* Durch die Zeitungen ging kürzlich die Nachricht, daß -eine hohe adelige Dame in Irland, Lady Montagu, wegen Ermordung ihres Töchterchens vor Gericht gestellt werden soll. Dem Fall liegen folgende Thatsachen zu Grunde. Das kleine 3jährige Töchterchen der Madame Montagu, Schloßherrin von Cromore in Irland, hatte sich nicht die Händchen gewaschen, und zur Strafe dafür schloß sie ihre Gouvernante, Fräulein Rose Josell in einem dunk­len Verließ des Schlosses ein. Darauf ging sie frühstücken, und als Madame Montagu nach Hause kam, berichtete sie derselben von dem Fehler der Tochter und der Strafe, welche sie ihr dafür erteilt habe. Madame Montagu früh­stückte erst und dann begab sie sich zu ihrer Tochter. Sie fand die kleine Verurteilte, die aus ihrem Kerker nicht hatte entweichen können, in Thränen aufgelöst. Aber statt das Kind aus dem Gefängnis zu befreien, erklärte ste ihm vielmehr, daß sie gekommen sei, um es für seine Unge­zogenheit zu bestrafen. Darauf fesselte sie demselben mit einem Strumpfe die Hände auf dem Rücken zusammen, und band es schließlich mit einem Stricke an einem eiser­nen Ringe in der Mauer an. Das war am Morgen. Um 5 Uhr nachmittags erinnerte sich die grausame Mutter der kleinen Bestraften und ging zu ihr. Sie rief das Kind, doch es erfolgte keine Antwort. Als sie den Strick aus dem Ringe loslöste, fiel der kleine Körper zur Erde. Die Mutter glaubte aber, das sei eine neue Ungezogenheit und rüttelte das Kind. Als das kleine Wesen sich jedoch nicht bewegte, entschloß sie sich endlich, es herauszutragen. Das kleine Herz schlug nicht mehr, das Kind war tot, und alle Mittel, es ins Leben zurückzurufen, waren vergeblich. In den Gefängnissen haben selbst die unverbesserlichen Sünder Gelegenheit zum Sitzen und bekommen zu essen und zu trinken. Dieses unschuldige kleine Opfer hatte den ganzen Tag nichts zu essen bekommen und war von seiner grausamen Mutter gezwungen worden, aufrecht zu stehen. Die Untersuchungskommission hat ihren Spruch dahin ab­gegeben, daß Madame Montagu ihre Tochter gelötet hat. Gegen 10,000 Francs Kaution ist sie jedoch bis zur Ver­handlung vor den Assisen vor Londonderry aus freiem Fuß belassen worden. Fürwahr, für eine Frau, die nicht mehr Gefühl hat, als ein Henker, eine beispiellose Nachsicht!

* Von den etwa 110 lutherischen Geistlichen Livlands stehen derVoss. Zig." zufolge über 70 unter Anklage. Der Kernpunkt dieser Prozesse ist gewöhnlich die strittige Frage, ob griechisch-orthox getaufte Kiud.r, die in der Zeit Alexanders II. lutherisch konfirmiert wur­den, als Orthodoxe oder als Lutheraner auzu- sehen sind. Noch schlimmer steht es um die Katholiken in Westrußland. Der katholische Geistliche ist'in der Gewalt der Gouverneure, Gendarmen und Polizeidiener niedrigsten Ranges gänzlich preisgegeben und ist jederzeit, ohne auch nur gehört worden zu sein, der Einsperrung ins Innere Rußlands ausgesetzt. Der Neu­bau katholischer Kirchen und ihre Ausbesserung werden in Lirtauen und in Podolien meist nichr genehmigt, man überläßt sie dem Verfall.

* Belgrad, 1. März. Der radikale Klub soll außer der Kabinettsfrage auch die Erklä­rung König Milans und die Einbringung einer Resolution beraten haben, wonach Königin Natalie auf Verlangen Milans auf Grund der Entsagung desselben ebenfalls aller Rechte als Mitglied des Königshauses und der Berechtigung zum Besuche Serbiens für immer verlustig zu erklären wäre. Erklärung und Resolution sollen heute in die Skupschtina kommen.

Handel «nd Berkehr.

*Jmmendingen, 4. März. In Folge der am 1. Febr. d. I. in Kraft getretenen Zoll­ermäßigung auf Wein und Getreide aus den Vertragsstaaten ist der Durchgangsverkehr auf unserer Grenzstation ein äußerst lebhafter ge­worden. Im vergangenen Monat wurden über Singen, Konstanz und Waldshut nach Württem­berg an Wein aus Bari und Barletta ca. 250,000 lr§ eingeführt, an Gerste und Malz ca. 300,000 lr§. Von dem italienischen Wein wurde ein Teil in Tuttlingen zum ermäßigten Satz von 20 Mk. pro 100 Kg verzollt, der übrige Teil ging nach Stationen im Inland zur Verwendung als Verschnittweine, welche durchschnittlich 13°/« Alkohol und 29 Gramm trockenen Extrakt enthielten. Das aus Oester­reich und Frankreich stammende Getreide, Gerste und Malz ist für Tuttlingen und Rottweil be­stimmt. Von den dortigen großen Brauereien wird namentlich das aus Oesterreich stammende Malz wegen seines großen Zuckergehalts dem inländischen vorgezogen.

Vermischtes.

* In Werbholz an der serbischen Grenze entdeckte der Wegekommissar bei einer herum­ziehenden Zigcunerbande eine blonde Frau von auffallender Schönheit. Es gelang ihm, sich ihr zu nähern und nun erfuhr er, daß es seine seit elf Jahren vermißte Schwägerin war, die damals als zehnjähriges Kind von den Zigeunern geraubt und bisher unter furchtbaren Drohungen und Mißhandlungen am Fortlaufen verhindert war. Mit 13 Jahren mußte sie die Frau des Führers werden, der ste aber schwer arbeiten ließ und von jeder Verbindung mit der Außen­welt abschnitt. Es wurde eine strenge Unter­suchung eingeleitet.

* (Ein prämiierter Dienstbote.) Für 15jährige

treue Dienste in einer Familie hatte Än Mäd­chen ein Ehrendiplom der Stadt Leipzig er­halten. Seit dem 1. Oktober 1890 stand das Mädchen bei einem Theatcrdirektor in Stettin in Dienst, der aber mit derPrämiierten" jetzt sehr trübe Erfahrungen machte. Das Mädchen erhielt regelmäßig Geld zur Bestreitung der laufenden Wirtschaftsausgaben, entnahm aber die Waren auf Kredit und unterschlug auf diese Weise an 400 M. Schließlich wurden die Gläu­biger ungeduldig und sandten an die Herrschaft Mahnbriefe; diese wurden von dem Mädchen aufgefangen, ebenso später beiden angestrengten Klagen die Vorladungen, Zwangsvollstreckungs­befehle u. s. w. Vorgestern erschien der Gerichts­vollzieher, pfändete in Abwesenheit der Herr­schaft ein Klavier und andern Hausrat und schaffte alles fort. Nun erst stellte sich heraus, weß Geistes Kind diePrämiierte der Stadt Leipzig" war.

* (Allzu eifrig.) Hausknecht (der schon mehrere Gäste hinausgeworfen har):Sakra, jetzt Hab'i in der Hitz' auch den Gendarm 'nausg'sch missen!"

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Lltenfleig.

Verfälschte schwarze Leide. Manver-

brenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen! will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage:, Rechte, rein gefärbte Leide kräuselt sofort zusammen, ver-I löscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hell- brännlicher Farbe. Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen dieSchußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff er­schwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt, sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Das Seiden-I fabrik-Depot von G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.)! Zürich versendet gern Muster von seinen ächten Seiden-! stoffen an Jedermann, und liefert einzelne Roben und! ganze Stücke porlo- und zollfrei in's Haus. Doppeltes^ Briefporto nach der Schweiz.

Wenn °Dnnfenöe es bestätigen, wenn die berühmtesten Professoren und eine sehr große Anzahl prak­tischer Aerzte sich in anerkennender Weise über ein Prä­parat, wie es die ächten Apotheker Richard Brandt'- schen Schweizerpillen sind, auslassen, dann unter­liegt es gewiß keinem Zweifel mehr, daß es sich nur um ein durchaus reelles Haus- und Heilmittel handeln kann. Nur ihrer vorzüglichen Wirksamkeit verdanken die Schweizer­pillen ihre heutige allgemeine Verbreitung, welche von keinem ankeren Mittel erreicht wird. Man lese die 400 amtlich beglaubigten Zuschriften, welche innerhalb 8 Wochen eingelaufen sind ; die ächten Schwcizerpillen mit dem weißen Kreuz in rotem Grunde sind ä Schachtel M. l. in den Apotheken erhältlich.

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nachmmags 1 Uhr auf hiesigem Rathaus aus Kälber­hau :

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