titanischen Baronesse, durchgegangen, und zwar hatte sich das Liebespärchen, dem natürlich der Segen der beiderseitigen Familien keineswegs folgte, nach Avellino begeben. Nach einigen wonnigen Tagen nahte sich die Nemesis in Gestalt eines Bruders der Entführten, der den Baron mit seiner angeblichen Gattin ahnungslos vor einem Cafe sitzen sah. Mil den Worten: „Ah, da bist du ja! Nimm dies!" feuerte der junge Mann fünf Revolverschüsse auf den Baron ab, der tot zu Boden sank. Der Ermordete und der Mörder gehören einer hochangesehenen und hochadligen Familie an, aus der viele hervorragende Würdenträger hervorgegangen sind.
* Paris, 15. Sept. Nach einer Meldung des „Figaro" aus Konstantinopel hätte der seitherige französische Botschafter daselbst Gras de Montebello, der bekanntlich als Botschafter nach St. Petersburg geht, vor seiner Abreise die franz. Kolonie um sich versammelt und in seiner Abschiedsrede bemerkt, daß die wichtigsten Resultate, die er während seiner dortigen Stellung erreicht habe, nicht die seien, welche am meisten in die Augen springen; binnen kurzem werde man die Früchte seiner Thäligkeit konstatieren, aber augenblicklich sei es ihm unmöglich, mehr zu sagen. — Eine Anzahl Zeitungen verlangen aus Anlaß der maßlosen Hetzereien seitens der Boulangisten gegen die „Lohengrin"-Aufführung, man solle mit den Schreiern gründlich auf- räumen und zwar aus politischen Gründen. Rußland würde stutzig werden, wenn es zu der Ueberzeugung käme, daß sich die Regierung vor der Straße fürchtet und fähig ist. vor den Drohungen einiger Schreihälse zu kapitulieren. „Eclair" sagt: „Man hat kein Vertrauen zu den Nationen, die wie eine Wetterfahne jedem Umschwung der öffentlichen Meinung folgen; man verbündet sich nicht mit einer Regierung die nicht dem Drucke des Pöbels zu widerstehen vermag."
* Paris, 17. Sept. Die Aufführung des Lohengrin ist ohne Zwischenfall verlaufen und erzielte großen Erfolg. Die Inszenierung war prachtvoll. Außerhalb des Theaters johlende Menschenmassen wurden polizeilich zerstreut Ueber 1000 Verhaftungen fanden statt.
* In alvages bei Castres brach nach einer Meldung aus Paris am Sonntag ein furchtbarer Brand aus. Vier Fabriken, sieben Häuser und die Gemeindeschule brannten ab. Der Schaden beläuft sich auf 2 Millionen; 250 Arbeiter wurden brotlos.
* Lille. Im Departement Pas de Calais herrscht ein wahres Phosphatfieber. Felder, welche phosphorsauren Kalk bergen, überschütten ihre Eigentümer mit einem Goldregen. So wurde dieser Tage in Hesdin ein an acht Hektar großes phosphathaltiges Grundstück zu 1,200,000 Frank verkauft. Dasselbe gehörte einem Beamten und wurde vom Notar zu 500,000 Frank ausgestellt.
* Madrid, 15. Sept. Nach weiteren Meldungen sind die durch die Ueberschwemmnngen von Consuegra angerichteten Verwüstungen grög- c als bisher angenommen wurde. Gegen 20E» Personen sind ums Leben gekommen, zwei Drittel der Stadt zerstört, die noch stehenden Gebäude stark beschädigt. Zahlreiche Leichen sind noch unbeerdigt, der Ausbruch einer Epidemie w>rd befürchtet. Die Bevölkerung beginnt wegen Hungersnot zu plündern. — Auch Almeria ist von einer Ueberschwemmung heimgesucht, welche große Verwüstungen angerichtet hat. Die telegraphischen Verbindungen sind unterbrochen, die Gasanstalt ist außer Thäligkeit, die Anzahl der Getöteten ist noch unbekannt. Mehr als
B e s e n f e l d.
Unterzeichneter setzt wegen Aufgabe des Fuhrwerks, seine zwei zum schwere» Zug taugliche
zMPserde
(schwarz-braune Stute 6 Jahre alt, blauschimmel Stute 7 Jahre alt) unter jeder Garantie dem Verkauf aus. Auch wäre ich gesonnen gegen Ochsen einen Tausch zu machen.
Johannes Müller
beim Rathaus.
500 Gebäude sind zerstört. In der Ciudad- Real sind mehrere Dörfer verwüstet.
* Madrid, 17. Sept. Die letzten offiziellen Nachrichten aus dem Üeberschwemmungsgebiet konstatieren eine Totenzahl von 3000, der Schaden beträgt 15 Millionen.
* Unter den obwaltenden allgemeinen Verhältnissen verdienen vielleicht auch die dänischen Manöver Aufmerksamkeit, welche demnächst Kronprinz Friedrich auf der Insel Fünen abhalten soll. Außer König Christian werden angeblich auch der Zar und der Großfürst-Thronfolger jene Waffenübung überwachen. Bemerkenswerter vielleicht ist, daß außer den regelmäßigen Militärattaches von Schweden und Norwegen, Rußland und Frankreich als besonderer Abgesandter der letzteren Macht der Brigadegcnrral de Ser- met im Hauptquartier zu Odense erwartet wird.
* Petersburg, l5. Sept. Das Gerücht, der Kurator des Petersburger Lehrbezirks Ka- pustin arbeite an der Russifizierung der deutschen evangelischen Kircheuschulen, bestätigt sich. Der Antrag, welcher die vollständige Beseitigung des Deutschen als Unterrichtssprache und die Ersetzung desselben durch das Russische als unbedingte Notwendigkeit hinstellt, ist dem Ministerium eingereicht. In demselben Moment ist hier ein Privatgymnasium mit französischer Unterrichtssprache rm Entstehen begriffen, dessen Lehrer ebenfalls im russischen Staatsdienste stehen sollen.
* New-Jork, 15. Sept. Der „Herald" meldet aus Valparaiso, 14. d.: Balmaceda hielt sich bisher in Valparaiso verborgen und ersuchte nun den amerikanischen Admiral um Schutz gegen seine Feinde. Der Admiral erleichterte Balmaceda die Mittel, die Tracht eines amerikanische!! Matrosen anzulegen. Balmaceda stellte sich trunken und wurde in einer Schaluppe an Bord des amerikanischen Admiralschiffs gebracht, das abends nach Callao abging.
* New-Jork, 16. Sept. Einer Herald- Mcldung aus Valparaiso zufolge hat Deutschland uuutich die provisorische Regierung in Chili anerkannt. Man erwartet, daß die anderen Mächte:bald dem Beispiel folgen werden.
Handel «ud Berkehr.
* Tettnang, 16. Sept. Die Hopfenernte dahier ist nun beendigt. Der Handel wird fortgesetzt lebhaft betrieben und vollzieht sich in diesem Jahre verhältnismäßig recht glatt. Bezahlt wurde gestern und vorgestern für Primaware 75—85 Mk. Pr. Zentner, geringere Ware wurde bis zu 55 Mk. herab gehandelt.
" Weild ersta dt, 16. Sept. Ein größeres Quantum Hopfen ist in hiesiger Gegend verkauft zu Mk. 100.— per Ztr. Qualität vorzüglich, Quantität schlägt zurück.
'Hagenau, 10. Sept. Das Pflücken der Hopfen ist bei herrlichem Wetter in vollem Gange. Preis 60 und 64 Mk. per Zentner.
Vermischtes.
* (Schwabenstreiche.) Die indischen Blätter sind voll des Lobes über Lieutenant Wen;, einen früheren deutschen Oifiz er, Schwaben von Geburt, der sich in einem Nachtgcfecht gegen die Aichineien bei Kola-Pohama so ausgezeichnet hat, daß er kürzlich mit dem holländischen Militär-Wilhelms-Orden dekoriert wurde. Die Atchinesen hatten, wie die „A. Ztg." erzählt, eine Brücke in Brand gesteckt und, in der richtigen Annahme, daß man Löschversuche machen werde, in die Nähe der Brücke einen Hinterhalt gelegt. Dies erfuhr Wenz, als die Mannschaften bereits abmarschiert waren. Nur mit
einer Schlafhose b:kleidet, den Säbel in de: Faust, eilte er ihnen nach und kam gerade iu dem Augenblick an Ort und Stelle an, als die Atchinesen mit der blanken Waffe auf die überraschten Truppen einhieben. Wenz sprang an die Spitze der Mannschaften, schlug nach einander sechs Feinde nieder und drängte sie über die brennende Brücke zurück, welche zu löschen und wieder herzustellen ihm gelang. Die Holländer hatten bei dieser Gelegenheit einen Toten und sieben Schwerverwundete, die Atchinesen gegen vierzig Tote zu verzeichnen. Wenz war früher in Nlm in Garnison, verließ infolge eines Duells den Dienst und trat als Soldat in die niederländisch-indische Armee, in welcher er nach entbehrungsreichen Jahren zumOffizier avancierte.
' Einem der bedeutendsten Irrenärzte Roms stellte sich vor einer Woche ein eleganter junger Mann vor und vertraute ihm an, daß seine junge, ihm erst seit einem Jahre angetraute Gattin an hartnäckiger, unbezwinglicher Kleptomanie leide und in diesem Zustande in Kaufläden und bei Besuchen, ja, sogar im Hause selbst Gegenstände entwende, welche sie dann gewöhnlich nach einigen Stunden, außer sich vor Reue und Verzweiflung, zurückerstatte. Alle ärztliche Behandlung hätte bisher keine Besserung des Leidens herbeiführen können; der Herr Professor möge gestatten, daß er seine Frau mtt- bringe, worauf er sie ganz seiner Behandlung anvertrauen wolle. Tags daraus kommt das Paar zu dem Psychiater, welcher von der Schönheit und dem Liebreiz der jungen Dame ganz entzückt ist. Dieselbe benimmt sich wie eine vollendete Weltdame, allein es entgeht dem Professor nicht, daß sie in Augenblicken, da sie sich unbeobachtet glaubt, eine Photographie in brillantenbesetztem Rahmen (ein Andersten an eine hohe Patientin), sowie einen goldenen Briefbeschwerer einsteckt; ebenso bemerkt er, daß die holde Unbekannte ihm beim Abschiede seine gol - dene Uhr und Kette ebenso graziös wie gewandt aus der Tasche zieht. „Sie sehen selbst, wie arg es ist; meine arme, arme Frau!" flüsterte ihm der unglückliche Gatte zu. „Ich sende Ihnen sogleich alles zurück. Ich bitte Sie, uns morgen zu erwarten." Der Arzt wartet und
— wartet noch immer. Er zweifelt jetzt nicht mehr daran, daß er einem fein angelegten Gaunerstreich zum Opfer gefallen ist.
* schwäbischer Preußenhasser: „Des is gar nix meh', seit wir bei de Preiße sind: Soldat müeßet m'c werden und Steure müeßct m'r zahle und's Maul muß man halte!"
— „Sag' mal die Wahrheit, Hans — wann bischt du Soldat gewese, wann hoscht du Steure zahlt und wann hoscht du je 's Maul g'üalte?"
* (Der kleine Börsianer.) Lehrer: „Also Steine fallen schneller als Holz; könnr ihr mir etwas nennen, was noch schneller fällt?"
— Der kleine Moses: „De Aktien!"
* (Liebe und Treue.) „Du hast rotes und blaues Briefpapier, Elli!" — „Ja, siehst du, wenn ich an meinen Hans schreibe, dann nchm' ich das rote — rot ist die Liebe, und au meinen Emil schreib' ich aus blauem Papier — blau ist die Treue!"
* (Ein Vorzug.) „Siehst du, Nelly, mein Bräutigam ist weder jung, noch reich; er ist auch nicht besonders fesch und keineswegs geistreich, aber er hat doch etwas an sich, was nur sehr gefällt!" — „Nun, was denn?" — „Daß er mich heiratet!"
' (Sattelfest.) Theaterdirektor: „Sie sind Naive? Geben Sie mir 'mal eine Probe.
— Naive: „Ich bitte um Vorschuß."
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Mtensteig.
in Stuttgart.
Umwandlung von Eiillageschcinen lüi.LLV.
Die Inhaber vo« Kinlagescheine« lät. 6 (Rand teils rot, teils schwarz) »nd v (Rand grün) werde« aufgefordert, dieselbe« zur kostenfreie« Ilmwandlung in die «enen Scheine I-it. L (blau) bei der nächste« Agentur mit de« etwa bereits in ihren Känden befindliche« Scheine« I-it. L z» übergebe«.
Hinleger, welche blos Scheine Isst. L besitze«, werden von dieser Anffordernnq nicht betroffen-
Der erste Vorsteher: Ostertag.
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Litte, bestellen 8ie n. 1. Obt. 1831
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