffte auf Makom und die Strelzi. Ich habe mich getäuscht."
„Die große Menge ist nichts ohne den Führer. Der Wille regiert sie, der Wille des einzelnen. Wärst du in Moskau geblieben, sie wären schon hier. Doch keine Vorwürfe." Er betrachtete den Sohn mit erstaunten Blicken.
„Was schaust du mich so groß an?" fragte dieser.
„Ich bewundere deine Ruhe. Du hast die Hoffnung noch nicht aufgegeben ?"
„Doch, mein Vater; ich hoffe nur noch auf Gott." Er wies gen Himmel; dann, eine Thräne im Auge zerdrückend, fuhr er fort: „Meine arme Kathinka!"
Bald darauf trat der Pope des Dorfes in das Gemach. Es war ein einfacher, schlichter Mann von hohem Alter. Er verneigte sich tief vor den Fürsten.
„Ich soll euch, meine Herren, zum Tode vorbereiten," sagte er. „Wie wäre ich das aber im stände, so hochgebietenden Fürsten gegenüber?" Die Demut, welche sich in seiner zitternden Stimme aussprach, ergriff die beiden Verurteilten.
Sie erklärten, daß sie ihn gern zu ihrem Beichtvater machten, und der alte Mann schickte sich sonach an, die Beichte des alten Fürsten zu vernehmen. Dieselbe war nicht kurz und doch war es nur ein ihn quälender Frevel, den er beichtete.
„Auf meinen Gütern," sagte er, „lebte ein Leibeigener, der einen