! sind gestern nachmittag 4 Uhr auf der Kaiser- ! Yacht „Polarstern" nach Dänemark abgereist.
* Wie ans Warschau gemeldet wird, sind von 98 Teilnehmern an den Unruhen von Lodz die eine Hälfte wach Sibirien verbannt, die andere Hälfte in der Citadelle von Warschau interniert worden.
* New-Jork, 18. Mai. Der Mörder Joseph Tice wurde heute früh im Auburn-Ge- fängnis mittels Elektrizität hingerichtet. Die
l Gefängnisbeamten erklären, daß die neue Methode sich diesesmal in jeder Hinsicht bewährt habe. Die Stärke des Stromes betrug 1720 Volts und nachdem der Strom 15 Sekunden gewirkt hatte, sank der Körper des Hingerichteten zurück. Der Strom wurde noch zweimal geschlossen, allein die Aerzte erklärten, daß der Tod sofort eingetreten sein müsse. Der Delinquent hatte keinen Ton von sich gegeben und sein Gesicht war unverändert.
Zar Teufelsaustreibung in Wemdiag
! erhält die Protestant. „Südd. Landpost" folgende aufklärende Bemerkungen: „Der katholische Vater des angeblich besessenen Knaben, der Müller Zilk, diente früher in der Mühle zu Waizendorf und heiratete dann ein protestantisches Mädchen. Später kauften die Leute die Oberlottermühle bei Wehlmeusel in der Pfarrei Feuchtwangen. Das Einvernehmen der Ehegatten währte so lange, bis die Mutter des Müllers Zilk Aufenthalt bei ihrem Sohne nahm. Von da an schreiben sich die Bestrebungen des Zilk, seine Kinder der katholischen Kirche zuzuführen. Die protestantische Frau des Zilk hat in jener Zeit wiederholt in Feuchtwangen unter Thränen geklagt, wie schlecht es ihr von ihrem Manne gemacht werde, weil sie nicht in die katholische Erziehung ihrer Kinder willige. Damals war die Frau noch fest auf ihrem evangelischen Glauben. Allein bald war das arme Weib so eingeschüchtert durch ihre Schwiegermutter und ihren Mann, daß sie überhaupt keine Meinung mehr zu äußern wagte. Man hörte bald, die alte Zilk sei eines Tages während des Unterrichtes in die Schule zu Dentlein, die der älteste Knabe besuchte, gekommen, habe das Kind aus der Bank gerissen, und nach dem eine halbe Stunde entfernten Großohrenbrunn geschleppt, um es dort der katholischen Schule zu übergeben. Es ist kein Wunder, wenn infolge der gewalttätigen Behandlung und der Hetzereien der alten Zilk der ohnehin nervenschwache und in eine ganz andere räumliche und religiöse Umgebung versetzte Knabe nun wirklich nervenkrank und von hysterischen Krämpfen befallen wurde. Freilich behaupten Manche, die den sonst ganz durchtriebenen Knaben lange Zeit beobachten konnten, es habe sich mit diesen Anfällen ein gut Teil Verstellung verbunden. Man muß wissen, mit was für Geisteskindern man es bei dem Müller und seiner Mutter zu thun hat, wie z. B. der Müller Zilk, wenn ihm Gänse verendeten, zum
Totengräber in Feuchtwangen kam, um sich Nägel von ausgegrabenen Särgen als Mittel gegen das Gänsesterben zu holen — man muß das wissen, um zu begreifen, daß es bet diesen Leuten sofort feststand, die Krankheit des Kindes beruhe auf „Verhexung", und daß sie dann auch nicht vor der Nichtswürdigkeit zurückscheuten, eine benachbarte Frau als die Anstifterin des Unheils zu bezeichnen, das durch getrocknete Birnen (Hutzeln) verursacht worden sein soll, welche die Frau den an Fastnacht verkleidet in ihr Haus gekommenen Zilk'schen Kindern durch ihre Magd reichen ließ!!" — Der Artikel der „Südd. Landpost" wendet sich hierauf gegen den Pater Aurelian und fährt dann fort: „Wo die Ursache der angeblichen Besessenheit des Knaben erläutert wird, sagt Pater Aurelian, die Protestanten hätten den Zilk wegen seiner geänderten Kindererziehung zu ruinieren gesucht. So soll Niemand mehr bei ihm haben mahlen lassen — eine vollkommene Lüge! Wir müssen diese üble Geschichte, für die es hoffentlich in Bayern auch noch einen Strafrichter gibt, auch unsererseits aufs Tiefste beklagen. Nicht nur ist durch sie eine brave, wackere Familie in ihrer Ehre gewissenlos gekränkt, sondern es wird auch bet den Dummen unter unseren Protestanten dadurch der ntchtswürdige Hexenwahn neue Nahrung schöpfen. Laufen denn nicht schon jetzt diese Dummen, wenn im Schwein- oder Kuhstall etwas fehlt, zu irgend einem katholischen Pfarrer und lasten sich um schweres Geld etwas „Geweihtes" geben, das dann in zauberischer Weise das Uebel beseitigen soll!?" In derselben Angelegenheit bringt die „Südd. Land- Post" folgende Meldung: „Der Ehemann der als Hexe bezichtigten Frau Herz von der Oberlottermühle bei Feuchtwangen hat beim Landgericht Ansbach die Klage wegen Ehrenbeleidigung gestellt'). Bezeichnend ist, daß er von verschiedenen Rechtsanwälten abgewiesen wurde, bis endlich einer sich fand, der seine Klage vertreten wird. Der Name „Drude" gilt in dieser Gegend als höchster Schimpf und wird gleichbe- deutend mit Hexe genommen."
*) Bekanntlich hat auch das protestantische Konsistorium in Bayern Erhebungen über den Unfug von Wemding in die Hand genommen.
Haus- und Landwirtschaftliches.
* Vom Lande, 28. Mai. Rosenfreunde werden darauf aufmerksam gemacht, daß an den Rosenstöcken im Freien jetzt schon sehr viele Raupen zu finden sind, die an dem noch sehr zarten Laub und an den sich bildenden Knospen bereits recht empfindlichen Schaden anrichten. Da das Laub sich noch nicht vollständig entwickelt hat, so ist es notwendig, daß die Stöcke gründlich visitiert werden, weil die schädlichen Würmchen vielfach in den noch zusammenge- wickelten Blättchen sitzen.
Handel und Berkehr
* Stuttgart, 23. Mai. (Landesprodukten- Börse.) Die Börse ist gut besucht, der Umsatz
ist infolge Eintritt größeren Bedarfs ca. 20 OOS Ztr. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, russisch Mk. 20.25 bis 22, Wilwoky Mk. 21.30, bulgar. Mk. 20.50 bis 20.75, Kansas Mk. 20.50 bis 20.75, rumän. Mk. 21.57, Mk. 20.75,
bayr. Mk. 22, Kernen Mk. 23, Dinkel Mk. 14.60 bis 15, Gerste Ungar. Mk. 19.50, Nördl. 19.75, Haber In. Mk. 13 bis 14.90, Mais mexed Mk. 13.10 b's 13.20. Mehlpreise Pr. 100 Kilogr. inkl. Sack bei Wagenladung: Suppengrtes: Mk. 34.50, Mehl Nc.0:Mk.34 bis 35, Nr. 4: Mk. 32 bis 33, Nr.2:Mk. 31 bis 32, Nr. 3: Mk. 29.50 bis 30, Nr. 4:Mk. 26.50 bis 27. Kleie mit Sack 9 Mk. pr. 100 Kilo je nach Qualität.
Vermischtes.
* (Texanische Rechtsprechung.) In einem Orte am oberen Colorado war ein Mann erschossen worden. Der Körper ward zur Stelle gebracht. Die Geschworenen untersuchten ihn genau und fragten den Arzt: „Wo traf ihn der Schuß?" — „Gerade in's Herz." — „Genau in die Mitte des Herzens?" — „Gerade in den Mittelpunkt." — „Wer erschoß ihn?" — „Jack Daniels." Ein Dutzend Zeugen erklärte, daß Jack den Schuß gethan, und Jack selbst räumte es ein. Die Geschworenen berieten eine Zeit lang. „Nun, meine Herren Geschworenen," sagte der Leichenschauer, „wie lautet Ihr Urteil?" — „Herr Richter, wir sind zu dem Schluß gekommen, daß Jack Daniels — der beste Schütze in der Gegend ist."
* (Revanche.) Wirtin (eines kleinen Land« städtchens, zu ihrem Manne): „Du, Mann, der Herr Postassistent ißt schon zwei Jahre lang bei uns zu Mittag — da muscht Du jetzt doch auch emol e' Paar Briefmarke bei ihm hole lasse'!"
* (Ländlich, sittlich.) Richter: „Es ist doch merkwürdig, daß ihr Bauern euch alle Sonntage prügeln müßt." — Bauer: „Ja, Euer Gnaden, a Theater haben m'r halt net!"
"(Eine Abkühlung.) Junger Mann: „Mein Fräulein, ich liebe Sie wahnsinnig." — Fräulein: „Sprechen Sie mit meinem Vater, er ist Direktor der Irrenanstalt."
* (Auch ein Kompliment.) „Nun", fragt eine junge Hausfrau ihren Gast nach dem Mittagessen. „wie hat's geschmeckt? ... Ich habe nämlich selbst gekocht!" „Meine Hochachtung", entgegnete er — man hat's gar nicht gemerkt!"
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker. Altensteig.
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befanden, gestattete eine weite Umsicht. Iwan blickte stier hinaus; Jurys Auge hing dagegen mit Interesse an dem Dorf Wosdwischansko; er sah jetzt, daß die Feinde nicht müßig gewesen waren, daß sie das Dorf tüchtig während der Nacht verschanzt hatten. Er zeigte dem Vater die Arbeiten.
„Sieh, Vater, sie hegen Besorgnis, daß die Strelzi ihnen über den Hals kommen und verschanzen sich, bemerkte er: „Was wird es ihnen helfen? Unsere Freunde werden eher hier sein, als jene Verschanzungen so stark sind, um ihnen zu widerstehen. Sie können ja nicht lange mehr ausbleiben. Meinst du nicht, daß sie in wenigen Stunden erstürmt sein :werden? meinst du nicht?"
War es das Licht des anbrechenden Tages, was die Hoffnung des Greises neu belebte? Er atmete freier und warf einen Blick auf die Arbeiten. Da zuckte es in den Zügen des alten Soldaten und Rot bedeckte feine Wangen.
„Wetter!" rief er, „sie haben sich geregt, die Maulwürfe haben tüchtig gearbeitet. Schau! Gut, ganz gut! Freilich nur Erdwälle und Palissaden. Wo mögen sie die vielen ausgetrieben haben? Ah, sie haben die Umzäunungen des Dorfes geplündert. Weißt du, Iwan, in solcher Stellung habe ich einmal den Tataren zwei volle Tage Widerstand geleistet."
„Die Strelzi sind keine Tataren," bemerkte Jury lächelnd.
„Ja, ja, und Chilkow kein Chowansky. Sieh, da haben sie ein Pikett hingestellt. Das beweist, daß die Posten weit hinansgerückt sind."
Während die beiden hinausschaulen und mit Interesse die Verteidigungsanstalten bei dem Dorfe u, d auf der Straße nach Moskau betrachteten, ertönte von der anderen Seite der Hufschlag eines dahersprengenden Pferdes. Bald darauf stieg auf dem Schloßhofe Nikolai Miloslawsky vom Pferde. Er wurde ebenso eifrig von Galitzin und
Gregor Miloslawsky erwartet, wie Jury und Chowansky auf die Ankunft der Strelzi hoffte und sie ersehnte. Deshalb eilten auch die beiden Staatsmänner dem jungen Manne entgegen.
„Hier ist die Unterschrift der Regentin," sagte Nikolai und überreichte Galitzin das Papier.
„Hat sie gezaudert?" fragte der Staatsmann.
„Wo denkt Ihr hin?!" rief Gregor Miloslawsky. „Meine Nichte, die Tochter meiner Schwester und zaudern? Nein, das kann nicht sein."
„Die Zarewna Kathin'a ist auch meine Kousine," sagte Nikolai, „und hat alles gethan, um die Großfürstin-Regentin von der Unterschrift zurückzuhalten."
„Sie ist eine Entartete, für welche das Kloster die geeignetste Stätte ist."
Galitzin hatte einen Blick auf die Unterschrift geworfen und sie geprüft. „Sie ist gut, ganz vortrefflich. Jetzt wollen wir eilen. Du, Nikolai Gregorowitsch, eilst zum Popen, daß er sich zu dm Verurteilten begebe. Ihr, Miloslawsky, werdet wohl mit Freuden die Gelegenheit ergreifen, den stolzen Herren ihren Tod in einer Stunde anzukündigen. Oder ist das Euch nicht genehm?"
Der Oheim der Großfürstin-Regentin ineinte zwar, er trage niemand ein Unrecht über das Grab nach, und im Grunde seien die beiden Fürsten Chowansky schon als Tote zu betrachten; aber er sehe ein, daß die Zeit dränge. Dann begab er sich schleunigen Schrittes nach dem Turm, an dessen Fenster er die Gefangenen und Verurteilten hinausschauend fand.
„Ihr blickt vergebens nach Euren Errettern," sagte er eintretend.
„Wir bewundern nur die kriegerischen Anstalten, welche ihr getroffen habt," versetzte der alte Fürst und wandte sich stolz gegen den Feind um. (Fortsetzung folgt.)