Karlsglück sind infolge schlagender Wetter sechs Arbeiter verunglückt.

* Düsseldorf. Das Alter scheint an dem Fürsten Bismarck spurlos vorüberzugehen, er ist ein galanter Herr. Vor einiger Zeit war eine junge Dame von hier in Friedrichsrnh. Als sie den Fürsten Bismarck erblickte, ging sie auf ihn zu und wollte ihm die .Hand küssen. Bis­marck verhinderte sic daran mit den Worten: Nein, so sind wir denn doch nicht; von einem jungen, hübschen Mädchen läßt man sich nicht die Hand küssen!" Aprach's und küßte sie aus den rosigen Mund.

Ausländisches.

* Lemberg,30.Juli. InPrzemyslwurde ein russischer Spion verhaftet, der Fortifikationen aufnahm und bezügliche Notizen machte. Der Verhaftete gibt sich für einen russischen Gym­nasiallehrer aus.

* Brüssel, 3l. Juli.Parti National" meldet, die Generale Waldersee und Schlüffen hätten die Aufmerksamkeit des Kaisers Wilhelm auf neue umfangreiche Spionageumtriebe im Reichslande gelenkt; eine Untersuchung und be­sondere Ueberwachung sei angeordnct. Das Blatt gesteht die Existenz einer weitverzweigten antideutschen, von Franzosen geleiteten Agitation im Reichslande zu.

* Bei dem am 29. v. Mts. stattgehabten Bankett im Mansionhoüse inLondonzu Ehren der Minister hielt Lord Salisbury eine Rede, in welcher er erklärte, er kenne keinen Zeit­abschnitt, ip welchem auf dem Gebiete der aus­wärtigen Politik weniger Schwierigkeiten be­standen hätten und in der europäischen Politik größere Ruhe geherrscht habe, wie gegenwärtig.

* London, 30. Juli. Am vergangenen Sonntag kamen in Mekka wieder 114 Cholera- Todesfälle vor.

* London, 1. Aug. Times meldet aus Petersburg, der Botschafter Mohrenheim in Paris habe mit dem Elisee über die Grund­lagen eines Bündnisses zwischen Frankreich und Rußland verhandelt. Admiral Gervais habe nach Kronstadt einen Entwurf über die Bedingungen des Bündnisses mitgebracht, um denselben den russischen Ministern des Aeußern, des Kriegs und der Marine zur Erwägung und Ausarbeitung zu unterbreiten. Nach Ab­schluß der Verhandlungen werde das Vertrags­dokument von den Ministern, nicht aber vom Zaren unterzeichnet werden und bis auf Wei­teres in dieser Form verbleiben. Gervais habe wiederholt lange vertrauliche Beratungen mit Giers, Wannowsky und Tschichatschew gepflo­gen. Der Vertrag triff: Bestimmungen, welche das Zusammenwirken zu Wasser und zu Lande sichern. Bereits vor dem Besuche des Geschwa­ders seien von den Ministern die bei den Fest­lichkeiten zu haltenden nichtpolitischen Reden festgestellt worden.

* Moskau, 30. Juli. Der serbische König Alexander ist gestern hier eingetroffen. Er hat

die militärischen Ehren empfangen und ist im Kremlvalast abgesiiegen.

' Anfänglich hieß es, der Zar habe verboten, bei den Festlichkeiten zu Ehren der französischen Flotte die Marseillaise zu spielen. Nun ist die­selbe aber nicht nur beim Empfang, sondern auch bei dem großen Diner im Kaiserpalast ge­spielt worden, welches der Zar am Dienstag gab. Die Marseillaise, das Kampflied der fran­zösischen Revolution, im Palaste des Selbst­herrschers aller Neusten! Weiter konnte der Zar die Kundgebung seinertiefen Sympathien" un­möglich treiben.

* Wenn man die russischen Rüstungen be­trachtet, dann klingen die Friedensverstcherungen, welche fortwährend aus den dortigen Regierungs­kreisen kommen, recht sonderbar. Die russische Politik ist und bleibt, wird behauptet, was immer man auch sagen mag, eine aufrichtig friedliche und sie ist so fest begründet, daß sie nur durch die schwerwiegendsten, von der Würde und den nationalen Interessen Rußlands diktierte Beweggründe erschüttert werden könnte. Das klingt ja recht schön. Leider aber zeigt die Kehrseite der Medaille ein ganz anderes Gesicht. In aller Stille wird eine Unmasse von Truppen ans die Beine gebracht und in die Gouvernements an der österreichifch-ungari- fchen Grenze verlegt. Die Mobilisierung der Reservetruppen ist so weit vorgeschritten, daß die russische Heeresleitung die volle Kriegsbe­reitschaft in wenigen Wochen Herstellen kann. Daraus geht hervor, welchen Wert man an­geblichen friedlichen Gesinnungen der Russen beilegen darf.

* Belgrad, 1. August. Der reiche Kauf­mann Tomic in Parchtin wurde mit seiner Frau von Räubern ermordet und von letzteren 100,000 Franks und reicher Schmuck geraubt. Die Räuber sollen im Einverständnis mit der Diener­schaft gewesen sein.

* San Franzisko, 31. Juli. Nach Meldungen aus Jokohama rannte der Dampfer Tamämaru am 12. d. auf der Rückfahrt von Suto nach Hakodate mit 320 Arbeitern an Bord den Dampfer Migoshimara an und sank. Die Zahl der Ertrunkenen wird auf 260 an­gegeben.

* In einem Aufrufe des Kaisers von China, welcher sich energisch gegen die Fremdenhetze ausspricht und strenge Bestrafung der Schuldigen in Aussicht stellt, heißt es über die christliche Religion:Was die Religion des Westens an- langt, so ermahnt sie lediglich die Menschen zum Guten, und die Leute, die diese Religion annehmen, bleiben ebenfalls Chinesen und sind den Lokalbehörden unterstellt. Die Bevölkerung aber und die Missionare können in Frieden und Ruhe miteinander leben. Leider giebt es jedoch gewissenlose Subjekte, die sinnlose Geschichten erfinden und sie benutzen, um Unruhen zu er­regen, und zwar sind die Gegenden, wo die­selben ihr Wesen treiben, sehr zahlreich."

* Shanghai, 31. Juli. Der Sohn des

chinesischen Botschafters Fish wurde verhaftet, wsil sesigestellt wurde, daß er das Haupt der Aufständischen gewesen. Welche die Christen ver­folgten, und daß er die Niedermetzelungen und Brandstiftungen der Missionen anordnete.

* Bombay, 30. Juli. Zwei Städte der Provinz Guzerata sind überschwemmt, 300 Per- fonen sind ertrunken. Heerden fortgeschwemmt.

* lieber den Kannibalismus in Neupommern (Australien) hat der Bischof Couppe, apostolischer Vikar der deutschen Schutzgebiete in Australien und der Südsee, dem Korrespondenten des Münchener Fremdenbl." nachstehende Angaben gemacht: Ein großer Teil der Bewohner ist dem Kannibalismus ergeben und nicht bloß ergeben, sondern, wie die Erfahrungen über die ganze Natur dieser bestialischen Leidenschaft lehren, unrettbar verfallen. Die Menschenfresserei ist bis zu einem teuflischen Raffinement aus- gebildet. Erwachsene Kinder schlachten und ver­zehren ihre Eltern und sehen dann nach Jahren stumpfsinnig dem gleichen Schicksal von seiten der Nachkommen entgegen. Die Schweinemast wird nur betrieben, um den Genuß des Fleisches durchSpicken" mit Menschenfleisch zu erhöhen. Bei den fast beständigen Kriegszügen der ein­geborenen Stämme gegen einander wird der getötete oder gefangene Feind der Fraß der Sieger, die Männer werden unter entsetzlichen Martern sofort gebraten und verzehrt, jüngere Kinder möglichst lange und raffiniert mit dem Fletsch ihrer Stammesgenoffen gefüttert, um beifestlicher" Gelegenheit als bevorzugte Ge­richte verspeist zu werden.

Vermischtes.

* (Zwischen Eheleuten).Wie kam es denn eigentlich, liebe Marianne, daß du gestern abend in der Gesellschaft über Zahnschmerzen klagtest, deine Zähne sind ja doch bereits"Still, still, lieber Albert, ich that das nur, damit alle Welt glauben soll, ich habe keine falschen Zähne."

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

Der praktische Erfolg eines Heil­mittels ist die beste Gewähr für den Leidenden. Kein Mittel der Gegenwart, es mag heißen wie es will, und wenn es noch so pomphaft aus­geboten wird, hat bei Katarrh, Husten, Hei­serkeit, Verschleimung und namentlich auch bei Keuchhusten der Kinder so überaus glän­zende Heilerfolge aufzuwetsen als der weltbe­rühmte rheinische Tranbeu-Brust-Honig vonW.H. Zickenheimer in Mainz. Die­ses edelste und natürlichste aller Mittel enthält keine Spur Mineralien, auch keine scharfen oder schädlichen Arzneistoffe, sondern die überaus Heil­famen, niemals nachteiligen Bestandteile der weißen, rheinischen Weintraube. Seine Heil­kraft ist seit 2S Jahren bewährt und über allem Zweifel erhaben. Zu haben in Alteusteig bei ßhrn. Wurghard.

Das dürfte wohl weniger verwundern, als Ihr unerwartetes Erscheinen. Ich glaubte Sie doch in Leipzig."

Ich nahm Urlaub und wollte meine Eltern durch eine plötzliche Ankunft überraschen. Sollte ich Sie vielleicht stören, so will ich mich schleunigst entfernen"

Er wandte sich wieder gegen die Thür. Olga sah ihn erstaunt an und sagte einfach:Bitte, bleiben Sie und helfen Sie mir, diese abscheuliche Thür zuzuhalten. Ich bin's länger nicht im stände!"

Sofort sprang er hinzu und hielt das Bretterwerk zusammen. Er löste den Riemen von der kleinen Reisetasche ab, die er unter dem Mantel trug und befestigte den schmalen Lederstreifen an der Thür­klinke. Das andere Ende des Riemens band er hierauf fest um einen Seitenbalken, der vom Thürrahmen weglief, und stellte so einen ganz leidlichen Notverschluß her.

So, das wird vorläufig schon halten," sagte er dann.Aber frieren Sie denn nicht, Olga, in Ihrem durchnäßten Kostüm?"

Nein. Ich habe jetzt überhaupt nur noch das Gefühl unend­licher Müdigkeit. O, an diese Stunde werde ich denken!"

Er warf seinen Mantel ab, wand, so gut es ging, das Wasser daraus und legte ihn auf die Holzbank, die in einem noch halbwegs trockenen Winkel dastand. Dann lud er sie ein, darauf Platz zu nehmen.

Es ist zwar ein sehr nasses Kissen, aber noch immer besser, als die schmutzige Bank. Machen Sie es sich so begeum, als es unter diesen Verhältnissen möglich ist. Schließlich muß das abscheuliche Wetter doch einmal aushören.

Sie nahm den Platz mit leisen Dankesworten an. Sie schien in der That sehr angegriffen zu sein, denn sie, die sonst stets Heitere und Mutwillige, sprach so wenig als möglich. Vielleicht empfand sie

auch, daß in seiner Freundlichkeit etwas Gezwungenes, etwas wie eine Verlegenheit lag.

Wenn Sie die Nützlichkeit des heutigen Tages schwer empfinden, so dürften Sie auch die Lehre daraus ziehen, wie gefährlich oft solche einsame Ausflüge für Sie sein können, zu denen Sie ihre Unternehmungs­lust antreibt."

Sie schwieg und preßte die Lippen aufeinander.

Doch will ich Ihnen keinen Vorwurf machen," sagte Theodor sofort,ich habe ja eigentlich kein Recht dazu."

Das klang so bitter, als läge eine Anklage darin.

Und doch erinnere ich mich," erwiderte Olga verletzt,daß Sie mir sonst solche Vorwürfe nicht ersparten. Oder fürchten Sie, daß es eine Verschwendung derselben wäre?"

Er zuckte die Achseln und sah durch einen Riß in dem Fach­werk der einen Wand, als wolle er den Stand des Wetters beobachten.

Ich mutz dies beinahe annehmen, da ich ja neuerdings sehe, daß Sie, wie sonst, nur Ihrem manchmal etwas bizarren Willen gehorchen."

Ich erlitt auch noch niemals eine so empfindliche Strafe wie heute."

Er wollte etwas erwidern, aber er drängte die Worte, die ihm auf der Zunge lagen, zurück.

Ich will Sie nicht stören," sagte er nach einer Weile,Sie äußerten vorhin, daß Sie sich müde fühlten. Gönnen Sie sich Ruhe bis das Unwetter vorüber ist. Es hat schon um ein Bedeutendes nachgelassen."

Er ging auf und nieder in der engen Hütte. Olga, die seine Kälte wirklich verletzt, lehnte sich gegen die Holzwand und wickelte sich in ihren Plaid. (Fortsetzung folgt.)