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Erscheint wöchentl. Smal: Dienstag, DonnerS- 109. tag und LamStag und kostet in Wensteig SO ^ im Bezirk SO außerhalb I das Quartal.
Samstag dm 19. Septör.
EinrückungSpreiS der Ispalt. Zeile für Altensteig .
und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 ^ 1891»
bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8
Gestorben: Buchbindermeister Ludwig Alt, Stutt- gark; Privatier Ferdinand Läpple, Ludwigsburg; Hilfsrichter August v. Heider, Ulm; Hirschwirt Georg Kling, Althengstett; Lokomotivführer Schilling, Aalen; Privatier Mayser, Ulm.
D Die Uuglücksbotschaft aus Ostasrika.
Wir leben in Deutschland seit längerer Zeit schon in einer gedrückten Stimmung, die auch in Geschäftsflauheit, Kaufunlust und niederen Kursen ihren Ausdruck findet, wenngleich ein bestimmt zu bezeichnender Grund dafür nicht vorhanden ist; wenigstens kein schwerwiegenderer, als derjenige, der schon seit Jahren eigentlich die gleichen Wirkungen hätte Hervorbringen können.
In einer solchen Stimmung trifft uns eine Hiobsbotschaft aus Ostafrika doppelt empfindlich: Ein Teil unserer dortigen Schutztruppe hat, wahrscheinlich infolge sorgloser Unterschätzung des Gegners, eine Niederlage erlitten, die nach privaten Berichten der Vernichtung ziemlich nahe kommt. Leutnant Zelewskis Abteilung, die nach dem Südwesten marschiert war, ist von den Wahehc-Negern überfallen und zersprengt worden.
Rein ziffernmäßig betrachtet, sind die Verluste, von denen die Deutschen betroffen wurden, nicht erheblich. Vier Offiziere, vier Unteroffiziere und etwa 300 (schwarze) Soldaten sind verloren — man weiß nicht, ob alle gefallen oder ob viele von ihnen in Gefangenschaft geraten sind. Die letzten amtlichen Nachrichten über die Wahehe, welche vom Mai datieren, meldeten, daß die letzteren in Usagara eingefallen, sich aber dann dem Chef Ramsay unterworfen hätten. Dann aber lst eine neue Expedition in das Innere gegangen, welche die Wahehe von Süden aus fassen sollte. Im Juni wurden die Truppen von Dar-es-Salaam nach Kilwa befördert, in dessen Hinterland sich mehrfach Räuberbanden gezeigt hatten. Diese Expedition beabsichtigte, durch das Gebiet der Wakitschi bis etwa nach der Mündung des Ruchh in den Rufidschi zu marschieren und dann nach Dar - es - Salaam zurückzukehren. (Man muß eine gute Karte von Ostafrika zur
Hand haben, um sich ein annähernd klares Bild dieser Züge machen zu können.) Die gemeldeten Kämpfe wird diese Expedition zu bestehen gehabt haben, während Leutnant Schmidt von Baga- moyo aus die Räuber von Norden zu fassen suchte. Auch Leutnant Schmidt soll von seinem Zuge ohne Resultat zurückgekommen sein.
Die Expeditionstruppe unter Leutnant Ze- lewski war jedenfalls vorzüglich ausgerüstet; sie führte u. a. auch zwei Maxim-Geschütze mit sich. Da nun in den Telegrammen von einem „lieberfall" gesprochen wird, so dürften leider einige Vorsichtsmaßregeln der afrikanischen Kriegführung außer Acht gelassen worden sein. Die Wahehe haben bei ihren vielfachen Raubzügen es für die beste Taktik gehalten, die Dörfer der Eingeborenen gewöhnlich im Morgengrauen zu überfallen, und da kaum änzunehmen ist, daß sie am Tage eine geschlossene mit Geschützen versehene Kolonne überwältigen könnten, so erscheint für die Katastrophe diese Erklärung als möglich. Man wird aber natürlich erst nähere Einzelheiten abwarten müssen. Im „Berliner Tagebl." wird zur Erklärung der Katastrophe angenommen, daß die Wahehe mit Gewehren bewaffnet gewesen seien, welche sie von den Portugiesen erhalten hätten. Die Räubervölker der Mafiti, Mahenge und Wahehe bedienen sich aber derselben ebenso wenig wie die Massai, da sie mit blanker Waffe vorzugehen lieben, und man wird sich noch aus den Kämpfen Graven- reuths gegen die Mafiti daran erinnern, daß die Mafiti, tollkühn vorstürmend, noch in den Reihen stehende Sudanesen mit ihren Speeren niederstachen. Die Häuptlinge besaßen bis vor kurzem nur wenige Gewehre, die sic aber sorgfältig hüteten und nicht gebrauchen ließen, während die Masse der Eingeborenen sicher nur ihre üblichen Waffen hatte.
Keiner Kolonialmacht sind ähnliche traurige Erfahrungen erspart geblieben, aber keine ist dadurch veranlaßt worden, ihre Kolonien aufzugeben. Spanien und Portugal haben in früheren Jahrhunderten in ihren Kolonien fortgesetzt Kriege gegen die Eingeborenen geführt.
England setzte in Indien Gut und Blut daran, Frankreich hatte sein Algerien und sein Tong- king, Italien sein Massauah. Wenn es auch nur ein schlechter Trost ist, im Unglück Gefährten zu haben, so zeigen uns die angeführten Beispiele wenigstens, daß wir die Bedeutung des Unglücks nicht überschätzen sollen. Anderu- teils aber wird die Katastrophe denen zu denken geben, welche mit zu kühnen Hoffnungen den Gang unserer kolonialen Politik verfolgt haben.
Laudesuachrichteu.
* Vom Lande, 16. Sept. Die Versicherung gegen Hagel läßt bei uns noch viel zu wünschen. Eine gegenwärtig herausgegebene Statistik stellt fest, daß von versicherungsbedürftigen Früchten versichert find: in Preußen 73,3 Prozent, in Bayern 31,4 Proz., in Württemberg nur 13,5 Proz., und in Baden gar nur 3,3 Prozent. Man wird unbedingt zugeben müssen, daß die beiden letzteren Länder mit ihrer notorisch größeren Hagelgefahr sehr mangelhaft versichert find und man kann die aus nationalökonomischen Kreisen immer und immer wieder erschallenden Mahnrufe in dieser Hinsicht nur unterstützen.
* Stuttgart, 15. Sept. Die württemb. Regierung mußte im verflossenen Jahr infolge von Beschädigungen, die durch den Eisenbahnverkehr und durch Werkstätteverkehr herbeigeführt wurden, im ganzen 186,860 Mk. an die betr. Personen bezahlen.
* Bietigheim, 15. Sept. Gestern tagte hier die alljährlich stattfindende Wander-Versammlung der württ. Gewerbevereine, die aus allen Teilen des Landes zahlreich besucht war. 49 Gewerbevereine waren offiziell vertreten. Vom Ministerium des Innern wohnte Oberregierungsrat v. Schicker der Versammlung an, von der Zentralstelle für Handel und Gewerbe Dr. Schönmann, ferner Vertreter der Handels- und Gewerbekammer. Auf den Willkommgruß, den namens der Feststadt Schultheißenamtsverweser Grimm bot, versicherte Herr v. Schicker die Versammlung des größten Wohlwollens des
(Nachdruck verboten.)
Roman von Karl Ed. Klopfer.
(Fortsetzung.)
„Lassen wir das jetzt, verehrte Frau", sagte Heinrich scherzend, „ich fürchte ohnedies, ich werde heute noch etliche Reden anhören müssen. Ich möchte Sie lieber um eine Tasse Schokolade als Stärkung für die zu erwartenden offiziellen Momente bitten. Die Herren werden ein bischen erstaunte Augen machen, wenn sie erfahren, daß ich schon gestern und dazu so ohne Sang und Klang angekommen bin. Aber ich hätte alle diese feierlichen Zeremonien in meiner gestrigen Ermüdung nicht ertragen. Wir können uns ja überdies auch mit einem Irrtum in der Zeitrechnung entschuldigen."
„Ich würde Ihnen den Vorschlag machen," erwiderte Frau Weller sehr würdevoll, „die Gäste sogleich von dem Nötigen verständigen zu lassen. Die Herren werden sich also, statt auf dem Bahnhof, gleich hier versammeln. Das Frühstück wird bereits vorbereitet."
„Gut denn, senden Sie ein paar Diener an die alten Hausfreunde. Ich überlasse das ganz Ihrem Ermessen, in der Gewißheit, daß Ihr anerkanntes Taktgefühl stets das Richtige treffen wird."
Er hätte der guten Dame kein größeres Kompliment als dieses machen können. Frau Eleonore dankte ihm auch mit der zierlichsten Verneigung, entzückt von dem Scharfblick des jungen Herrn Marfeld, der ihre Vorzüge so wohl zu schätzen wußte.
„Leider kenne ich keinen einzigen der Herren, die seit früher mit unserem Hause in Verbindung stehen. Sie werden die Freundlichkeit haben, mich erst vorzustellen. — Wer gehört denn so zu den hervorragendsten Gästen unserer Firma und Familie? Ich möchte mich über diese doch ein wenig informiert zeigen."
En! sprechend ihrer persönlichen Neigung nannte Fra« Weller na
türlich die beiden Namen zuerst, deren Träger ihr besonderes Wohlwollen genossen.
„Da haben wir vor allem den Herrn Kommerzienrat und Stadtrat Jeremias Schlittchen, einen Mann von Distinktion und Würde, der sich rühmen darf, zu den allerintimsten Freunden Ihres seligen Herrn Vaters gezählt worden zu sein —"
„Bitte — weiter!"
„Dann den jungen Staatsanwalt Doktor Theodor Möller, welcher —"
Sormann ließ den silbernen Löffel auf die Untertasse fallen und unterdrückte nur mühsam einen Ausruf. Er fuhr sich mit dem Taschentuch über das Gesicht, um seiner Nachbarin die Blässe zu verdecken, die er plötzlich auf seinen Wangen fühlte. Glücklicherweise fuhr Frau Eleonore in ihren Auskünften so unbefangen fort, daß sie gar nicht bemerkte, daß Heinrich vor sich hinstierte, ohne auf ihre Worte zu hören, was sie sonst gewiß als einen Mangel an gutem Ton sehr übel ausgenommen hätte.
„Wie nannten Sie den Staatsanwalt?" fragte er, nachdem sie endlich die lange Reihe der Gäste erschöpft hatte.
„Doktor Möller. O, ein sehr charmanter junger Mann, den Ihr Herr Vater stets hochachtete. Er und seine liebenswürdige Gemahlin find sehr oft die Gäste Herrn Marfelds gewesen."
„Ach ja, er ist verheiratet — Sie sagten es ja vorhin schon, wenn ich recht gehört habe."
„Ja, Frau Doktor Möller ist seit ungefähr drei Jahren seine Gattin. Sie ist die Tochter eines Danziger Handelsherrn, der mit dem Vater des Doktors sehr befreundet sein soll."
„Aha!" Sormann lächelte eigentümlich vor sich hin, als er hier das als eine Neuigkeit vernehmen mußte, was er doch so gut wußte. Bet der Erwähnung Olgas strömte ihm plötzlich alles Blut zum Hirn.