gemeinschaftlicher Uebungen der Feuerwehren der in^ Hilfsverband mit einander stehenden Gemeinden überhaupt oder zeitweise auch dann Umgang zu nehmen, wenn in der Bezirksfeuer- lösch-Ordnung ihre Vornahme obligatorisch vorgesehen ist. — In einem zweiten Erlaß des Ministeriums des Innern werden die Maßregeln gegen die Maikäfer in Erinnerung gebracht, da in diesem Frühjahr ein massenhaftes Auftreten der Maikäfer zu erwarten steht.
* Fr enden stadt, 1. April. Die Lehrlingsprüfung fand hier gestern Abend vor den Prüfungsmeistcrn und in Gegenwart sonstiger erschienenen Gäste statt. l9 Lehrlinge fanden sich ein, wovon 5 Schreiner, 3 Schneider, 2 Kupferschmiede, 2 Metzger, je 1 Buchbinder,
Messerschmied, Gießer, Gärtner, Steinhauer,
Zimmermann und Schuster. Das Ergebnis war einsehr befriedigendes und zeugte von dem Fleiß und Eifer seitens der Lehrlinge, sowie der auf dieselben seitens der Lehrmeister verwendeten Mühe.
* Wildbad, 3l. März. Der Grund zu dem berichteten doppelten Totschlag lag, laut „Sch. M.", in einem Familienzwiste, welchen der Mörder G. mit seinem Schwager, Zimmermann Gutbub, hatte, wegen der Hinterlassenschaft ihrer beiderseitigen Schwiegermütter.
Es handelte sich um die geringe Summe von 1000 Mk., welche als sein Anteil notariell seiner Verwaltung entzogen und seinem Kinde vermacht worden war. Der Verbrecher wird als ein äußerst roher Mensch geschildert, der wegen Tierquälerei an seinem eigenen Pferd öffentliches Aergernis erregte und sowohl sein eigenes, als auch anderer Leben für nichts achtete, schon voriges Jahr hatte er einen Selbstmordversuch durch Erhängen gemacht und wurde von seiner nunmehr verstorbenen Schwiegermutter abgeschnitten. Am gestrigen Abend saß er in einer hiesigen Wirtschaft und wollte eben seine Zeche bezahlen, als der Wirt ihm sagte, daß seine Frau dageweseu sei und ein ' 2 Pfund Fleisch geholt habe, welches er ihm in Abzug bringen müsse. G., welcher sein Weib schon lange Zeit vorher fast täglich mißhandelte, lies wütend nach Hause und traf seine Frau im Stalle, das Pferd fütternd. Sogleich ergriff er sic bei den Haaren und begann seine gewöhnlichen Mißhandlungen. Die Frau aber entlief ihm in die Wohnung eines Fabrikarbeiters und verschloß die Thüre vor dem Wüterich, der mit dein Einstoßen derselben drohte. Unterdessen kam der Flaschnergesell: Schmid dazu, welcher dem G. abwehren wollte, wofür ihm dieser den Daumen durchbiß! Sodann kamen feine Schwägerin Gutbub und sein Schwager gelaufen. Der Frau Gutbub stach G. sofort ein Messer in die Schläfe und verletzte sie auch am Halse, so daß au ihrem Aufkommen ge- zweifelt wird; hierauf warf er sich dem zu Hilfe eilenden Zimmermann Gutbub, der bedeutend größer und stärker war als er und als rechtschaffener Bürger bekannt ist, entgegen und
setzen und wenn ich diese verspielt, sofort aufhören, kraft traue ich mir schon zu."
„Ach, Kindchen, Sie reden leichtherzig von dem, was Sie noch nicht kennen. Mancher hat schon auf seine Willenskraft gepocht und unterlag doch bei der ersten Versuchung."
Nora erblaßte. Ach, wie recht hatte doch der Oberst und wie thöricht war sie, noch von Energie zu sprechen, da sie nicht einmal die Kraft gehabt, bedingungslos dem Geliebten zu vertrauen. Sie preßte die Hand auf das Herz und versenkte sich wieder in die alten schmerzvollen Erinnerungen. Der Oberst jedoch, der ihre Bewegung nicht bemerkt, fuhr fort: „Ich habe noch kürzlich in Monte Carlo, wo ich mich einige Wochen aufhielt, die dämonisAen Einwirkungen der Spielleiden- fchast zu beobachten Gelegenheit gehabt. Monte Carlo ist ein Paradies, die Natur hat mit verschwenderischer Pracht diesen Erdenfleck ausgestattet, aber die Menschen haben ihn zur Hölle gemacht.
Tag und Nacht hört man in den Spielsälen das ikouAa et uoir, sieht man dort vor Leidenschaft verzerrte Gesichter, gierige Hände, die nach dem Golde raffen. Es ist wohl interessant, die Spieler zu beobachten, aber mich hat doch jedesmal ein Ekel ergriffen, wenn ich namentlich die Frauen sich in jener vergifteten Atmosphäre mit Lust bewegen sah. Da war vor allen ein Weib, schön, wie der leuchtende Sommertag, aber derartig von der Leidenschaft zum Spiel ergriffen, daß man sie nur die Spielhexc nannte. In ihrer Begleitung befand sich ein blasser, junger Franzose, man wußte nicht recht, ob er der Gatte, oder Geliebte der Schönen war, aber er stand stets hinter ihr beim Spiele; ihm reichte sie mit zitternden Händen den Gewinn oder verlangte gebieterisch neues Gold von ihm, wenn sie vdrloren hatte. Zuweilen streifte ihn dann ein Blitz ihrer Feuerungen, unter dem er erbebte, aber selten hörte man andre Worte zwischen ihnen fallen, als auf das Spiel be
zügliche. Die schöne Frau war zum ersten Male in Monte Carlo, aber sie hatte sich dort sehr bald jenen Namen erworben, bin doch neugierig, was einst aus ihr werden wird."
Der Oberst hatte ziemlich erregt seinen Bericht geschlossen und der Freiherr klopfte ihm jetzt lächelnd auf die Schulter und sagte: „Alter Freund, mir scheint, die Spielhexe hat es auch dir angethan! Du glühst ja noch, wenn du an sie denkst."
Der Oberst schmunzelte vergnügt, er hatte die leicht verzeihliche Schwäche, gern für jünger gehalten zu werden, als er war, und besonders noch im Besitze eines leicht entzündbaren Herzens zu gelten. Dann wurde er aber schnell ernst und sagte: „So ganz unrecht hast du nicht, Liebster, aber größer, als meine Neigung zu der Unbekannten, war mein Schmerz, ein so schönes Menschenkind rettungslos dem bösesten der Nebel verfallen zu sehen. Donner und Doria! ich Härte sie am liebsten von dem grünen Tische und von der Seite des stets überaus höflichen, mir aber unausstehlichen Franzosen, der ihr böser Dämon zu sein schien, fortgeführt!"
„Was sie dir wahrscheinlich aber wenig gedankt hätte," lachte der Freiherr.
„Mag sein, jedenfalls aber, Elfchea, hoffe ich, Sie Mit dieser kleinen Schilderung von Ihrem Wunsche bekehrt zu sehen, lllnd nun kommen Sie, mein Kind, es wird hier zu kühl für Sie und mein Magen verlangt schon nach einer rechten Stärkung.
An einem der nächsten Tage saß Nora mit ihrer Mutter und dem Obersten in dem Lesesaale, in dem eine angenehme kühle Temperatur herrschte. Während die beiden andern eifrig lasen, hielt das junge Mädchen zwar eine Berliner Zeitung in den Händen, aber es lauschte mehr den Klängen, die aus dem nahen Musikzimmer herübcrtöuten.
(Fortsetzung folgt.)
brachte ihm eine tiefeHalsschnittwunde bei, die den sofortigen Tod zur Folge hatte. Darauf zog er sich in ein an sein Schlafzimmer anstoßendes kleineres Zimmer zurück und verschloß die Thüre. Dort wurde er trotz seiner Drohungen vom Landjäger und einigen Bürgern festgenommen und "auf das Rathaus gebracht. Unterwegs hatte die Polizei den Gefangenen gegen die aufgeregte Menge zu verteidigen, welche ihn auf der Srelle lynchen wollte. Heute Morgen um 8 Uhr war das Gericht zur Stelle, um den Thatbestand aufzunehmeu. Der Mörder ist ein junger, schmächtiger Mensch von ca. 26 Jahren!!
* Eine Teilung von seltenem Umfang für einen Landbezirk kam kürzlich in Bondorf, OA.-Bez. Herrenberg, zur Abwicklung, indem ein Nachlaß von nahezu einer halben Million Mark unter mehr denn 2 0 Seitenverwandte als Tcftameutserben und 60 Legatare zu verteilen war, wobei der Staatskasse eine Summe von über 31000 M. an Erbschaftssteuer rc. zufiel.
* Reutlingen, 2. April. Bei der auf heute einberufenen l. Sitzung der Landarmenbehörde unter Vorsitz des Reg.-Rats Hölldampf wurde gewählt: zum Landarmcnpfleger (unter 40 Bewerbern mit 11 von 17 Stimmen) Stadtschultheiß Elwert von Neufeu; zum Protokollführer Reg. - Sekretär Kupferschmid ; in den Ausschuß Oberbürgermeister Benz dahier, Stadt- schultheiß Haffner von Calw, Stadtschultheiß Schmid von Nürtingen und Stadtschultheiß Caspar von Metzingen. Der Etat beziffert sich in Einnahme auf 39000 Mk., in der Ausgabe auf 138000 Mk.
" Stuttgart, 2. April. Einen Maßstab für die Ausbreitung und den Umfang der Influenza-Epidemie giebt auch die hiesige Ortskrankenkasse. Der Aufwand allein infolge dieser Seuche beläuft sich auf 30,000 Mark. — In der Kirche des Diakonissenhauies wurde am Palmsonntage ein Jsraelite getauft. Derselbe, ein geborener Oestcrreicher, hatte hier den vorbereitenden Unterricht genossen und war von Frankfurt a. M., wo er zurzeit in einem Handlungshause angestellt ist, zum Vollzug des Taufakts hichcr gereist. — Am Denkmal des Fürsten Bismarck, gegenüber dem Wilhelmspalast, sind gestern drei prachtvolle Lorbeerkränze niedergelegt worden. Einer derselben trägt auf großer weißer Atlasschlxife mit Goldfraitteu die Widmung: „Als Zeichen höchster Verehrung von Frauen Stuttgarts. 1. April 1890." — Die Ehrenbürgerrechts-Erteilung an den Fürsten Bismarck seitens der Stadt beruht auf einstimmig gefaßtem Beschluß der beiden bürgerl. Kollegien.
' Nach dem „Beob." ist der Vorort der deutschen Volkspartei von Frankfurt nach Stuttgart verlegt worden. Der engere Ausschuß besteht aus 7 Stuttgarter Herren, den Vorsitz hat R.-A. Payer, das Kassenamt Komm.-Rat Ehni übernommen. Die demokr. Korresp. in Frankfurt wird weiter erscheinen, ist aber nicht mehr offizielles Organ des engeren Ausschusses.
So viel Willens-
* (Verschiedenes.) In dem Laden des Gold- und Silberarbeiters Stoz in Heilbronn wurde eingebrochen u. Silberwaren im Werte von etwa 100 Mk. entwendet. — In Weikers- h eim haben 3 Knaben im Alter von 6—7 Jahren einem dortigen Einwohner 50 Mark gestohlen. — Der Handelsmann PH. Schick von Steinach, der in geordneten Verhältnissen lebte, hat sich erschossen. — In der Umgegend von Oberndorf tritt unter den Kindern der Würgengel Diphteritis auf, allerdings bis jetzt noch selten. — In Finsterroth sollte ein Bauer wegen straßenpolizeilicher Uebertretung 3 Tage und natürlich auch 3 Nächte brummen. Der dortige Kerkermeister aber ließ den Gefangenen jedesmal nachts nach Hause; dieser stellte sich auch wirklich morgens wieder ein und so hatte er nur 3 „Tage", also die Hälfte seiner Strafe abgesesfen. Wegen eines Verbrechens der vorsätzlichen Befreiung erhielt nun der liebenswürdige Einschließer selbst 3 Monate Gefängnis. — In Sichertshausen wurde einem Knecht vom Arzte wegen Unwohlseins eine Arznei verschrieben, von welcher er alle 2 Stunden 10 Tropfen nehmen sollte. Der Mann trank die gesamte Mixtur auf einmal aus und ließ sich dann noch 2 Glas Bier schmecken. Nach Verlauf weniger Minuten war er eine Leiche. — Der Gemeiuderat in Sulz a. N. hat die Erbauung einer Turn- und Markthalle mit einem Voranschlag von 14000 Mk. beschlossen. — Auf dem Boden fee zeigte sich vor einigen Tagen morgens eine Eisdecke.
' Karlsruhe, 1. April. Der Stadtrat Karlsruhe hat beschlossen, behufs Erbauung einer Bahn über Ettlingen nach Herrenalb Pläne und Kostenvoranschlag anfertigen zu lassen und den noch ungedeckten Kostenbetrag auf die Stadtkasse zu übernehmen.
* Konstanz,.1. April. Auf dem Rhein wurde bei Laufenburg ein Boot mit acht Personen von der Strömung erfaßt und sank. 6 Personen ertranken trotz verzweifelter Anstrengungen.
* Berlin, 3. April. Dem „Berliner Tageblatt" zufolge soll in der Abschiedsaudienz des Fürsten Bismarck beim Kaiser eine Verständigung bezüglich des Herzogstitels dahin getroffen worden sein, daß die Verleihung aufrechterhalten bleibt, Fürst Bismarck persönlich jedoch nicht gezwungen ist, den Titel zu führen.
* Der „Aachener Ztg." geht von Berlin aus folgende — wenn richtig — jedenfalls sehr interessante Nachricht zu: „An sämtliche Polizei- Verwaltungen ist eine königliche Kabinettsordre ergangen, nach welcher möglichste Redefreiheit in Arbeiter-Versammlungen gewünscht wird. Die Versammlungen sollen nur dann aufgehoben werden, wenn 1) hervorragende Personen der Staatsregierung (Se Majestät selbst natürlich eingeschlosfen) böswillig angegriffen, 2) zum Klassenhaß und zum Kampf gegen das Kapital
< Fortsetzung der Landesnachrichten siehe Beilage.)