* Ostende, 30. Juli. Ein englisches Ge­schwader trifft hier am Samstag zur Begrüßung des Kaisers Wilhelm ein.

* London, 29. Juli. Im Unlerhause fragte heute Sommers an, ob die Regierung mit Deutschland unterhandle wegen Unterbrei­tung etwaiger Streitigkeiten aus dem englisch­deutschen Abkommen zur Entscheidung durch Schiedsspruch, ferner ob die Regierung ent­sprechende Artikel über Schiedssprüche in die beabsichtigten Verträge mit Frankreich und Por­tugal aufzunehmen gedenke. Fergusson erwi­derte, die Regierung könne eine solche allgemeine Verpflichtung nicht eingchen. Bei mehreren Fällen habe die Regierung in jüngster Zeit ihre Bereitwilligkeit gezeigt, spezielle definierte Fälle einem Schiedssprüche zu unterwerfen; es könnten aber Differenzen Vorkommen, wo unveräußerliche englische Rechte angegriffen wür­den und welche England nicht als offene Frage einem Schiedsspruch unterbreiten könne.

* Dem bevorstehenden Besuche des deutschen Kaisers in England widmet derStandard" einen sympathischen Leitartikel. Nach einem Hinweis auf die besonderen Gründe, warum die Ankunft des Kaisers augenblicklich eine be­sonders herzliche Begrüßung und Befriedigung veranlasse, betont derStandard" die Iden­tität der Interessen und Anschauungen Englands und Deutschlands. Deutschland habe das größte Landheer, England die größte Flotte. Es sei undenkbar, daß beide widersprechende Zwecke verfolgten, leicht denkbar aber, daß sie für einen gemeinsamen Zweck zusammenwirkten.

* London, 31. Juli. DieTimes" drückt ihre Befriedigung über die Denkschrift, betreffend das deutsch-englische Abkommen, aus. Dieselbe atme den freundlichsten Geist England gegenüber und erweise dem Verhalten Englands während der Unterhandlungen volle Gerechtigkeit; sie würdige die Zugeständnisse Englands in ihrem wahren Werte; auch habe sie indirekt, aber wirkungsvoll einige der gewöhnlichsten Einwände gegen die Politik der englischen Regierung be­seitigt.

* London, 31. Juli.Times" meldet aus Buenos Ayres: Die Aufständigen stellten den Kampf wegen Mangels an Mnniuon ein. Der Aufstand ist vollständig unterdrückt. Eine allgemeine Amnestie wurde verkündigt.

'London, 31. Juli. Einer Reuter-Mel­dung aus Buenos Ayres zufolge sind auf Be­schluß der Kammer alle Zahlungsverpflichtungen für einen Monat suspendiert.

* Petersburg, 31. Juli. Nach einem neuen Erlaß dürfen die Juden bloß noch in Städten wohnen. Kein Jude in Rußland darf Land besitzen oder Landwirtschaft betreiben. Selbst in den Städten dürfen Juden nur in 16 Gubernien wohnen, müssen also Handels­stätte wie Riga und Libau verlassen. Viele hundert kleine Städte wurden den Laudmsteitteii zugezählt, von welchen die Juden ausgeschlossen sind. Kein Jude darf künftig eine höhere Schule

in Rußland besuchen. Die fremden Missionare werden aus Rußland ausgewiesen, weil die Be­kehrung der Juden ausschließlich Recht der ortho­doxen Kirche sei.

* Entgegen dem offiziellen Dementi wird aus San Sebastian gemeldet, daß die Hof­ärzte über den Verlauf der Krankheit des jungen Königs von Spanien sehr besorgt seien, da sich dieselbe zu einer ernsten Luftröhrentzündung ausgebildet habe.

* New-Uork. Die Bergindustriestadt Wal- lace (Idaho) ist abgebrannt; 1500 Einwohner sind obdachlos. Der Schaden beträgt eine halbe Million Dollar.

* Washington, 30. Juli. Präsident Harrison übermittelte dem Kongreß eine Bot­schaft, in welcher er beantragt, ein Gesetz zu erlassen, wodurch alle Lotterie-Unternehmungen von der Benutzung der Post ausgeschlossen werden.

* Buenos Ayres, 31. Juli. Die 2- tägige Beschießung der Stadt durch die revo­lutionäre Flotte richtete großen Schaden an. Die Vertreter sämtlicher fremden Mächte pro­testieren bei der Regierung gegen die Beschie­ßung. Die Revolution wurde durch General Noca unterdrückt, dem sich die Aufständischen bedingungslos unterwarfen Die Panik läßt nach, Eisenbahnen und Telegraphen sind wieder im Betriebe. Bei dem Ausstande wurden un­gefähr 1000 Personen getötet, 5000 ver­wundet.

Handel «nd Verkehr.

* Stuttgart, 31. Juli. (Kartoffelmarkt.) Zufuhr 350 Ztr., Preis 2,80 M. bis 3,50 M. per Zentner.

* Eutingen, O.A.Horb,,29. Juli. Die­ser Tage wurden Gerstenkäufe abgeschlossen per Ztr. zu 8 Mk.

* Tettnang, 30. Juli. Gestern kam das erste Bällchen Hopsen im Gewicht von ca. 10 Pfund zum Versand. Das Pfund wurde zu 2 M. 50 Pf. verkauf:. Heute kam der erste Ballen mit 31 Kilo zu 200 M. per Zentner zur städtischen Waage. Die Vorlese wird jetzt allenthalben, allgemeiner werden; kommende Woche dürften weitere Hopfenballen zum Ver­sand kommen.

* Friedrichs Hafen, 30. Juli. Mit der Frühhopfenpflücke wird begonnen. Vorgestern hat ein Produzent an einen Tettnanger Händ­ler zu 200 Mk. Pr. Ztr. verkauft.

Vermischtes.

* Den deutschen Hausfrauen, sowie der Art und Weise, wie in Deutschland die jungen Mädchen herangebildet werden, zollt der amerikanische Konsul in Mannheim, Herr I. C. Monaghan, hohes Lob. Er schreibt der New-Uorker Staatsztg." u. A.:Es giebt keine besser erzogenen und geübteren Hausfrauen, als die deutschen. Während die deutschen Jungen sich dem Studium des Griechischen, Lateins, der

Mathematik und dem Militärdienst hingeben, widmen sich die Mädchen einfacheren Aufgaben. Sie lernen, wie sie gute, sorgfältige, sparsame und fleißige Frauen und Mütter werden können. Ich gestehe, noch nirgends Derartiges gesehen zu haben. . . . Ordnung ist das erste Gesetz einer deutschen Hausfrau, sie entwickelt in dieser Beziehung eine Geschicklichkeit, die geradezu staunenswert ist. . . . Mehr alseine gute Idee der guten Früchte dieser deutschen Haushaltungs­schulen zu geben, vermag die Feder nicht; sie sind ein Teil jenes großartigen Erziehungs­systems, welches die Grundlage des wunderbaren Fortschritts Deutschlands bildet."

* (Im beiderseitigen Interesse.) Zwei Diebe brechen nachts bei einem Kaufmanne ein, der allgemein für reich gehalten wird. Nach angestrengter Arbeit gelingt es ihnen, den Geld­schrank zu öffnen. Wer beschreibt aber ihre Enttäuschung, als sie bemerken, daß derselbe leer und ihre Arbeit nun umsonst gewesen ist! In diesem Augenblick erscheint, durch das Ge­räusch erweckt, der Kaufmann. Momentan stehen alle drei wie versteinert; der Hausherr gewinnt zuerst die Fassung wieder.Meine Herren", beginnt er,schweigen wir alle Drei über diesen Vorfall! Hier haben Sie drei Mark für ihre Anstrengung ich werde mir erlauben. Sie hinauszugeleiten!"

* (Dauerhaft.) Assessor:Ich möchte gern Stoff zu einem Anzug haben, aber einen, der etliche Jahre hält!" Kaufmann:Hier ist ein vorzüglicher Stoff, der einfach unzerreisbar ist. Ich versichere Sie, den können Sie noch nach Ihrer Anstellung tragen."

Auserkoren.

Ein Sommerabend einmal wieder.

Wie ich ihn Hab' als Kind geseh'n!

Die alten trauten Lerchenlieder,

Der Lüste sanftes, kühles Weh'n.

Und dort die lichten Wölkchen beide!

Ei! zogen nimmer sie denn fort?

Am blauen Berg dort auf der Scheide Steh'n sie noch stets am alten Ort?

Die schlanken Pappeln auch, sie wiegen Sich lustig wie in alter Zeit,

Die L-chwalben durch das Blaue fliegen,

Das Mondlicht blitzt voll Heiterkeit;

Und glühend geht die Sonne nieder,

Und schimmernd zieht wie einst der Fluß:

Das Ufergrün, wie beut es wieder Mir seinen trauten, trauten Gruß!

Du lichter klarer Heller Schimmer,

O! hast's wie einst mir angethan!

Ja! unverloren bleibet immer.

Was Kindesaugen leuchtend sah'n!

Was hold einst war, muß sich verklären,

Viel schöner nur, zog's noch so weit.

Was hold einst wahr, das muß auch währen,

Sei nur getrost! in Ewigkeit!

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Allcnsteig.

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sagen haben, so sehr das Licht, daß Sie mich in diese Finsternis hinauslocken mußten?"

Ich bitte deshalb um Verzeihung," cntgegnete der junge Mann mit seinem vollen und doch weichen Organe,ich verkehre ja sonst nicht bei dem Herrn Kommerzienrate und da hätte es doch zu großes Auf­sehen erregt, wenn ich versucht hätte, Sie in der Villa zu sprechen. Und sprechen mußte ich Sie, Fräulein Brauer, ich mußte Ihnen sagen, was ich auf dem Herzen habe!"

Sagen Sie cs mir lieber nicht, Herr Broderscn, es ist bester für Sie und auch für mich."

O, nein so günstig kommt vielleicht ein solcher Augenblick nicht wieder, wo ich cs könnte! Und wenn ich auch mit zerstörten Hoff­nungen von dannen gehen werde, es muß von der Seele herunter, was so schwer darauf lastet"

Darf ich Ihnen meinen Arm aubieten, Fräulein Brauer?" fuhr er fort.Sie könnten sich erkälten, wenn wir hier stehen bleiben, es ist nicht so leicht der Fall, wenn wir gehen und uns bewegen, ich führe Sie."

Nach limgem Zögern legte sie den Arm in den seinen und nun gingen sie langsam auf dem durch den Hellen Kies trotz der Dunkelheit deutlich erkennbaren Weg vorwärts, der nach dem Flusse führte.

Sie zittern ja," sagte er nach einigen Sekunden, während sie dahinschritten,es friert Sie gewiß! Sie haben keinen Mantel um­geworfen nichts"

Mich friert nicht, ich bin nur etwas aufgeregt diese Stille, diese Dunkelheit, diese seltsame, ungewohnte Situation!"

Fürchten Sie nichts! Ich will mich so kurz fassen wie möglich. Bisher habe ich angenommen, wie cs auch andere gcthan, daß Sie die Gattin des Herrn Willhöft werden würden, daß er Sie liebte und

daß sie ihn wieder liebten. Ach, wie habe ich ihn um dieses Glück be­neidet! Und weil ich es annehmen mußte, habe ich geschwiegen. Aber seit gestern weiß ich, daß der junge Herr die Gräfin Waldsce liebt und daß er mit ihr verlobt ist!"

Wer hat ihnen das verraten?"

Ich war gestern mittag in meinem Kontor und der Herr Kom­merzienrat in dem seinen, die Thür zwischen beiden Zimmern war nur angelehnt da hörte ich, wie Herr Willhöft zu dem Herrn Kommerzien­rat hereintrat und ihm zurief, daß die Gräfin Waldsee seinen Antrag angenommen habe. Ich eilte sofort aus meinem Kontor heraus, um nur nicht weiter horchen zu müssen, ich hatte ja bereits genug erfahren. Von dem Augenblicke an füllte sich mein Herz wieder mit Hoffnung, stiegen die uicdergehaltenen Gefühle wieder mächtig in mir empor und schon gestern abend hätte ich Sie um eine Unterredung bitten lasten, wenn Martin mir nicht gesagt, daß Sie sich unwohl fühlten und das Zimmer nicht verlassen würden. Fräulein Katharina ich liebe Sie; von der ersten Stunde, wo ich Sie gesehen, habe ich Sie geliebt und nun möchte ich mir die Frage gestatten, könnten Sie mir Ihre Gegenliebe schenken?"

Fordern Sie das nicht, Herr Brodersen! Und wenn ich es könnte, ich bin keine Frau für Sie, ich würde Sie nimmermehr glücklich machen können!"

Ach, wie glücklich, davon haben Sie keine Ahnung!"

Sie täuschen sich, Sie kennen mich nicht!"

Sie sind wohl im Hause Ihres Onkels etwas verwöhnt worden, aber ich habe eine schöne Einnahme, von viertausend Mark kann man anständig leben."

Meinen Sie?" sagte Katharina und sic lächelte, was er jedoch in-der Dunkelheit nicht bemerken konnte. (Forts, folgt.)