Hlr. 88

Erscheint wöchentl. 8rnal: Dienstag, Donners-1 tag und Samstag und kostet in Altsnsteig SO ^ im Bezirk 90 außerhalb l das Quartal. j

Donnerstag den 31. Juki

Einrückungspreis der 1 spült. Zeile für Altensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 ^ bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8

1890.

Mr August L September

werden aufAus den Tannen" seitens aller Kgl. Postämter oder den Ort begehenden Post­boten Bestellungen angenommen.

Amtliches.

Po sthilf st e l l c n wurden errichten in Oberschwan­dorf, OA. Nagold, und in Oberkollwangen, OA. Calw.

Pfarrer Grunsky in Mop in gen, Dekanats Herren- berg, winde seinem Ansuchen gemäß wegen hohen Alters und geschwächter Gesundheit in den Ruhestand verseht.

Die Priesterweihe hat u. a. empfangen: Joseph Zimmermann von Unterthalheim.

Gestorben: Elisabethe Wolf, Bierbrauerswitwe,

Freudenstadt; Holzhauer Ehnis, Calw; Stadtbaumeister Schinle, Schramberg; Kanzleirat a. D. Speidel, Stutt- gart; res. Apotheker Lorenz, Stuttgart.

D Die Einverleibung Helgolands

in das Deutsche Reich, deren Formalitäten sich bereits in kurzer Zeit vollziehen werden, wird mannigfache Folgen nach sich ziehen und weder bezüglich unserer Küstenverteidigung noch bezüg­lich des weiteren Ausbaues unserer Flotte ohne Einfluß bleiben. Doch während über diese Dinge bestimmte Pläne noch nicht hcrvorgetreten sind, macht sich der Besitzwechsel der Insel auf dieser selbst und bei deren Bewohnern bereits in um­fassender Weise fühlbar.

Wie vielleicht noch erinnerlich ist, hieß es anfänglich, daß unter den den Helgoländern von der englischen Regierung vorbehaltenen Privilegien sich auch das befände, daß während mehrerer Jahrzehnte kein Fremder auf der Insel Grund und Boden erwerben dürfte. Es wäre zu wünschen gewesen, daß sich diese Meldung bestätigt hätte; denn bereits heute, also noch vor vollzogenem Besitzwechsel, hat sich auf der Insel eine Grundstücks-Spekulationswut einge­stellt, wie sie das Felseneiland bisher noch nie gekannt hat und von der es auch besser ver­schont geblieben wäre. Der Helgoländer kennt und liebt das Geld und die zahlreichen deutschen Badegäste, die alljährlich die Insel besuchen, haben und hatten Gelegenheit, jene Eigenschaft der Inselbewohner am eigenen Geldbeutel kennen zu lernen. Aber daneben waren die Helgoländer Loch ein naives, unverdorbenes Naturvolk, das sich die Ausbeutung der Fremden nicht zum alleinigen Endzweck setzte, sondern seinen Lebens­unterhalt in harter Arbeit dem dürftigen Boden und unter Gefahr des Lebens und der Gesund­heit dem stürmenden Meere abgewann. Einfach­heit der Sitten, der Sprache, der Kleidung und der Lebensgewohnheiten zeichneten das Insel- Völkchen bisher vorteilhaft aus. Es liegt die Befürchtung nahe, daß der Besitzwcchsel in diesem schönsten Volkseigentum Wandel schafft.

Der Grund und Boden auf der Insel hatte unter dem englischen Regime einen be­scheidenen Preis. Vor zwanzig Jahren etwa erwarb die englische Negierung einen Komplex im nördlichen Teil der Insel, um daselbst Militärbaracken zu errichten. Der Kaufpreis betrug damals I Vr bis 2 Schilling für den Quadratfuß, also etwa 15 bis LO Psg. Kaum aber war das deutsch-englische Abkommen be­kannt geworden, nach welchem Helgoland an Deutschland fallen sollte, so kamen auch bereits deutsche Bau- und Grundspekulanten in Menge, um ihren zukünftigen Profit durch schnellen und sicheren Einkauf in Sicherheit zu bringen. Wie mögen sich heute schon diejenigen Helgo­länder ärgern, die anfänglich ein gutes Geschäft gemacht zu haben glaubten, als sie ihr Kartoffel­land an einen Berliner mit 1 Mark für den

Quadratfuß verkauften! Die Preise zogen schnell an. Die Nachbarn forderten und erhielten bereits das anderthalbfache und teilweise das doppelte. Der Appetit kommt aber mit dem Essen und so fordert denn jetzt schon ein Helgo­länder Bäcker nicht weniger als 10 Mk. für den Quadratfuß Kartoffellandcs und ein am Strand gelegenes zweistöckiges Haus von 7 Fenster Front, zu welchem noch ein dahinter liegender Holzschuppen gehört, wird für 180 000 Mark ausgeboten. Allerdings hat sich*zu diesem Preise noch kein Käufer gefunden, aber das Haus ist schon mehrfach besichtigt worden.

Woher nun dieses plötzliche Fieber, das die bisher zufriedenen Menschen gewaltsam aufregt, sich ihres soliden Besitzes sich zu ent- äußern und sie dafür Geldsummen eintauschen läßt, die ihnen vermutlich irgend ein schlauer Betrüger wieder abjagt? Man verspricht sich von der deutschen Herrschaft vielfache Neuerungen; man erwartet, daß das Seebad Helgoland mit einem Komfort ausgestattet werden würde, wie das von Ostende, daß dann mehr Fremde kommen, daß dann mehr Gasthäuser gebaut werden, daß das Geschäftsleben der Insel ! stark in Fluß kommen würde. Im Hinter- ? gründe baut auch vielleicht die neblige Perspek­tive auf, daß das Reich die Insel stark be- ? festigen werde,, wozu natürlich Land erworben j werden müßte und . . . das Reich kann es ja i bezahlen. Vielleicht werden auch die Ufer be- j festigt, so daß das Meer, welches im Lause der Jahrhunderte den Helgoländern sehr viel Land j umsonst abgenommen hat, sein Zerstörungswerk i einstellen muß, welches sonst nach einer Reihe von Jahrhunderten die Insel gänzlich ver schwinden machen würde.

Die Spekulation auf die erwarteten Fort­schritte stört also das Völkchen der Helgoländer in ihrem zufriedenen Dasein. Bliebe die Insel eng­lisch, so wäre ihnen das sicherlich auch recht; denn England hat nie etwas für die Insel gethan und mancher noch bestehende alte Schlendrian bringt den Bewohnern Vorteil. So fehlt beispiels­weise eine feste Landungsbrücke und wer den Dampfer verläßt und aus Gestade will, muß zunächst seine Mark au den Schiffer abladen, der einen in der Schaluppe aus Land rudert. Es ist schade, daß Deutschland die ihm geo­graphisch und ethnographisch zugehörende Insel nur unter der Bedingung zu erwerben vermag, daß ihre Bewohner ihre einfachen Sitten, Ge­wohnheiten und Bedürfnisse einer wüsten Spe­kulationssucht opfern.

Laudesuachrichte».

* In unserem Bericht in letzter Nummer über das Gaufest der Kriegervereine ist durch ein Versehen in der Druckerei unter den verzeich- ncten Kriegervereinen, welche sich an dem Feste beteiligten, der Krieg er ver ein Egen­hausen nicht aufgeführt, was hiemit berich­tigt wird. Die Red.

* Na go I d, 26. Juli. Auf Betreiben des Vorstands des landwirtschaftlichen Bezirks­vereins ist auch in unserm Bezirk im Lauf des letzten Jahres eine Vichzuchtgenossenschaft ge­gründet worden. Den Viehzüchtern wurde durch Auskauf von Zuchtvieh bei den badischen Ge­nossenschaften Gelegenheit gegeben, ihre Bestände durch mustergiltigcs Vieh zu ergänzen. Um

s den Landwirten eine weitere Anregung zu geben, veranstaltete der landwirtschaftliche Verein am Jakobi-Feiertag eine Prämierung von Zuchtvieh in Nagold, bei der mehr als 100 Vichbesitzer

ausstellten. Für Prämien wurden 1000 Mk. verausgabt. Mit Genugthuuug konnte man eine Veredlung des Viehschlags wahrnehmen.

(St.-Anz.)

s * Bei dem am 25. Juli in Freuden stabt ab- I gehaltenen landwirtschaftliche» Fest wurden für preis- i würdiges Vieh u. a. an folgende Viehbesitzer Prämien i ausgeteilt: für Farren: Gutsbesitzer Walter in Aach

! 27 Farrenhalter Stall in Durrweiler 24 Farren- halter Theurer in Edelweiler 24 Farrenhalter Warner in Dietersweiler 2l Farrenhalter Bechthold in Dorn­stetten 18 Farrenhalter Hartmann in Grünthal 15 L. für Kühe: res. Schultheiß Pfeifle in Göttelfingen 16 Gutsbesitzer Walter in Aach 12 6. für K a l-

belu: Georg Koch in Durrweiler 8 v. für Schweins: Johs. Oesterle in Thumliugen 12 ^ Peter Hindenuach in Herzogsweiler 5

* Freudeustadt, 27. Juli. In Witten- darf wurde eine rohe That begangen. Als der dortige Schäfer nach dem Mittagessen wieder zu seiner Heerde kam, fand er zwei seiner eigenen Schafe totgestochen. Von dem Thäter hat mau bis jetzt keine greifbare Spur.

* Rottweil, 27. Juli. Vergangene Woche fiel ein am Neubau der hiesigen Turnhalle be­schäftigter Maurerlehrling von Dettingen so unglücklich vom Gerüste auf den Boden, daß er­innerliche Verletzungen erlitt und ins Kranken­haus verbracht werden mußte. Sein Zustand soll übrigens zu Besorgnissen lediglich keine Veranlassung geben. Die diesjährige Ver­sammlung der württ. Gewerbevereine wird in unserer Stadt und zwar voraussichtlich am 7. und 8. September d. I. tagen. Bereits war der Vorsitzende der Wanderversammlung, Herr Gemeiuderat Stähle aus Stuttgart, hier, um in dieser Angelegenheit mit dem Hrn. Stadt­schultheißen und mehreren Mitgliedern der Handels- und Gewerbekammer zu verhandeln. Nach eingehender Beratung wurden folgende Gegenstände auf die Tagesordnung gesetzt: 1) Erstattung des Rechenschaftsbcrichs; 2) Wahl des Vorstands, Ausschusses und des Orts der nächsten Versammlung; 3) Referat des Herrn Professor Gießler (Stuttgart) über die Pariser Ausstellung in Berücksichtigung der Lehrlings­schulen; 4) die praktische Seite des Alters­und Juvaliditätsgcsetzes (K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel; 5) Besteuerung der Kon­sumvereine (Gewerbe-Verein Eßlingen); 6) der kleinste zulässige Wechselbetrag (Gewerbe-Verein Calw). Ungern wurde die von Herrn Gemeinde­rat Stähle geäußerte Absicht, von den Vorstauds- geschäftcn, die er anerkanntermaßen mit Eifer und großer Sachkenntnis besorgte, zurücktreten zu wollen, vernommen; es wird sonach die nächste Wauderversammlung, wenn anders .Herr Stähle auf seinem Entschlüsse beharrt, sich einen neuen Vorstand zu geben haben. Dem Ver­nehmen nach ist nach Schluß der Verhandlungen für den 9. September ein gemeinsamer Ausflug nach dem industriereichen Nachbarort Schwen­ningen geplant, um dort verschiedene gewerbliche Etablissements in Augenschein zu nehmen. Sicher wird unsere Stadt allem aufbieten, um den verehrten Gästen den Aufenthalt so angenehm als möglich zu machen.

* (Verschiedenes.) Woher das gute Wetter in den letzten Tagen kommt, erfahren wir jetzt aus dem Unterland. Ein Bauer näm­lich im schwäbischen Ries ließ seinen Acrger über das andauernd schlechte Wetter an seinem Barometer aus, der beharrlich aufRegen" stand und warst ihn in den Brunnen mit den Worten:Jetzt saus', bis de gnua hoscht, du . . . . ! Das scheint den Barometer endlich auf andere Gedanken gebracht zu haben.