am Dienstag früh im Wiener Arsenal erprobt worden und hat den Beifall der anwesenden Fachleute, besonders des den Versuchen bei­wohnenden Erzherzogs Wilhelm erlangt. Das kleine Geschütz, welchem der Erfinder den Namen Mettolon" gegeben, braucht lediglich 3 Männer zum Transport und zur Bedienung und kann 600 Schuß in der Minute abgeben; Mannlicher- Patronen bilden die Munition.

* Bern. Der eidgenössische Schützenverein zählt 14,173 Mitglieder in 292 Vereinen, der eidgenössische Turnverein 20,824 Mitglieder in 349 Vereinen.

* R o m. Der Papst beabsichtigt, an die Nuntien und Bischöfe ein Rundschreiben zu richten, in welchem er die Ansicht ausspricht, daß die künftige Papstwahl in Rom stattzu­finden habe; das Zirkular sagt ferner, der Papst dürfe Rom nicht verlassen, um nicht das Anrecht des Papsttums auf Rom und dessen Gebiet zu unterbrechen.

* Paris, 12. April. Für die Arbeiterfeier am 1. Mai werden bereits umfassende Vor­sichtsmaßregeln seitens der Behörden getroffen.

* Par i s. TerSoir" meldet einenGrenz­zwischenfall", der sich gegenüber Markirch zuge- Lragen habe, in folgender Weise:Montag abend, während sich in einem Wirtshanse auf französischem Boden eine Gesellschaft dem Tanz­vergnügen widmete, kamen von deutscher Seite etwa 30 junge Leute herüber, welche unter den Rufen:Es lebe Preußen! Nieder mit Frank­reich!" Steinwürfe auf die Franzosen richteten. Herbeieilende französische Gendarmen verhin­derten einen Zusammenstoß und nahmen, unter­stützt von vier Zollbeamten, zwei der heftigsten Angreifer fest. Die übrigen entkamen über die Grenze und feuerten noch Revolverschüsse gegen das Wirtshaus ab, ohne jedoch jemand zu treffen." Demgegenüber stellt dieStr. P." folgende ans Markirch, 8. April, ihr zugegangene Dar­stellung des Falls: Zwei Familienväter aus Markirch, welche gestern in einer französischen Grenzwirtschaft einen ihrer Markircher Ver­wandten besuchten, der in Tonkin gedient hatte und deswegen nicht über die Grenze zu den Seinen durfte, wurden von den französischen Gendarmen gepackt, gefesselt und an den nahen Grenzort Wissembach geführt. Da viele Mar­kircher an der Grenze waren, so entstand bei der Gefangennahme ein furchtbares Geschrei und ein unbeschreibliches Durcheinander. Den Frauen der Gefesselten, welche die Freilassung ihrer Männer mit Bitten und Thränen zu erlangen glaubten, wurde mit Gefängnis gedroht; eine von ihnen, die sich in gesegneten Umständen be­findet, wurde mit Fußtritten traktiert und arg beschädigt. Die Weiber aber hielten tapfer aus und blieben in Wissembach, bis ihre Männer nach St. Die geführt wurden und man sie eben­falls in Ketten zu legen drohte. Das klingt etwas anders, bemerkt das Blatt weiter, als die Darstellung desSoir"! Hoffentlich werden die Ergebnisse der amtlichen Untersuchung ver­

öffentlicht, welche ohne Zweifel über das Vor­kommnis von beiden Seiten angestellt werden wird. Bis dahin wird man sein Urteil darüber, auf wessen Seite in diesem Falle die Schuld liegt, zurückhalten müssen.

* London, 12. April. Frankreich zeigte England offiziell an, daß es einen Teil der Sklavenküste blockieren werde, um die Einführung von Waffen und Munition in Dahomey zu ver­hindern.

* Cannes, 12. April. Stanley traf heute vormittag 114/» Uhr hier ein. Am Bahnhofe wurde er u. a. von Makinnon und dem eng­lischen Konsul empfangen. Die Anwesenden be­grüßten ihn mit Beifall. Stanley begab sich alsbald zum Prinzen von Wales.

* An der russischen Grenze trat eine Ver­schärfung der Paßvorschriften ein. Mehrere Krakauer Kaufleute wurden trotz ihrer bisher giltigen Legitimationen an der Grenze zurückge­wiesen.

* Die große Brücke über den East River, welche New-Jork und Brooklyn verbin­det, wurde von einem deutschen Ingenieur, Rüb­ling und dessen Sohn, gebaut. Jetzt soll ein anderer Deutscher Namens Lindenthal eine noch größere Brücke bauen, welche New-Aork und Jersey City verbinden wird.

* Gar manche Ueberraschungen hat uns schon Afrika bereitet. Daß aber ein Europäer zu den Arabern überläuft, wohlgemerkt, ohne von ihnen dazu gezwungen zu sein, war bis jetzt noch nicht dagewesen. Jetzt ist angeblich ein solches Ereignis in den ostafrikanischen Annalen zu verzeichnen. Wie nämlich aus Brüssel ge­meldet wird, hat der vom Könige mit einer Verirauensmission nach der Fallsstation ent­sendete Leutnant Becker plötzlich seinen Rücktritt angezeigt und ist eigenmächtig mit Mannschaften gegen Norden abmarschiert. Wie man ver­mutet, will er ein Bündnis mit Tippo-Tipp abschließen.

Haus- und Landwirtschaftliches.

* Rosinenwein. DerTemps" enthält zum Nutz und Frommen seiner Leserinnen das Geheimnis der Bereitung des Rostnenweins; danach kann jede Hausfrau denselben leicht und billig Herstellen. Wenn man 1 Kilo Rosinen beständig in Wasser von 19 Grad Wärme be­läßt, so erhält mau durch die Gährnug 4 Liter guten Wein, welcher die goldgelbe Farbe des Sauterne oder Graves besitzt und, mit katala­nischem Rotwein verschnitten, die Farbe des Bordeaux anuimmt. Aehnlich verfahren auch die Rosinenweinfabriken.

Handel «ud Berkehr.

* Mönchberg, OA. Herrenberg, 10. April. Als Seltenheit sei erwähnt, daß Gemeinderat Brenner hier dieser Tage ein Saugkalb um den schönen Preis von 100 Mk. verkauft hat.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Alteusteig.

zurück. Von allen Seiten ehrerbietigst begrüßt, unterhielt er sich leutselig mit dem Publikum, gab dem Einen die Hand, sprach zu einem An­deren freundliche Worte, wobei er besonders die Damen auszeichnete. Dann sah der Fürst einen ganz kleinen Kadetten stehen, welchem er die Hand gab, die Wangen streichelte und einige Worte zu ihm sprach. Der Fürst befindet sich sehr wohl und macht täglich drei- bis viermal Spaziergänge bezw. Fahrten nach außerhalb.

* Wiesbaden, 12. April. Der Kaiser ist abends 9 Uhr 20 Minuten zurückgereist; be­geisterte Hochrufe begleiteten ihn.

* Merseburg. Dieser Tage ritt Prä­mierleutnant v. Barby mit seiner Truppe, als plötzlich das Pferd scheute und durchging. In der Hoffnung, des scheuen Tieres Herr zu werden, versäumte es der Reiter, im richtigen Augenblicke aus dem Sattel zu springen. Spä­ter wurde das Terrain dazu zu ungünstig und die Gelegenheit bot sich nicht. Das Roß wählte den direkten Weg auf die Unstrut zu, an deren Ufer Lastkähne liegen. Wild jagte es daraus zu, nur noch wenige Augenblicke und Roß und Reiter mußten sich dort überschlagen. Da blitzte es in der Luft über dem Kopfe des dahinjagcnden Gaules auf. Hoch bäumte sich das Tier, von der Säbelschneide getroffen, empor und brach dann zusammen, während der Reiter aus dem Sattel sprang. Er hatte im letzten Augenblick durch einen wuchtigen Säbel­hieb über den Kopf sein Roß getötet und sich vor sicherem Tode gerettet.

* Breslau, 11. April. Unter den Ar­beitern der Julienhütte brach gestern eine Revolte aus. Die verhafteten Excedenten wurden von ihren Kameraden befreit, später aber wieder eingefangeu.

* Hamburg, 10. April. Die hiesigen Malergehilfen haben heute morgen fast in allen Geschäften die Arbeit eingestellt; sie verlangen einen Minimallohu von 60 Pf., während die Malerinnung nur 50 Pf. bewilligt.

* Hamburg. Die Bürgerschaft bewilligte sieben Millionen Mark für den Bau eines vierten neuen Hafens, der infolge des Zollan­schlusses und des vermehrten Verkehrs notwendig geworden ist.

* Wien, 1 l. April. DieNeue Fr. Presse" macht die Rumänier und Bulgaren auf eine Nachricht des Bukarester Tagblaltes aufmerk­sam, wonach Rußland in Odessa und Nokotajew 320 für eine Landung in Reni bestimmte Boote Herstellen lasse. Jedes Boot hat 20 Ruder und kann 20 Matrosen und 50 Soldaten aufnehmen. Rumänien und Bulgarien mögen auf der Hut sein, damit nicht eines Tages unvermutet ein russisches Heer in der Dobrudscha lande und ohne Kriegserklärung gegen Bulgarien vormarschiere.

* (Hoch der Fortschritt!) Ein neues massenmörderisches Schnellfeuergeschütz, welches alles bisher Erfundene weit übertreffen soll, ist

Pflegevater gewesen, als kurz nach einander Ihre beiden Eltern gestorben waren und man die kleine Waise ins Armenhaus schicken wollte. Als Sie da so bitterlich weinten und sich sträubten, mitzugehen und uns baten, bei uns bleiben zu dürfen, da beschlossen meine selige Frau und ich, Sie zu behalten und meinten, wo vier Kinder am Tische äßen, würde auch wohl das fünfte noch satt."

Da kam zufällig die Frau Prinzipalin zu uns, um nach meiner Frau zu sehen, die krank gewesen war, soh Sie, Fräulein Katharina, glaubte in Ihrem Gesicht eine Aehnlichkeit mit ihrer verstorbenen Toch­ter zu erblicken, verliebte sich in Sie und milden Worten: die Katharina geht mit mir, L>ie haben sich da eine Last aufgeladen, die ich Ihnen wieder abnehmen muß," faßte sie das kleine Mädchen bei der Hand und verließ meine Wohnung. So waren Sie plötzlich die Pflegetochter reicher Leute geworden."

Ich schulde Ihnen Dank, Martin," sagte Katharina in einem etwas kühlen Tone,Saß sie sich damals meiner angenommen haben und verdanke Ihnen ja auch indirekt, daß ich in dieses Haus gekommen, aber die Vergangenheit bis zu meinem achten Jahre, die ich bei meinen Eltern verlebte, wo man mich sogar auf die Straße schickte, um zu betteln, war so grauenhaft, so entsetzlich, daß es mir jedesmal einen Stich ins Herz gibt, wenn ich daran erinnert werde. Thun Sie es nicht zu oft, Vater Martin."

Ich bitte um Entschuldigung, Fräulein Katharina, daß ich es heute gethan, es soll gewiß nie wieder geschehen! Ich wollte Ihnen nichts Unangenehmes sagen und begreife selbst nicht, wie es in diesem Augenblicke über meine Lippen gekommen ist."

Ich weiß, daß Sie mich lieb haben, Martin, und Sie wissen es, daß ich Ihnen ein großes Vertrauen schenke und manches mit Ihnen bespreche, was ich sonst in mich verschließen würde. Sie sind ja außer

dem Kommerzienrat der einzige, der meine Vergangenheit kennt, dem es bekannt ist, daß ich aus dem Proletariat hervorgegangen bin. Die Pflegeeltern hatten die Rücksicht, als sie mich zu sich nahmen, ihren Bekannten zu erklären, daß ich eine entfernte Verwandte von ihnen sei, damit später niemand über meine Herkunft die Nase rümpfen könne und Ihnen, Martin, wurde Schweigen auserlegt."

Das ich auch noch keinem Menschen gegenüber gebrochen habe."

Selbst Heinrich kennt meine Vergangenheit nicht und ich nun ja, ich bin so eitel, daß ich lieber als eine Verwandte dieses reichen Hauses angesehen werden möchte, als ein aus der tiefsten Armut empor - gezogenes Proletarierkind. Ich habe schon oft darüber nachgedacht, was wohl aus mir werden würde, wenn ich in ärmere Verhältnisse zurück­kehren müßte. Hier umgibt mich Reichtum und Ueberfluß; der Onkel sieht es gern, wenn ich mich vornehm kleide, ich brauche in dieser Be­ziehung nur einen Wunsch auszusprechen, so ist er mir schon gewährt. Ich bin dadurch so verwöhnt worden, daß ich mich unglücklich fühlen würde, wenn mir derartige Wünsche nicht mehr erfüllt werden könnten. Ein dürftiges, sparsames Leben zu führen, wo man täglich rechnen muß, um mit einer kleinen Summe auszukommen, wo mau alles entbehren, sich jedes Vergnügen versagen muß, wäre mir nicht mehr möglich. Ob es nicht besser gewesen, Vater Martin, wenn ich bei Ihnen geblieben und aufgewachsen wäre, da hätte ich nicht kennen gelernt, wie es sich lebt auf der Höhe des Reichtums."

(Fortsetzung folgt.)

(Im Eifer.) Hausherr:Bevor Sie einziehen, muß ich Ihnen bemerken, daß ich es liebe, wenn die Miete pünktlich bezahlt wird!" Student:Ist auch mein Prinzip: Entweder pünktlich oder gar nicht!"