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Tarif-Nr. 86, V«sicherung»v«träge, (ausgenommen FeuerverficherungSverträge), Bei sicherungsscheine, Policen, beraten hat, mit Nr. 86 zusammen zur Debatte gestellt werde». Ohne Erörterung wird nach den Kommissionsanträgen angenommen Nr. 27 (Fische und Krebse), Nr. 28 (Fischkarten): Feste Sätze von 2—10 ^ je nach Gültigkeitsdauer der Karte von einer Woche bis zu einem Jahr, 10 für jedes weitere Jahr lt. Kommisfionsantrag. Außerdem kann »ach dem Kommisfionsantrag für BerufSfischer oder solche, deren Berechtigung nur für eine kurze Zeit des Jahre» Gültigkeit hat, die Sportel bis auf 2 jährlich herabgesetzt werden. Die Abg. Sommer und L och er beantragen Rahmensportel« und zwar bis zu einer Woche 1—3 bi» zu einem Monat 2—5 ^ und bi» zu einem Jahr 3—20 Sie begründen den Antrag damit, daß man nicht für ein kleine» Fischwasser dieselbe Sportel verlangen könne, wie für ein große». Locher (Ztr.) und v. Kiene (Ztr.) gehen davon au», daß die Angrlfischerei im Bodensee sportelfrei bleibt, während die übrige Fischerei nicht sportelfrei ist. Finavzminister v. Geßler: Die Bodenseefischerei unterliegt ohne Rücksicht auf da» Sportelgesetz de« seitherigen gesetzlichen Bestimmungen. Die Abgg. Schaible (B.K.) und Vogt (B.K.) treten ebenfall» für die von den Abgg. Sommer und Locher beantragten Rahmensporteln ein. Röder (D.P.) wünscht ebenfall» eine Ermäßigung der Sporteln. Käß (Vp.) wundert sich, daß die Herren vom Bauernbund eine Herabsetzung der Sporteln für Fischkarlen empfehlen, obwohl gerade au» de« Kreise» der Landwirte Klage« komme», daß durch die Fischereiberechtigten ihnen großer Schaden durch Ueberschreiten der Wiese« in großer Anzahl entstehe, doch wolle er schließlich auch auf die niedrigeren Sätze in dem Antrag Sommer «»gehen, wen» man glaube, daß dadurch dem kleinen Mann etwa» zugute komme. Immerhin werde die Fischerei vielfach lediglich al» Sport au»grübt und würden also die Kom- misfionsanträge «ach dieser Richtung da» richtige treffe». Weiter sprechen noch die Abgg. Stauden- meyer, K«ßler, Vogt und Schaible. Die Nr. 28 wird mit dem nach dem Antrag Sommer-Locher abgeänderten Kommisfion»antrag angenommen. Zugestimmt wird ohne Debatte der Nr. 29 (Flußpolizei) und Nr. 30 (Grundeigentum), ebenso nach kurzer Erörterung Nr. 31 Gemeinderat»- beschlüsse (durch die einer Gemeinde eine neue größere Einnahme verschafft wird, soweit Genehmigung einer Staatsbehörde erforderlich ist). Nr. 32 (Genehmigung und Erlaubni»erteilunge«) wird gemäß dem Kommisfionsantrag gestrichen. ES folgt Nr. 33 (Gesellschafttverträge). Hier solle« nach dem Kommisfion»beschluß sportelpflichtig sein: Satzungen und Beschlüße: 1) über
die Errichtung von Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien, Gesellschaften mit beschränkter Haftung au» dem Wert de» in die Gesellschaft eingelegte» Vermögens eine dem jeweiligen Prozentsatz der gesetzlichen Grundstücksumsatzsteuer gleichkommenden Angabe, bei den Gesellschaften mit beschränkter Haftung, soweit der Wert de» eingelegten Vermögens nicht mehr als 100 000 beträgt, ermäßigt sich die Abgabe um vom Hundert, 2) über die Erhöhung de» Grund- und Stammkapital» von Gesellschaften der Ziff. 1 und über die Einforderung von Nahschüssen bei Gesellschaften mit beschränkter Haftung au» dem Wert de» in die Gesellschaft neu eingelegten Vermögen« der in Ziff. 1 bestimmte Satz; insoweit bei Gesellschaften mit b. H. der Betrag der eingeforderte» Nachschüffe unter Einrechnung de» früher eingelegten Vermögen» die Summe von 100 000 ^ nicht übersteigt, ermäßigt sich die Abgabe um °/i° vom Hundert. Ein Antrag Elsas (Vp.) zu Ziff. 2 will von der Sportel autnehmen Nachschüffe, die zur Ergänzung des Stammkapitals in der ursprünglichen Höhe dienen. Außerdem empfiehlt Dr. Elsas die Kommisfions- anträge. Finanzminister vonGeßler tritt ihm entgegen. Wieland (DP.) stimmt dem AuS- schußantrag mit der vom Abg. Elsa» beantragten Aenderung zu. Kraut (B K.) erklärt sich ebenfalls mit dem Kommission»antrag und dem Antrag Dr. Elsa» einverstanden. Im übrigen treffen die hier vorgesehene« Belastungen Leute, die e» noch ertragen könne». Ziff. 1 und 2 werden mit dem Antrag Elsas nach den Kommisfions- avträgen genehmigt. Für Ziff. 3 und 4 liege« gleichfalls eine Reihe von Anträgen vor, darunter der anzufügen, daß gemeinnützigen Genossenschaften, die ihren Gewinn auf 4 °/° beschränke» und de« Rest gemeinnützig verwenden, Befreiung von der Abgabe eintritt, desgleichen wenn eine Erwerb»- oder WirtschaftSgenoffenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht in eine solche mit beschränkter Haftpflicht umgewandelt wird. Schließlich werde« die Ziff. 3 und 4 mit de» Ab- änderung»anträgea angenommen. Nach debatte- loser Erledigung der folgende» Ziffern bi» 38 entspinvt sich zu 39 und 40 über Jagdkarten und Jagdpachtverträge noch eine Auseinandersetzung, indem Vogt (B.K) bedauert, daß die Sportel« nicht höher angesetzt wurde». Auch diese Nummer« werden angenommen und die Weiterberatung auf morgen Vormittag 9 Uhr vertagt.
Stuttgart 13. Juli. (Hebung der landwirtschaftlichen Arbeitervermittlung) In einer Versammlung landwirtschaftlicher Arbeiter, die von Stuttgart und Umgebung gut besucht war, referierte Herr Mathe» vom städt.
Arbeitsamt über de» Wert und die Bedeutung der unentgeltlichen Arbeitsvermittlung. Von kommunaler und staatlicher Seite werde zurzeit viel geleistet, um die private Stellenvermittlung zu beseitigen. Redner schilderte in anschaulicher Weise an Beispielen die Vorteile der kommunale» Arbeitsvermittlung, insbesondere auch die unentgeltliche Benützung de» Telephons, der Fahr- preirermäßigung auf den StaatSbahne» und dergleichen, wobei er empfahl, bei einem etwaigen Stellengesuch nur die städtischen Arbeitsämter, nicht aber die privaten Stellenvermittler zu benützen, deren Interesse in der Hauptsache einen häufigen Wechsel anstrebe, wa» weder im Nutzen der Arbeitnehmer «och im Interesse der Arbeitgeber gelegen sei. Auf da» beifällig aufgenommene Referat wurde folgende, aus der Versammlung vorgeschlagene Resolution einstimmig angenommen: Die heute versammelten Landarbeiter und Schweizer erkennen den hohen Wert der kostenlosen Stellenvermittlung durch die städtischen Arbeitsämter an. Sie machen e» jedem Kollegen zur Pflicht, bei Stellenwechsel ausschließlich das Arbeitsamt zu berützev, und richten daher an alle Landarbeiter, Schweizer, Viehfütterer, Pferdeknechte usw. das Ersuchen, in diesem Sinne unter den Arbeitskollegen aufklärend zu wirken.
Stuttgart 13. Juli. (Obstmarkt) Auf dem hiesigen Großmarkt kosteten Kirschen 8—15 A Johannisbeeren 12—14 A Stachelbeeren 9—11 A Heidelbeeren 16—17 A Himbeere» 35—40 Birnen 16—25 ^ per Pfund. Verkauf lebhaft, Zufuhr sehr stark.
Stuttgart 13. Juli. In Untertürkheim ertrank gestern nachmittag beim Baden im Neckar in der Nähr des öffentliche» NeckarbadrS ein StationSarbeitsr. Er hatte das Neckarbad unbefugt verlassen und war dabei in eine tiefe Stelle geraten. — Gestern nachmittag brach im Abort einer Hauses der Senefelderstraße Feuer au», das von der Feuerwache II gelöscht wurde. Der entstandene Schaden ist bedeutend. Der Brand soll durch Knaben, die mit Zündhölzern spielten verursacht worden sein. — In» Katharinenhospital kam heute vormittag ei« italienischer Arbeiter mit einem schweren Messerstich in der linke» Seite. Er hatte sich auf der Straßenbahn die Rosenbergstraßr herunter selbst ins Spital begeben wollen, wurde aber am Lindenmuseum ohnmächtig und mußte vom Straßenbahnwagen ins Spital getragen werde». Eine Untersuchung über den Ursprung des lebensgefährlichen Messerstichs ist eingeleitet.
Rommelshausen 13. Juli. Au der Kammerz von Schmiedmeister Beck find gefärbte Trauben zu sehen, eine Seltenheit um diese Ze-t
flimmernden Lichtchen, dachte a« die Nemerower und weiter zurück an die Kindertage, und da war e» so natürlich, daß Paul Ulrich» Gestalt in den Vordergrund trat; und Peter wunderte sich über sich selbst, wie sei« Herz doch ganz frei geblieben wäre von Groll gegen den jüngere» Bruder, dem da» Schicksal so viele» gegeben, wa» e» ihm versagte: da» alte, liebe Gut, Gesundheit und zu allem noch ein Weib, schön und edel wie selten ein» — er sprang auf, ein Schauer durchrieselte seine« Körper; aber da» Herz diese» Weibe», gehörte e» ihm noch? — e» gehörte — «ein, «ei», fort ihr wirren, sündige» Gedanken.
Er sprang auf und durchmaß die Stube, trat an da» Fenster, riß es auf und bog sich weit hinan», den heiße« Kopf von der kalte« Winterluft kühle« zu lasse». Ueber ihm flimmerte» und glänzte« die Sternlei«, und wen« er hinabsah, da dehnte sich das Häusermeer der Millionenstadt — wie viel glückliche, wie viel leidvolle, wie viel hoffende, ringende, verzweifelte Herzen mochte« in ihren Mauern Weihnacht feiern!
Einige Tage nach Neujahr, im Laufe de» Vormittag», wurde Peter durch ein rasche» Klopfen an der Tür gestört, und Paul Ulrich erschien, ohne «st sein „Herein" abzuwarten, auf der Schwelle. — Die Augen der Brüder ruhten einen Moment ineinander, und e» wollte Peter scheine«, al» ob diejenigen Paul Ulrich» ihn nicht mehr mit demselben vertrauensvolle», offene« Blick grüßten, wie ehemals.
„Paul Ulrich!" rief Peter, überrascht sich erhebend, und streckte dem Einleitenden beide Hände entgegen.
„Guten Tag, Petermännchen!"
Na» standen sie sich gegenüber und umfaßte» sich.
„Ich hoffe, du hast nun viel freie Zeit gespart für uns", sagte Paul lachend, nachdem er seine» Ueberrock abgelegt und sich in eine» Lehnstuhl geworfen hatte. „E» ist im Grunde ganz vernünftig von Lotte, daß sie zu Hause geblieben ist; man ist furchtbar geniert, wenn man immer die Frau am Arme hat, und ich kan» sagen, der Gedanke, mich
wieder mal acht Tage al« Junggeselle zu fühle», hat etwa» sehr Verlockende» für mich. Famo», wa»?"
„So, Lotte ist nicht mit hier?" fragte Peter, ohne auf seine» Scherz eivzugehen. „Wo wohnst du?" fuhr er dann fort.
„Mit TempSky im Kaiserhof, höchst komfortable — Salon und Schlafzimmer. Nu», du wirst e» ja selbst sehe». Ich komme nämlich, dich zu einem kleinen Gabelfrühstück abzuhole». Auf meinem Zimmer serviert, ganz saus Asus, TempSky, du, ich und «och zwei frühere Kameraden, die wir gestern bei Hill« trafen."
„Du bist schon seit gestern hier?"
„Seit gestern nachmittag, ja; wußte aber nicht, ob ich dich treffen würde, und wollte die Zeit nicht mit unnötigem Hin- und Herfahren vergeude». Nun mache dich aber fertig, die Droschke wartet unten und im Kaiserhof der edst äs euisins."
Peter war es, al» ob ihm die Kehle zugeschnürt würde. Die ganze Art und Weise de» Bruder» berührte ihn peinlich.
„Entschuldige mich, Paul, aber ich paffe nicht i« derartige Gesellschaft. Du weißt e», und jetzt tue ich e» weniger noch al» sonst."
„Jetzt weniger noch al» sonst?" fragte der andere mit leichtem Spott. „Wa, soll da» bedeute»? Hm, wenn du e» nicht wärst, Petermännchen, für den die Weiber immer verteufelt wenig Anziehungskraft besessen haben, möchte ich glauben, du seiest verliebt."
„Magst recht haben," zwang sich Peter zu scherzen.
Ulrich zog lächelnd die Achseln.
„Wer weiß? Also du willst wirklich nicht? Immer lasse ich mir aber keinen Korb geben; bestimme einen Tag, eine Zeit, wo wir zusammen sein können." — Peter überlegte.
„Heute ist e» unmöglich. Am Nachmittag habe ich ein Privatissimum zu lese» und für den Abend habe ich mich dem kranke» Professor Deichmann versprochen. Vielleicht morgen, wen» e» dir dann paßt."
(Fortsetzung folgt.)