IlteMeiL.M

AMblalt für

Erscheint wöchentl. 8mal: Dienstag, DonnerS- «u!» 146» tag und Samstag und kostet in Wtensteig SO ^ im Bezirk SO außerhalb 1 das Quartal.

Samstag dm 13. Dezbr.

EinrückungSpreiS der Ispalt. Zeile für Altensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 ^ 1890»

bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8

Amtliches.

K. Amtsgericht Wagokd.

Gemäß § 12 der Dienstvorschriften für die Amtsgerichte wird hicmir veröffentlicht, daß vom

I. Januar bis 31. Dezember 1891

1. die ordentlichen Sitzungen des Schöffen­gerichts am:

7. 8. 15. 22. 29. Januar, 4. 5. 12. 19. 26. Februar, 4. 5. 12. 19. März, 1. 2.9. 16. 23. 80. April, 6. 13. 14. 2!. 27. Mai, 3. 4.

II. 18. 25. Juni, 1. 2. 9. 16. 23. 30. Juli, 5. 6. 13. 20. 27. August. 3. 9. 10. 17. 24. September, 1. 7. 8. 15. 22. 29. Oktober, 4.

5. 12. 19. 26. November, 2. 3. 10. 17. 31. Dezember,

2. die ordentlichen Sitzungen des Ober­amtsrichters am Freitag, diejenigen des Amts­richters am Dienstag jeder Woche mit Aus­nahme der auf diese Tage fallenden Fest- oder bürgerlichen Feiertage abgehalten werden.

3. der ordentliche Gerichstag, an welchem mündliche Anfragen und Gesuche bei einem Amts­richter vorgetragen, Anträge und Gesuche zu Protokoll des Gerichtsschreibers angebracht und Verhandlungen gemäß tz 461 Civ.-P.-O. ge­pflogen werden können, am Samstag jeder Woche mit Ausnahme der auf denselben fallenden Fest­oder bürgerlichen Feiertage,

4. der Gerichtstag in Altensteig stets an einem Montag, und zwar am: 12. Januar, 9. Februar, 9. März, 6. April, 4. Mai, I.Juni,

6. Juli, 10. August, 21. September, 19. Oktober, 16. November, 14. Dezember, stattfindet.

N. ebertragen wurde die erledigte Reallehrstelle in Herrenberg dem Reallehrer Kleinselder in Baiersbronn.

In den Stallungen des Schmieds Georg Bächtle in Besenteld und des Holzhauers Christian Klumpp in Eiseu­bach, Gde. Gottelfingeu, ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen.

Gestorben: Kunstschüler Ernst Huber, Stuttgart; Mühlebesitzer N. Bareiß, Kleiningersheim; Kaminfeger­meister Gregor Diamant, BiberachRavensburg; Karl Käß, sein, Backnang; Mar Lauer aus Sulz a. N., in Äordamenka.

Zur Lage.

Eine hochwillkommene Botschaft ist cs, wenn jetzt zur nahenden Weihnachtszeit allenthalben die Friedensglocken klingen. In der auswär­tigen Politik herrscht, so meldet die halbamtliche WienerPol. Corr.", augenblicklich die größte Ruhe und Sicherheit und glücklicherweise braucht dieser Zustand nicht alsStille vor dem Ge­witter" bezeichnet zu werden.Alle Anzeichen sprechen dafür, daß für absehbare Zeit an einen gewaltsamen Umsturz der politischen Lage nicht zu denken ist. Wenn dies im Allgemeinen dem Umstand zugeschrieben werden darf, daß eine jede Macht seit Jahren mit noch nicht dage­wesener Energie und Sorgfalt bemüht ist, ihre Stellung durch Vergrößerung und Kräftigung ihrer Armeen zu sichern, so darf doch der Drei­bund das Verdienst beanspruchen, durch ruhige, zielbewußte Haltung zur Schaffung und Auf­rechterhaltung eines sicheren Friedenszustandes wesentlich beigetragen zu haben. Vergeblich ist seitens gewisser panslawistischer und chau­vinistischer Hetzorgane der Versuch gemacht wor­den, das allgemein herrschende Gefühl der Ruhe zu stören. Kein vernünftiger Mensch, geschweige denn die leitenden Staatsmänner irgend eines Landes haben den thörichtcn Gerüchten über deutsche Annexionsgelüste in Bezug auf Hol­land und Luxemburg ernste Beachtung, geschweige denn Glauben geschenkt, und die Zei­

tungsstimmen, die sich in dieser Beziehung am lautesten erhoben haben, sind ohne Echo verhallt; man hat sie nicht einmal einer ernsten Wider­legung für würdig erachtet. In Deutschland namentlich konzentriert sich seit Monaten die Aufmerksamkeit in erster Linie auf die inneren Angelegenheiten, womit jedoch durchaus nicht ge­sagt sein soll, daß die Frage der Beziehungen zum Auslande irgendwie vernachlässigt würde. Man braucht nur eine beliebige große deutsche Zeitung zu öffnen und einen flüchtigen Vergleich darüber anzustellen, welcher Raum heute der Frage der auswärtigen und welcher der der inneren Politik gewidmet wird, um sich davon zu überzeugen, daß Vorlagen über die Steuern, das Unterrichts- und Gemeindewesen, die Auf­merksamkeit der Bevölkerung in diesem Augen­blick in erster Linie in Anspruch nehmen. Die Politik wird dadurch sozusagen wenigeramü­sant", aber sicherlich nicht unersprießlicher als zuvor. Alle Klaffen der Bevölkerung werden es aber gewiß nur mit Freude wahrnehmen, daß fruchtbringende Reformen, die nur in den Zeiten des Friedens durchgeführt werden können, nun ins Auge gefaßt und in Angriff genommen werden. Auch die Nach­richten aus dem stets bewegten Orient lauten friedlich und beruhigend. Möchte nur auch im Innern des Reiches den gewaltigen Aufgaben gegenüber, vor denen unser Volk steht, der Hader der Parteien immer mehr zurücktreten und verstummen!

Laadesaachrichtea.

* Alten steig, 12. Dez. Erschütternd ist es, in welch schrecklichem Maße die todbringende Diphtheritis unter den Kindern der benachbarten Gemeinde Ueberberg aufräumt. In ver­gangener Woche hatte der Bauer Georg Frey den Tod von 3 hoffnungsvollen Kindern zu be­klagen und diese Woche ist es der Bauer Jakob Seid, welchem 4 Kinder im Alter von 9 Monaten bis 6 Jahren durch den Tod entrissen wurden. Am gestrigen Donnerstag morgen lagen 3 entseelte Hüllen der Lieblinge in ge­nanntem Trauerhause, wovon mittags 2 Knaben, der eine 4, der andere 6 Jahre alt, zur Erde bestattet, und die zwei Särge in ein Grab ge­legt wurden, während das dritte Kind heute mittag in den kühlen Schoß der Erde gebettet wird. Wer selber schon den Verlust von lieben Kindern zu beklagen hatte, wird den Schmerz der bedauernswerten Eltern mitfühlen.

* Nagold, 11. Dez. (Fleischpreisabschlag.) Unsere Metzger überraschten uns vorgestern mit einem Abschlag sämtlicher Fleischgattungen, und kostet das Rindfleisch, Schweinefleisch und Kalb­fleisch nunmehr je 60 Pfg.

* Vom Lande, 9. Dez. Trotz Natural­verpflegung trcibts die edle Zunft der Fecht­brüder und Stromer so bunt als je und sind es namentlich die Landorte, in denen Gaffe auf Gasse ab jede Hütteabgemacht" wird. Wür­den nun die Spender Bedürftigen geben, so ließe sich dagegen ja nicht viel sagen,denn die Barmherzigen werden Barmherzigkeit erlangen." Allein leider sind diese von milden Herzen ge­spendeten Pfennige undNickel" meistens nicht gut angebracht was mittags nur zu oft in barscher und unverschämter Weise erbettelt wird, geht des abends inFeuerwasfer" auf und man kann da gar manchmal waschechte Basser- mannsche Gestalten bezopft und benebelt ihre Gassenhauer in die Nacht hinaus singen bcziv. brüllen hören. Zweck dieser Zeilen ist keines­

wegs, den Wohlthätigkeitssinn zu ersticken, wohl aber ihm Schranken zu setzen; in der Regel kennt man ja den Vogel an den Federn und wenn man in dem Bettler den richtigen Vaga­bunden erkennt, so weise man ihn von der Thüre und zur Verpflegungsstation, nur so kann diese ihren Zweck erfüllen und dem lästigen oft ge­fährlichen Häuserbettel gesteuert werden. Zu letzterem ist freilich auch eine nicht erlahmende Thätigkeit der Ortspolizei am Platze, meiden ja bekanntlich viele Stromer die Orte, an denen ihnen, wie sie wohl wissen, die Wächter der öffentlichen Sicherheit scharf auf die Nähte gehen. Möge dieses überall geschehen!

* Vom Lande, 10. Dez. Wie derWürtt. Volksztg." gegenüber verlautet, sollen in den Monaten Januar u. Februar kommenden Jahres die einzelnen Jahrgänge der Landwehr zu 10- tägiger Uebung behufs Ausbildung mit dem neuen Gewehr einberufen werden. Daß es im Interesse der Kriegsbereitschaft unerläßlich ist, daß auch die Mannschaften des Beurlaubten­standes mit der Handhabung des neuen Ge­wehres auf dem Schießstand und im Gefecht vertraut sind, wird niemand bestreiten wollen. Auch dagegen, daß die aus geschäftlichen und sanitären Rücksichten nicht eben sehr geeignete Zeit der strengsten Winterkälte und der kurzen Tage für diese Hebungen gewählt wurde, wollen wir nichts eiureden. Um so mehr hoffen wir, daß zwei Wünsche, welche wir im Jutereffe unserer Landwehrleute auf dem Herzen haben, von seiten des Generalkommandos berücksichtigt werden können. Der erste geht dahin, daß den Einzuberufenden der Tag, an welchem sie sich zu stellen haben, so bald als irgend möglich bekannt gegeben wird. Es liegt ja auf der Hand, daß es für die betreffenden Landwehr­leute, meist Familienväter, und Geschäftsleute, von großem Wert ist, rechtzeitig die Vorberei­tungen für ihre Abwesenheit treffen zu können und mit Recht ist darüber geklagt worden, daß den im Lauf dieses Herbstes zu ähnlichen Heb­ungen eingezogenen Reservisten der Einberufungs- Befehl vielfach nur einen oder zwei Tage vor dem Beginn der Uebung zugestellt wurde. Unser zweiter Wunsch wäre, daß den Landwehrleuten gestattet würde, sich selbständig an den Ort der Uebung zu begeben, sollte es aber nicht zu umgehen sein, daß die Einberufenen zunächst bei ihrem Landwehrbezirkskommando sich stellen und von diesem geschlossen an den Garnisonsort ge­führt werden, so dürfte mindestens darauf Be­dacht zu nehmen sein, daß alles vermieden wird, was den Eindruck erwecken könnte, als ob man nicht biedere Landwehrmänner, die sich freiwillig gestellt haben, sondern Sträflinge vor sich habe, von denen jeden Augenblick ein Entweichen oder gewaltsame Selbstbefreiung befürchtet werden müßte; demnach scheinen insbesondere mit dem Gewehr bewaffnete Soldaten oder Unteroffiziere als Begleiter füglich entbehrlich zu sein.

* DieSchwäbische Tagwacht" erzählt, Herr Rechtsanwalt Probst hätte beim Katholikentag in Ulm am Montag den 24. November den Satz gesprochen:Oesterreich war protestantisch, Bayern war protestantisch, Baden war prote­stantisch, und wer hat es wieder katholisch ge­macht? die Jesuiten."

* Stuttgart, 9. Dezbr. DerStaats- Anz." schreibt: In der Presse tritt mitunter eine gewisse Beunruhigung zu Tage, es möchten bei der Durchführung des Reichsgesetzes vom 22. Juni 1889 über die Jnvaliditäts- und Altersversicherung die Beteiligten ohne eigenes