Nachm. stattgchabien Sitzmig der bürgerlichen Kollegien wurde, wie ein Extrablatt der Wild­bader Kronik mfldet, der einstimmige Beschlich gefaßt, die elektrische Beleuchtung in hiesiger Stadt endgiltig eiaznfühcen. Der Sladtoorstand wurde beauftragt, die weiteren einleitenden Schritte zu thun, u. a. ein Konkurrenzausschreiben zur Beschaffung von Planen rc. zu veranlassen.

* Pliezhausen, 2. Nov. DieTüb. Chronik" berichtet von einem Vatermord: Zimmermann Philipp Bayer, der mit seiner Familie in Zwistigkeiten lebte, war in ver­gangener Nacht, als er glaubte, seine Angehöri­gen schliefen, aufgcstanden und hatte ein Beil zur Hand genommen, wie man glaubt um über seine Familie herzufallen. Der 21jährige Sohn Bayers ergriff aber gleichfalls ein Beil und gab dem Vater einen Hieb, daß er zu Boden stürzte. Durch weitere Hiebe mit der Schnitt­seite des Beils ist der Kopf des Getöten ganz zerspalten. Der Sohn ist verhaftet.

* Stuttgarts. Nov. Der Landtag wurde heute mit einer Ansprache des Herrn Minister­präsidenten Dr. Frhr. v. Mittnacht geschlossen.

* Auf der im April ds. Js. eröffneten Ar­beiterkolonie Erlach bei Groß-Erlach OA. Backnang wurde am 2. Nov. das während des Sommers erbaute, 100 Kolonisten Raum bie­tende Hauptgebäude eingewciht. Der Vorstand des Vereins für Arbeiterkolonien, Herr E. Elben, der Ortsgeistliche Pfarrer Schopf, Pfarrer Falch von Stuttgart und Dekan Kalchremer von Backnang richteten Ansprachen an die Kolonisten, deren Zahl jetzt 42 beträgt. Ein aus denseben gebildeter Chor hatte die Feier mit Gesang eröffnet.

"Heidenheim, 4. Nov. Der in Rom verhaftete Verwaltungskandidat Klein, welcher in dringendem Verdacht steht, bei der Oberamts­pflege in Blaubeuren 16,000 Mark gestohlen zu haben, ist eine hier gutbekannte Persönlich­keit; er war 18891890hier bei der Oberamts­sparkasse angestellt. Klein entstammt einer guten Familie und hat auch hier nahe Verwandte. Derselbe ist passionierter Radfahrer, war im hiesigen Radsahrerverein tonangebendes Aus­schußmitglied und spielte überhaupt gesellschaft­lich eine Rolle. In letzter Zeit war er beim K. Oberamt in Aalen als Revisionsasststent; ebendort war er auch Vorstand des Radfahrer­vereins. Als Radler hat er auch den kritischen Besuch in Blaubeucen gemacht zur Zeit, als der vielbesprochene Diebstahl passierte; aber ein Ver­dacht fiel damals nicht auf den wohlbekannten und immer elegant austretendsn Herrn.

* (Verschiedenes.) DieUlmer Schnell­post" ist um den Preis von 60000 Mk. an den Antisemiten-Apostel Welcher aus Stutt­gart verkauft worden. In Waldsee haben sich die Braueceibesitzer dahin geeinigt ihren Bedarf an Brauergersle auf der Schranne in Waldsee anzukausen. In den ersten 3 Wochen wurden infolgedessen 2931 Ztr. Gerste dort ge­kauft, gegen 1623 Ztr. im Okt. 1890. In Heilbronn wurde beim Laden eines Lang-

holzwagens der Arbeiter L. Weidner durch einen vom Wigen rollenden Stamm so hart an den Koos getroffen, daß ec alsbald das Bewußtsein ve-lor und kurze Zeit nachh:r starb. Der Wigner Fischer in Reichenbach a. F. er­schlug in rrunkenem Zustaub seine Frau mit einem Hammer. Der Thäter floh alsbald, wurde aber verfolgt und alsbald verhaftet.

* Berlin. 3. Noo. Der Reichskommissar für die Weltausstellung in Ch'cazo, Gehllmrr Regisrungscat Wermuty, erstattete gestern abend im Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes Bericht über die Erfolge seiner letzten Reise nach Amerika. Der Kommissar fußt sich dahin zusammen, daß er es für dringend geboten halte, daß sich die deutsche Industrie weder durch die Verstimmung über die Mac Kmley-Bill, noch durch Ausstellung-Müdigkeit, noch durch die all­gemeinen schlechten Zeiten abhalten lasse, son­dern die ganze Kraft zusammennehmen solle, um auf der Ausstellung in Chicago würdig zu erscheinen.

* Berlin, 3. Nov. Von der Auflage der Allgemeinen Fleischer-Zeitung" konnte gestern abend nur ein Bruchteil fertiggestellt werden, weil das Maschinenpersonal es ablehnte, nach 5 Uhr zu arbeiten, da die Forderungen des Personals seitens der Druckerei nicht bewilligt sind. Eine von 100 Mitgliedern besuchte Ver­sammlung des Bundes der Buchdruckereibesitzer hat den Antrag angenommen, daß der Ausstand für begonnen erklärt werde, mit der Verpflich­tung, daß die Bundesglieder sich der gegensei­tigen Konkurrenz enthalten. Die Versammlung beschloß ferner, allen neu engagierten Gehilfen, solange sie ihre Pflicht thun, dauernde Kondi­tion zu verbürgen und für alle wegen Nichtbe­teiligung am Ausstand ausgeschlossenen, sowie für alle freiwillig austretenden Verbandsmit- glieder, falls sie gegen die Kaffen klagen, die Prozeßkosten zu tragen.

* Berlin, 4. Nov. Die Bankfirma Hicsch- feld und Wolfs hat den Konkurs angeküudigt. Die Oassioen belaufen sich auf acht Millionen.

* Berlin, 5. Nov. Der Chef des fallier­ten Bankhauses Hirschfeld und Wolfs, Kommer­zienrat Anton Wolfs, ist heute vorm, verhaftet worden.

* Berlin, 4. Noo. An der hiesigen Börse wurden heute Gerüchte umhergetragen, daß in­folge des aufsehenerregenden Zusammenbruchs der alten bisher eines soliden Rufs sich er­freuenden Firma Hirschfeld und Wolfs gesetz­geberische Maßnahmen gegen Mißbräuche im Bankgeschäft bevorstehen. Bei diesem schmach­vollen Bankerott sollen auch sehr hochgestellte Personen zu Schaden gekommen sein.

* Berlin, 5. Nov. Hiesigen Blättern zu­folge hat die deutsche Regierung in Aurwerpen 75,000 Sack Weizen zur Verschiffung nach dem Oberrhein angekauft.

* Der Kaiser hat bestimmt, daß diejenigen aus dem Heere oder der Marine zur Truppe

der Thronrede an Sie richtete, von Ihnen rich­tig erfaßt und gewürdigt worden sind und daß Sie meinen aufrichtigen Wunsch erkannt haben, mit Ihrer Unterstützung für das Wohl des Landes zu wirken unter den leitenden Gesichts­punkten, welchen ich in der Thronrede Ausdruck gegeben habe. Meinem Herzen wohlqethan haben Ihre Worte, womit Sie der Trauer über den Hingang S. M. des Königs Karl Ausdruck gegeben haben. Wohlgethan haben mir auch Ihre Aeußerungen, welche auf die Stellung Württembergs zu Kaiser und Reich Bezug nehmen. Ich habe denselben nichts mehr hinzuzufügen. Gern habe ich mich Ihrer Mit­wirkung versichert an den von mir in Aussicht genommenen legislaiorischen Maßnahmen zur Pflege eines stetigen besonnenen Fortschrittes aus allen Gebieten des staatlichen Lebens, wie ich auch nicht zweifle, daß unter Ihrer Mit­wirkung es gelingen wird, die Frage der Ver­fassungsrevision zu einem gedeihlichen Ziele zu führen. Ich hege den aufrichtigen Wunsch, daß Ihre Beratungen zum Heil und Frommen Würt­tembergs gereichen mögen.

Auch die Kammer der Standesherren hat den Gesetz-Entwurf betr.die Zivilliste für die Regie­rungszeit S. M. des Königs Wilhelm II. an­genommen.

Laudesaachrichteu.

* Altensteig, 6. Nov. Wir haben in letzter Nummer einEinges." vom Grenzer ab­gedruckt, in welchem auf den Schadens auf­merksam gemacht war, welchen derFichten- wickler" in den Waldungen des Murgthals ver­ursacht. Zur Aufklärung und Beruhigung schreibt nun ein Forstbeamter an das gen. Blatt u. a.

Auf Grund eingehender Besprechung der Forst­beamten des Bezirks ist berichtigend milzuteilen, daß der Fichtenwickler, besten winzige grünlich­braunen Räupchen sich in die Nadeln ein­bohren, diese ausfressen und zum Absterben bringen, allerdings der Urheber der wahrge­nommenen Beschädigungen ist, daß er aber nach bisherigen Erfahrungen noch nie m einem mit der Nonne entfernt vergleichbaren waldverwüsten­den und bedrohenden Maße aufgetreten ist, das ernste Befürchtungen und die Anordnung von Vertilgungsmaßregeln, die in der Ausführung schwierig, im Erfolge aber höchst problematisch find, rechtfertigen würde. Der Fichtenwickler tritt in der Regel sporadisch und meist ganz harmlos auf. Die von ihm befallenen Indi­viduen bringt er durch den mehr oder weniger starken Nadelv-rlust häufig zum Kränkeln, selten aber zum Abfterben. Nach allen, auch aus der Litteratur bekannten Erfahrungen über Erschei­nen, Verbreitung und schädliche Wirkung dieses Jnsekls ist an eine potenzierte oder aar epide­mische Vermehrung und an eine ernste Gefahr für den Wald gar nicht zu denken und wird daher ein Einschreiten der Forstpolizeibehörde nicht wohl zu erwarten sein.

* Wildbad, 3. Noobr. In der gestern

Wie Sie wünschen, Madame," sagte Wianowitsch mit leisen: Ver­druß;zwei Tage sind allerdings eine lange Zeit für W fieberhafte Erwartung Ihres Mannes. Indessen, es sei! Also in drei,,Tagen," wandte er sich an Antoine, drückte ihm die Hand, verbeugte sich gegen die Damen, wehrte allen Dank entschieden ab und entfernte sich«

Madame Berard war eine kleine Brünette mit grauen Augen und feinen Lippen, die in ihrer Jugend einmal hübsch gewesen sein­mußte; jetzt war sie korpulent und ihre roten dicken Wangen gaben ihr­em recht behäbiges Aussehen. Die gute Küche, welche auf d:e einfache frühere Kost gefolgt war, hatten ihr diese Körperfülle verschafft, der die fleischigen Wangen und das Doppelkinn entsprachen.

Sehr thätig, trotz dieser Gründe zur Schwerfälligkeit, fleißig, haus­hälterisch und von einer fast peinlichen Sauberkeit, wachte sie über alles, hielt ihren Haushalt wie einen Altar, wachte mit einer mütterlichen Sorgfalt über den unglücklichen Kranken, der gleichsam ihr drittes Kind war, begleitete ihre Tochter in das Konservatorium und zu den Professoren. Ihrer kleinen Lina war sie eine sanfte, schmeichelnde Mut­ier, immer bereit, mit dem Kinde zu spielen, sie zu allen Stunden und Zeiten mit gleicher, treuer Liebe hegend und pflegend; einen ganzen Mo­nat hindurch hatte sie bei einer lebensgefährlichen Krankheit des Kindes an seinem Bettchen gewacht, ohne sich eine Stunde Schlaf zu gönnen

Antoine hatte sie erst recht verwöhnt, jeden Verdruß suchte sie ihm zu ersparen, kam ihm herzlich und liebevoll entgegen, gab seinen Launen gutmütig nach und behandelte ihn in jeder Weise zart und auf­merksam, um ihn seine traurige Lage vergessen zu machen, die um so schmerzlicher für ihn war, als seine Intelligenz und seine Bildung sie ihm nur so fühlbarer und niederdrückender machte. So war Adele eine gute und sehr ehrenwerte Frau und ganz besonders eine sorgsame Mut­ter, die alles dem Glücke ihrer Kinder unterordnete.

Als sie jung war, hatte sie ihren Mann gewiß geliebch nicht ro­manhaft übertrieben wie in der städtischen Fieberluft großgewordene Mädchen, sondern mit einer aufrichtigen, ruhigen, respektvollen Zuneig­ung, wie einfache Naturen sie für den Gatten, für den Herrn, der sie gewählt hat und beschützen soll, empfinden. Alber nie hatte sie ihm, so lange er gesund ward, die zarten Aufmerksamkeiten,^ die artigen Zuvor­kommenheiten bezeugt, mit denen sie ihn umgab, seitdem das Unglück über ihn gekommen und aus ihm gleichsam wieder ein unmündiges Kind gemacht hatte. Die Pflichten, die dieser Zustand ihr anferlegte, erfüllte sie mit wahrhaft mütterlichem Gefühl aufs eifrigste und liebevollste. Denn, und wer wollte ihr daraus einen schweren Vorwurf machen, auch durch das Gefühl der Dankbarkeit hielt sie sich dem Armen innig ver­bunden, denn dieser arme Kranke war doch schließlich der ganze Reich­tum der Familie und sicherte die Zukunft der beiden Mädchen.

(Fortsetzung folgt.)

Hlätsek.

Willst Du die Macht des Himmels preisen? Ein jeder Ort paßt zum Gebet:

Das heißt nicht Frömmigkeit beweisen, Wenn häufig mau zur Zweiten geht.

Durchmust're die Gemeindeglieder Und sag'Dir: Dort Herr Eins und Eins Denkt trotz der fromm gesenkten Lider Nur an die Lust des ird'schen Seins.

Man hat die traurigsten Erempel Bon Frömmlern, deren Wandel schlecht; Gewiß gab's auch im Ganzen Tempel, Und doch war Gottes Zorn gerecht. (Auflösung folgt in nächster Nummer.)

Ehre.

Es kann die Ehre dieser Welt Dir keine Ehre geben,

Was dich in Wahrheir hebr und hält, Muß in dir selber ieben.

Wenn's deinem Innersten gebricht An echten Stolzes Stütze,

Ob dann die Welt dir Beifall spricht, Ist all dir wenig nütze.

Das flüch'ge Lob, des Tages Nahm Magst du dem Eitlen gönnen;

Das aber sei dein Heiligtum:

Bor dir bestehen können.