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Für Mai und Juni

werden aufAus den Tannen" seitens aller Kgl. Postämter oder den Ort begehenden Post­boten Bestellungen angenommen.

Gestorben: Nudols Lorch, Calw; Schullehrer Heim, Schwaigern: Regieriiugsrefereudär R. Geyer, Cannstatt; Fr. Lorch. Brauereibesitzer z. Erker, Nürtingen; Rechts­anwalt Dopser, Riediingen; Notar Stolpp, Bopfingen; Jak. Zeeb, Ziegeleibesitzers-Sohn aus Freudenstadt, New- Hork; Marie Essig, geb. Zerweck a. Calw, in Brocklyn; I. G. Gänzle aus Entringen, O.A. Herrenberg, in Chi­cago, Jll.; C. Maier a. Aitensteig in Detroit, Mich., Friedrich Bolz a. Herrenberg in New-Ajork.

D Die Vorgänge in Dahomey.

Nicht allzuweit von der deutschen Kolonie Kamerun besitzen die Franzosen in Westafrika einen Strich des Küstengebiets, der früher den NamenSklavenküste" trug. Das Hinterland davon bildet das in letzter Zeit so oft und unrühm­lich genannte Kanibalen-Königreich Dahomey. Menschenopfer und Menschenfresserei sind dort ererbte Sitten und die vordringende Zivili­sation wird mit deren Bekämpfung noch ihre liebe Not haben.

' Die französische Republik als Besitzerin der Küste wäre sozusagenam nächsten dazu." In­dessen Frankreich hat mit Tonkin so traurige Erfahrungen gemacht, daß sein Zögern, sich auf kolonialpolitische Abenteuer einzulassen, sehr be­greiflich erscheint. Es hat daher stets mit den menschenfressenden und menschenopfernden schwar­zen Nachbarn die freundlichsten Beziehungen aufrechterhalten, die erst dadurch eine erhebliche Trübung erfuhren, datz sich die Dahomeyer unter Verletzung der Grenze ihre Opfer aus den Reihen französischer Schutzbefohlenen holten.

Da hörte natürlich das Prinzip derNicht­einmischung" auf. Den biederen Dahomeyern mußtehandgreiflichklar gemachtwerden,daßFrank- reich eine zu respektierende Macht sei. Anstatt l nun aber ein Regiment afrikanischer Jäger oder j sonst eine Abteilung von Kolonialtruppen an der Sklavenküste zu landen, begnügte man sich damit, eingeborene Negerstämme zu bewaffnen und sie unter Führung weißer Offiziere gegen Dahomey zu entsenden. Es wiederholte sich dabei zugleich dasselbe, was die Tonkin-Affärc zu einer so mörderischen und langdauernden machte: das Gefühl der Stärke verleitete zur Verwendung viel zu schwacher Truppenkörper und die Folge davon war denn auch hier wieder, daß die Dahomeyer in den ihnen ge­lieferten zwei Gefechten über die Franzosen Sieger blieben.

Während die französische Regierung an­fänglich erklärte, daß sie keine Verstärkungen nach der Sklavenküste entsenden werde, sieht sie sich nun doch in diese Notwendigkeit versetzt. Allerdings gehört dazu des Kredits wegen die ^ Zustimmung der Kammer und letztere tritt erst i am 5. Mai zusammen. So ist denn einstweilen guter Rat teuer. Dazu kommt noch, daß Herr Carnot sich auf der Reise durch Südfrankreich befindet, während der Ministerpräsident wieder ^ einmal die Vogesenfestungen inspiziert, der Marineminister aber, in dessen Reffort seit Ver­hängung der Küstenblockade die Dahomey-An- gelegenheit gehört, den Präsidenten Carnot be- ! gleitet. Für Dahomey ist also niemandzu Hause."

In der Presse und in der öffentlichen j Meinung des Landes spiegelt sich die Erregtheit > wieder, welche durch die letzten schlimmen Nach­richten hervorgerufen wurde. Dahomey zählt

etwa 200 000 Bewohner und das Amazonen­korps des Königs, das übrigens gar nicht zu verachten sein soll, besteht aus 5000 Schönen des Landes. Nicht nur die Kriegsvorteile, welchen die Schwarzen gegenüber den Franzosen bisher errungen haben, sind das für das fran­zösische Ehrgefühl Schmerzliche, sondern es be­ginnt auch die Empfindung stärker zu werden, daß Frankreich moralisch für die Fortdauer der kannibalischen Zustände jenes Königreichs der Zivilisation haftbar sei. Es kann sich also bei einer militärischen Expedition nach Abomeh nicht mehr allein darum handeln, die Ehre der französischen Flagge wieder herzustellen, sondern man muß gründlicher Vorgehen und jenen grauenhaften Zuständen ein Ende machen, welche ein Hohn auf die vielfachen internationalen Be­strebungen zur Zivilisation des schwarzen Erd­teils sind.

Lanbesuachrichteu.

* Freudenstadt, 27. April. Die Scharlachepidemie hat in der Gemeinde Hörsch­weiler in wenigen Tagen nicht weniger als 7 Opfer gefordert, meist Kinder im schulpflich­tigen Alter. Zu der raschen Verbreitung und dem tötlichen Ausgang solcher ansteckenden Krankheiten trägt die noch auf dem Lande sich gegen dieselben zeigende große Sorglosigkeit und die hiedurch zu spät erfolgende Beiziehung ärzt­licher Hilfe nicht wenig bei. Nunmehr ist die Epidemie im Rückgang begriffen.

* T ü b i n g e u, 28. April. DieTüb. Chrom" teilt mit,' daß der Reichstagsabgeord­nete für den achten Wahlkreis, Frhr. v. Münch auf Hohenmühringen, mit seinem Klage-An­trag gegen den Reichstagsabg. v. Gültlingen, die Redaktion derTübinger Chronik", den Landtagsabg. Schosser von Sulz und andere wegen eines vermeintlich gegen ihn erhobenen Vorwurfs der Wahlbestechung von der Staats­anwaltschaft abgewiesen worden sei. Wie man derNeck.-Ztg." schreibt, geschah dasselbe seitens der Oberstaatsanwaltschaft in Stuttgart, an die sich Herr v. Münch beschwerdeführend gewendet habe.

* Stuttgart, 27. April. Wie man hört, soll bei der großen Kunstausstellung, welche im nächsten Jahre hier in der Königlichen Staatsgalcrie abgehalten werden soll, eine Lotterie veranstaltet werden, wodurch namhafte Mittel zur Erwerbung von Kunstwerken aus der Ausstellung verfügbar gemacht würden. Auch wurden Erwerbungen für die Staatsgalerie in Aussicht genommen.

* Stuttgart, 29. April. S. K. H. der Prinz Wilhelm empfing heute morgen eine Deputation aus Kayh, OA. Herrenberg. Die­selbe wurde geführt durch den Landtagsabge- ordneten Freiherrn von Gültlingen und bestand aus dem Oberamtmann Völter, dem Schult­heißen Notier und dem Gemeindepfleger Schaufele.

* Neckargartach, 28. April. An mehreren Kammerzen hier sind seit einigen Tagen schon junge Trauben zu sehen.

* Aalen, 28. April. In der Nähe vom Kellerhaus bei Neubronn wurde vorige Woche eine abscheuliche Unthat verübt. Ein etwa 15- jähriges Mädchen, das abends den Weg dort zu begehen hatte, fiel in die Hände eines Un­menschen, von welchem cs auf unbeschreibliche Weise mißhandelt wurde. Ob der Thäter zu ermitteln ist, steht noch in Frage.

* Tettnang, 27. April. Dem hiesigen Amtsgericht wurde, demSch. B." zufolge, dieser Tage ein raffinierter Betrüger eingelie­fert, der schon seit Monaten ganz Oberschwaben, die Oberämter Saulgau, Riedlingen, Waldsee, Wangen re., durch seine Betrügereien unsicher gemacht hat. Es ist ein schon viel bestrafter junger Gerbergeselle von Weingarten, Namens Martin. Dieser Bursche verstand es, mit Hilfe von Kameraden die Familienverhältnisse vieler in Weingarten dienender Soldaten auszuforschcn, und so ausgerüstet begab er sich auf seine Streifzüge, um aus der Gutmütigkeit der Eltern. Und Geschwister dieser Soldaten Gewinn zu schöpfen. Bald stellte er sich als Unteroffizier, bald als Feldwebel, bald als Lazaretgehilfe von Weingarten den Leuten vor, der die Macht habe, die Soldaten mit 2 Jahren vom Militär loszubringen, bestellte Grüße von den Söhnen oder Brüdern und gab sich als deren Abge­sandter zur Empfangnahme von Geld, Kleidern und Nahrungsmitteln aus, und es gelang ihm auch, durch seine Schwindeleien die Leute um Geld und Geldeswert zu bethören. Auch ver­schmähte er es nicht, Angehörigen von Geistes­kranken gegenüber sich als Wärter der Irren­anstalt Schussenried auszugeben, wodurch er sich gleichfalls Geld erschwindelte. Hätte der Gau­ner wieder einiges Geld zusammengeschwindelt, was bei der Leichtgläubigkeit vieler Landleute ja nicht schwer hielt, so ließ er sich per Chaise auf die nächste Bahnstation führen, machte eine Vergnügungsreise in die Schweiz und kam erst wieder ins Schwabenland zurück, wenn die Mo­netenalle waren".

* Ulm, 28. April. Für den Münsterfestzug haben lautU. Tgbl." bis jetzt 1100 Personen ihre Beteiligung zngesagt. An welchem Tag und zu welcher Stunde der Festzug stattfinden wird, ist noch nicht bestimmt. Bei endgültiger Aufstellung des Festprogramms und der Reihen­folge der Festlichkeiten sind die Wünsche Ihrer Königlichen Majestäten maßgebend, die demnächst eingeholt werden. Die Regie des Oesterlen'scheu Festspiels hat Generalintendant Dr. v. Werther in Stuttgart übernommen.

' Ulm, 29. April. Zwei auswärtige 16- jährige Schüler des hiesigen Realgymnasiums, welche sich heimlich vou hier entfernt hatten, sind in Verrieres im Kanton Neuenburg aufge­griffen worden und befinden sich auf der Rück­reise hieher.

* (Verschiedenes.) Bei der Musterung der Rekruten in Cannstat-t erschien ein Re- krute, der wie ein Kind aussah und nur 35 Kilogramm wog. In der Nacht vom Donners­tag auf Freitag wurde bei Gastwirt und Metz­ger Sommer in Kleinbottwar eingebrochen und aus dem Mctzgerladen größere Portionen Fleisch u. Wurst gestohlen. InEllwangen hat sich ein !1 Jahre alter Knabe an einem Baume aufgehängt. Derselbe konnte noch recht­zeitig abgefchnitten und durch sofort angestellte Belebungsversuche gerettet werden. In Heil- b r o n n wurde am Freitag abend ein Kind so stark verbrüht, daß es am Samstag seinen Geistaufgab.In Waldsee wurde der Bauer M. infolge Wortwechsels wegen der Ar­beit von einem Knecht so in die Brust gestochen, daß das Leben des Verletzten befürchtet werden muß. Der Thäter wurde sofort verhaftet. In F ried rich s h a f e n hat sich ein Schuh- machergeselle durch einen Revolverschuß entleibt. Gegen denselben soll bei Gericht Untersuchung wegen Sittlichkeitsvcrgchen eingeleitet worden