ist der Schnellzug Nr. 1 (Stuttgart - München) bei der Einfahrt in die hiesige Station ent­gleist. Infolge der großen Kälte wurde eine Wcichenzunge von den ersten Wagen des Schnell­zugs abgedrückt. Der fünfte Wagen mit sechs Passagieren ist umgestürzt. Die folgenden Wagen gerieten aus dem Geleise, blieben aber stehen. Niemand wurde ernstlich verletzt. Ein Reserve­zug ohne die Post ging kurz darauf von Eß­lingen nach Ulm u. s. w. weiter.

* Seine Majestät der König haben durch Allerhöchste Entschließung vom 24. Dezember 1890 allergnädigst geruht, den Vorsitzenden der Verwaltungskommisston der König Karl Jubi- läiimsstiftung, Herrn Staatsministcr des Innern von Schmid, zu ermächtigen, aus den zur Ver­fügung stehenden Erträgnissen der König Karl Jubiläumsstiftung von 1890/91 zu der schon im August d. I. verwilligten Gabe von 5000 Mark die weitere Summe von 4000 Mk. zur Gewährung von Beihilfe zur Linderung von durch Gewitterschaden verursachten Notständen der Zentralleitung des Wohlthätigkeitsvereins zur sofortigen Austeilung unter die im ab- laufendcn Jahre am schwersten Betroffenen zu­zuweisen.

* (Verschiedenes.) Küfermeister Gugel in Rollweil war mit dem Pichen eines größeren Fasses beschäftigt. Dasselbe wurde Zerrissen und der herausgeschleudcrte Boden traf den unglücklichen Mann mit solcher Wucht auf die Brust, daß er schwere innere Verletzungen erlitt, denen er schon nach einer Stunde erlag. Eine seltsame Todesahnung erzählt man sich in Tübingen. Eine Seilersfrau schrieb ihrem in d:c Ferne weilenden Sohne er solle eilig nach Hause zurückkehrcn, denn sie erlebe das Christfest nicht. Der Sohn fand die Mutter zwei Tage vor dem Christfest in bester Gesund­heit und vergnügt saß die Familie um den Tisch, als die Mutter sich unwohl erklärte und ins Bett gebracht, bald darauf vom Herzschlag getroffen ihren Geist anfgab. Der Sohn eines verstorbenen Schneiders von Feucrbach, der in einem bayr. Illanenregimcnl als Freiwilliger dienl und sich gegenwärtig im Urlaub befindet, stieg am Sonntag nacht über die Kirchhofmauer und brachte sich auf dem Grabe seiner Mutter 5 Revolverschnsse bei. Schwer verletzt begab er sich in seine Wohnung zurück. An dem Auf­kommen des Mannes wird gezweifclt. In Obertürkheim wurde der Stationswärter Maier von Plochingen von einem Zuge über­fahren und beide Beine sowie ein Arm ab­gedrückt. Der Verunglückte ist in der folgenden Nacht gestorben. - Zugmeister Ruf aus Aalen ist aus dem Dienstag früh 6 Uhr 25 in Ulm abgcgangenen Personcnzug in der Nähe der Station Langenau zwischen die Wagen auf die Schienen gefallen, er wurde übersahren und war sofort tot. In Wtnterlingen wurde der dortige Polizetdiener Keinath von Ernst Rominger daselbst erstochen. In der Nacht vom Christfest auf den Stephansfeiertag wurde

in Neu-Ulm der Soldat Hugo Nägele von Mittelbiberach von einem Palrouillenführer er­schossen. Die Baur'sche Kunstmühle in Pful­lingen ging um den Preis von 280000 Mk. in den Besitz des Herrn Kunstmühle-Besitzers Rommel in Bisstngen a. E. über.

* Berlin, 29. Dezbr. Bei der gestrigen Abschiedspredigt Stöckers im Dom war, was sehr bemerkt wurde, vom Hose Niemand zugegen.

* Eine neue Sperrgeldervorlage, welche nach katholischen Blätternfür das Zentrum an­nehmbar sein dürfte", wird dem preuß. Land­tage nach Neujahr zugehen.

* (Mangel an Christbäumen.) Aus Berlin wird berichtet, daß seit dem Jahre 1875 ein solcher Mangel an Weihnachtsbäumen nicht zu verzeichnen gewesen sei wie diesmal. Bereits am Dienstag nachmittag waren keine Tannen und Fichten mehr zu haben. Weihnachtsbäume, die noch vor 5 Tagen nur mit 1 Mk. 50 Pf. bezahlt wurden, kosteten am Dienstag 5 bis 6 Mk. Vielfach behalf man sich bereits mit künstlichen" Bäumen, d. h. Bäumen, die aus altem Holz und Fichtenbaumreisern bestanden; aber auch diese reichten nicht hin, um den Be­darf zu decken. Die starken Schneefälle haben eben das Schlagen der jungen Bäume wesentlich erschwert und die Arbeit verteuert. In ärmeren Familien half man sich diesmal auch häufig mit den Weihnachtspyramiden und Weihnachts­kronen.

'Köln, 27. Dez. In einem Dorfe bei Kaltenkirchen verkaufte am Biertische ein Metzger einem Papierhändler einen Kubikmeter Schweine­fleisch für 120 Mk. Der Verkäufer hatte offen­bar keine Vorstellung von der Größe eines Ku­bikmeters, denn er bekam keinen geringen Schreck, als die angestellten Ermittlungen ergaben, daß ein Kubikmeter frisches Schweinefleisch 1984 und geräuchertes 1792 Pfund wiegt. Es gehört dazu das Fleisch von etwa zehn fetten Schweinen. Falls der Metzger die Lieferung nicht macht, will der Käufer die Sache zum gerichtlichen Ausirag bringen.

* Kreuznach, 26. Dez. In Sien hatte das Söhnchen eines Bierbrauers mit der Zunge das kalte Metall eines Geländers berührt, wo­bei sofort die Zunge anfror. Erst mit Hilfe warmen Wassers konnte das Kind aus seiner peinlichen Situation befreit werden.

* Eine Pet tion an den Kaiser haben 20,000 Weber des Eulengebirges am Dienstag abgesandt. In derselben wird nachgewiesen, daß der Durchschnitts-Wochenlohn eines ver­heirateten Handwcbers unter fünf Mark betrage.

Ausländisches.

* Bern, 29. Dez. Nach einem Telegramm desBund" soll eine Anarchistenversammlung in Genf den Bundesrat und die dortige Polizei­behördezum Tode verurteilt" haben. Unter­suchung ist eingeleitet.

* Rom, 30. Dez. Der Papst beklagte sich

gegenüber mehreren Bischöfen über den erheb­lichen Rückgang des Petcrspfcnnigs, der im Jahr 1890 eine halbe Million weniger ergab als 1889.

* Petersburg, 28. Dez. Der Mos- kowskija Wjedomosti zufolge werden nach dem neuen Zolltarife seidene Stoffe, Tücher, Triko- tagen, Bänder, Passementerten, Tülle, Sammt und Plüsch mit 660, halbseidene Tücher und Stoffe mit 330 Kopeken per Pfund besteuert.

* Petersburg, 30. Dez. Die Zahl der Ausländer, die an Neujahr Rußland verlassen müssen, übersteigt 10,000.

* Mit allen Mitteln sucht die russische Regierung die Auswanderung zu verhindern, die nur eine wirtschaftliche Notwendigkeit ist. In Plonsk und Suchowo hatten zwei Personen auf Ansuchen einer Anzahl Bauern denselben Auskunft über die brasilischen Zustände gegeben. Sofort wurden die beiden Personen verhaftet, obschon dieselben angaben, den Bauern von der Auswanderung abgeraten zu haben.

* Washington, 27. Dezbr. Der Post­vertrag zwischen Deutschland uns den Bereinigten Staaten, betreffend die Einrichtung schwimmen­der Postämter auf den Postdampfern behufs Bearbeitung der gesamten Post während der Fahrt, ist heute in Washington abgeschlossen worden. Die neue Einrichtung, welche rinc sehr erhebliche Verbesserung des Postdienstcs darstellt, beginnt für Deutschland mit dem 1. April, für Nordamerika mit dem 15. April 1891.

Hair-el »nd Berkel»».

* Stuttgart, 29. Dezbr. (Landesproduk- ten-Börse.) Tie Börse ist schwach besucht. Ge­schäft von keinem großen Belang. Wir notieren per 100 Kilogramm: Weizen bayer. 20 Mk. bis 20 Mk. 75 Pf., Dinkel 13 Mk. 60 Pf., Haber Hohenloher 16 Mk. 25 Pf. Mehlpreise per lOOKilogr. inkl.Sack beiWagenladung: Suppen­gries 33 Mk. 50 Pf. bis 34 Mk., Mehl Nr. 0: 34 Mk. bis 34 Mk. 50 Pf., Nr. 1: 32 Mk. bis 32 Mk. 50 Pf., Nr. 2: 30 Mk. 50 Pf. bis 31 Mk., Nr. 3: 28 Mk. 50 Pf. bis 29 Mk. 50 Pf., Nr. 4: 25 Mk. bis 25 Mk. 50 Pf., Kleie mit Sack 9 Mk. per 100 Mo je nach Qualität.

Verantwortlicher Redakteur; W. Riek«, Wensteig.

Bei Wassersucht hat sich, wie von ärztlicher Seite bestätigt und von vielen Geheilten atte­stiert wird, 8uf« Ours als ein über­

raschend wirkendes Heilmittel glänzend bewährt. Das Mittel bewirkt die Entleerung des ange­sammelten Wassers, stellt die Urinorgane wieder her und erneuert die erschöpfte Lebenskraft.

Die medizinische Wissenschaft kennt kein spezifisches Mittel und ist Lake

als das einzig bekannte und erfolgreiche zu betrachten.

In den bekannten Apotheken L Mk. 4 die Flasche zu haben. Haupt-Depots: Hirsch-Apotheke in Stuttgart und Schwansn-Apochekein Eßlingen.

Nichts von alledem, teure Herrin", entgegnere die hübsche Witwe. Die Alte ist dank Eurer heilsamen Kräuter und Mixturen auf dem besten Wege zur Genesung, und mein armer Junge ist so weit wohl, obgleich der plötzliche und gewaltsame Tod seines treuen Beschützers einen wunderbaren Einfluß auf sein Gemüt gehabt haben muß. Statt daß er sonst den ganzen Tag still auf seinem Stuhl kauerte oder langsam im Garten umherfchlenderte, streift er jetzt stundenlang durch Wald und Feld, den Blick zu Boden gerichtet, als suche er etwas. Anfänglich war ich besorgt seinetwegen und ich weiß auch noch nicht, was diese Aende- rung in seinem Wesen bedeuten soll. Aber der alte Doktor Stephan, der schon so lange in unserm Hause aus- und eingeht, hat mich be­ruhigt. Laß ihn nur ungehindert seinen Weg verfolgen, sagte er in feiner gutmütigen Weise; er steht in des Herrn Hand und nur ein gänzlich roher Mensch könnte einem solchen Unglücklichen ejn Leid anthun. Und so ist es auch, teuerste Lady, mein armer Knabe wird nicht unter­gehen. Doch ich kam, Euch eine Botschaft von Wichtigkeit zu bringen. Der Krämer Bartram, von welchem Ihr öfter Waren gekauft, ist seit gestern in unserm Hause und in seinem Aufträge stehe ich hier."

An mich? Eine Botschaft von Meister Bartam an mich? Wie und was denn, meine gute Frau Betty?" fragte Jane, tief errötend das Haupt zur Seite wendend, sie wußte selbst nicht, weshalb.

O Ihr dürft mir vertrauen, gewiß, Ihr könnt nicht daran zwei­feln! Ich würde mein Leben wagen, um den schönen jungen Kavalier zu retten ich würde es gewiß wagen, wenn es nicht andern so sehr vorig wäre. Nein, nein! ich will mich um alle Welt nicht in Euer Ge­heimnis eindrängen, ich zeige Euch nur mein Inneres, damit Ihr Euch vertrauensvoll an mich wendet. Hört doch, Lady, ich will Euch ja auch nur gleich meinen Auftrag sagen. Bartram läßt Euch melden, er habe Eures Vaters Wunsch willfahrt und alles sei bereit; nur muß er ,noch

persönlich mit Euch reden, und er bittet Euch daher, zu bestimmen, ob er Euch nach Sonnenuntergang im Park oder in meinem Hause treffen kann. Denn in das Schloß darf er sich nicht wagen. Die Dimerschaft! sagte er bloß kurz und weiter nichts."

Ich verstehe jetzt alles", antwortete Jane befriedigt;alles! Doch hat der Mann Euch nichts mehr gesagt, als was Ihr mir soeben berichtet?"

Kein Wort, Lady! obwohl er meinte, Ihr würdet mir alles aufklären."

Das kann ich nicht, gute Betty! ich darf es nicht Eurer selbst wegen. Nein, nein!" fügte sie schnell hinzu, als sie sah, wie ein Schatten von Unzufriedenheit das Gesicht der treuen Frau überflog;fürchtet nicht, daß ich Euch mißtraue. Aber glaubt mir sicher, die Mttwiffenschaft eines solchen Geheimnisses ist verhängnisvoll, und ich möchte niemand in eine Gefahr stürzen, welche ich selber ja auch nur freiwillig auf mich nehme, weil es einem bedrängten Menschen gilt. Was die Nächstenliebe von uns verlangt, liebe Frau Betty"

Sie wurde verwirrt und würde sich in ihrer Verwirrung ganz und gar in allgemeinen Redewendungen verloren und verstrickt haben, wenn sie sich nicht noch kurz besonnen und abgebrochen hätte. So setzte sie denn lebhaft hinzu:

Sollte indes die Not an uns herantreteu, so seid Ihr die erste das verspreche ich Euch deren Hilfe ich in Anspruch nehme. Weiß jemand um die Anwesenheit des Händlers in dieser Gegend?"

Niemand! Lange nach Mitternacht pochte er an mein Fenster «vd bat mich, ihn einzulasscn. Nachdem er seine Botschaft ausgerichtet, Mg er vor Tagesanbruch wieder fort.

(Fortsetzung folgt.)