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Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag und kostet in Altensteig SO ^ im Bezirk SO ^ außerhalb 1 *6. das Quartal.

Dienstag den 15. April

Eiurnckungspreis der Ispalt. Zeile für Altensteig und nahe Umgebung bei linal. Einrückrmg 8 ^ bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8

1890.

Amtliches.

DasRegierungsblatt" Nr. 6 enthält fol­gende Königliche Verordnung, dat- 1. April:

Auf Grund des Art. 2 des Gesetzes vom 20. Dezbr. 1888, betr. die Zwangseuteignung von Grundstücken und von Rechten an Grund­stücken (Reg-Blatt S. 446), verordnen Wir nach Anhörung Unseres Staatsministeriums wie folgt: Die K. Eisenbahnverwaltung wird ermächtigt, zum Zwecke der Erbauung der nach Art. 2 Z. 1 des Gesetzes vom 28. Juni 1889 (Reg.Blatt S. 197) herzustellenden Eisenbahn von Na­gold nach Altensteig diejenigen Grund­stücke und Rechte an Grundstücken im Wege der Zwangsenteiguung zu erwerben, welche nach dem von Uns genehmigten allgemeinen Plane für das gedachte Unternehmen erforderlich sind. Nach diesem Plan ist die Bahn gemäß den Bestimm­ungen der Bahnordnnng für deutsche Eisen­bahnen untergeordneter Bedeutung vom 12. Juni 1878 (Neg.-Blatt S. 150) mit einer Spurweite von 1 M anzulegen. Für die Schienenauflage ist in der Hauptsache die Straße zwischen Nagold und Altensteig zu benützen. Auf dem Bahnhof Nagold erhält die Bahn den Anschluß an die bestehende Nagoldbahn, benützt zunächst auf eine kurze Strecke deren Bahnkörper und wird dann in einem großen Bogen um die Stadt Nagold in das Waldachthal und auf die Staatsstraße geführt, die sie von kürzeren Strecken abgesehen bis vor den Bahnhof Altensteig, der auf der östlichen Seite der Stadt nahe an derselben errichtet wird, nicht mehr verläßt. In dem Verfahren znm Zweck der Zwangsenteignung wird die Königliche Eisenbahnverwaltung durch die Bauabteilung der Königlichen Gencraldirektion der Staatseisenbahnen vertreten. Als Enteig- uungsbehörde wird die Kgl. Generaldirektton der Staatseisenbahnen bestellt.

Gestorben: Marie Schnaufer, Nagold; Georg Klcin- bnb, Calw; Privatier Christian Gustav Karger, Stuttgart; Oekonom Wilhelm Hermann, Ottmarsheim.

D Frankreich und Deutschland.

Die Meinungen über den möglichen Erfolg oder Mißerfolg der vom Kaiser Wilhelm zusam- meuberufenen Arbeiterschutz-Konferenz gingen von vornherein weit auseinander und haben sich auch heute noch nicht endgültig geklärt, wenngleich nicht verkannt werden darf, daß die Einhellig­keit der Konferenzbeschlüsse ein starker Hebel zu ihrer Durchführung ist. Außer dem durch ihren Namen gekennzeichneten Zweck hat die Konferenz aber noch ein sehr angenehmes Neben­produkt ergeben. Es zeigt sich jetzt schon immer deutlicher, daß die Art und Weise, in welcher Kaster Wilhelm auf den Konferenzfestlichkeiten mit den Vertretern Frankreichs, vor allem mit Jules Simon, verkehrt hat, auf die Franzosen einen ordentlich günstigen Eindruck erzielte.

Ueberschwenglich in ihren Gefühlen, wie es unsere leichtblütigen Nachbarn jenseits der Vogesen einmal sind, träumen sie plötzlich von intimen Beziehungen Deutschlands zu Frank­reich, welche eil. Besuch einlciten soll, den Kaiser Wilhelm seiner Großmutter aus französischem Boden, in Aix-les-bains, abzustatten die Absicht habe. Selbstverständlich ist dieser Besuch nie in Frage gekommen. Das Zusammentreffen der englischen Königin mit dem deutschem Kai­ser wird vielmehr, wie schon seit langem be­stimmt ist, in Darmstadt stattfinden, von wo aus der Kaiser einen Ausflug nach den Vogesen zur Anerhahnjagd machen dürfte. Bei dieser

Gelegenheit wird Kaiser Wilhelm der französi­schen Grenze sehr nahe sein und wenn Frank­reich seine sprichwörtliche Höflichkeit noch nicht ganz verlernt hat, so ist ihm hier Gelegenheit zur Uebung derselben gegeben. Man freut sich doch in Paris, daß der König von Italien den Präsidenten Carnot durch ein Kriegsschiff begrüßen läßt, wenn Carnot nach der Insel Korsika reist. Die einfachste Höflichkeit würde es nun erfordern, daß auch die französische Re­gierung durch einen General den deutschen Kaiser begrüßen ließe, wenn dieser in der Nähe der Grenze erscheint. Bisher hat man dies seitens Frankreichs bei den Kaiserbesuchen in den Reichslauden stets unterlassen. Ob man diesmal höflicher gegen den mächtigen Nachbar sein wird?

Unverkennbar ist seit der Rückkehr der Delegierten von der Berliner Konferenz die französische Stimmung gegen Deutschland min­der verbittert als früher. Dies bestätigt auch ein interessanter Artikel des konservativenMa- tin", welcher sagt:Man weiß nicht, welche wirtschaftlichen und sozialen Folgen die Ber­liner Konferenz haben wird. Aber sie hat jedenfalls ein nicht zu unterschätzendes politisches Ergebnis gehabt; sie hat eine moralische Ab- wiegelung zwischen Frankreich und Deutschland bewirkt. Das französische Nationalbewußtsein wurde geschmeichelt durch die besondere Zuvor­kommenheit, mit der unsere Vertreter behandelt wurden. Der Kaiser hat zu verstehen gegeben, daß er in guten Beziehungen zu Frankreich stehen wolle, und Frankreich ist nicht taub. Die Jugend und die militärischen Gewohnheiten des Kaisers berechtigten Frankreich zum Miß­trauen. Aber die Offenherzigkeit, die Geradheit dieses jungen Kaisers und dasjenige, was wir hierMystizismus" neunen, aber eigentlich als religiösen Glauben bezeichnen müßten, haben einen ungeheuren Eindruck auf die öffentliche Meinung hervorgerufcn. Im Grunde war Frankreich, gewiß mit Unrecht, seit dem Tode des Kaisers Friedrich besorgt, inan werde mit ihm Händel suchen. Seit der Berliner Kon­ferenz ist diese Befürchtung geschwunden. Wenn diese Konferenz auch nur dieses einzige Ergebnis haben sollte, wird man sie nicht als unfruchtbar oder überflüssig bezeichnen dürfen."

Das Blatt hat recht, wenn cs in der Berliner Konferenz eine Friedensthat erblickt und nichts ist direkt beweiskräftiger als eine That. Man kann daher wohl sagen, daß die Berliner Konferenz die Besorgnisse sofort wieder zerstreut hat, die der gleichzeitig erfolgte Rück­tritt des Fürsten Bismarck Hervorrufen mußte, in welchem sich seit Jahrzehnten die deutsche Friedenspolitik verkörperte. Das mannhafte, entschlossene, thatkräftige Auftreten Kaiser Wil­helms verfehlt bei den Franzosen seinen Ein­druck nicht.

Laudesuachrichteu.

A l t e n st e i g, 13. April. (Eingesendet.) Gestern fand hier die jährliche Acciseabrechnung statt, mit welcher zugleich die Feier des 50jäh- rigenDienstjubiläums des Accisers Rentschler in Martinsmoos verbunden wurde. Im festlich geschmückten Saal des Gasthauses zum Stern fand aus diesem Anlaß ein gemeinschaftliches Mittagessen mit über 50 Gedecken statt, an welchem außer den Ortssteuerbeamten des Be­zirks die Beamten des Kameralamts, Umgelds- kommiffär Matt von Freudenstadt und das Steuerwachpersonal tcilnahmen. Der Jubilar

war in Begleitung seiner 3 Söhne und des Gemeinderats von Martinsmoos erschienen. Gegen Ende des Mahles überreichte Kameral- verwalter Bühler dem Jubilar mit passenden Worten eine dem letzteren vom K. Finanzmini­sterium verwilligte Prämie von 30 Mk., indem er ihm zugleich die Anerkennung des K. Stcuer- kollegiums ausdrückte, und ein Ehrengeschenk der Ortssteuerbeamten, bestehend in einer sil­bernen Remontoiruhr mit dem Wunsche, daß er sie noch lange in Gesundheit tragen möge. Rentschler dankte gerührt für alle diese Eh­rungen, warf in längerer Ausführung einen Rückblick auf seine lange Dienstzeit und ließ seine Vorgesetzten hoch leben. Kameralamts- buchhalter Lang toastterte sodann auf Ihre Majestäten den König und die Königin und Schultheiß und Acciser Killinger von Rohrdorr pries die jährlichen Zusammenkünfte aus Anlaß der Abrechnung, bei welchen man sich kennen lerne und Meinungen austauschen könne, und hob hervor, daß die Ortssteuerbeamten nächst ihren Vorgesetzten auch dem Steuermachpersonal für seine Unterstützung und Anleitung dankbar seien, ihnen allen gelte daher sein Hoch. Den Teilnehmern wird die schöne Feier sicher noch lange in Erinnerung bleiben.

"Eine Stimme aus Nagold. Es lief uns folgende Zuschrift ein, welche in Sachen der projektierten Bezirks - Gewerbe - Ausstellung eine ebenso zur Klärung beitragende Offenheit als unbefangene und deswegen erfreuliche Beur­teilung der Verhältnisse vertritt:Gestern abend kam mir Ihr Blatt in die Hände, in welchen! über die am Ostermontag in Altensteig stattge­fundene Sitzung des dortigen Gewerbevereins berichtet wird. Da die Spitze des betreffenden Artikels sich gegen den Gewerbevereiu Nagold kehrt, so möchte ich hiemit nur konstatieren, daß das nicht die richtige Adresse ist; wie Ihnen bekannt ist, stand bei der letzten Versammlung des hiesigen Gewerbevereius die Bezirksaus­stellung auf der Tagesordnung; zu diesem Punkt ergriff zunächst Herr Oberamtmanu Dr. Gugel das Wort und berichtete, daß die Lokalfrage als erledigt zu betrachten sei, da Altensteig auf die Ausstellung verzichte. Da nun die Ver­sammlung aunehmen mußte, daß der Herr Redner sich vorher genau informiert habe, so entstand über die Wahl des Orts, dem die Ehre zu teil werden soll die Ausstellung in seinen Mauern halten zu dürfen, keine Debatte. Hätte Herr Oberamtmann Dr. Gugel die obenerwähnte Er­klärung nicht abgegeben, so wären auch im Nagolder Gewerbeoerein Stimmen laut gewor­den, die Altensteig nicht blos als neu erschlossenem Gebiet den Vorrang zuerkanut hätten, sondern auch als derjenigen Bezirksstadt, welche durch die Opferwilligkeit ihrer Bürger die Bahn zu Stande brachte und dadurch zur Hebung des Bezirks Hervorragendes geleistet hat."

' Stuttgart, 10. April. Der Wein- gärtner W. Hierselbst lebte nicht gerade in glänzenden Verhältnissen. Es ging ihm sogar schlecht, denn er hatte eine große Familie und die Einkünfte sind gering. Gestern morgen hatte er infolge der Verhältnisse mit seiner Frau eben eine etwas harte Auseinandersetzung, als die Thüre aufging und der Briefträger einen eingeschriebenen Brief übergab. In dem­selben wurde ihm mitgeteilt, daß sein längst verschollener Bruder in Brasilien gestorben sei und ihm ein Vermögen von 20000 Mk. hinter­lassen habe. Und in den Armen lagen sich beide! nämlich Weingartner W. und seine Frau.