mittel vom Staate angekauft und allen Aerzten zugänglich gemacht wird oder nicht. Da Rieger sein Heilmittel nicht aus der Hand giebt, konnte eine Analyse noch nicht vorgenommen werden. Er hält die Zusammensetzung durchaus geheim, man nimmt aber an, daß es aus zwei gewöhn­lichen, auf allen Wegen und Stegen zu finden­den Pflanzen hergestellt und mit einem Oel ver­mengt wird. Rieger soll das Mittel von seinem Vater, einem alten Schäfer, geerbt haben (nach anderen Mitteilungen hat er es 1870 von einem französischen Arzte erhalten). Als vor Jahren mehrere Kinder Riegcr's hoffnungslos an Diph- kerttis darniederlagen, kam er in der Verzweif­lung auf den Gedanken, mit der flüssig gemachten Salbe die nach allem Ermessen dem Tode ge­weihten Kranken zu pinseln. Wider Erwarten half die mehrfach wiederholte Anwendung des Heilmittels, die Kinder wurden in verhältnis­mäßig kurzer Zeit gesund. Nun wurde Rieger zunächst in andere Familien seines Dorfes, wo die Epidemie herrschte, gerufen; kam er nicht zu spät, so konnte er meistenteils helfen. Nach und nach verbreitete sich sein Ruf in immer weitere Kreise, so daß er jetzt allen an ihn ge­richteten Depeschen und Briefen, die ihn an's Krankenbett rufen, kaum Folge leisten kann.

* Berlin, 7. Dez. Soweit die bisher vorliegenden Ergebnisse der Volkszählung schon ein Urteil gestatten, läßt sich sagen, daß die Zunahme der Bevölkerung im Süden des Reichs verhältnismäßig geringer ist als im Norden, und daß im Norden wieder der Westen ein stärkeres Bevölkerungswachstum ausweist als der Osten. Diese Ergebnisse müssen genauer so verstanden werden, daß der Zug der Bevölker­ung nach den großen Städten in allen Teilen Deutschlands abermals gestiegen ist. Auf dem platten Lande scheint die Bevölkerung in ganzen Provinzen stationär geblieben zn sein, wenn sie nicht gar zurückgegaugen ist. Ein solcher Rück­gang wird bereits ans der Rheinpfalz gemeldet; für die östlichen Provinzen, namentlich für Pom­mern und Westprcnßen, scheint er sich noch als stärker denn bei verletzten Volkszählung heraus- zustellcn.

* Zn dem Jesnitenanrrage bemerken die Hamb. Nachr.":Wenn die aus Gründen der besseren Einsicht, der Gerechtigkeit: und der staat­lichen Nützlichkeit erfolgte Preisgabe von mai- gesetzlichen Bestimmungen ohne Schädigung der Würde des Staars möglich war, so würde dieser Fall bei Anflicbung des Jesuttengesetzes nicht vorliegen. Dieses Gesetz verkörpert die Pflicht der Selbsterhaitung und Selbstachtung des Staats gegenüber den die Fundamente seines Bestandes untergrabenden Bestrebungen der Jünger Loyolas und der ihnen verwandten Orden. Ob der Reichstag dem Anträge Wtndt- horst stattgicbt, wissen wir nicht, aber wir glauben sicher annehmen zu düttcn, daß, wenn es wider Erwarten der Fall sein sollte, der Bnndesrat seine Zustimmung versagen würde."

* Bis zum Frühjahr d. I. hatten sich 5178

Personen behufs Erlangung von Grundbesitz an die Ansiedlungs-Kommission in Posen gewandt. Davon wünschten 3095 kleine bäuerliche Besitz­ungen, 668 mit Landwirtschaft verbundene Hand­werkerstellen, 205 den Erwerb von Restgütern rc. Bis jetzt haben sich auf den Anstedlungsgütern niedergelassen 264 Kolonisten aus Posen und Westpreußen, 69 Schlesier, 46 Brandenburger, 29 Rückwanderer aus Rußland, 27 Pommern, 19 Rheinländer, 18 Westfalen, 12 Württem- berger, 10 Ostpreußen, 8 Hannoveraner, 8 Sachsen und 5 andere deutsche Reichsangehörige, zusammen 5^5 Familien.

* Breslau, 7. Dez. Der Polizei ist es gelungen, auf dem Oberschlestschen Bahnhof den berüchtigten Warschauer Mädchenhändler Kantor auf der Durchreise nach Hamburg zu verhaften. Mehrere Mädchen, welche er nach Buenos Aires verhandeln wollte, wurden befreit.

* Breslau, 8. Dez. DerSchlesischen Zeitung" zutolge enthielt der erste gestern in Schoppinitz eingetroffene, einer Berliner Firma gehörige Transport lebender russischer Schweine unter 107 Stück 30 an der Maul- und Klauen­seuche erkrankte Tiere. Da russischerseits der Rücktransport verweigert wurde, erfolgte die Abschlachtnng im Benthener öffentlichen Schlacht­haine.

Auställviflyes.

* Innsbruck, 7. Dez. Ein 17jähriges, an Luvus krankes Mädchen ist infolge der Ein­spritzung von 2 m§r des Koch'schen Mittels an Herzlähmung gestorben; die andern Kranken sind alle normal.

* Paris, 7. Dez. Die Schenkungen und Vermächtnisse von 1872 bis 1887 betragen 441 Millionen, davon für die Kirche 120, fürWohl- thätigkeitszwecke 202 Millionen.

* Brüssel, 8. Dez. Auf der Eisenbahn­linie Ostende-Brüffel-Amsterdam wurde ein Paket von 750000 Fr. in Banknoten gestohlen. Von dem Dieb hat man keine Spur.

* Haag, 8. Dezbr. Die Königin-Witwe leistete beute in der Sitzung der vereinigten Kammern den Eid als Regentin und Vormün­derin der minderjährigen Königin. Die ganze Versammlung hotte Trauer angelegt. Die Kö­nigin-Witwe, in tiefer Trauer, sprach die Eides­formeln mit sicherer Haltung, aber bewegter Stimme, der Königin Treue gelobend. Präsi­dent Noamen beglückwünschte das Land zu dem kostbaren, ihm vom Könige in der Königin-Re­gentin und Vormünderin hinterlassenen Schatze.

* Luxemburg, 8. Dez. Der Großherzog und die Großherzogin haben heute mit dem Erbprinzen unter enthusiastischer Begrüßung der Bevölkerung ihren Einzug gehalten. DieGroß- berzogin äußerte, sie hätte nie einer ähnlichen Ovation beigewohnck; dem Kammerpräsidenten antwortete der Großherzog:Ich bringe Ihnen heute mein teuerstes Gut: Frau und Kind. Fortan gehöre ich zu Ihnen wie Sie zu mir."

* Petersburg, 8. Dez. DieNowosti"

besprechen die Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland. Sie sagen: Es sei ein direktes Interesse beider Staaten, in einander fried­liebende Nachbarn zn erblicken, mit denen es nützlich sei, die engsten Verbindungen zu unter­halten.Nowosti" begrüßen das in der jüng­sten Zeit bethätigte Entgegenkommen der deut­schen Regierung gegenüber Rußland freudig und versprechen sich davon die wohlthätigsten Folgen.

* Budapest, 9. Dezbr. Graf Ferdinand Zichy unterwies seine Güterdirektoren, auf seinen Gütern keine Protestanten mehr anzustelleu.

* Belgrad, 9. Dezember. Das von der Königin Natalie dem Skupschtinapräfideuten überreichte Memorandum verlangt, an Sonntagen und Feiertagen den Sohn einige Stunden sehen zu dürfen. Es verlautet, die Skupschtina be­schäftige sich nächster Tage in geheimer Sitzung mit dem Memorandum. Die Regierung, Mt an ihrem Standpunkt fest, daß' die Skupschtina inkompetent ist, in den Privatangelegenheiten des Königshauses zn interventieren. Die Re­gierungspartei stimmt hiermit überein.

Handel «nd Verkehr.

* Stuttgart, 8. Dezbr. (Landesproduk- ten-Börse.) Tie Börse ist gut besucht; Situation ruhig ohne wesentliche Aenoerung. Wir notieren per lOO Klgr.: Weizen, fränkisch 20 Mk.W Pf., daher. 20 Mk. bis 2l Mk. 25 Pf., do. rumän. 22 Mk. 25 Pf., do. Niederbayer. 21 Mk., do. Oberpfälzer 2! Mk. 25 Pf., Dinkel 14 Mk., Gerste Ungar. 20 M. 75 Pf., do. bayer. IS Mk. 50 Pf. bis 20 Mk., do. primä Tauber 20 Mk. 75 Pf., Haber 14 Mk. 40 Pf. bis 16 Mk. 20 Pf. Mehlpreise per 100 Kilogr. inkl. Sack bei Wagen­ladung : Suppengries'33 M. 30 Pf. biss 34 Mk., Mehl Nr. 0: 34 Mk. bis 34 Mk. 50 Pf., Nr. 1: 32 Mk. bis 32 Mk. 50 Pf., Nr. 2: 30 Mk. 50 Pf. bis 31 Mk., Nr. 3: 28 Mk. 50 Pf. bis 29 Mk. 50 Pf., Nr. 4: 25 Mk. bis 25 Mk. 50 Pf., Kleie mit Sack 9 Mk: per 100 Kilo je nach Qualität.

* Heilbronn, 2. Dezbr. (Ledermarkt.) Der diesjährige Dezember-Märkt hatte ziemlich starke Zufuhren aufzuweisen, doch blieben die­selben hinter denjenigen im Vorjahre etwas zurück. Entsprechend dem stärkeren Verbrauch entwickelte sich das Geschäft sehr lebhaft, und wir hatten schon lange keinen Marke mit so flottem Absatz, wobei auch teilweise etwas bessere' Preise erzielt wurden. Es wurden verkauft und amtlich vermögen: Wlld- und schmalleder 137,118 Pfd., Sohlleder 17,9 !1 Psd., Zeugleder 7,610 Pfd., Kalbleder 10,498 Psd., mit einem Gesamtumsätze von ca. 232,000 Mk.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Ntkensreig

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