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Amtsblatt für
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. —, I Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Donners-
Z9, tag und Samstag und kostet in Altensteig 90 ^ I im Bezirk 90 außerhalb 1 das Quartal.
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Donnerstag den 3. April
EinrückungSpreis der Ispalt. Zeile für Altensteig und nahe Umgebung bei lmal. Einrückung 8 ^ bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8
1890.
Bestellungen"^:
können bei allen Postboten und Postämtern fortwährend gemacht werden. Bereits erschienene Nummern werden nachgeliefcrt.
Amtliches.
Durch Königliche Verordnung wird der Wiederzm iammentritt der vertagten Ständeversamnilnng auf Dienstag den 15. April ds. IS. bestimmt.
Ueb ertragen wurde die Pfarrei Sulzbach, Dekanats Backnang, dem Pfarrer Schmidt in Thumlingen.
Die strühjahrskontrolloersammlnngen im Oberamts- Bezirk Nagold finden statt: 1) In Nagold am 9. April vormittags Iw/z Uhr, 2) in Haiterbach am 9. April nachmittags 3 Uhr, 3) in Altensteig am 10. April vormittags lO'/z Uhr, 4) in Simmersfeld am 10. April nachmittags 3 Uhr, 5) in Wildberg am 11. April nachmittags 2 Uhr. Zn der neu errichteten Kontrollestation Simmersfeld haben zu erscheinen: die Mannschaften aus Beuren. Enzthal, Ettmanusweiler, Fünfbronn und Simmersfeld. Die Mann- schaften aus Schülingen erscheinen von jetzt ab in Haiterbach.
Gestorben: Kaufmann Fritz Stammbach, Stuttgart; Schullehrer Nörr, Niederstetten; Kameralverwalter Neinhold Schmid, Geislingen; Rechtsanwalt August Bockshammer, Unterlürkheim.
D Der Besuch des Prinzen von Wales
um Berliner Hofe hat seinen Abschluß gefunden. Der englische Thronerbe ist nach Koburg zu seinen andern Verwandten, dem Herzog von Koburg und dem sich daselbst aushaltenden Herzog von Edinburg, gereist. In Berlin hat der Prinz von Wales eine Aufnahme gefunden, wie zur Zeit der Kaiser von Oesterreich und noch früher der König von Italien; ihm wurden, da er in Vertretung seiner königlichen Mutter den Besuch Kaiser Wilhelms in England zu erwidern hatte, alle Ehren eines Souveräns erwiesen. Ueber diese Aeußerlichkeiten aber ragt die liebenswürdige und verbindliche Art, mit welcher der Kaiser seinen Onkel während der ganzen Zeit von dessen Berliner Aufenthalt behandelte, weit hinaus. Und da in den Anschauungen dieser beiden Fürsten sich nicht viel Gleichartiges findet und eine intime persönliche Freundschaft sie wohl kaum je einander näher führen wird, so muß man in den
Aufmerksamkeiten des Kaisers einen doppelten Beweis für die hohe Wertschätzung sehen, die der Monarch auf die vorzüglichsten Beziehungen zu England legt.
Sicherlich wäre die politische Bedeutung jenes Fürstenbesuches weit erkennbarer in den Vordergrund getreten, wenn sie nicht zeitlich mit einem Ereignisse zusammengefallen märe, dessen Datum die Geschichte in ihre Tafeln einmeißelt : mit dem Rücktritt des Fürsten Bismarck. Der Kaiser hatte alle Mühe, die Bedeutung des Besuchs nicht gar zu sehr durch jene Thatsache verdunkeln zu lassen, und schwer genug mag es dem Monarchen geworden sein, in einer Zeit, in der ihm nach eigener Angabe das „Herz zum Brechen schwer" war, bei den zu Ehren des Prinzen gegebenen Prunkgast- mählern den freundlichen Wirt zu spielen. Für die Festlichkeiten, welche mit Fürstenbesuchen herkömmlich verbunden sind, war unter solchen Umständen in der öffentlichen Meinung weder Sinn noch Stimmung vorhanden. Selbst der so ausgesprochen politische Toast, in welchem der Kaiser die Beziehungen zu England, zu dessen Heer und Flotte feierte, konnte in solcher Situation nicht den Eindruck Hervorrufen, der sich sonst daran geknüpft haben müßte.
In den breiten Schichten des deutschen Volkes war vor wenigen Jahren eine starke Abneigung gegen alles Englische zu Tage getreten. Die Gründe dafür waren — wenn man sich so ausdrücken darf — weniger sachlicher als politischer Natur. Mackenzie, die Battenberg-Affäre, die „englische Schwiegermutter", Moricr, das alles spielte in diese Strömung hinein und mußte ihr Nahrung liefern. Unverkennbar haben sich Stimmung und Verhältnisse seither wesentlich geändert. Tie Samoa- Konferenz, die Abmachungen mit England wegen der Unterdrückung der Sklavenausführ aus Ostafrika, die gemeinsame Blockade der dornigen Küsten, alles das hat Deutschland und England einander nähergebracht und das fand seinen verkörperten Ausdruck in dem Besuch, den unser Kaiser seiner Großmutter auf englischem Boden
abstattete und welcher jetzt durch den Prinzen von Wales erwidert wurde.
Der neue Reichskanzler, der keine politische Vergangenheit hat, die ihm Verbindlichkeiten auserlegt oder Konsequenzen von ihm fordert, kann sich der Pflege der hergestellten ausgezeichneten Beziehungen zu England ohne Rückhalt und Hintergedanken hingebcn. Ein förmlicher Beitritt Englands zur mitteleuropäischen Friedensallianz ist zwar nicht zu erwarten; indessen ist dies auch kaum nötig. Gleiche Interessen schaffen die beste Bundesgenossenschaft und das Hauptinteresse des Industriestaates England und des werdenden Industriestaates Deutschland ist der Friede.
Da die Aufrechterhaltung desselben der einzige kennbare Zweck der deutsch-englischen Freundschaft ist, so hat diese selbstverständlich für keinen Dritten irgend etwas Bedenkliches. Wer gleich uns ehrlich und aufrichtig den Frieden wünscht, der kann sich über die intimen Beziehungen zwischen Deutschland und England nur freuen.
rlalloesuaHrtlytell.
* Alten steig, l. April. In einer Versammlung in Ebhausen im letzten Spätjahr, zu welcher Herr Oberamtmann Dr. Gugel in Nagold hatte Einladung ergehen lassen und welche vom ganzen Bezirk zahlreich besucht war, wurde beschlossen, daß aus Anlaß der Eisenbahn-Eröffnung in Altensteig eine Bezirksgewerbeausstellung stattfinden solle. Jetzt hat aber der Gewerbeoerein in Nagold die Sache zu der seinigen gemacht und so liest man denn im „Gesellsch." das folgende: In der am letzten Freitag im „Schwanen" abgehaltenen Gewerbe- vercinsversammlung gab zu ganz lebhafter Diskussion der weitere Punkt der Tagesordnung Veranlassung, betreffend die Abhaltung einer Bezirksgewerbeausstellung in Nagold. Nachdem der Vereinsvorstand vie Vorteile eines derartigen Unternehmens beleuchtet, nahm Oberamtmann Dr. Gugel das Wort, um ausführlich darzulegen, wie seit der Ebhauser Versammlung,
Auf Irrwegen.
Original-Novelle von C laire Gerhard.
(Fortsetzung.)
Die Aerzte vertrösteten die armen Eltern für den günstigen Einfluß der Zeit, und einer derselben meinte, ein Stahlbad würde dem jungen Mädchen die verlorenen Kräfte wiedergeben. So wählte man denn Pyrmont, und die freiherrliche Familie reiste mit einer gut geschulten Dienerschaft dahin ab.
Die Schatten des Abends senkten sich bereits auf das liebliche Weserthal herab, als der dampfende, brausende Zug vor dem Bahnhofsgebäude in Pyrmont hielt. Ein bequemer Landauer führte bald darauf die freiherrliche Familie nach einem eleganten Logierhause.
Sorgsame Hände hoben die erschöpfte Nora aus dem Wagen und trugen sie in ein zu ebener Erde gelegenes, allerliebstes Zimmer, dessen weit geöffnete Fenster einen Blick auf den blühenden Garten gestatteten.
Die arme Kranke schlief seit Wochen zum ersten Male die ganze Nacht hindurch und die Freifrau glaubte sich den schönsten Hoffnungen hingeben zu dürfen. Am nächsten Vormittag erschien der Arzt, der sich von ihr die Ursachen zu des Mädchens Erkrankungen nennen ließ und danach seine Maßregeln ergriff. Er wollte vorläufig nicht viel von Brunnen und Bädern wissen, „nur hinaus müssen Sie, gnädiges Fräulein, Tag über unter den grünen Bäumen liegen und nichts denken, was Sie aufrcgen und traurig stimmen kann."
Nora senkte schmerzlich das Köpfchen; ach! die bösen Gedanken kamen leider ungerufen und die Reue nagte an ihrem Herzen. Aber sie sah ein, daß der freundliche Arzt es gut mit ihr meinte, und sie reichte ihm dankend die schmale Hand und versprach, so viel wie möglich seinen Wünschen nachzukommen.
Von des Vaters Arm gestützt, begab sie sich am Nachmittag zur Trinkhalle, die das Haupt einer langen Allee wundervoller alter Bäume bildet, zu deren Seiten sich Logierhäuser, Kaufläden und das große Kurhaus mit dem davor erbauten Orchester befindet.
Eine dichte Menge von Kurgästen in eleganter Toilette sammelte sich an der stärkenden Eisenquelle. Einer nach dem andern reichte sein Glas den aufwartenden Dienern, um es gefüllt zurückzuerhalten und mit einem leisen Schauder auszutrinken.
Dieser oder jener wandte sich auch an die hübsche Tirolerin, welche Ziegenmilch ausschenkte. Man sah wohl manch blasses Gesicht, manch müden Schritt, aber glücklicherweise niemand, dem ein unheilbares Leiden seinen traurigen Stempel aufgedrückt. Die meisten waren auch guter Dinge und plauderten, wenn sie sich anschickten, die vorschriftsmäßige Promenade zu machen, oder sich zum Krocketplatze begaben.
Aller Herren Länder waren vertreten, neben bleichen Deutschen sah man zahlreiche Töchter Albions, einige geschmeidige Französinnen und die behäbigen Gestalten der Holländer.
Das schöne, krank aussehende Mädchen im Trauergewande, welches von dem greisen Herrn so sorgsam gestützt wurde und das noch immer schöne, stolze Antlitz der Freifrau erregten selbst in dieser bunt zusammengewürfelten Gesellschaft Aufsehen.
Es beängstigte Nora, die vielen neugierigen Blicke auf sich haften zu fühlen und sie bat die Eltern, einen einsameren Weg einzuschlagen, als die belebte Promenade.
So gingen sie den» in den dicht hinter derselben gelegenen Park. Es war hier verhältnismäßig still, nur vereinzelte Spaziergänger hatten sich in diese Einsamkeit begeben und Nora schaute voll Entzücken auf die uralten, himmelanstrebenden Bäume. Unter einem derselben bereiteten ihr die Eltern einen bequemen Sitz und sie schaute halb träumend in