Wallraff, auf die Inhaber der silbernen landw. Verdienstmedaille von Herrn Pflugwirt Gute­kunst in Nagold, auf die noch lebenden und anwesenden Gründer des Vereins von Herrn Baron v. Kechler von Oberschwandorf, auf die Reichstags- und Landtagsabzeordneten v. Gültlingen und v. Luz von Herrn Stadtschult­heiß Brodbeck in Nagold. Am Schluß des Mahles sprach der Herr Vereinsvorstand Allen, welche zum Gelingen des Festes beigetragen haben, seinen verbindlichsten Dank aus. Kurz nach 4 Uhr wurden die Hauptgewinnste der Lotterie publiziert, worauf die gesellige Unter­haltung unter den Eichen ihren Anfang nahm. Durch die vortrefflichen Produktionen der Stutt­garter Ulanenkapelle und der hiesigen Stadt- mustk wurden noch einige angenehme Stunden bereitet und nur zu bald sah man die werten Festgäste wieder von dannen ziehen. Es er­übrigt uns nur noch, auf die Ausstellung land­wirtschaftlicher Geräte und Produkte zurück- zukommen, die für jeden Besucher ein sehens­wertes Bild bot. Die Zierde der Ausstellung bildete entschieden das ausgestellte Obst und die prächtigen Feldfrüchte. Diese Produkte gaben ein sprechendes Zeugnis dafür, was auf unserem rauhen Schwarzwald bei rationellem Betrieb der Mutter Erde abgewonnen werden kann. Bienen­geräte, Bienenprodukte, landwirtschaftliche- und Haus-Geräte waren ebenfalls zahlreich aus­gestellt und mancher Gegenstand erregte eine besondere Aufmerksamkeit. Auch am gestrigen Sonntag übte die Ausstellung noch eine große Anziehungskraft aus. Das schöne Jubiläums­und Ehrenfest, welches der landwirtschaftliche Bezirksoerein Nagold begehen durfte, das ebenso gelungen als würdig verlaufen ist, dürfte doch manchen Landwirt angespornt haben, dem vom Verein angestrebten richtigen Fortschritt zu hul­digen, uns und allen Teilnehmern wird es aber eine dauernde angenehme Erinnerung bleiben. Wir schließen unfern Bericht mit der Inschrift der Ehrenpforte an der oberen Thalstraße:

Wer Gott vertraut, das Feld gut baut,

Trifft keine Not, er hat sein Brot."

* Freud enst adt, 3. Sept. Bei der heute stattgefundenen staatlichen Bezirksrindviehschau durch den Herrn Präsidenten der Zentralstelle für die Landwirtschaft. Freiherr von Ow, Regierungskommissär Clausnitzer, Landwirt­schafts-Inspektor Wunderlich ec. rc. wurden nachstehende Preise verteilt, staatspreise a. für Farren: 1. Stadtgemeinde Freudenstadt 2. Preis 120 Mk., 2. Farrenhalter Bechtold in Dornstetten 80 Mk., 3 Hirschwirt Mäder in Cresbach 80 Mk. l>. für Kühe: 1. Stadtwirt Läufer hier 2. Preis 100 Mk., 2. Karl Luz, Güterbeförderer hier 3. Preis 80 Mk., 3. Kade zum Hecht hier 4. Preis 60 Mk., 4. E. Luz z. Post in Freudenstadt 60 Mk., 5. Karl Schrei­ber in Freudenstadt 60 Mk., 6. Fritz Haas in Freudenstadt 60 Mk., 7. Georg Ziefle zum Rad in Freudenstadt 60 Mk., Preise des landw. Be­zirksvereins: a. für Farren: 1. Farrenhalter

Schneider in Herzogsweiler 1. Preis 50 Mk.,

2. Stadtgemeinde Freudenstadt 2. Preis 25 Mk., 3. Gutsbesitzer Max Walther in Aach

3. Preis 20 Mk., 4. Oekonom Klumpp in Bai- ersbronn 4. Preis 15 Mk., 5. Farrenhalter Wörner in Dietersweiler 5. Preis 15 Mk., 6. Oekonom Finkbeiner in Wittlensweiler Nachpreis 10 Mk. ä für Kühe: 1. Schultheiß Schüler in Herzogsweiler 20 Mk., 2. Jak. Hirth in Aach 18 Mk., 3. Rosenwirt Gaiser in Baiers- bronn 15Mk., 4. Sonnenwirt Schubert in Aach 12 Mk., 5. Läufer z. Rappen in Freudenstadt 10 Mk., v für Kalbinnen: 1. Engelwirt Möhr- le in Baiersbronn 25 Mk., 2. Färber Eberle in Freudenstadt 20 Mk., 3. Rosenwirt Gaiser in Baiersbronn 20 Mk., 4. Thalwirt Schweik- hardt in Christophsthal 15 Mk., 5. Brücken­wirt Armbruster in Aach 15 Mk., 6. Oekonom Stoll in Dornstetten 12 Mk., 7. Johann Wör­ner in Aach 10 Mk., 8. Rappenwirt Läufer in Freudenstadt 10 Mark.

" Stuttgart, 4. September. Vor einem Schwindler in Chicago wird imExport" ge­warnt. Dem Blatte ging einem Herrn Albert T. Otto in Chicago der Prospekt einer Land- assoctation zur Gründung einer großen Fabrik­vorstadt bei Chicago zu. Europäische Fabri. kanten wurden eingeladen, durch Verlegung ihrer Fabrikation der Mac Kinley-Bill die Spitze zu bieten. Die Sache war sehr plausibel gemacht. Jetzt kommt der hinkende Bote nach. Ein Stuttgarter schreibt imExport":Hr. Otto ist ein Schwindler erster Klasse. Er war in Stuttgart als Bankier und Generalagent der Equitable etabliert und verschwand von dort vor anderthalb Jahren, um nicht als betrü­gerischer Bankerotteur gefaßt zu werden. Er machte in Gründungen, z. B. in den südafrika­nischen Gold- und Diamant-Aktien. Von einer amerikanischen Kompagnie brachte er in Stutt­gart für 2 Millionen Mark Aktien unter. Nach zwei Jahren war das ganze Kapital verloren. Man schätzt, daß er Stuttgart um 15 vis 18 Millionen erleichtert hat. Otto ist ohne Uwer- treibung ein raffinierter Gauner großen Stils."

* Stuttgart, 3. Sept. Der hiesige Gemeinderat beklagte ffich heute über die große Einquartierungslast, die bei dem schlechten Ge­schäftsgang besonders schwer empfunden werde. Vermutlich wird man Baracken bauen.

* (Verschiedenes.) In Conweiler (Neuenbürg) brannte letzte Woche ein Wohnhaus und eine Scheuer vollständig nieder. In Tuttlingen fiel Bahnwart Klein so unglück­lich die Treppe herunter, daß er in der darauf­folgenden Nacht seinen Verletzungen erlag.

* (Ein spätes Opfer des 1866er Krieges.) In Nürnberg starb dieser Tage der baye­rische Hauptmann a. D. Kuffner infolge eines langjährigen Leidens, dessen ckrsache eine preu­ßische Kugel war, die er im Gefechte bei Kis- singen erhalten hatte. Fünfundzwanzig Jahre hat er diese Kugel tu seinem Körper herum-

Altensteig, 20 Mk.; 5. Friedrich Stocktnger, Nothfelden, 20 Mk.; 6. Mühlebesitzer Faißt, Altensteig, 20 Mk.; 7.Mühlebesitzer Schill, Alten­steig, 15 Mk.; 8. Jakob Friedrich Mast, Wör- nersberg, 15 Mk.; 9. Daniel Walz, Walddorf, 15 Mk.; 10. Konrad Adam Walz, Walddorf, 15 Mk.; 11. Christian Keppler, Lengenloch, 10 M.; 12. Gemeindepfleger Müller, Gültlingen, 10 M.; 13. Friedrich Theurer, Spielberg, 10 M.; 14. Georg Bäuerle, Ueberberg, 10M.;

15. Friedrich Grieshaber, Rohrdorf, 10 Mk.;

16. I. G. Stempfle, Ebhausen, 10 M.; 17. Gäruier Raaf, Nagold, 10 Mk.; 18. Konrad Walz, Walddorf 10 Mk.

V. FürZuchteber:1. Löwenwirt Mor- lock, Nagold, 20 M.; 3. Bierbrauer Keck, Warth, 10 Mk.

VI. Für M utterschweine: 1. Fr. Walz. Walddorf, 20 M.; 2. Fr. Seid, Sim­mersfeld, 20 M.; 3. Michael Schneider, Hesel­bronn, 15 M.; 4. Bäcker Kirn, Altensteig, 15 M.; 5. Bauer Beutler, Walddorf, 10 M.

VII. Für Obst und Gemüse: 1. Gärtner Raaf, Nagold, 15 M.; 2. Gärtner Broß, Egenhausen, 12 M.; 3. Fabrikant Seeger, Rohrdorf, 10 M.; 4. Gärtner Walz, Altenfteig, 8 Ml.; 5.Oberamtstierarzt Wallraff, Nagold, 8 Mk.; 6. Gärtner Harr, Rohrdorf, 8 M.;

7. Oberamtsbaumwart Bihler, Walddorf, 6 M.;

8. Baumwart Helber, Haiterbach, 6 Mk.; 9. Gärtner Lutz, Altensteig, 6 M.; 10. Baumwart Handle, Ebhausen, 6 M.; 11. Baumwart Geigle, Jselshausen, 5 M.; 12 Baumwart Walz, Wald­dorf, 5 M.; 13. Schullehrer Steinle, Ueberberg, 5M.; 14. Friedrich Bühl-r, Gültlingen, 5M.;

15. Gärtner Bräuning, Mindersbach, 5 M.;

16. Gärtner Lutz, Rohrdors, 5 M.

Diplome erhielten: 1. Kaufmann Frauer,

Wildberg; 2. Gutsbesitzer Link, Tröllenshof; 3. Tierarzt Bühler, Altensteig.

VIII. Für Bienenprodukte: 1. Glaser Wehrstein, Gündringen, 8 Mk.; 2. Schul­lehrer Kümmel, Ebershardt, 5 M.; 3. Fabri­kant Seeger, Rohrdorf, 3 M.; 4. Schullehrer Schlack, Altensteig Dorf, 3 Mk.; 5. Schullehrer Birkle, Jselshausen, 3 M.; 6. Dreher Wurster, Altensteig, 3 M.; 7. Schuhmacher Seeger, Altensteig, 2 M.

Ein Diplom erhielt: Der Schwarzwald- Bienenzüchter-Derein.

Nach der Verteilung der Preise, welche viele Zeit in Anspruch nahm, und welche manchem Aussteller Freude und manchem Enttäuschung brachte, konnte das Festessen vor sich gehen. Bei dem Mahle im Gasthof zur Traube wurde eine Reihe von Toasten vom Stapel ge­lassen, nämlich auf Se. Majestät den König vom Hrn. Vereinsvorstand Dr. Gugel, auf den landw. Bezirksverein von Herrn Reg.-Prästdent v. Luz, auf den Fürsten Bismarck, den Haupt­förderer der Landwirtschaft, von dem Reichs­tagsabgeordneten und Landgerichtsrat Frhrn. v. Gültlingen, auf den Ausschuß u. den Hrn. Vorstand des Vereins von Herrn O.A.-Tierarzt

Irrtümer. (Nachdruck verböte».)

Roman von Karl Ed. Klopfer.

(Fortsetzung.)

Auf den Treppen der Polizei-Zentralstation drängten sich die Men­schen, die nach den Amtsstuben wollten, wo sie ihre Angehörigen und Freunde, die seit gestern vermißt wurden, anmelden konnten.

In einer ganzen Flucht von Kanzleien war seit dem frühesten Morgen eine Unzahl Beamter thätig, die nicht enden wollenden Verlust­anzeigen zu Protokoll zu bringen. Von hier aus holten sich die Re­porter der Tagesblätter das Material zu den Verlustlisten, die in Extra­blättern publiziert wurden und massenhaften Absatz fanden. In den ersten Morgenstunden sprachen diese Flugschriften von nahezu einhundert Toten; um zehn Uhr war dir Zahl bereits auf das dreifache ange­wachsen; mittags hieß es, mehr als sechshundert Menschen hätten ihren Tod in dem schrecklichen Flammenherde gefunden, und abends verzeich- neten diese Listen schon nahe an dreitausend Tote, obgleich das Theater überhaupt nur höchstens zweitausend Zuschauer fassen konnte.

Die Ursache zu diesen übertreibenden Ziffern war die, daß die thatsächlich Umgekommencn ungefähr vierhundert eben zu ver­schiedenen Stunden und von verschiedenen Personen so oft angemeldet wurden, als sie just Verwandte oder Freunde besaßen, die davon gewußt hatten, daß der Betreffende im Ringtheater gewesen und nicht wieder herausgekommen sei.

In der nahezu endlosen Reihe, die vor den Tischen der eifrig no­tierenden Beamten vorüderzog, drängte sich auch ein hübscher, eleganter junger Mann vorwärts. Sein Gesicht war bleich und verstört, wie das aller, die sich hier in diesen Sälen zu einer so traurigen Aufgabe zu­sammenfanden, Nervös mit dem kleinen Schnurrbart spielend, verwandte

i er keinen Blick von dem Beamten, dem er immer näher rückte, sowie ein j Vordermann seine kurze Anzeige abgegeben hatte.

Der junge Mann hörte mit einer in seiner Umgebung ungewöhn­lichen Aufmerksamkeit auf jeden Namen, auf jede Aussage, die an dem Pult des Kommissars gemacht wurde. In seinem Schmerze um den Vermißten, den auch er zu melden haben mußte, schien er doch auch noch ein mitfühlendes Herz für das Unglück all der anderen zu bewahren, welche die schreckliche Katastrophe vom Vorabend hier vereinigte.

Endlich kam auch er an die Reihe.

Wen melden Sie?" fragte der Beamte.

Heinrich Sormann."

Stand, Alter, Geburtsort?"

Kaufmann, neunundzwanzig Jahre alt, ledig, aus Leipzig."

In welchen Beziehungen standen Sie zu dem Vermißten und wie ist Ihr Name?" fragte der Beamte weiter.

Ich heiße Robert Marfeld, gleichfalls Kaufmann, ledig, geboren den 5. März 1851 zu Leipzig. Der Verunglückte war mein Freund und Juzendgenosfe, den ich erst gestern nach langjähriger Trennung wiedersah."

Hat er Verwandte?"

So viel ich weiß, nein. Indessen nannte er mir die Firma, in deren Auftrag er die Geschäftsreise nach Wien unternommen haben wollte. Ich denke, es wäre nötig, diese Firma offiziell über das Schicksal des Verunglückten zu verständigen."

Das wird geschehen, sobald das Nötige konstatiert ist. Wie heißt diese Firma?"

Wenn ich mich recht erinnere Ertl und Hesse in Danzig."

Gut. Gehen Sie nach dem Leichenhofe im allgemeinen Kranken- hause, wo seit heute früh die aufgefundeuen Leichen zur Feststellung der