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Samstag dm 2. August

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189Ü.

Mr August L September

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Gestorben: Kaujmann Sautter, Äifdors; C. F.

Leonhard, Karlsvorstadt Heslach; Hauptmann a. D. Haag, Cannstatt; Schullehrer Lutz, Bissingen u. T.; Revierforster a. D. Bogel, Unlerheimbach; Pharmazeut Noch, lllm; Johann Conrad Bochert aus Eberdingcn, OA. Vaihingen, Greenville lN.-2)-i

D Aus Mittel- und Südamerika.

Während in Europa die sommerliche poli­tische Stille herrscht, hält man senseit des Ozeans die Jahreszeit für recht geeignet zu großen Haupt- und Staatsaktionen. Wir kom­men auf die Kämpfe in Guatemala und Argen­tinien hier nochmals zu sprechen, weil dieselben über die ursprünglich erkennbaren Grenzen be­reits hinausgewachsen sind.

Barillas, Präsident von Guatemala, wollte, unterstützt von einer mächtigen Partei in San Salvador, die übrigen Republiken der mittel­amerikanischen Landenge vergewaltigen. Der frühere Präsident von San Salvador, Menendez, scheint dabei sogar seine Hand im Spiel ge­habt zu haben. Er wurde deshalb von seinen eigenen Landsleuten bei einem Gelage vergiftet und der demokratische General Ezeta schwang sich zum Präsidenten auf. Ihm lag es daran, Guatemala zuvorzukommen und er überzieht nun, wahrscheinlich von den Nachbarrepubliken Ricaradua und Costarica heimlich unterstützt, Guatemala mit Krieg. Es haben auch breits Kämpfe stattgefunden, in denen sich beide Teile den Sieg zuschreiben. In Wirklichkeit scheint Barillas unterlegen zu sein, nachdem ein Teil seiner Truppen wegen rückständigen Soldes ge­meutert hatte.

Die über Newyork kommenden Schlachtbe­richte sind nicht allzu ernst zu nehmen; nach europäischen Begriffen dürfte es sich nur um ein­fache Scharmützel handeln und die Verluste werden zweifellos viel zu hoch angegeben. Ueber- haupt herrschen dort zu Lande ganz eigenartige Anschauungen über Kriegsführung und Kriegs­kunst, und selbst die anscheinend tiefgehenden Umwälzungen enden ebenso rasch und plötzlich, als sie unvermutet zum Ausbruch kommen.' Auch diesmal dürsten die Dinge in Mittel­amerika keinen wesentlich anderen Verlauf neh­men, als er den Ueberlieferungen aus früherer Zeit entspricht. Noch einigeSchlachten", ein paar standrechtliche Erschießungen, und alles dürfte in den Zustand der gewohnten Gleich­gültigkeit zurücksinken, bis der periodische Wech­sel der Lage von Ruhe und Unruhe eine neue kritische Wendung heraufführt.

Wesentlich ernster haben sich seit einigen Tagen die Dinge in Argentinien gestaltet. Erst am Freitag hieß es, daß englische Bankiers eine Anleihe von vielen Millionen für Argen­tinien aufzunehmen gedenken, wie denn über­haupt in jenem Lande bereits sehr viel euro­päisches Kapital festgelegt ist. Präsident Cel- man ist rechtmäßig gewählt, aber er hat es redlich verstanden, sich überall Feinde zu machen. Die Revolte, die ihn vorläufig wenigstens gestürzt hat, wurzelte in der Thatsache, daß er zwei Freunde, die ihn vor einer Militär­verschwörung warnten, öffentlich namhaft ge­macht und sie dadurch dem Hasse der Verratenen preisgegeben hat. Ein solches Verfahren be­raubte ihn auch noch seines letzten persönlichen Anhanges.

Welche Entwickelung die Dinge in Buenos Ayres nehmen werden, läßt sich natürlich noch nicht Vorhersagen. Im ersten Anlauf blieben die Aufständischen Sieger und Celman entfloh. Er soll indessen zurückgekehrt sein und die Reste der ihm treu gebliebenen Truppen um sich ver­sammelt haben.

Die zum Ausbruch gekommene Revolution ist auf politische Ursachen zurückzuführen. Die verschiedenen Parteien des Landes stehen sich in schroffer Weise gegenüber und suchen sich mit allen möglichen Mitteln zu bekämpfen. Argen­tinien hat eine Verfassung, welche derjenigen der Ver. Staaten von Nordamerika ähnelt. Der Staat besteht aus 14 Provinzen und 9 Terri­torien. Von den Provinzen nimmt die Provinz Buenos Ayres, in welcher die Hauptstadt des Landes liegt, die erste Stelle ein, sowohl was die Größe als auch die wirtschaftliche Entwicke­lung anbetrifft. Es ist deshalb leicht erklärlich, daß die genannte Provinz danach strebt, die erste Rolle in Argentinien zu spielen. Präsident Celman stammt nun aus der Provinz Cor­doba, und das hat von vornherein die Eifer­sucht der Provinz Buenos Ayres rege gemacht, besonders da dem Präsidenten zum Vorwuf ge­macht wird, daß er seine heimatliche Provinz ganz übermäßig begünstige.

Es ist bedauerlich, daß ein von der Natur so reich ausgestattetes Land, wie Argentinien, durch den Parteienzwist um die Früchte einer- ruhigen und natürlichen Entwickelung gebracht wird.

Lalldesuachrichteu.

* Altensteig, 31. Juli. In bei uns fast nie gesehener Fülle und Pracht stehen die Feld­früchte, sogar der Haber, der noch vor kurzer Zeit zu äußerst geringen Hoffnungen berechtigte, ist durchweg sehr schön, so daß es, insonderheit für den Landmaun, eine Lust ist, durch die Fluren zu pilgern und den Segen zu schauen, den der Herr gespendet; mögen nicht in den wenigen Tagen, bis die Sichel an die Halme gelegt wird, Ungewitter Verheerung bringen und die Hoffnung unserer vielgeplagten Bauern zn Nichte gemacht werden. Auch Futtcrkräutcr und Kartoffeln versprechen einen überaus reichen Ertrag und was die Hauptsache ist, trotz des vielen Regens läßt sich bis jetzt an letzteren nicht eine Spur von Krankheit entdecken. Die gleich günstigen Nachrichten kommen auch vom Heu­berge leider mit einer Ausnahme und die betrifft den Haber. Was das Obst anbe­langt, so ist der Stand der Bäume ein auf­fallend verschiedener: manche vermögen den Segen fast nicht zu tragen, auf manchen ist kaum eine Frucht zu sehen. Im allgemeinen aber läßt sich nach verschiedenen Berichten sagen, daß durchschnittlich ein mittlerer Ertrag in Aus­sicht steht und wir in dieser Hinsicht keinem Fehljahr entgegensetzen wie fernd.

* Eine sommerliche Plage, welche sich an jedem warmen Tage bemerkbar macht, sind die Insekten. Diese Feinde der Menschheit machen ihre Angriffe oft in recht schmerzhafter Weise fühlbar. Als allereinfachstes Mittel gegen den Stich von Wespen, Hummeln oder Bienen rc. gilt das Befeuchten mit Speichel und Einreiben mit Kochsalz, Peterlinblättern oder Hauswurz, um Linderung zu schaffen, und hat man eine gewöhnliche Zwiebel zur Hand, so thut man gut, nachdem der Stachel aus der Wunde ent­fernt ist, dieselbe mit der Schnittfläche einer Hälfte davon einznreiben. Ist man jedoch im

Besitze grüner Schmierseife, so kann man die Entstehung einer Geschwulst verhindern, und versieht man sich mit Wasserglas (kieselsaurem Kalk), um eventuell Insektenstiche damit einzu- reiben, so nennt man ein empfehlenswertes Mittel sein eigen, wenn man nicht den vielbewährten Salmiak vorzieht, dessen guter Geist sich sehr- leicht in ein ganz kleines Fläschchen bannen läßt, um besonders gegen die lästigen Mücken- und Fliegenstiche ein schnelles, wirksames Mittel zu bilden, das mau jederzeit bei sich führen kann.

* Na g o ld, 28. Juli. Gestern tagte in dem benachbarten Ebhausen der Bezirksobst­bauverein des Oberamts Nagold. Vom Aus­schüsse desselben wurde beschlossen, am 28. Okt. d. I. in Rohrdorf eine Verlosung zn veranstal­ten, an welcher sich jedoch nur Vereinsmitglieder beteiligen dürfen. Es sollen 600 Lose L 25 Pst zur Ausgabe gelangen. Der Ausschußsitzuug folgte eine Besichtigung der Stuhlbergobstanlage durch sämtliche anwesende Vereinsmitglieder. Genannte Anlage machte aus die Besucher einen sehr günstigen Eindruck, da sie in guter Pflege steht, auch die Auswahl der einzelnen Obstsorten eine entsprechend richtige genannt werden darf. Sie gereicht sowohl dem Pomologen Handle, als auch der Gemeinde Ebhausen zu großer Ehre. Dem Ausflug schloß sich die eigentliche, sehr zahlreich besuchte Versammlung im Gast­haus zur Sonne an. Der Vereinsvorstand er- öffnete die Versammlung und begrüßte die An­wesenden mit warmen Worten. Sodann er­teilte er dem Herrn Schullehrer Beutel von Ebhausen das Wort zu einem Vortrag über zweckmäßige Mostbereitung". Vorstand Bihler sprach dem Redner den Dank des Vereines aus. Nachdem sich noch eine lebhafte Debatte an­gereiht hatte, wurde die Versammlung geschlossen, und die Teilnehmer kehrten voll Befriedigung über das Gesehene und Gehörte nach Hause zurück.

* Freudenstadt, 28. Juli. Der Ver­waltungsrat des Stuttgarter Diakonissenhauses hat die Erbauung eines Kurhauses für Dia­konissinnen genehmigt. Das Gebäude kommt hieher in die unmittelbare Nähe des Waldes, hat Schutz vor den Westwinden und prächtige Aussicht.

* Rottweil, 29. Juli. Der Schwarzw. Bote" berichtet: In heutiger Vormittagssitzung der K. Strafkammer wurde der Reichstagsabg. Frhr. Oskar v. Münch wegen anläßlich einer Wahlversammlung in Schramberg begangener öffentlicher Beleidigung des Oberamtmanns Schwend in Oberndorf zu der Geldstrafe von 1600 Mk. und zur Tragung sämtlicher Kosten verurteilt. In fortgesetzter Sitzung wurde demSchw. Merk." zufolge die Berufungssache des Frhru. v. Münch wegen unbefugter Er­öffnung eines Briefes verhandelt; v. Münch war durch Strafbefehl zu 100 Mk. Geldbuße, zu­folge verlangter gerichtlicher Entscheidung vom Amtsgericht Horb zu 25 Mk. Strafe verurteilt, wurde heute aber von dein ihm zur Last geleg­ten Vergehen freigesprochen. In beiden Fällen verteidigte sich Frhr. v. Münch selbst.

* Stuttgart, 30. Juli. In einer Ver­sammlung der hiesigen Küfergesellen wurden folgende Forderungen aufgestellt: 1) zwölfstün- digc Arbeitszeit, vor- und nachmittags je eine halbe Stunde Vesperpause, ebenso von 12 bis 1 Uhr frei. 2) Alle Ueberstundcn müssen bezahlt werden, an Sonntagen entsprechend höher. 3) 10 Proz. Aufschlag mit 18 M. Minimallohn.

* Bracke uheim, 28. Juli. Die Ernte