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Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag und kostet in Mtensteig SO ^ im Bezirk 90 außerhalb 1 «K das Quartal.

Dienstag dm 5. August

EinrückungSpreis der Ispalt. Zeile für Altensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 ^ bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8

1890.

° ^den Fannen"

<1^s1l,UUn^z.U Iithmcn fortwährend alle Postämter und Postboten entgegen.

Amtlikves.

U e be r tr a g e n wurde das erledigte Nevieramt Thum- liiigen, Forsts Freudenstadt, dem Forstamtsassistmteii Biayer in Urach.

Gestorben: Pyfterpeditor Gieray, Woljegg; Kom­ponist Presse!, Tübingen.

D Die Denkschrift des Reichskanzlers,

welche dem deutschen Volke die Gesichtspunkte klarlegen soll, unter denen der Abschluß des deutsch-englischen Abkommens statt- gesunden hat, findet in der gesamten Presse volle Würdigung und meistens auch eine freund­liche Beurteilung. Immer mehr wird sich auch bei den Kolonialfreunden die Ucberzeugung Bahn brechen, daß wie bei dem Fürsten Bismarck auch beim Reichskanzler v. Caprivi unsere europäischen Interessen und Gefahren in die vorderste Linie der Erwägungen kommen müssen, wenn es sich um überseeische Dinge handelt.

Damit ist aber keineswegs ein Verzicht auf die Kolonialpolitik ausgesprochen, wie es deren Gegner am liebsten sehen würden. Viel­mehr ist aus dem Abkommen als zweiter Zweck deutlich die Sicherung und Abrundung unseres Kolonialbesitzes erkennbar. Durch dieUeberein- kunft mit England ist dem Einwurf vorgebeugt worden, daß die Kolonialpolitik uns über kurz oder lang in Konflikte mit dem seemächtigen England bringen und daß dies unsere Stellung im europäischen Konzert erschweren müsse. Es steht fest, daß England ältere Rechte in Afrika besitzt, als wir, und sicher ist es anerkennens­wert, daß wir eine Auseinandersetzuung auf freundschaftlichster und friedlichster Basis er­zielten.

Schon Fürst Bismarck hatte das lebhafte Bestreben, nicht im Gegensatz, sondern in Ueber- einstimmung mit England koloniale Erwerbungen in Afrika zu machen. Darum waren ihm Stür­mer und Dränger zuwider. Ob der frühere Reichskanzler bessere Bedingungen erreicht hätte, ist heute eine müßige Frage, und dies um so mehr, als aus der Denkschrift ersichtlich, daß beispielsweise in betreffUgandas dieAbmachungen nur festsctzten, was schon Fürst Bismarck an­strebte. Im übrigen muß man im Auge be­halten, was auch die Denkschrift ausführt, daß die verschiedenen streitigen Gegenstände als ein untrennbares Ganzes behandelt und daß als Tauschobjekte diejenigen Punkte ver­wertet werden sollten, deren verhältnismäßiger Wert für die beiden Staaten ein verschiedener war, so daß das Interesse des einen mit dem des anderen bei einem Umtausche vereinigt wer­den konnte. Es erschien wohl möglich, einen Vertrag zu stände zu bringen, in welchem zwar keiner der beiden Teile alle seine Wünsche er­füllt sehen würde, in welchem aber auch jeder von beiden einen Gewinn gerade an denjenigen Stellen zu verzeichnen hätte, welche von seinem besonderen Standpunkte aus wertvoller wären.

Durch das Abkommen ist Deutschland zu England in ein durch Thatsachen bekräftigtes Freundschaftsverhältnis getreten. Und das ist schon an und für sich von recht erheblichem Vorteil für uns. Wir sind in unseren über­seeischen Beziehungen vielfach auf das freund­schaftliche Verhalten der größeren, älteren See­macht angewiesen. England gestattet unserer Marine bereitwilligst die Mitbenutzung seiner

Häfen, Docks und anderen maritimen Anstalten; die Handels- und die Kriegsmaiine beider Län­der erfreuen sich gegenseitigen Wohlwollens.

Der Erwerb Helgolands ist vom nationalen Standpunkte aus sicher auch mit Freuden zu begrüßen. Die Insel war bisher geradezu eine fremde Schildwache dicht vor unserer Thür. Nach Fertigstellung des Nord-Ostseekanals wird ihr strategischer Nutzen noch mehr erkennbar werden. Dieser Erwerb bedeutet eine friedliche Eroberung, wie sie in der Geschichte der neueren Zeit geradezu einzig dasteht.

Groß ist auch das Gebiet, das Deutschland nunmehr unantastbar in Afrika besitzt, sei die Form des Besitzes auch keine absolute. Es bildet den Boden zu einer reichen Thätigkeit und wird der Früchte genug zeitigen können, um den berechtigten Wunsch zu befriedigen, daß auch Deutschland an der Aufteilung eines Weltteiles und an dessen Produkten seinen An­teil erhalte.

Laadesuachrichteu.

* Alten steig, 4. August. Zu dem gestern hier abgehaltenen jährlichen Bezirksmissionsfest hatte sich auch dieses Mal wieder eine zahlreiche Teilnehmerschafteingefunden. Im dichtbesetzten Gottcshause erklang zuerst die Cantate:Kommt herzu rc.", vorgetragen vom Kirchenchor unter Mitwirkung des Orchesters. Der Ortsgeistliche eröffnete die Feier mit einem herzlichen Dank- und Bittgebet. Hierauf folgte die Ansprache über die Worte 1. Mose 12, l. 2:Gehe aus deinem Vaterland rc." In trefflicher Weise wurde nachgewiescu, daß, so lieb und wert uns die Heimat sein soll und ist, wir doch den Auf­trag haben im Namen des Herrn die Mission Zu betreiben. Freilich bietet die Mission manche Gefahr für die Sendboten des Evangeliums; aber sie wissen, daß sie nur dem Rufe Gottes folgen. Der Ansprache folgte der Bericht über die Einnahmen des Missiousvereins Altensteig. Im Ganzen konnten 685,44 Mk. für die Mission eingesendet werden; außerdem Arbeiten vom Frauenverein. Nun trat Missionar Walker aus Rohrdorf auf. Derselbe legte seiner ein­fach gehaltenen, aber ansprechenden Rede die Worte aus dem Jakobibrief 5, 7. 8 zu Grunde. Der Redner schilderte hauptsächlich das Leben und Streben in der Mission, namentlich auch seine mehrjährige Arbeit auf der Goldküste in Afrika. Auch von Kamerun wurde dem Zu­hörer manches Interessante mitgeteilt. Sehr erfreulich war es zu vernehmen, daß die Macht der Finsternis allmählich zu weichen begonnen hat und wenn auch langsam, doch sicher das Reich Gottes seinen glänzenden Einzug hält im dunklen Afrika. Als letzter Redner trat Missionar Weismann aus Ostindien auf. An der Hand der Worte l. Timoth. 2, 4:Welcher will, daß allen Menschen geholfen werde ec." schil­derte er seine Erfahrungen in Ostindien. Aus all' den verschiedenen Erlebnissen klingt das mutige aber zugleich demütige:Gott will es!" Der Redner zeigte an manchen Beispielen, wie mancher Hindu keine Hilfe von uns will, wie sehr aber die Hindu der Hilfe bedürftig sind und wie doch auch ein Sehnen nach Gnade nnd Vergebung bei denselben vorhanden ist. Mögen den Besuchern des Missionsfestes bleibende Ein­drücke des Festes als Gabe beschicken sein, zu­gleich auch fernerhin ihr Eifer für die edle und heilige Sache des Missionswesens zficht erlahmen.

* Stuttgart, 1. August. In wenigen Monaten findet bei uus^die in Zwischenräumen

von 5 Jahren vorzunehmende allgemeine Volks­zählung statt. Ungefähr gleichzeitig werden England und Oesterreich Volkszählungen haben. Für die deutsche Volkszählung sind bereits aus­führliche Grundzüge festgestellt, nach denen ver­fahren werden soll. Das gleiche ist in England geschehen.

* Nie klingen, 31. Juli. Am letzten hiesigen Jahrmarkt ereignete sich hier ein sehr beklagenswerter Fall, welcher zeigt, welch üble Folgen ein falscher Verdacht nach sich ziehen kann. Ein Krämer hatte eine Frau aus Gossen- zugen im Verdacht, daß sie ihm ein Stück seiner Ware entwendet habe, und ließ sie verhaften. Beim Amtsgericht stellte sich die Anschuldigung als grundlos heraus und die Frau wurde so­gleich wieder auf freien Fuß gesetzt. Diese aber nahm sich die Sache so sehr zu Herzen, daß sie in die Donau sprang und nur mit Ge­walt gerettet werden konnte. Aus Furcht vor ihrem Manne blieb sie bei einem Verwandten hier über Nacht. Ihr Mannaber bekam durch Marktbesucher Kenntnis von der Sache, ordnete seine häuslichen Angelegenheiten und erhängte sich.

* (Verschiedenes.) Der wegen Mords zum Tode verurteilte Gottfried Sommer von Diefenbach wurde zu lebenslänglichem Zucht­haus begnadigt. In der Heil- und Pflege­anstalt in Schussenried stieß sich ein Geistes­kranker aus Ulm während der Abwesenheit des Wärters ein Taschenmesser mit solcher Gewalt ins Herz, daß der Tod sofort eintrat. Als der Wärter zurückkehrte, fand er nur noch den Leichnam. In Rohrdorf stieg ein Dieb in den Laden der Krämers Witwe Gfrörer ein und ließ die Ladenkasse mitlaufen. Der In­haber eines Galanteriewarengeschäfts und 50 Pfennig-Bazars in Stuttgart wurde, weil wahr­scheinlich das Geschäft nicht ganz nach Wunsch ging, europamüde. Vor einigen Tagen ist er verschwun­den, verduftet! In Stuttgart machte vor einigen Tagen die Verbringung eines jungen Ehe- paaresinsJrrenhausgroßesAufsehen. DerMann mußte vor Jahren schon einmal in eine Irren­anstalt gebracht werden, wurde aber bald als geheilt entlassen. Seine Frau war gleichfalls in einer Irrenanstalt und konnte ebenfalls als geheilt entlassen werden. Gleiches Leid führte die Leute zusammen sie heirateten sich und lebten in glücklicher Ehe, bis Geschäftssorgen aller Art sie bedrückten. Sorgen beschworen das alte Leiden wieder herauf und jetzt suchen Beide wieder in der Irrenanstalt Genesung. In Langenau feierte das Joh. Baier'sche Ehepaar schon im vorigen Jahr die diamantene Hochzeit. In Münsingen wurde der schon vielfach bestrafte Geometer I. Merz von Gruibiugen verhaftet. Derselbe hat bei einem Wirt in Laichingen unter falschen Vorspiegelungen 60 Mk. entlehnt und in wenigen Tagen verjubelt.

* München. Das Befinden des Staats­ministers a. D. v. Lutz ist nach der Meldung verschiedener Blätter hoffnungslos; eine Kata­strophe dürfte nicht mehr sehr fern liegen.

* Dresden, 1. August. Die Einführung einer einheitlichen Eisenbahnzeit innerhalb des Vereins deutscher Eisenbahn-Verwaltungen wurde angenommen.

* Ein furchtbares Verbrechen, ein Vatermord, ist in dem meiningischen Dorfe Schwarzen- bronn bei Eisfeld entdeckt worden. Dort wurde seit dem 14. v. Mts. der Märbelmüller L. vermißt; dessen zur Unkenntlichkeit zerhackte Leiche ist jetzt in einer Miststätte vergraben auf-