nicht vom Tode, sondern von dem Tage der Nachlaßteilung an rechnen. Nach einigen per­sönlichen Bemerkungen der Abgg. v. Luz und Hang wird die Generaldiskussion geschlossen und man beschließt, in die Einzelberatuug emzutreten. Schluß der Sitzung. Morgen nachmittag Fortsetzung.

Laudesuachrichtea.

* Freudenstadt, 14. April. Heute fand die An.tseinsetzung des neu ernannten Schult­heißen Sackmann in Besenfeld durch Oberamt- mann Bames statt.

* F r e u d e n st a d t, 15. April. Dem einzigen im hiesigen Bezirk am Leben befind­lichen Beteranen Möhrle von Thonbach, Ge­meinde Baiersbronn, welcher 93 Jahre alt ist und den Feldzug von 1813 mitgemacht hat, wurde vom württcmbergischen Veterancnverein ein Geschenk von 100 Mk. übersendet. Der­selbe ist noch geistig rüstig und gesund.

° Baiersbronn, 15. April. Heute früh hatte der seit einiger Zeit sich hier befindliche Regierungsbaumeister Roller das Glück, einen prächtigen Auerhahn im hiesigen Jagdrevier zu erlegen. Derselbe war ca. 12 Pfund schwer und ein wirkliches Prachtexemplar.

Calw, 14. April. Eine Einrichtung, die auch anderswo Nachahmung verdient, har sich hier sehr gur bewährt. Arme und bedürftige Schulkinder erhalten jeden Morgen und Nach­mittag ein Stück Brot. Der tägliche Bedarf beläuft sich gegenwärtig bei 30 Kindern auf etwa 16 Pfund. Im letzten Etatsjahr wur­den zu diesem Zweck 600 Mk. für Brok aus- gegeben; reisende Handwerksburschen werden ebenfalls mit Brot, teilweise auch mit Geld unterstützt. Die Mittel zur Bestreitung der Kosten werden nur durch freiwillige monatliche Beiträge aufgebracht. Das überaus belästi­gende und verwerfliche Betteln der Kinder in den Häusern hat aber vollständig anfgehört und ist man daher allgemein mit dieser Einrichtung zufrieden.

* Stuttgart, 15. April. Ein Fabrik­besitzer in Berg beantwortete, wie die Blätter berichten, eine Gesamtpetition feiner Arbeiter wegen Freigebung des 1. Mai zu einer De­monstration, wie folgt:Genehmigt, aber auch ich werde mir dann erlauben, auf 8 Tage die Fabrik zu schließen."

* Ulm, 16. April. Nach nunmehr einge­laufener Nachricht wird S. M. der deutsche Kaiser nicht zum Münsterfest Hieherkommen, da seine bereits getroffenen Reisedispositionen sein Erscheinen nicht zulassen. Der Kaiser hat aber zngesagt, daß er sich bei dem Feste vertreten lassen werde.

* (Verschiedenes.) In Oberndorf fiel ein 2jähr. Kind in eine Abortgrube, wo es den Erstickungstod fand. Das Gesuch des Gewerbevereins in Schwenningen bei der Generalsirekrion der Württ. Staatseisenbahnen um Aufhebung des Sckundärbetriebes auf der

Linie Rottweil-Villingen wurde abgewiesen mit der Motivierung, daß der Kosten ein zu großer sei. In jüngster Zeit kamen in der Gegend von Heidenheim auffallend viel Todesfälle durch Schlag verursacht vor. In Flcinheim starb am Schlag der erst 36 Jahre alte Schwanen­wirt, in Steinheim ein älterer Mann so lange er unter dem offenen Fenster dem Ausrufer zu­hören wollte, ebenso ein Zimmermann, darauf eine ältere Frau, und am Sonntag fand man in Mergelstetten den 66 Jahre alten Barbier Maier tot im Bette. In der letzten Woche wurde von frevlcrischcr Hand ein ziemlich großer Stein in der Nähe des Bahnhofs in Ehingen in die äußerste Weiche geschoben um diese un­brauchbar zu machen und den in der Richtung nach Sigmaringen fahrenden Eisenbahnzug zum Entgleisen zu bringen. Dem Weichenwärter ge­lang es indessen, den Stein zu entfernen, als der Zug schon heranbrauste. Aus Abts- gmünd wird eine recht unsaubere Geschichte erzählt, welche sich dort abspielte, als die Nach­richt von dem ersten Gewinn der Kannstatter Brunuenlotterie einlief, welcher bekanntlich dem armen betagten Straßeuwärter Holl zustel. So­fort nach der Ziehung waren zwei Fremde in Abtsgmünd und kamen andern Tags noch ein­mal und boten dem Losbesitzer unter Verschwei­gung oder Verstellung der Thatsachen erst 1000 Mark dann 800'1 Mk. bis schließlich 24,000 Mark für sein Los. Der Mann ging aber nicht auf den Leim. In Langen bürg sind einer Witwe 3 Kinder rasch hintereinander an Diphteritis gestorben. In Kälberbach wurden einem Bauern nachts 565 Mk. gestohlen. Professor Dr. von Weber in Tübingen ist Donnerstag Mittag kurz nach 12 Uhr ge­storben. Privatier Pfälzer von Marbach ist in Stuttgart an einem Herzschlag plötzlich verschieden.

* Die große Stnckguthalle der Mannheimer Lagerhausgesellschaft ist vollständig abgebrannt. Der Schaden beträgt etwa 500,000 Mk.

* Berlin, 14. April. Die amerikanische Regierung beschloß, im Frühjahr 1892im New- Jorker Hafen eine große Flottenschau abzuhalten. Deutschland, Frankreich, England, Italien und andere Mächte sollen hiezu eingeladen werden.

* Berlin, 16. April. Die ersten hiesigen Modegeschäftc haben in einem gemeinsamen Zirkular sich bereit erklärt, fortab an Sonn­tagen ihre Läden und Arbeitszimmer zu schließen.

* Berlin, 16. April. Der Kaiser schrieb an Levetzow, den Komitevorstand für das Bis­marckdenkmal, er nehme gern das Protektorat an, überzeugt, daß alle Klassen Deutschlands freudig und dankbarst die Absicht des Denk­mals begrüßen.

* Berlin, 16. April. Die Morgenblätter sämtlicher Parteien begrüßen das gestrige Auf­treten des Herrn v. Caprivi auf das herz­lichste; alle bringen demselben Vertrauen entgegen.

die Vorlage Ausdruck. Bedenken, die sich in einigen Punkten mit den Ausführungen des Vor­redners decken. Redner meint namentlich, daß die Erben, besonders auswärtige, ja in vielen Fällen gar nicht in der Lage seien, rechtzeitig Einblick in die Verhältnisse des Erblassers zu bekommen, und Anzeige von den Verfehlungen zu machen und was den Pfleger anbelangt, so könne dieser jedenfalls nicht in eine höhere Strafe als in eine Kontrollstrase genommen werden. Minister v. Renner verteidigt die Vorlage. Auch Minister v. Faber tritt energisch für die Vor­lage ein und betont dabei, daß durch die be­kannte Entscheidung des Reichsgerichts von 1888 eine wahre Kalamität für unsere Staatskasse entstanden sei. Die Regierung habe sich bei der Vorlage keineswegs auf einen engherzigen juristi­schen Standpunkt gestellt. Ohne die hier scharf kritisierte Anzeigepflicht der Erben werden wir nur ein sehr lahmes Gesetz bekommen. Hang meint auch, daß gewisse Bestimmungen der Vor­lage gegen Billigkeit und Recht gehen. Hauß- mann: Das Prinzip des Entwurfs, die Erben, auch wenn sie nachfatieren, sofort in eine 3fache Strafe zu nehmen, sei verfehlt und unberechtigt. Das sei doch geradezu eine Versuchung für die Erben, die Verfehlung ihres Erblassers zu ver­heimlichen. Auch sind ja infolge des Gesetzes von 1883 so viele freiwillige Nachfatierungcn vorgckommen; Vas Gesetz habe also so günstig gewirkt, daß man die gegenwärtige Vortage sehr wohl entbehren könne. Man solle doch den steuerpolilisch richtigeren und humaneren Stand­punkt von 1833 nicht verlassen. Auch müsse man den Rahmen des Strafmaßes bei Verfehl­ungen nach unten erweitern, sonst werde das Gesetz gegen viele Erben eine große Härte sein. Gröber meint, daß man die Vorlage nicht aus allgemein gültigen Rechtsgrnndsätzen avleiten könne, das sei auch durch die Verteidigung der Vorlage vom Ministertisch nicht zu entnehmen. Berichterstatter v. Gvz nimmt den Kommissions- Bericht gegen die Angriffe Gröber'» in Schutz, worauf noch Reg.-Komm. Direktor v. Zeyer betont, daß der Entwurf davon ausgche, die seitherigen erprobten Strafbestimmungen soweit möglich aufrecht zu erhalten und zwar nicht nur die Strafe gegen den lebenden Defraudanten, sondern auch die Nachwirkung seiner Verfehlungen auf die Erben. So sei es auch in Bayern, Baden und Hohenzollern. Auf Grund des schon wiederholt angeführten Urteils des Reichsgerichts müsse man ein Verfahren gegen die Person der Erben ermöglichen. Melden sie das vom Erb­lasser zu wenig oder gar nicht angegebene Ein­kommen nachträglich nicht an, so ist cs nur ge­rechtfertigt, daß sie wegen der Zuwiderhandlung gegen diese Verpflichtung eine Strafe trifft. Ttälin schließt sich dem Bedenken gegen die Be­strafung der Erben, welche die Verfehlung des Erblassers anzeigen (die 3fache Nachholung der Steuer gelte doch als Strafe) an. Im Publi­kum wirke diese Verschärfung des Gesetzes nicht gerade günstig. Die Anzeigefrist solle man auch

Die Megekinder des Kommerzienrats.

Novelle vo» Carl H artman n-P lo n.

(Fortsetzung.)

Häßlich sollte sie sein, Fräulein Katharina? Nein, gewiß nicht! Ein Kunstgärtuer hätte sie nicht hübscher winden können! Und wenn sie wirklich geschmacklos wäre, der Heinrich wird darin einen Gruß des Willkommens erblicken und Ihnen dafür herzlich danken! Doch hören Sie es? Das ist unser Wagen, der Heinrich kommt! Jetzt wäre es doch zu spät, den Kranz zu lösen, denn ich muß hinunter und den jungen Herrn begrüßen!"

Er nahm den Korb, worin die Guirlande heraufgebracht war und verließ eiligst das Zimmer.

Katharina legte die Hand an die Stirn und blieb mehrere Se­kunden regungslos stehen, daraus verließ auch sie das Zimmer des Pflegebruders, in welchem das Gespräch zwischen ihr und dem Kontor­diener und Hausfaktotum Martin Schnitze stattgefunden hatte. Sie lenkte aber nicht, wie der letztere, ihre Schritte ins Parterre hinunter, um den Zurückkehrcnden auf dem Flur zu empfangen, noch begab sie sich ins Wohnzimmer, sondern wanderte noch eine Treppe höher und bclrat gleich darauf ihr eigenes Zimmer, wo sie eine Zeitlang schwei­gend auf- und abschritt; dann irat sie vor den Spiegel, ordnete das leicht gekräuselte Haar, das in regellosen Löckchen einen Teil der mar- morweißcn Stirn bedeckte, warf aus den großen dunklen Augen einen prüfenden Blick auf ihr Gesicht und ging nun erst in den ersten Stock wieder hinab, um den Pflegebrudcr zu begrüßen.

II.

Ter Kommerzienrat Brauer hatte, wie man zu sagen pflegt, von

der Pike auf gedient und war nach und nach erst ein wohlhabender, dann ein reicher Mann geworden. In einem kleinen Kramladen in einer Vorstadt der Hauptstadt der Provinz hatte er seine Karriere als Lehrling begonnen und später, nachdem er Kommis geworden und zu einem ganz hübschen jungen Manne sich entwickelt, die einzige Tochter seines Prinzipals geheiratet, nach dessen Tode er Inhaber des Geschäfts wurde. Sobald er selbständig geworden, fing er sogleich an, dasselbe zu erweitern, schaffte sich alle möglichen Artikel an, die von Landleuten gebraucht wurden und diese, die ragtäglich an seinem Hanse vorbeifuhren, wenn sie zur Stadt wollten, wurden bald seine besten Kunden. Dabei fing er einen Kornhandel an, der anfangs nur Nebengeschäft, später aber zum Hauptgeschäft wurde. Der Ruf strengster Rechtlichkeit be­wirkte es, daß die in der Umgegend wohnenden, größtenteils wohlhaben­den Landbesitzer ihm ihre überschüssigen Kapitalien anvertrauteu, die er ihnen verzinste und mit denen er weitere Geldgeschäfte machte. Nach einer Reihe von Jahren hatten diese sich so sehr vermehrt und an Um­fang gewonnen, daß er sich ihnen fast ausschließlich hingab und alle übrigen Geschäfte nur noch nebenbei betrieb, bis er letztere schließlich ganz aufgab. In der Gründerzeit erwarb er den größten Teil seines Reichtums, doch nicht dadurch, daß er sich an schwindelhaften Unterneh­mungen beteiligte, sondern er that, was damals alle Welt that, er spe­kulierte an eer Börse und mit großem Glücke.

Herr Gustav Brauer war etwas eitel, mochte mit seinen erworbenen Reichtümern gern ein wenig prahlen und hatte von jeher den stillen Wunsch gehabt, mit Personen in Verkehr zu treten, die höher in Rang und Ansehen standen, als er. Schon längst wären dahingehende Ver­suche von ihm gemacht worden, wenn seine Frau nicht entschieden erklärt hätte, daß sic keine Neigung dazu verspüre und in dem bisherigen Ver­hältnissen verbleiben wolle. Er würde auch nicht ihre Einwilligung er-