einen wuchtigen Schlag auf den Kopf. Auf den Hilferuf der Mutter eilte nun ein auf dem Hofe beschäftigter Kutscher hinzu, und nur seinem Einschreiten ist es zu danken, daß das ungeratene Mädchen nicht noch weitere Schläge mit dem Beile gegen die Mutter führte, welche infolge des ersten Hiebes mit blutüberströmtem Gesicht zusammengesunken war. Das Mädchen wurde entwaffnet und festgeuommen.
* H a l l e a. S. Vor einigen Tagen legten die mit Rübenverziehen beschäftigten Schulkinder in Brachstedt bei Halle plötzlich die Arbeit nieder und waren darin einig, solche nicht eher wieder aufzunehmen, als bis ihnen ein Lohn von 1 Mk. pro Tag bewilligt lei. Der Gutsbesitzer mußte, da die Arbeit drängte und andere ebenso billige Arbeitskräfte nicht zu haben waren, die Forderungen der Kinder, die wohl erst von ihren Eltern zu diesem Vorgehen veranlaßt worden waren, bewilligen. — Auch in Langcnbogen bei Halle hatten die mit Rübenziehen beschäftigten Schulkinder gestreikt, da sie für den bisher gezahlten Lohn von 20 bis 25 Pf. für die Zeit von 1 Uhr mittags bis 7 Uhr abends nicht Weiterarbeiten wollten. Der betreffende Gutsherr mußte daher, um die dringende Arbeit zu bewältigen, eine Lohnaufbesserung eintreten lassen.
Ausländisches.
* Wien, 1. Juni. Die deutsche Zeitung meldet, die Marineverwaltung habe dem Minister des Acußern ein Elaborat über Vermehrung der Donauflotille um vier Monitors vorgelegt. In Semlin sollen Strandbatterien errichtet werden.
* Wien, 4. Juni. Der serbische Militärattache in Wien, Oberst Milowanowitsch, konstruierte vor einiger Zeit ein neues Schießgewehr, welches er der Steyrer Waffenfabrik zur Erprobung übergab. Die Fabrik schloß sofort einen Vertrag mit ihm, wonach sie allein zur Herstellung des neuen Gewehres berechtigt ist. Wie verlautet, ist die italienische Regierung geneigt, Milowanowitsch's Gewehr in der italienischen Armee einzuführcn.
* Wien, 5. Juni. Nach Meldung des Eorrespondenzbureaus aus Belgrad überschritt eine Anzahl Arnauten, um zu -plündern, die Grenze und drang in das serbische Gebiet vor. Nach längerem Widerstande gelang es den Grenzwachen, die Arnauten zurückzntreiben.
* Bern, 4. Juni. Der neue deutschschweizerische Niederlassungs-Vertrag tritt am 20. Juli 1890 in Kraft. Die Auswechselung der Ratifikationsurkunde soll bis spätestens am 10. Juli iu Bern stattfinden. Artikel 2 lautet wörtlich: Ilm die in Artikel 1 bezeich- neten Rechte beanspruchen zu können, müssen die Deutschen mit einem Zeugnis ihrer Gesandtschaft versehen sein, welches besagt, daß der Inhaber die deutsche Reichsangehörigkeit besitzt und einen unbescholtenen Leumund hat.
* Paris, 4. Juni. Carnot Unterzeichnete heute die Begnadigung des Prinzen von Orleans. Derselbe wird diese Nacht an die Grenze gebracht.
* Paris, 4. Juni. Die Morgenblätter melden, der Herzog von Orleans sei in der Nacht in größter Heimlichkeit nach Delle an der Schweizer Grenze gebracht worden. Er dürfte sich zunächst nach England zu seinem Vater begeben, der in Sheenhouse nahe London wohnt.
* Der Urheber des großen Coupons-Diebstahls im Finanzministerium in Paris ist bereits entdeckt und verhaftet worden. Derselbe, ein 18jähriger Supernumerarius des Finanzministeriums Namens Delage, hatte die gestohlenen Coupons im Werte von 110,000 Fr. einem Spießgesellen übergeben, der sie in London durch eine Hehlerbande zum Rückkäufe anbieteu ließ.
* Brüssel, 3. Juni. Die Antisklavereikonferenz beriet gestern den Antrag Lambermont, betreffend die Ermächtigung zur Erhebung von Einfuhrzöllen im Kongobecken. Die Bevollmächtigten Deutschlands, Oesterreichs, Englands, Frankreichs, Spaniens, Italiens, Portugals, Schwedens, Rußlands und Dänemarks teilten mit, der Antrag habe die volle Zustimmung ihrer Regierungen gefunden; der Delegierte der Niederlande erklärte, er könne den Absichten seiner Regierung nicht vorgreifeu; die Sympathien seiner Regierung für das Kongobecken seien jedoch die gleichen wie diejenigen der anderen Konfcrenzmitglieder.
* Brüssel, 4. Juni. Die Untersuchung gegen die verhafteten russischen Anarchisten verläuft ergebnislos. Kein einziger der Verhafteten hatte gefährliche Sprengstoffe bei sich. Gefunden wurden nur einzelne Bestandteile. Der jetzt vorliegende Bericht des Chefs des Laboratoriums besagt, das Vorgefundene Material weise nur auf Experimente hin.
* Im englischen Unterhaus, das zur Zeit den Kolonialetat berät, hat der Unterstaatssekretär Fergnsson fast täglich irgend eine Anfrage zu beantworten, welche aus der Rivalität der deutschen und der englischen Kolonialpolitik entspringt. In der letzten Sitzung dementierte der Unterstaatssekretär eine Behauptung Stan- lcy's, daß die Deutschen in Afrika unbehindert den Eingeborenen des britischen Gebietes 10 000 Ochsen weggenommcn hätten und daß gegen solche Wegnahme kein Protest erfolgt fei, und wiederholte die Versicherung, daß England kein Gebiet an Deutschland abgetreten habe.
* Stockholm, 4. Juni. Die Bürgerschaft bewilligte 300,000 Kronen für die Landesausstellung im Jahre 1894.
' In Stockholm stieg vor einigen Tagen der Luftschiffer Rolla mit einem gondellosen Ballon auf und verlor beim Aufsteigen den Fallschirm. Der Unglückliche hat sich in dem Netzwerk des Ballons wohl nicht lange halten können; seine Leiche wurde in der Nähe von Vaxholm aufgefunden.
am Abend des zwanzigsten Oktober hatte sie ihm beim Abschiede zum ersten Male die Hand gereicht. Er hatte dieselbe länger in der seinen gehalten, als es wohl schicklich war und einen leisen Druck ausgeüdr. Sie schien sich des letzteren gar nicht bewußt geworden zu sein und ebenso wenig schien sie es gesehen zu haben, wie iu seinem Gesicht eine Helle Flamme aufgeschlagen war, sondern hatte unbefangen und ruhig weiter geplaudert. Heinrich aber verbrachte die Nacht vor Aufregung schlaflos; er sagte sich, daß, wenn ein Mädchen mit diesem edlen Stolze, dieser Selbstbeherrschung, wie Jsabella, ihm die Hand reichte, mochte sie es auch im Eifer des Gesprächs und halb unwillkürlich gethan haben — daß, wenn sie ihre Hand nicht entrüstet zurückgezogen, als er dieselbe sekundenlang in der seinen fcstgehalten und einen Druck aus sie ausgeübt, dessen Bedeutung verstanden worden sein mußte, — dies als ein günstiges Zeichen von ihm betrachtet werden könne. Durfte sie, der jede Koketterie fern lag überhaupt, wenn sic ihrer weiblichen Würde nichts vergeben wollte, selbst wenn sie eine Neigung für ihn fühlte, diese ihm zeigen, bevor er die seine unzweifelhaft ausgesprochen, sei es wörtlich oder schriftlich? lind nun war doch etwas geschehen, was er doch wohl mehr als einen Zufall, vielleicht schon als ein kleines Zeichen ihrer Liebe ansehen durfte.
Als am anderen Morgen der Kommerzienrat ihn abermals, wie er das iu letzter Zeit bereits täglich gethan, drängte, den großen Wurf endlich zu wagen und der Gräfin Jsabella einen Antrag zu machen, wandte er sich wohl etwas unmutig ab, wie er schon öfter bei dem Drängen des Kommerzienrats gethan und bat seinen Onkel, ihn ruhig gewähren zu lassen, aber eine Stunde später schrieb er folgenden Brief:
„Gnädige Komtesse!
Die letzten Wochen müssen Ihnen, Gräfin Waldsee, ein klares Bild gegeben haben von dem, was mein Inneres bewegt. Sie haben, obgleich Sie Kenntnis von dem Zustande meiner Seele hatten, keinen
* lieber die geplante Beschränkung der Handelsfreiheit der Juden in Rußland erfährt man: Das Projekt, welchem das durch die Juden - Kommission unter Graf Pahlen, die soeben ihre Arbeiten abgeschloffen, gewonnene Material als Grundlage diente, bezweckt, die den Juden früher gewährten Freiheiten teils aufzuheben, teils zu beschränken. So soll den Juden der Handel mit den der Accise unterliegenden Erzeugnissen, also selbst Zündhölzern untersagt werden. Auch von einem Verbote, unbeweglichen Besitz zu erwerben, ist in dem Projekte die Rede, in welchem Umfange, ist jedoch nicht bekannt. Ferner sollen die Juden in den Grenzgebieten nur 50 Werft von der Grenze wohnen dürfen. Da in der letzten Zeit häufige Uebertritte von Juden zum Christentum Vorkommen, um höhere Btldungsanstalten besuchen zu können, beantragt der Entwurf, den übergetretenen Juden ungeachtet ihrer Konversion keine Gleichberechtigung zuzugestehen, erst ihre Kinder sollen als Vollchnsten zu betrachten sein. In den beiden Residenzstädten und in Kiew ist den Juden das Wohnen nur in einigen bestimmten Straßen zu gestatten.
* Wilna, 4. Juni. Die Verschiebung des Ankaufs der Güter der Fürstin Hohenlohe durch das kaiserliche Apanagedepartement aus 6 Jahre ist deshalb erfolgt, um es dem Sohn der Fürstin zu ermöglichen, nach »jährigem ständigen Aufenthalt in Rußland das Recht auf Annahme in den russischen Unterthanenverband zu erwerben. Die Güter verbleiben demnach thatsächlich im Besitz der fürstlichen Familie.
* Bukarest, 4. Juni. Die europäische Donaukommisston beschloß neue Durchsticharbeiten an der Donau, welche den Lauf des Stromes zwischen Galatz und Sulina um acht Kilometer abkürzcn.
* Auf den Fürsten Ferdinand von Bulgarien soll ein Attentat geplant gewesen sein. Der Wiener Korrespondent der „Daily News" meldet: Eine bewaffnete Bande, 25 Mann stark, lauerte außerhalb der Station Bellova dem am 27. v. M. dem von Jamboli nach Burgas abgehenden Zuge, worin Prinz Ferdinand und die Minister sich befanden, auf; ihre Absicht war, den Prinzen Ferdinand gefangen zu nehmen und so lange als Geisel zu behalten, bis Major Panitza und seine Mitverschworenen in Freiheit gesetzt sein würden. Ministerpräsident Stam- bulow, von dem Anschläge rechtzeitig unterrichtet, ließ den Zug um fünf Stunden später abgehen und die Station Bellova, ohne anzuhalten, passieren.
* Sofia, 3. Juni. Sämtliche im Panitza- prozesse Freigesprochenen, mit Ausnahme von Mathews, nämlich Demeter Rizow, Abalawsky, Stamenow, Noiasow, Kessimow wurden aus Bulgarien ausgewiesen und durch die Polizei an die serbische Grenze gebracht. Die Ausweisung erfolgte aus Gründen der Staats- ficherheit.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
Grund gesucht, die musikalischen Abende aufzuheben und mich aus Ihrer Nähe zu verbannen. Das giebt mir den Mut, eine Frage an Sie zu richten, von der das Glück meines Lebens abhängt. Ich liebe Sie, Komtesse, ich habe Sie geliebt von dem Augenblicke an, als wir an jenem mondglänzenden Abende die Anhöhe im Parke auf Hohenfels zusammen erstiegen, und wenn ich mich erkühne. Ihnen das heute zu sagen, wenn ich im Hinblick auf Standesunterschied, der zwischen mir und Ihnen besteht, es wage, Sie zu fragen, ob Sie mich wieder lieben können, ob Sie meine Gattin, mein geliebtes Weib werden wollen, so geschieht es, weil ich die Ueberzeugung gewonnen, daß Sie den Adel des Charakters höher achten, als den der Geburt und ich glaube mich nicht zu täuschen, wenn ich annehme, daß Sie ihr Herz nicht verschließen werden gegen Den, der Sie liebt, weil dieser Ihnen keinen vornehmen Namen zu bieten vermag.
Ich weiß, wie groß das Opfer ist, welches ich von Ihnen fordere, ich verlange von Ihnen, Ihrem gräflichen Range zu entsagen, aber dafür gelobe ich mit Wort und Eid, daß keine Aufgabe mir heiliger sein soll, als Sie so glücklich zu machen, wie es in meinen Kräften steht.
Und nun entscheiden Sie sich, gnädige Komtesse, und wenn es Ihnen möglich ist, lassen Sie mich nicht zu lange auf der Folter der Ungewißheit liegen. Es schließt in banger Erwartung
Ihr ergebenster
Heinrich Willhöft."
Diesen Brief schickte er durch den neu engagierten Dieser in die Villa nebenan und nach zweimal vieruudzwanzig Stunden war soch keine Antwort darauf erfolgt. Heinrich war in einer furchtbaren geistigen Verfassung.
(Fortsetzung folgt.)