in verzweifeltem Kampfe die Rebellenbefehls- haber Major Campos und Hauptmann Mar- mendia. 3000 Mann von den Truppen des Präsidenten Celmann trafen mit 40 Geschützen in Palermo ein. Nach Angabe eines ihrer Offiziere verloren dieselben allein 800 Tote am gestrigen Morgen. Nachmittags griffen die Regierungstruppen wieder an; die Rebellen wurden unter schweren Verlusten zurückgeworfen. Ein britisches Kanonenboot ist eingetroffen. — Gestern nachmittag wurde, nachdem der Waffenstillstand nochmals verlängert worden war, durch Konferenzen zwischen der Regierung und den fremden Gesandten behufs friedlichen Ausgleichs ein Einvernehmen erreicht. Die Bildung einesVersöhnungskabinetts ist wahrscheinlich.
* London, 28. Juli. Aus Buenos-Ayres wird gemeldet: Gestern nachmittag wurde der Straßenkampf fortgesetzt, die Regierungstruppen wurden znrückgeschlagen. Ein 24stündiger Waffenstillstand beendete den Kampf.
* London, 29. Juli. Das Unterhaus nahm in dritter Lesung die Helgolandbill ohne Abstimmung an.
— Die Britisch - Ostasrikanische Gesellschaft veröffentlicht ihren Jahresbericht. Die Zölle weisen eine Zunahme von 50 pCt. auf. Der Sultan erhält 50000 Dollars jährlich. Die Direktoren beglückwünschen die Aktionäre zu dem Abschluß des Abkommens mit Deutschland, lieber 4000 Sklaven seien befreit worden. Im Bericht wird Stanley für die Uebectragung der von ihm geschlossenen Verträge auf die Gesellschaft gedankt. Auch wird der Bau einer befestigten Station in Mashakos, 160 engl. Meilen von der Küste entfernt, erwähnt und mitgeteilt, daß in Mombasa Eisenbahmnaterial für dreißig Meilen gelandet ist.
* Sofia, 29. Juli. Wie verlautet, soll Prinz Ferdinand seine Rückkehr nach Bulgarien von der Zustimmung des Kabinetts zur Anstellung österreich. Offiziere in der bulgar. Armee abhängig gemacht haben. Darauf sei der Kriegsminister Mutknrow nach Koburg gereist, um dem Prinzen die Unausführbarkeit dieses Wunsches klarzulegen, was ihm auch gelungen sei. Einem wenig glaubwürdigen Wiener Tel. der „Daily News* zufolge trifft Stambuloff Vorbereitungen, um den Prinzen Ferdinand, der am 2. August nach sofia zurückkehrt, Tags darauf zum König ausrufen zu lassen und Bulgariens Unabhängigkeit zu proklamieren.
* Der mit der Königin Natalie in enger Beziehung stehende „Dnevnik List" meldet, daß dieselbe sofort nach der Rückkehr des Königs von Nisch Serbien gänzlich verlassen und nach Rußland übersiedeln werde.
Handel «nd VerVehv.
^ A l t e n st e i g, 30. Jnni. Der gestrige Markt war mit Vieh aller Gattungen stark befahren; da viele, namentlich auswärtige Händler zugegen waren, so entwickelte sich ein lebhafter Verkehr. Der Umsatz an diesem
Markt dürfte schon länger nicht mehr erreicht worden sein. Es wurde zu den bekannten bisherigen Preisen gehandelt. Auch der Schweinemarkt zeigte einen starken Zutrieb und es gingen die Preise etwas zurück. Milchschweine kosteten 30—34 Mk. pr. Paar, Läufer 48—80 Btt.
* Eßlingen, 26. Juli. Der gestern und heute hier gehaltene Jahrmarkt war vom Wetter begünstigt. Auf dem Viehmarkt standen 240 Stück Großvieh, 260-280 Mk., 50 Stück Schmalvieh, 80—150 Mk. je das Stück; 75 Läuferschweine, 70—80 M., und 50 Körbe Milchschweine, 30—40 M. je das Paar.
* Horb, 28. Juli. Am Samstag wurde von Hopfenankäufer Martin Straub hier der Zentner 89er Hopfen zu 100 M. von Schiffwirt Geßler gekauft.
* Stuttgart,28.Juli. (Landesprodukten- Börse.) Die Ecnteausstchlen bleiben nach wie vor die besten; hoffen wir, daß das seit Samstag eingetretene gute Wetter anhalten möchte. Börse gut besucht; infolge Warenmangels mußten höhere Preise bewilligt werden. Umsatz ca. 15,000 Zentner. Wir notieren per 100 Kilogr: Weizen Rumänier 21 Mk. 70 Pf. bis 22 Mk. 50 Pf., azima 21 Mk. 60 Pf. bis 22 Mk. 50 Pf.. Ghirka 22 Mk. 35 Pf., Ungar, alt 22 Mk. 50 Pf. bis 23 Mk., Hafer prima inländisch 20 Mk. 40 Pf., Kohlreps 26 Mk.
* Ulm, 26. Juli. Preise: Kohlrcps 12 M. 20 Pf., 1l M. 80 Pf., 11 M. 45 Pf. Umsatz 1580 Ztr. Erlös 18644 M. Rübenreps: 11 M. 30 Pf., 10 M. 85 Pf., 10 M. 45 Pf. Umsatz 1050 Ztr. Erlös 11392 M. 50 Pf.
* Künzelsau, 25. Juli. Für den Zentner Reps werden gegenwärtig 12 M. bezahlt.
Vermischtes.
* (Geschäftsgeheimnis.) Lehrer: „. . . Nun, Hans, weißt Du noch ein Tier, das auf der Weide ernährt wird? (Hans schweigt.) Nun, wovon macht Dein Vater Wärst'?" Hans: „Das kann ich nicht sagen — sonst haut er mich!"
* (Mißverständnis.) Frau vom Hause: „Was sagen Sie zu diesem Regen?" Herr: „Ich glaube, er wird anhalten." Tochter (dazukommend): „Anhalten? Wer denn, Mama? Um mich?"
* (Im Atelier.) Du willst wirklich berufsmäßige Malerin werden? Da würde ich doch lieber noch einen Witwer mit sechs Kin- deru heiraten! — Wenn ich nur ecuen wüßte
Verantwortlicher Redakteur: -W. Rieker, Altenfleig.
Rohseidene Baftkteider Mk. L6.8S!
Ltoff zur kompl. Robe u. bessere Qualitäten vecs. porto-I und zollfrei das Fabrik-Depot G. H e n>>. eb er g (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kofleu 20 Pi. Borto.
Buxkin, reine Wolle, «adetfertig
ca. 140 oni breit L Mk. 1.95 Pf. psr L-lstsi-
versenden direkt jedes beliebige Quantum Burkiu-Fabrik-DepotOstiüussrrr.Oo.L'ririiLl'lirLaQl. Muster-Auswahl umgehen) franko.
spanntheit dieser fremden Gäste entgegentreten. Im Laufe dieses Sommers ist nun wieder ein neuer Apostel aufgetretcn. Herr Michael Baxter, Sohn eines fanatischen Jrvingianers. Derselbe verteilte auf der Rheinbrücke in Basel einen Traktat, in dem er das Weltende auf den 5. März des Jahres 1896, nachmittags 3 Uhr, verkündigt. Während des dabei eintretenden Wirrwarrs sollen 144000 Auserwählte gen Himmel steigen.
* In Arth (Zugersee) stürzte bei großem Menschenandrang die Dampfschiffbrücke ein. Etwa 50 Personen wurden aus dem See gezogen, Niemand ertrank.
* Frauenfeld, 26. Juli. Vom eidgen. Schützenftst wird dem „Bund".berichtet: Furrer von Bubikon, mutmaßlicher Schützenkönig, der 178 Nummern auf seiner Karte verzeichnet hatte, wurde verhaftet und ist geständig, mittelst gefälschten Stempels seine Schießresultate selbst betrügerisch gestempelt zu haben. Es verlautet, es sei noch eine- zweite Untersuchung eingeleitet.
* Paris, 28. Juli. In der „France" erklärt der Deputierte Lockroy, es sei unbegreiflich, weshalb Frankreich die Erlaubnis Englands brauche, um ein Gebiet Afrikas zu erwerben, welches weder England noch Deutschland gehöre. Hierüber sei eine öffentliche Aufklärung notwendig.
* Die Nachtübungen der Flotte vor Cherbourg bewiesen nach verläßlichen Berichten die Ueberlcgenheit der Panzerschiffe gegen die Torpedoboote, die von den ersteren aus weiter Ferne wahrgenommen und erfolgreich beschossen wurden. Das Taucherschiff beseitigte die den Hafeneiugang versperrenden Torpedos, worauf das Geschwader einfuhr und die Stadt wie das Zeughaus beschießen konnte. Die Anwesenheit des russischen Botschafters bei den Hebungen wurde viel bemerke und mit dem kurzen Aufenthalt des französischen Admirals in Kiel auf der Durchreise nach Kopenhagen von phantasie- vollen Berichterstattern in Verbindung gebracht. Man habe, so Ivird gesagt, dem russischen Botschafter Mohrenheim die eventuelle Leistungsfähigkeit der französischen Flotte im Falle eines Bündnisses mit Rußland zeigen wollen.
° Brüssel, 28. Juli. Der König hat den Bürgermeister von Ostende empfangen und mit demselben beschlossen: Ganz Ostende wird mit deutschen und belgischen Fahnen geschmückt. Im Kursaal findet ein Festkonzert statt, dem der Kaiser und der König Leopold beiwohnen werden. Die Gardekavallerie eskortiert die Majestäten vom Hafen bis zum Chalet Royal, während mehrere Infanterieregimenten Spalier bilden. Abends findet großer Zapfenstreich mit Fackelbeleuchtung statt, woran die Musikkapellen der Garnisonen von Brüssel, Brügge und Antwerpen teilnehmen.
' Brüssel, 29. Juli. Aus Buenos Ayees wird der „Times" u. a. gemeldet: Bei dem gestrigen Angriffe der Regierungstrnppen fielen
„Sind Sie denn wirklich hier, Fräulein Katharina? Ich habe Sie unten schon überall vergeblich gesucht. Warum haben Sie noch kein Licht gemacht?"
„Ich träumte, Bater Martin, und wenn man träumen will, so muß man im Dunkeln bleiben, es geht besser, als bei Hellem Kerzenschein. Das Träumen ist mir ganz neu, das heißt, das Träumen mit wachen Augen, ich habe das früher nie gekannt. Das fing in dieser Nacht mit einem wirklichen Traume an und endete er auch schrecklich, so war der Anfang doch um so süßer. Und der angenehme Teil dieses Traumes hat sich nun heute in meinem Gehirn fortgesetzt; es fehlte nicht viel, so wäre ich soeben eingeschlafen und da hätte ich vielleicht wieder das schreckliche Ende erlebt."
„Wovon träumten Sie denn?"
„Wenn ich Ihnen das sagen könnte! Solche Träume sind die Geheimnisse der Seele, zu denen der Geist nur verstohlen hinschleicht, um sich mit ihnen zu vergnügen; es sind verbotene Früchte, die diese Seele dem Geist reicht, der sie begierig verschlingt; es sind Gedankensünden, über die selbst das innere Gericht, das Gewissen, milde urteilt."
„Das verstehe ich nicht."
„Es sind Wünsche, die nie in Erfüllung gehen dürfen — oder doch! — einmal vielleicht und dann sterben."
„Sie sprechen wirklich in Rätseln, Fräulein Katharina! Soll ich nicht lieber die Lichter anzünden?"
„Kein Glück ist vollkommen, Martin", fuhr sie fort, ohne seine Frage zu beantworten, „beides war zu groß für eine Sterbliche! Ich hätte das eine haben können und auch das andere, aber nicht beides zusammen. Nun sollte ich mich entschließen. Ja, wenn ich oder vielmehr wenn mein Gefühl hätte wählen dürfen? Aber ich ließ die Vernunft wählen und die Vernunft ist ja immer vernünftig. Und uun, da ich
das eine Glück erfaßt habe, schielt die Seele nach dem anderen hinüber, das unerreichbar ist und die Vernunft ist die Wächterin, daß die Seele nicht ihren Kreis überschreitet, auf ihr liegt die Verantwortung; wenn sie aber ihren Posten verläßt, dann weiß ich nicht, was geschieht!"
„Denken Sie vielleicht an den Heinrich?"
„Nein, an deu nicht, der ist abgethan."
„Da haben Sie wohl recht! Und ich hatte so bestimmt geglaubt, daß Sie und er noch einmal ein Paar werden würden."
„Das habe ich nie geglaubt."
„Freilich, als wir das letzte Mal über diesen Gegenstand sprachen — es war am Tage von Heinrichs Ankunft, während wir den Kranz um seine Zimmerthür befestigten — da kam es mir schon so vor, als wenn es Ihnen gar nicht ernst damit sei."
„Nie gewesen, Martin!"
„Jetzt allerdings wird sich wohl hier nebenan etwas entwickeln."
„Möglich, es kann ja sein, es kann sich auch noch wieder im Sande verlaufen — wer kann es wissen! Ich glaube noch nicht daran, daß etwas daraus wird — und ist es wohl gar nicht schon so weit — was kann nicht alles dazwischenkommen — solche vornehme Leute sind oft sehr wankelmütig."
„Ach Gott!" rief Martin plötzlich, „da schwatze und schwatze ich und hätte im Augenblick darüber vergessen, daß ich im Aufträge eines anderen zu Ihnen gekommen bin."
„Im Aufträge eines anderen? Wer ist dieser andere und was will er von mir?"
„Er läßt Sie bitten, einen Augenblick in den Park zu kommen."
„Was soll ich denn dort?"
„Er hat Ihnen etwas zu sagen."
(Forts, folgt.)