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Erscheint wöchentl. »«all Dienstag, Donners­tag und SamStag und kostet in Mensteig SO ^ im Bezirk SO außerhalb 1 bas Quartal.

Donnerstag dm 3. Septvr.

EinrückungSpreiS der lspalt. Zeile für Altensteig und nahe Umgebung bei lmal. Einrückung 8 bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8

1891.

Amtliches.

Seine Königl. Majestät haben am 26. v. M. gnädigst geruht, dem Schultheißen Gänßle in Walddorf und dem Ratsschreiber Widmann in Gültlingen in Anerken­nung ihrer Bemühungen für die Förderung der Landwirt­schaft je die silberne landwirtschaftliche Verdienstmedaille zu verleihen.

D Die allgemeine Beunruhigung.

Die Presse hat die schwere Aufgabe, nach besten Kräften die Weltlage darzustellen. Sie darf ebensowenig Vogel-Strauß-Politik treiben und den Kopf in den Sand stecken, wenn sich Gewitterwolken zeigen, als den Unglücksprophe­ten machen, der aus jedem Wölkchen einen Sturm als nahebcvorstehend ankündigt.

Seit einem Menschenalter sind wir daran gewöhnt, ab und zu Kriegsdrommeten erschallen zu hören entweder wirkliche oder bildliche, aus den Zeitungsspalten heraus. In den letzten Jahren ist darin insofern eine Besserung ein­getreten, als den alarmierenden Fanfaren nie der Kanonendonner folgte, woraus man sich zu folgern gewöhnte, daß das Säbelrasseln noch lange keinen Krieg bedeute. Zwanzig Jahre hindurch war es der deutschen Politik gelungen, den Frieden aufrecht zu erhalten und so sagte manIfich werde es auch in Zukunft bleiben. Nun ist aber seit kurzem ein bemerkens­werter Umschwung in der Stimmung eingetreten, die Stelle der oft zu weit gehenden Sicherheit hat die Befürchtung eingenommen und es wäre thöricht, dies leugnen zu wollen.

Worin diese Wandlung begründet ist, läßt sich schwer sagen. In den Beziehungen der Mächte zu einander ist trotz des Kronstädter Trubels eine Aendernng nicht eingetreten. Aller­dings ist eine solche in den Stimmungen der Völker zu konstatieren; seit Jahren ist das französische Selbstbewußtsein nicht für andere so verletzend hervorgetreten, als in den letzten vierzehn Tagen. Es ist eine allgemein bekannte Thatsache, daß in Frankreich ein Bruchteil der Bevölkerung kriegerisch gesinnt ist ein kleiner Bruchteil, der aber sehr laut und herausfordernd auftritt. Die Kriegs furcht der offiziellen Kreise war cs bisher, die dem Drängen der Patrioten" die Wage hielt. Die amtlichen Kreise waren darüber klar, daß Frankreichs Macht der des Dreibundes nicht gewachsen war und wenn es zu einem Messen der gegenseitigen Kräfte käme, Frankreich durchaus auf Hilfe angewiesen sei.

Gleichgültig, ob infolge der Kronstädter Feste ein Bündnis formell zu stände gekommen ist oder nicht die Franzosen glauben an ein solches Bündnis und das genügt ihnen. Man hält sich an der Seine für überzeugt, daß in jedem Falle einer kriegerischen Verwickelung Rußland Frankreich beistchen würde. In Wirk­lichkeit dürfte dies aber doch wohl nur der Fall sein, wenn Frankreich angegriffen würde; andererseits würde Rußland höchst wahrschein­lich neutral bleiben.

Aber diese Neutralität Rußlands wäre von derjenigen, die es 1870 innehielt, himmelweit verschieden. Wie damals die Sachen lagen, hätte Alexander II. nicht geduldet, daß Herr von Beust der gegen Frankreich operierenden deutschen Armee die österreichische in den Rücken schickte. Die heutige Neutralität Rußlands wäre zweifellos eine weniger wohlwollende. Siegte Deutschland in einem etwaigen Kriege gegen Frankreich, so würde schließlich Rußland beim Friedensschluß sein gewichtiges Wort in die Wagschale werfen, um Deutschland die

Früchte des Sieges zu verringern, jedenfalls aber eine gänzliche Vernichtung Frankreichs zu verhindern suchen.

Das weiß man in Frankreich oder glaubt man es wenigstens zu wissen und insofern haben sich die friedlichen Aussichten getrübt. Die leichte Entzündlichkeit des französischen Temperaments könnte in diesem Bewußtsein bei einem passen­den Anlasse gar leicht wieder den verhängnis­vollen Ruf:L Berlin!" zeitigen."

Leboeufs berühmtes Wort von 1870, Frank­reichs Armee sei fertig bis zum letzten Ga- maschenknopf eine Aufschneiderei, die sich so furchtbar rächte traf damals so wenig zu, wie dies heute der Fall wäre. Nein, Frank­reich ist nicht fertig und Rußland ist es eben­sowenig, denn dort ist man gegenwärtig erst daran, das neue kleinkaltbrige Gewehr einzu- führen, was drei Jahre in Anspruch nimmt. Die Chassepotsgewehre von 1870 waren zwei­fellos den Zündnadelgewehren überlegen heute dürfte das neue kleinkalibrige Mausergewehr dem Lebelgewehr überlegen sein und ... der deutsche Soldat versteht von seiner Waffe einen bessern, man möchte sagen, sparsameren und zweckmäßigeren Gebrauch zu machen, wie der Franzose mit der seinigen. Turkos, Chassepot und Kugelspritze haben die Ergebnisse des letzten Krieges nicht zu ändern vermocht also nur keine Besorgnisse!

Rußland hat übrigens an seinem Notstände zu tragen der neue Verbündete Frankreichs ist momentan für den Krieg nicht zu haben. Alles in allem genommen liegen also gegenwärtig keine gewichtigeren Gründe zur öffentlichen Be­sorgnis vor, als seit zwanzig Jahren sehr häufig; wenn also nicht ein unglücklicher Zufall einen Funken ins Pulverfaß fallen läßt, werden wir auch noch fernere zwanzig Jahre in Frieden unser täglich Bror essen.

Laadesuachrichteu.

* Alten st eig, 1. Sept. Die letzte Woche war den Ernregeschäften ungemein förderlich und die guten Tage wurden auch aufs beste ausgenützt. Alles Getreide das schon einige Tage und länger am Boden lag, konnte gut eingebracht werden; die Ernte nahm solch raschen Fortgang, daß ihr überwiegend größerer Teil untergebracht ist. Noch einige Tage guten Wetters würden genügen, den Rest zu bergen. Auch Oehmd wurde schon viel gemäht und ein­gebracht, auch da, wo die Ernte noch nicht all­gemein begonnen hat oder weniger weit voran ist, wie wir in höheren Lagen es antreffen. Es ist nun schon möglich über den Ernteausfall ein Urteil zu fällen. Hören wir die Interessen­ten selbst, d. h. die Bauern hievon reden, so drücken fast alle ihre Zufriedenheit aus mit den Erträgnissen; die Erwartungen des schlim­men Sommers wurden im allgemeinen weit übertroffen. Das Stroh ist schön lang, Korn giebt sehr gut ins Viertel. Futter haben wir die Menge und wenn nur die Kartoffeln an­nähernd ordentlich ausfallen, so haben wir keinen Grund, mit dem Ergebnis des heurigen Jahrgangs unzufrieden zu sein.

* Nagold, 30. Aug. Die Ernte ist nahezu beendigt und liefert ein recht erfreuliches Re­sultat. Die Hopfen stehen schön; auch die Kar­toffeln sind bis jetzt gesund geblieben. Der Obstertrag ist stellenweise nur ein mittelmäßiger zu nennen, doch liefern manche Bäume, besonders Birnen einen recht schönen Ertrag.

* Nagold, 31. Aug. Vorgestern abend

wurde im Gasthof z. Hirsch der Abschied des nach Afrika abgehenden Seminarunterlehrers Köbele gefeiert, wozu sich außer den Seminar- und städtischen Lehrern auch auswärtige Kollegen und mehrere Gäste aus der Stadt eingefunden hatten. Rektor Dr. Brügel brachte die Glück- »nd Segenswünsche der Versammlung zum Ausdruck und betonte, daß es gewiß kein schlech­tes Zeugnis für die württembergische Seminar­bildung sei, wenn jetzt der vierte Schwabe nach Afrika gehe.

* Nagold, 31. Aug. Gestern abend führte der Postillon Georg Engelhard von Haiterbach einen Mann von Nagold nach Unterjettingen. Auf der Rückfahrt hieher fuhr er scheint's etwas rasch die Unterjettinger Steige herab. Hiebei stürzte der Wagen um, so daß die Räder nach oben gekehrt waren, und der Postillon lag unter demselben. Bis Hilfe herbeikam, war er erstickt. Die Teilnahme und das Mitleid mit der Fa­milie ist allgemein.

* Schiet in gen, 29. Aug. Dank dem

energischen Auftreten unseres wackeren Orts­vorstehers sind die Mörder des bei der Hoch- dorfer Ziegelhütte erschlagen aufgefundenen le­digen Philipp Gutekunst von hier bereits entdeckt und ans K. Amtsgericht Horb eingeliefert. Die Thäter sind der ledige Schuster I. Frick und K. Vogt, Schmied, beide von Hochdorf, OA. Horb. Der letztere hat ein Geständnis abgelegt. Die Gemeinde Schietingen hat einen neuen Friedhof angelegt, und es ist tragisch, daß der erschlagene PH. G. der erste ist, der hier seine letzte Ruhe­stätte erhalten hat. (N. T.)

* Wildbad, 30. Aug. In der Kirchen- glockeuangelegenheit geht demStaatsanzeiger" eine Erklärung des hiesigen Gemeinderats zu, demzufolge bereits im Jahre 1888 der Beschluß gefaßt wurde, den sich den Kranken sehr lästig machenden zweiten Glockenschlag an der evang. Stiftskirche von nachts 10 Uhr bis 5 Uhr morgens abzustellen; gleichzeitig behielt sich der Gemeinderat auch die Abstellung des ersten Glockenschlages vor, die nur deshalb nicht er­folgte, weil dieselbe mit einem größeren Kosten­aufwand verbunden war. Als nun ein Patient (Herr v. Rothschild) sich bereit erklärte, diese Kosten zu bestreiten, führte der Gemeinderat den damals gefaßten Beschluß aus und hat dieses Entgegenkommen desselben bei den hiesigen Kurgästen und in der gesamten Bürgerschaft mit ganz geringen Ausnahmen lebhaften Beifall gefunden.

* Horb, 30. Aug. Die Ernte ist nahezu vollendet und war von dem schönsten Wetter begünstigt. Alle Fruchtgattungen, mit geringer Ausnahme, ergaben eine gute Mittelernte. Was die Quantität zu wünschen übrig läßt, ersetzt die Qualität. Die Kartoffeln versprechen einen guten Ertrag und zeigen bis jetzt keine Spur von einer Krankheit. Obst giebt es sporadisch und entspricht der im Frühjahr stehenden Blüte in keiner Weise. Der Stand der Hopfen ist im allgemeinen ein ziemlich guter und die Ge­witterregen der verflossenen Woche kamen der Pflanze sehr zu statten und haben das Wachs­tum der Dolden sehr befördert.

* Friedrichshafen, 31. Aug. Das Befinden Seiner Majestät des Königs hat sich im Laufe der letzten Augustwoche im ganzen befriedigend erhalten.' Die Beschwerden und Störungserscheinungen seitens des Unterleibs bleiben in Abnahme begriffen. Die Erholung Seiner Majestät schreitet zwar langsam, aber