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Donnerstag den 12. Hlovör.
EinrückungSpreiS der Ispalt. Zeile für Wensteig und nahe Umgebung bei lmal. Einrückung 8 bei mehrmaliger je S auswärts je 8
1891 .
Amtliches.
N'ür Schmiede, welche eine Prüfung im Hnfbeschlag erstehen wollen, finden nn den Lehrwerkstätten für Hufschmiede in Heilbronn, Reutlingen, Hall, Mm und Ravensburg dreimonatliche Unterrichtskurse statt, welche am 2. Januar 1892 ihren Anfang nehmen. (Näheres ist aus der diesbezngl. Bekanntmachung im „St.-Anz." Nro. 261 (Beilage) ersichtlich.)
Gestorben: Luise Thomann, Calw; Kaufmann Schiele, Buchau; Oberlehrer a. D. Schön, Stuttgart; Pfarrer a. D. Ltein, Walddorf; Privatier Hentges, Heilbronn; Privatier Heller, Stuttgart.
Die Reise -er Kaiserin Friedrich nach Paris.
Der Pariser Korrespondent des „Journal de Geneve" bringt Enthüllungen über die Reise, welche die Kaiserin Friedrich im Monat Februar nach Paris unternahm. Wir teilen nach dem „W. Tgbl." die interessantesten Details aus diesen Enthüllungen mit, indem wir selbstverständlich dem Korrespondenten die Verantwortung überlassen.
„Die Reise der Kaiserin Friedrich nach Paris wurde vom Kaiser Wilhelm plötzlich beschlossen, ohne daß vorher das französische Kabinett um Rat gefragt worden wäre. Der deutsche Botschafter in Paris, Graf Münster, der seine Situation sehr unbehaglich fand, war in der größten Verlegenheit, auf welche Weise er dem französischen Ministerium die bevorstehende Ankunft der Kaiserin Friedrich anzeigen solle. Endlich begab er sich zum Minister des Auswärtigen, Herrn Ribot, sprach mit demselben über die verschiedensten Dinge und ersuchte ihn, ohne alle Vorbereitung, der Kaiserin Friedrich, die in einigen Stunden die Grenze passieren würde, Zollfreiheit für ihr Gepäck zuzusichern. Herr Ribot konnte seine Ueberraschung nicht über den Umstand verbergen, daß er nicht früher von dieser Angelegenheit verständigt worden sei und zeigte sich etwas zurückhaltend, da er nicht offen erklären konnte, daß die französische Regierung nicht im Stande sei, sich für die Sicherheit der Kaiserin Friedrich zu verbürgen. Der deutsche Botschafter versicherte, daß die Kaiserin Friedrich sich nur zwei bis drei Tage in Paris, und zwar un strengsten Inkognito aufhalten werde. Die Kaiserin kam an. Es gefiel ihr so gut in Paris, daß sie länger blieb, als ursprünglich beabsichtigt worden war. Der Korrespondent bespricht hierauf die heftigen Angriffe, welche die französische Presse gegen den französischen Botschafter in Berlin, Herrn Herbette, gerichtet, weil derselbe nichts von der bevorstehenden Reise der Kaiserin Friedrich gewußt. Die Pariser Presse forderte ungestüm die Entlassung Herbette's. „Wenn trotz dieser Ereignisse — erzählt weiter der Pariser Korrespondent des „Journal de Geneve" — Herr Herberte doch auf seinem Posten verblieb, so erklärte sich dieser Umstand leicht aus folgender That- sache: Herr Marschall, Sekretär der auswärtigen Angelegenheiten im deutschen Ministerium, ließ Herrn Herbette zu sich bitten und eröffnete ihm, daß der deutsche Kaiser die Abberufung Herrn Herbette's vom Berliner Gesandtschafts- Posten als eine persönliche Beleidigung betrachten müßte und daraus die ernstesten Konsequenzen ziehen würde. Herr Marschall forderte Herrn Herbette auf, ohne Verzug die französ. Regierung von diesen Eröffnungen in Kenntnis zu setzen; dann bat er den französischen Botschafter in seinem eigenen Namen, bei der französischen Regierung mit Nachdruck darauf zu dringen, daß dieselbe alle Mißverständnisse beseitige und daß dadurch zwei Völker von einem
furchtbaren Unglück verschont blieben. Gleichzeitig kamen auch von den anderen Mächten der Tripelallianz dringende Mahnungen, man beschwor Frankreich, nachzugeben. Die Kaiserin Friedrich war inzwischen nach England gereist. Von dort aus richtete sie an ihren Sohn einen Brief, um ihn zu beruhigen und um ihm authentische Mitteilungen über ihren Empfang in Frankreich zu machen. . ."
Landesaachrichtell.
* Altensteig, 10. Nov. Für nächsten Sonntag ist uns ein hoher und seltener musikalischer Genuß in Aussicht gestellt. Herr Adolf Sjöden, kgl. Kammervirtuos, rühmlich bekannt durch seine großartige Kunstfertigkeit auf der Harfe, wird in der Kirche nach dem Mittagsgottesdienst (um 3 Uhr) ein Konzert geben. Da verschiedene musikalische Kräfte unserer Stadt ihre Mitwirkung bei dieser interessanten Aufführung zugesichert haben, so wird ein reichhaltiges Programm zur Ausführung kommen. Es möge daher gestattet sein, die Musikfreunde von Stadt und Land heute schon auf diesen hier wohl noch nie gebotenen Kunstgenuß aufmerksam zu machen. Das Programm wird rechtzeitig noch im Blatt „Aus den Tannen" veröffentlicht werden.
* Altensteig, 11. Nov. Die Statistik spricht eine beredte Sprache besonders auch in Betreff unseres Getränkeverbrauchs. Indem der moderne Staat gezwungen ist, zur indirekten Besteuerung zu greifen und diese Einnahms- quclle immer mehr zu vertiefen, ist jeder Schluck Bier zu einem Staatsakt, jedes Gläschen Schnaps zur patriotischen Thal geworden, indem wir trinken, steuern wir und durch die Steuer ist es möglich auszurechnen, was ein Volk durchschnittlich an geistigen Getränken konsumiert. Nach ziemlich sicheren Rückschlüssen aus den Steuererträgnissen trinken die 2 Mill. Einwohner Württembergs jährlich über 481 Millionen Liter geistiger Getränke, so daß es auf jeden Kopf (oder Magen) 241 Liter und auf den Kopf der Erwachsenen fast 400 Liter trifft. Das ist sehr viel und zeugt für eine gute Lebensweise im engeren Vaterland. Von diesem Verbrauch entfällt auf Bier 65,8 V«, Most 22,9 °/g, Wein 9,2 °/g, Branntwein 2,1 "/<>. Das Bier ist demnach das eigentliche Landesgetränk und findet immer mehr Absatz. Noch im Jahre 1828 traf es nur 45 Liter auf den Kopf, heute viel, viel mehr. Was den Wein betrifft, so redet man in Württemberg mehr davon als man zu trinken hat, es trifft auf den Kopf nur L2 Liter im Jahr. Diese sind bekanntlich so verteilt, daß die Mehrzahl nie ein Glas zu trinken bekommt; für dieses bietet der weniger gehaltreiche aber ebenso gesunde Most einen Ersatz. Es entfallen davon 86 Liter auf den Kopf der Bevölkerung über 14 Jahre. Während cs in Norddeutschland 21 Liter Branntwein auf den Kopf ausmacht, ist bei uns der Durchschnittsverbrauch einer Person 5 Liter, also 4mal weniger. Hoffentlich behalten wir für immer diese schwäbische Eigentümlichkeit. Unheimlich groß ist die Summe, die wir für unsere Jahreszeche ausgeben: Hundertdreißig und eine halbe Million Mark, wovon auf Bier 70 Millionen, auf den Wein 33Vz, auf den Obstmost 23 und den Branntwein fast 7 Mill. entfallen. Rechnet man den privaten, nicht steuerbaren Konsum dazu, so erhöht sich die Summe um etliche Milliönchen. Man steht, welche Höhe kleine Ausgaben für tägl. Bedürfnisse erreichen, und begreift, warum die modernen
Finanzminister so sehr begeistert sind für indirekte Besteuerung.
Z Spielberg, 9. Nov. Die Hauptversammlung des Schwarzwaldbienenzüchtervereins, welche gestern hier im „Rößle" abgehalten wurde, erfreute sich eines recht zahlreichen Besuchs. Nachdem der die Verhandlung leitende Vereinsvorstand, H. Kümmel, die Anwesenden freund- lichst begrüßt hatte, wurde einstimmig ein neuer Paragraph zu den Statuten ausgenommen, der dem Ausschuß gestattet, Ausgaben für den Verein zu machen, ohne vorher den Beschluß der Hauptversammlung abzuwarten. Hierauf erfolgte der Verkauf des großen Bienenkorbs vom landwirtsch. Fest her, sowie einiger Gewinnste, zu welchen sich seit der Lotterie kein Eigentümer zeigte. Der Hauptgegenstand der Verhandlung war ein freier Bericht über die Jahresversammlung des Landesbienenzüchtervereins in Kirch- heim im Sept. d. I. von Herrn Kümmel. Die Versammlung in Kirchheim sei von Imkern des ganzen Landes in großer Anzahl besucht gewesen und ebenso die schöne Ausstellung von lebenden Bienenvölkern, Honig u. Wachs, Bienenwohnungen und Gerätschaften zur Bienenzucht in Menge. Sowohl die Verhandlungen bei der Hauptversammlung als auch die Ausstellung habe bei dem Besucher den Eindruck Hervorrufen müssen, daß die Bienenzucht in unserem Land immer mehr als ein Erwerb und nicht blos als eine Spielerei getrieben werde. Diesem interessanten Bericht des Vorstands folgte eine gleichfalls anregende Mitteilung über den Besuch desselben bei den beiden Wanderbienenzüchtern, Pfisterer in Oethlingen und Sigle in Feuerbach, von denen jeder gegen 300 Bienenvölker besitze. Verschiedene Einrichtungen dieser beiden „Berufsimker" schilderte oder zeigte der Redner der Versammlung. — Der Vizevorstand, Hr. Sailer, dankte im Namen der ganzen Versammlung Hrn. Kümmel für seinen belehrenden Vortrag, und Hrn. Rößleswirt Rueff brachte auf denselben ein Hoch aus, in das alles freudigst einsttmmte.
* Der Landtag wird dem Vernehmen nach erst im Herbst 1892 wieder einberufen werden.
* (Verschiedenes.) In Stuttgart hat sich im Abort der linksseitigen Bahnhofhalle ein lediger Gepäckträger aus bis jetzt noch unbekannten Gründen erschossen. — InDecken- pfroun ist das Wohnhaus des Stiftungspflegers Paulus nebst Scheuer abgebrannt. — In Waldhausen feierte Weingärtner Walter mit seiner Ehefrau das Fest der goldenen Hochzeit. — Bei der Stadtschultheißenwahl in Langenburg erhielt die meisten Stimmen: Gerichtsschreiber Säufferer von Ludwigsburg. — Am Freitag wurde der frühere Polizei- diener I. G. Weiß von Alt in gen auf dem Wege von Rottenburg dorthin erfroren auf- gefunden. — In Wolfegg wurde ein lljähr. Mädchen beim Sammeln von Moos von einer Otter gebissen, infolge dessen Blutvergiftung eintrat, woran das Mädchen unler unsäglichen Schmerzen gestorben ist. — Am Sonntag nacht setzte sich in Ulm ein auf der Durchreise sich befindlicher Amerikaner, der des Guten zu viel gethan hatte, in die Vorhalle des Bahnhofs und schlief ein. Als er erwachte, war seine Börse mit 160 Mk. Inhalt verschwunden. — Der Zahntechniker F. von Aalen wurde von der Strafkammer Ellwangen zu 6Mon. Gefängnis und 500 Mk. Geldstrafe verurteilt; er hatte verschiedenen Personen eigenmächtig mehr Zähne aus-