Ulm zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt. In Dobel (Neuenbürg) wurde der Holzmacher Kexn von einer Tanne erschlagen. In Wil­de nthierbach (Gerabronn) starb die noch junge Frau des Zieglers D. an Blutvergiftung. Dieselbe hatte sich wenige Tage zuvor an einem zerbrochenen Esfigkrng unbedeutend gerissen und schenkte zuerst der geringen Wunde keine weitere Beachtung. Aerztliche Hilfe wurde zu spät ge­rufen.

* Berlin, 22. Dez. Eine für die Solda­ten bedeutsame Neuerung soll auf Anlaß des Kaisers in die Garnisonen des deutschen Heeres eingcführt werden. Um zu verhindern, daß die Mannschaften fragwürdige Gastwirtschaften rc. in der Nachbarschaft der Kasernen besuchen, wo von politisch verdächtigen Personen ungehindert auf sie eingewirkt werden könnte, sollen in den Kasernen sog. Erholungslokale eingerichtet wer­den, in welchen auch den gemeinen Soldaten für wenig Geld ein angenehmer Aufenthalt für seine dienstfreie Zeit geboten werden soll. Die Mann­schaften sollen dort allerlei paffende Lektüre, Gesellschaftsspiele, Billard und vor allem gute Speise und Trank für ihr Geld finden. Das erste derartige Lokal wird in diesen Tagen im Kasernement des Kaiser Franz-Garde-Grenadier- Regiments eröffnet.

* Berlin, 22. Dez. lieber die Ursachen des Zerfalls zwischen Emin Pascha und Wiß- mann herrscht hier noch keine Klarheit, doch scheint Wißmann die selbständige Stellung Emins im Seengebiet nicht zu billigen.

* Die Zurückberufung Emins beschäftigt die Presse" aufs angelegentlichste. DieNatio- nal-Ztg." verweist darauf, daß ungeheure Mittel notwenvig wären, wenn man jetzt die Verwal­tung des Hinterlandes in gleichem Umfange in Angriff nehmen wollte, wie diejenige des Küsten­gebietes. Das Bestreben der Regierung könne jetzt lediglich darauf gerichtet sein, in der In­teressensphäre Deutschlands Frieden zu halten, die Karawanenstraßen zu sichern und im übrigen allmählich von der Küste ans vorzugchen. Der Zweck der Emin-Expediton sei auch kein anderer gewesen, als mit Sicherung der Karawanen­straßen den Handel nach dem deutschen Schutz­gebiete zu fördern. DieNordd. Allg. Ztg." macht Andeutungen, wonach die Ansicht herrscht, Emin verfolge persönliche Ziele, so daß die Zurückberufung Emins auf die Vermutung zu- rnckzuführen wäre, daß derselbe den Versuch machen könne, nach seinem früheren Gebiet zu gelangen.

" Berlin, 23. Dez. Die Weihnachtsfeier der kaiserlichen Familie wird derartig begangen, daß um 4 Uhr nachmittags Familiendiner im Schlosse und daraus gemeinsam: gleichzeitige Bescherung der kaiserlichen Fauuüe, der übrigen Mitglieder des Königshauses und der kaiserlichen Hofstaaten statlfindet.

* Die Summe, welche gesammelt wird, um dem Fürsten von Bismarck in der Reichshaupt­

stadt ein Nationaldenkmal zu widmen, hat nach der soeben versandten Liste die stattliche Höhe von 888,585 Mark erreicht.

* Der Kellermeister eines Münchener Bier­lokals in Berlin ist dieser Tage durch Kohlen­dunst, der über Nacht aus dem Ofen in seinen Schlafraum gedrungen war erstickt worden. Zwei Hausknechte, die mit ihm die Kammer teilten, wurden schwer betäubt, doch konnten sie wieder zum Leben zurückgebracht werden.

* Von Seiten des Berliner Polizeipräsi­diums wurden sämtliche Privatkliniken, die sich nicht legitim mit der Aufnahme von Infektions­krankheiten befassen, aufgcfordert, binnen acht Tagen alle Schwindsuchtskranken zu entlassen.

* Münster i. W., 18. Dez. Auf uner­klärte Weise ist, wie derKöln. Volksztg." ge­meldet wird, aus der hiesigen Infanterie-Kaserne ein Gewehrschloß des neuesten Modells abhanden gekommen. Der Diebstahl erregt in militärischen Kreisen Aufsehen.

* Aus Hamburg wird gemeldet: Die Zi­garrenarbeiter veröffentlichen die Namen von 500 ihnen freundlich gesinnten Inhabern von Zigarrenläden und gleichzeitig diejenigen von 400, welche ihnen abgeneigt sind und die geboy- kottet werden.

* Spandau, 19. Dez. Die köuigl. Mu­nitionsfabrik hat eine eigene Speisewirtschaft für 3600 Arbeiterinnen und Arbeiter einge­richtet.

AvMabijcheS.

* Genf, 22. Dez. Der gestern in Kairo verstorbene Prof. Gustav Revillod vermachte der Stadt Genf testamentarisch sein in Barembe bet Genf gelegenes MuseumAriana" (im Werte von 4 Mill. Fr.), ferner ein Landgut im Werte von 600 000 Fr., eine Million in Wertpapieren und eine Lebensversicherung von 100000 Fr. Die Leichenfeier wird auf Kosten der Stadt Genf erfolgen.

* Nach Davos sind, wie der neuenN. Z. Z." zu entnehmen, von Prof. Koch wieder 30 Fläsch­chen Lymphe zu fünf Gramm geschickt worden, so daß der Kurort wieder auf geraume Zeit mit der noch immer schwer zu erlangenden Flüssig­keit versehen ist. Die günstigen Erfolge mehren sich von Tag zu Tag; in mehreren Fällen sind sie geradezu glänzend. D. Bl. glauben sich nicht zu irren, wenn sie sagen, daß bald von wirklichen Heilungen geredet werden kann; in mehreren Fällen sind Dämpfungen und Rassel­geräusche verschwunden, und der Auswnrf, der vorher enorme Mengen von Bazillen anfwies, ist vollständig bazillenfrci geworden. Die Stim­mung im Kurorte ist vortrefflich ; viele der Ge­impften haben die schlimmste Zeit bereits hinter sich, das Fieber nimmt trotz gesteigerter Dosen immer mehr ab, und es stellt sich ein Zustand des Wohlbefindens ein, der durch die erneuerten Impfungen nur auf kurze Zeit unterbrochen wird. Der 12. Dezember war Koch's Geburts­tag. In Davos prangten die Häuser zu Ehren

des berühmten Forschers im Flaggenschmuck. Die Kurgäste sprachen ihm telegraphisch ihren Glückwunsch und Dank aus. Im festlich ge­schmückten Spetsesaale des Kurhauses toastierte» zwei Kurgäste, Herr Frasch aus Antwerpen i» deutscher, Herr Taste aus Belgien in franzöfi- scher Sprache.

* Rom, 19. Dez. Die Sicherheitszustände in Sizilien haben wieder einmal eine grelle Be­leuchtung erhalten. In der Nacht vom 10. ans 11. Dezember fuhr die Postkutsche Girgenti- Sciacca aus Girgenti ab, unter der Eskorte von zwei Gensdarmen, die im Innern des Wagens vor der bitteren Kälte und dem Regen Schutz suchten. Bei dem Dörfchen Seta wurde die Postkutsche plötzlich von einer zahlreichen Räuberbande überfallen, die Pferde zum Stehen gebracht und der Postillon, sowie einer der beiden Karabimeri, der sich zur Wehre setzen wollte, niedergeschoffen. Dem zweiten Kara- biniere gelang cs jedoch, durch die Wände des Wagens gedeckt, ein Wohlgezieltes Feuer auf die Bande abzugeben und einen der Mordgesellen durch einen Schuß ins Herz tot niederzustrecken. Ein anderer wurde schwer verwundet. Darauf ergriffen die Banditen schleunigst die Flucht. Nur dem Heldenmut des wackeren Karabiniere verdankten also die gcängstigten Passagiere ihr Leben. Die Entrüstung über den Angriff, den eine wohlbewaffnete Bande unfern den Thoren Girgentis auf eine von Gendarmerie eskortierte Postkutsche ansführen konnte, ist ungeheuer. Die Leiche des erschossenen Karabiniere wurde auf Kosten der Stadt Girgenti mit großen Ehren beerdigt.

* Rom, 2l. Dez. Bei der heutigen Ueber- reichung der Adressen von Kammer und Senat betonte der König seinen festen Wunsch, die Finanzen ohne Steuererhöhung wieder herzu­stellen. Der gesicherte Friede Europas werde zum Wohl Italiens beitragen. Die Mitwir­kung des Parlaments werde der Regierung Au­torität zur Erhaltung des Friedens verleihen. Der König vertrant aus das Parlament, das im Einverständnis mit der Regierung seinen au das Gluck des Vaterlandes gerichteten Wünschef Genüge thun werde.

* Dublin, 22. Dez. Sexton veröffentlicht eine Erklärung, worin er den Rücktritt aller 52 Antiparnelliten im Falle des heutigen Wahl­sieges des Parnelliten Scully in Kilkenny an- ründigt. Die Hanptkirch: von Kilkenny war gestern der Schauplatz arger Ruhestörungen. Dem Pfarrer, der gegen Pacnell predigte, wurde ein Sessel an den Kopf geworfen und der Gottes­dienst unterbrochen.

* In Petersburg will man die lleber- zeugnng gewonnen haben, daß die revolutionäre Propaganda hauptsächlich mit jüdischem Gelde betrieben werde. Daraus erklärt sich auch die Strenge, mit der man gegen die Juden vorgeht.

Petersburg, 23. Dez. 110 deutsche und österreichische Arbeiter werden am 1. Jan. ausgewiesen.

Der Klüchtling.

Historische Novelle von August Nordhiem.

(Fortsetzung.)

Er hatte sie noch nicht begrüßen können, da sie, nach dem, was er von ihrem Vater gehört, wie so oft, im Dorfe die Runde machte, um Kranken und Armen Hilfe und Trost zu spenden. Der alte Jerry be­gleitete sie. Beide hielten auf dem Gipfel des Hügels an.

Sir Francis sah deutlich, wie Jane, ohne Zweifel im freundlichen Geplauder mit dem alten Diener, den Arm ausstreckte und über die alten Banmwipfel weg ins Land hinein zeigte.

Eiligst schritt er die Stufen vollends hinab und durch den Park, den so oft gewandelten Waldweg entlang, der ihn der Ver­wandten entgegen bringen mußte, die von seinem Besuch noch nichts wissen konnte.

Unschlüssig stand er an einer Stelle, wo der leicht ansteigende Weg sich teilte, als ein lauter Hilferuf von der linken Seite, von der Höhe herab, ihn in jähem Schrecken auffahren machte. Es war Janes Stimme, die nochmals ängstlich ertönte. Mit einem Sprung war Elision im Dickicht, durch das er sich ans kürzestem Wege Bahn brach. Er stolperte über Baumwurzeln, riß gewaltsam das niederhängende Gestrüpp auseinander, und erreichte in großen Sätzen die obere Lichtung des Hügels."

^ Das erste, was er hier erblickte, war der alte Jerry, schon fast erschöpft am Boden liegend, in wütendem Handgemenge mit einem Wegelagerer. Ehe der Strolch sich dessen versah, hatte sich Elision auf ihn geworfen und mit solcher Wucht ausgeholt, daß der Bandit kopfüber Den Abhang hinabwirbelte, bis er dröhnend mit dem Kopf an einen Baum schlug. Dann sah sich Sir Francis weiter um. Seine Augen sprühten.

Dort an der andern Seite erblickte er seine Konsine, bleich wie der Tod und an allen Gliedern zitternd, in den Händen zweier ver­wegener Gesellen, ihrer Kleidung nach, gleich dem ersten, unzweifelhaft Ausreißer aus der königlichen Armee. Einer der ganz in ihre Arbeit vertieften Kerle hielt dos Mädchen umklammert, während er ihr drohend eine gespannte Pistole an die Schläfe setzte; der andere betrachtete tri­umphierend ein bereits erbeutetes, mit Juwelen besetztes Ohrgeschmeide, und das Blut, das an der Wange des Mädchens niedertropfte, ließ er­raten, wie brutal er seinen Raub an sich gerissen.

Eben streckte er die Hand nach einemkostbaren Perlenhalsband ans, als sein Opfer Sir Francis gewahrte und einen lauten Schrei vor Freude, Angst und Ueberraschung ausstieß. Die Räuber wandten die Köpfe und sahen ihren neuen Gegner bereits mit gezücktem Schwerte heraneilen.

Im Nu ließen sie ihre Beute los und der elftere feuerte seine Pistole auf den Heranstürmenden ab. Allein die überladene Mordwaffe zersprang dem Räuber in der Faust und die Kugel fuhr unschädlich in die Luft. Im nächsten Moment drang dem Verblüfften das breite Schwert des Generals in die Brust, daß er, blutüberströmt, leblos zu- sammcnbrach.

Inzwischen aber hatte der Hinabgestürzte sich von seinem Fall erholl und versuchte den steilen Abhang wieder heraufzuklimmen, fluchend und knirschend vor Wut. Sir Francis umfaßte Janes schlanke Gestalt und strebte, mit dem halb ohnmächtigen Mädchen im Arm, die schmale Brücke zu gewinnen, die drunten am Fuß des Hügels über den den Park durchschneidenden Fluß führte und verhältnismäßig leicht zu ver­teidigen gewesen wäre. Umsonst l Die beiden überlebenden Räuber kamen ihm zuvor und drangen vereint auf ihn ein. Eiligst setzte er die teure Last zu Boden und bat die Geängstigtr^ zu fliehen, so-schnell. ihre Höhe sie trägen wollten.