„Hohenzollern" mit Kaiser Wilhelm an Bord ist mittags hier eingetroffen. Die Begrüßung des Kaisers durch König Leopold war überaus herzlich, der Empfang von Seiten der Bevölkerung großartig. Auf dem Wege vom Seebahnhof bis zum Seeschloß wurde der Kaiser mit wahrer Begeisterung begrüßt.
' London, 31. Juli. Der Gerichtshof verurteilte die„Societe desMeteaux" lautMünch. N. Nachrichten zu 204,922 Pfd. Sterl. an die Kapkupferkompaguie wegen Kontraktbruches. Die offerierte Garantie des Comptoir d'Escompte lehnte der Richter ab.
* London, 1. Aug. Im Unterhaus erklärte Fergusson, für die Uebernahme des Protektorats von Sansibar sei kein bestimmter Zeitpunkt festgesetzt. Der Sultan von Sansibar und der britische Konsul seien mit Erwägung der Maßregeln für die allmähliche Aufhebung der häuslichen Sklaverei beschäftigt. Es sei weder ein Wunsch noch in der Macht Englands oder Deutschlands, sich durch das Abkommen von irgend einer Verpflichtung der Berliner Kongos Akte von 1885 loszusagen. In der deutschen Interessensphäre sei Deutschland verpflichtet, die Freihandelsbestimmungen der Berliner Akte anzuwenden; ausgenommen sei ein 10 Meilen tiefer Küstenstreifen, wo es jedoch auf englische Waffen keine höheren Zölle als auf deutsche erheben dürfe. Weiter erklärte Fergusson, die Portugiesen nahmen einen Dampfer der afrikanischen Seengesellschaft fort und sandten Offiziere und Mannschaft unter Arrest nach Quilimane. Die portugiesische Regierung habe telegraphisch strenge Bestrafung derjenigen angeordnet, welche die Beschlagnahme vorge- .nommen.
* Petersburg, 1. Aug. Die 6000 Einwohner zählende Kreisstadt Wiettuga (Gouvernement Kostrom) ist durch einen furchtbaren Brand fast ganz zerstört worden. Der Schaden ist sehr beträchtlich.
* Petersburg, 1. Aug. Alle strategisch wichtigen Bahnen werden demnächst als Beamte verabschiedete Militärs erhalten, die russisch sprechen müssen.
* Petersburg, 2. August. Am letzten Manövertage wird Kaiser Wilhelm selbst eine Manöverabteilnng kommandieren.
* Athen, 1. August. Die Kaiserin Friedrich ist hier eingetroffen. Der König empfing dieselbe am Piräeus. Die Kaiserin bleibt bei der Kronprinzessin.
* Aus Serbien verlautet, daß neue Versuche gemacht werden, sich von Oesterreich- Ungarn wirtschaftlich loszulösen, bisher jedoch ohne Erfolg. Jetzt ist man auf den Gedanken gekommen, zunächst die Möglichkeit billiger Ausfuhr über Saloniki durch Schiffbarmachung des Vardar herzustellen und HamdiBei, ein reicher Mann in Saloniki, soll sich bemühen, eine Ge-
' sellschaft zu diesem Zwecke zusammenzubringen.
* Die Ehescheidung des serbischen Königspaares kann dank der Zähigkeit der Königin
Natalie noch immer nicht zur Ruhe kommen. Die Königin sandte nach Meldung eines Wiener Blattes neuerdings sämtliche auf die Ehescheidung bezüglichen Schriftstücke an den Professor des kanonischen Rechtes Gortschakow in Petersburg, um ein Gutachten desselben über die Rechtmäßigkeit der Ehescheidung herbeizuführen. Nach Etnlangen des letzteren beabsichtigt die Königin, die Schriftstücke zu veröffentlichen.
* Madrid, 2. August. In der Provinz Valencia sind gestern 59 Erkrankungen und 34 Todesfälle an Cholera vorgekommen.
* San Sebastian, 2. Aug. Die Nachrichten über die Krankheit des Königs von Spanien sind erfunden; das Befinden desselben ist ausgezeichnet.
* New-Jork, 2. August. Eine Räuberbande überfiel den Blitzzug bei Station La- junda, erschoß den Lokomotivführer, beraubte
> die Passagiere und plünderte den Postwagen, worauf die Räuber entflohen. Truppen verfolgten dieselben.
* Die ungewöhnliche Hitze in New - Iork (über 109 Gr. Fahrenheit) verursachte am Donnerstag 8 Todesfälle; zahlreiche Personen sind außerdem infolge der abnormen Temperatur: unwohl. Auch Boston, Providence und andere Orte melden mehrere Todesfälle infolge von Sonnenstich.
* Buenos Ah res, !. Äug. Die Situation ist noch sehr bedenklich. Das Verharren Cel- mans auf dem Präsidentenposten macht böses Blut und es werden neue Unruhen befürchtet.
* Wie aus Shanghai unterm 31. Juli gemeldet wird, hat das Austreten des Flusses Peiho große Ueberschwemmung verursacht; die Kommunikation zwischen Peking und Tientsin ist vollständig unterbrochen, die Ernte gänzlich zerstört; in Tientsin sind mehrere Personen umgekommen.
* (Alte Leute.) Der Kaiser von Japan hat in Erinnerung an die Veröffentlichung der Landesverfassung vom 11. Februar 1889 in diesem Jahre Geldspenden an sämtliche Personen des Reiches, die über 80 Jahre alt sind, verteilen lassen. Nach soeben veröffentlichten Statistiken befanden sich unter diesen 163 Personen, die über 100 Jahre alt waren, 13595, die über 90 Jahre und 263 524, die über 80 Jahre alt waren.
* Sansibar, 2. Aug. Der Sultan erließ ein Sklavereidekret, wonach die vor dem englischdeutschen Abkommen bestandenen Verordnungen gegen die Sklaverei bindend bleiben. Verkauf und Austausch von Sklaven oder Sklavendepots sind streng untersagt. Die Sklaven erlangen ihre Freiheit bei Ableben des Eigentümers ohne gesetzliche Kinder oder bei Verheiratung des Eigentümers mit einem britischen Unterthan. Grausame Behandlung wird mit Konfiskation bestraft. Künftighin können Sklaven ihre Freiheit erkaufen.
* Die Forderung des Sultans von S a nsib ar für die Abtretung der Festlandsküste soll sich
nach der „Nat.-Ztg." auf 8 Millionen Rupien (11 Mill. Mk.) belaufen.
Ha«s- «nd Landwirtschaftliches.
* Hedelfingen, 1. August. Die reichausfallende Ernte beginnt anfangs nächster Woche; schwere Aehren, langes Stroh. Kartoffeln reichlich, groß und gesund. Oehmd in Fülle. Steinobst wenig. Auch Aepfel und Birnen ungleich. Der Weinstock macht erfreuliche Fortschritte. Bis jetzt stehen die Berglagen den Ebenenlagen in der Fülle der Trauben und ihrer Größe noch nach.
* Aus der Baar, 31. Juli. Der Stand
der Feldfrüchte ist in der Baar dieses Jahr ein so ausgezeichneter, wie fest vielen Jahren nicht. Das Stroh wird über mittelmäßig lang und was sie Hauptsache ist, die Aehren ßnd durchweg schwer und versprechen einen sehr guten Ertrag. Aepfel und Birnen giebt es in Menge, auch die Kartoffelernte verspricht Heuer gut auszufallen.__
Handel nnd Verkehr.
* Stuttgart, 2.August. (Kartoffelmarkt.) Zufuhr 600 Ztr. Preis 2 Mk. 80 Pf. bis 3 Mk. 50 Pf. pr. Ztr.
* Entringen, OA. Herrenberg, 31. Juli. Ein hiesiger Bürger verkaufte bereits das Erträgnis seines Hopfengartens zum Preis von 100 Mk. per Zentner. Ein hiesiger Hopfenhändler hal von einer Firma den Auftrag, die ersten fünf Ballen Markthopfen aufzukaufen, und ist ermächtigt, per Zentner bis zu 200 M. zu bezahlen.
Vermischtes.
* (Unmöglich.) „Hans, hast Du unsre Säu' alle zählt?" „Ja, Herr, bis auf zwoi ganz junga; dui mache sötte Sprüng?, daß e' se net hau zähla könna!"
Leberkraukheiteu.
Die Leber ist die größte ausscheidende Drüse im menschlichen Körper und arbeitet wie ein Sieb oder Seiher um das Blut von Unreinigkeiten zu filtrieren und passiert jeder Tropfen Blut zu dem Zwecke durch dieses Organ. Verrichtet die Leber diese Arbeit nur mangelhaft oder gar nicht, sodaß also Unreinigkeiten im Blute bleiben, so korrumpiert dasselbe dadurch bald das ganze System und treten alsdann folgende Symptome auf: Saurer Magen, belegte Zunge, übler Geschmack, Kopfschmerzen, Seitenstechen, Herzklopfen, brennende Ohren, kalte Füße und Hände, Ausschlag, schlaflose Nächte, schwere Träume, launischer Appetit rc.
Ours ist das zuverlässigste Heilmittel gegen alle Leberkrankheiten, und wird eine gründliche Kur in allen Fällen günstige Erfolge erzielen.
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Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Wenüeig.
Weg suchen — in dieser Nacht habe ich mich mit dem Kommerzienrat verlobt."
„Verlobt!" rief Brodersen entsetzt. „Verlobt mit diesem alten Manne?"
„Verlobt mit diesem alten Manne! Und als ich es gethan, als ich mich am Ziele meiner Wünsche sah, da erst — erst da erwachte mein Herz!"
„O, nein — es ist unmöglich — Sie können ihn nicht heiraten!"
„Warum nicht? Ich werde es dennoch! Doch lassen Sie mich zu Ende reden. Ich wußte es, es wußten alle, daß Sie, Brodersen, eine stille Liebe für mich fühlten. D.as machte mich zuerst auf Sie.aufmerksam und erregte mein Interesse für Sie. Dies Interesse wuchs 'im Laufe der Zeit, aber ich legte die Hand auf das Herz, preßte es zusammen und es gelang mir ohne sonderlichen Kampf, die keimenden Gefühle niederzuhalten, so daß sie mich nie ernstlich beunruhigten. Ihr Weib konnte, durfte ich nicht werden, ich hätte Sie und mich unglücklich gemacht. Denn was hätten Sie der verwöhnten Frau für eine Lebensstellung bieten können? Eine Summe, wovon wir das ganze Jahr hätten leben müssen, was für mich eine Kleinigkeit, die mir kein Bedenken erregen durfte, wenn mich die Lust anwandclte, mir einen Diamantschmuck Zu kaufen. Aber für jedes Herz schlägt die Stunde und wenn es auch nur für die Dauer einer Stunde ist, es fordert sein Recht. Einmäl und wenn es im Leben niemals wieder geschieht, will es sagen dürfen: Ich liebe dich! will es dasselbe hören, will es fühlen, wie das eigene Herz an der Brust des andern klopft! Das kam über mich wie eine Erleuchtung, unmittelbar, nachdem ich mich mit meinem Onkel verlobt Hane. Als es geschehen war, als ich die Gewißheit, hatte, daß mein Ziel erreicht, eine glänzende Zukunft mir gesichert war, da sprach mein Herz
zum ersten Male mit lauter stimme. Ein L-chaudern ergriff mich bei dem Gedanken, daß ich von nun an mit der Liebe eines alten Mannes mich begnügen müsse! da trat plötzlich Ihr Bild, Brodersen, in den Vordergrund, jung, hübsch — und als ich am anderen Morgen nach kurzem Schlaf erwachte, nachdem ich einen süßen Traum geträumt, ganz dasselbe, wie ich es in diesem Augenblicke in der Wirklichkeit erlebe — wir saßen auf dieser Bank, Brust an Brust, Lippe auf Lippe — da fühlte ich, daß ich Sie — liebte! Aber mit dieser Erkenntnis, die mich mit namenlosem Schmerz erfüllte, ward auch in mir die Sehnsucht geboren, einmal nur, ein einziges Mal nur an Ihrer Brust zu ruhen, mich von Ihren Armen umschlungen zu fühlen, einen Kuß auf Ihre Lippen zu drücken, ehe ich die glänzende, öde, liebeleere Millionenhöhe meines Onkels ersteige. Mit diesem Trost, mit dieser Erinnerung will ich das neue Leben beginnen. Der Traum ist erfüllt, die Sehnsucht gestillt — kann man weniger vom Schicksal fordern, als nur eine einzige selige Stunde des Glücks?"
„Sie sagen, Sie lieben mich, Fräulein Katharina, und dennoch wollen Sie einem Manne die Hand reichen, den Sie nicht lieben?"
„Ich muß, ich muß! Mich treibt der Dämon, der mich beherrscht und ihm muß ich alles opfern, auch mein Herz!"
„O, wenn Sie das können, so haben Sie kein Herz!"
„Keine Vorwürfe, Brodersen, Sic wissen nicht, wie es in mir aussieht! Ich könnte nicht mehr leben ohne den glänzenden Schimmer, ja, ich will nicht mehr leben ohne ihn! Und wenn mir plötzlich die Aussicht wieder genommen würde, die sich mir auf diese schimmernde Zukunft eröffnet hat, so würde ich mich zu einer raschen Thal entschließen!"
„Könnten Sie cs denn mit Ihrem Gewissen vereinigen, Ihrem alten bisven Onkel die Hand zu reichen, ohne ihn zu liebeu?"
(Fortsetzung folgt.)