sondern auch um ihres Alters und ihrer Selten­heit willen.

Ausländisches.

* Wien, 27. März. Das Abgeordneten­haus genehmigte das Uebereinkommen zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn betreffs gegenseitiger Unterstützung hilfsbedürftiger See­leute debattelos.

* Prag, 26. März. Eine jungc;echifche Wählerversammlung wurde gestern in der Vor­stadt Weinberg abgehalten. Julius Gregr hielt eine Rede, welche der Polizcikommissär mit der Frage unterbrach:Ich habe nicht gut gehört; haben der Herr Doktor den deutsch-böhmischen Ausgleich getadelt?" Gregr antwortete:Ge­wiß!" Der Kommissär versetzte darauf:Dann erkläre ich die Versammlung für aufgelöst!" In der Stadt herrscht darüber große Erregung. Die Jungczechen sollen wegen systematischer Ver­hinderung der Kritik des Ausgleichs interpellieren.

* Die Ernennung des Generals Saussier zum Militärgouverneur von Pari s auf wei­tere drei Jahre macht einiges Aufsehen. Ge­neral Saussier ist zwar ein lehr tüchtiger und bewährter Offizier, aber seine körperlichen Ver­hältnisse sind doch gar nicht mehr recht feld­dienstmäßig. Will der General zu Pferde steigen, dann bedarf er der Hilfe zweier kräftiger Männer, die ihn auf den Gaul heben. Indessen der General hat seine Verdienste. Die Probe- mobilmachungcn in Paris haben der obersten Militärbehörde gefallen, und so sollen nun auch die Truppen in der Provinz nacheinander diese Feuerprobe bestehen. Infolgedessen herrscht allenthalben in den Kasernen erhöhte Thätigkeit. Für Paris steht eine große Truppenschau für die erste Hälfte des April bevor.

* London, 29. März. An 10 000 Schuh­arbeiter haben die Arbeit eingestellt. Dieselben verlangen, daß ihnen künftig die Meister die Arbeitsstätte gewähren.

* Aus Petersburg wird gemeldet, daß dort soeben eine Verschwörung gegen das Leben des Zaren entdeckt worden ist. Die Verschwörer seien zumeist Armccoffiziere.

* Madrid. Das Kriegsministerium hat einenpolitischen General" namens Daban zu 2 Monaten Arrest verurteilt, weil er sich in einem Brief gegen die Disziplin vergangen hatte. Im Senat kam es darüber zn einer lebhaften Debatte. Marquis Sardoal sagte, da der Ge­neral Senator sei, könne er nicht ohne vorherige Genehmigung des Senats bestraft werden. Mar- schallMartinezCampos erklärte, er werde gegen die Regierung stimmen. Der Justizminister behauptet, er habe das Recht, die Generäle mit Arrest zu bestrafen, selbst wenn sie Senatoren seien. Der Senat beschloß mit 91 gegen 35 Stimmen, die Angelegenheit einer besonderen Kommission zu -überweisen.

* New - Iork, 28. März. Ein furchtbarer Cyklon verwüstete gestern das Gio-Thal von Cincinnati bis Kairo. In Louisiana wurden

300 Häuser zerstört, die Eisenbahnstation ist in den Fluß geschleudert, das Rathaus eingestürzt, während darin ein großer Ball abgehalten wurde; mindestens 209, nach anderen Berichten 300 Menschen sind umgekommen. Viele Häuser sind in Brand geraten, zahlreiche Bewohner fanden den Flammentod. Der Gesamtverlust wird auf 800 berechnet. Aus zahlreichen kleineren Städten des Mississippi-Thales werden Ueber- schwemmungen mit Menschenverlust gemeldet. Die letzten Berichte geben die Zahl der in Louisville zerstörten Häuser erheblich höher als bisher an. Etwa 500 Personen sind umge­kommen. Einer Depesche ans Metropolis (Illinois) zufolge ging der Cyklon auch über diese Stadt und zerstörte eine große Anzahl Häuser. Man befürchtet, daß eine erhebliche Zahl Personen umgekommen sei.

* New-Aork. Ein dreifaches Duell mit tätlichem Ausgange fand in der Grafschaft Knox im Staate Kentucky statt. Ein wohlhabender Landmann war von drei anderen beleidigt wor­den und forderte sie sämtlich zum Zweikampfe. Um ihn in der Verteidigung der angegriffenen Familienehre zu unterstützen, erschienen sein Sohn und Schwiegersohn ebenfalls auf dem Kampfplatze. Drei Büchsen knallten und Vater, Sohn und Schwiegersohn lagen tot am Boden. Die Gegner blieben unversehrt.

* (Lebendig verbrannt.) Eine etwas umständliche Art und Weise aus dem Leben zu entfliehen, hat, wie derNew-Uorker Herald" meldet, ein Bewohner von Mezos in Szene gesetzt. Er teerte sorgfältig die Wände eines Backofens, kroch daun hinein und zündete, nach­dem er die Thür aufs gewissenhafteste verbarri­kadiert hatte, drinnen einen beträchtlichen Holz­stoß an. Als seine Frau einige Stunden später die Thür öffnete, erzählten ihr nur noch einige gebleichte Knochen von dem einstigen Dasein ihres Gatten. Ob sie darüber besonders betrübt gewesen ist, wird nicht gesagt.

* Rio de Janeiro, 28. März. Die Be­satzung von Rio de Janeiro ist mißvergnügt. Die nach den südlichen Provinzen beorderten Truppen wollten sich dem Befehle der provisori­schen Regierung nicht fügen; letztere hat schließ­lich den Befehl zurückgezogen. In der Stadt herrscht durchaus große Unzufriedenheit.

* (Ein Opfer seiner Menschenliebe.) In Buria , einem Städtchen in Neufundland, trat unlängst die Diphtheritis epidemisch auf. Da kein Arzt in dem Orte ansässig war, reinigte ein katholischer Priester,- namens Walsh, mit eigener Hand die Hälse von 40 Patienten. Nur ein einziger der Erkrankten starb, aber dek Priester selber fiel seinem Heldenmut zum Opfer.

Haus- und Landwirtschaftliches.

* (Warnung vor Ankauf getragener Kleider.) Seit geraumer Zeit beschäftigt mau sich in Berliner ärztlichen Kreisen mit den Ge­fahren, welche aus dem Handel mit alten Klei­

dern für die Abnehmer derselben entstanden. In Berlin haben Krankenkassen- und Krankenhaus- Aerzte nicht selten die Beobachtung gemacht, daß ein sonst gesunder Mensch plötzlich von einer Ansteckung befallen wird, über deren Woher ab­solut .keine Erklärung gegeben werden kann. Kommt der behandelnde Arzt endlich auf die Frage:Benutzen Sie Wäsche oder sonstige Be­kleidungsstücke, welche bereits von anderen ge­tragen sind?" so erhält er meistens eine bejahende Antwort. Aber auch ohne derartige Zugeständ­nisse würde man beweisen können, daß eine große Menge von Erkrankungen auf das Tragen von Bekleidungsstücken zurückzufuhren ist, welche sich früher in Besitz und Benützung kranker anderer Personen befunden haben. Es steht fest, daß die Händler mit getragenen Bekleidungsgegen­ständen ihre Ware einkaufen, woher und von wem sie auch sei. Sie erscheinen ebenso auf der Kleider-Auktion im Krankenhause, wie in der Wohnung eines Menschen, der von irgend einer Ansteckungskrankheit heimgesucht ist. Und die einzekauften Sachen gelangen vielfach unver­ändert und ohne daß eine reinigende Hand daran gelegt ist, zum Verkauf an gesunde Per­sonen. Es kommt vor, daß solche Sachen schon unangenehm riechen und es ist bekannt, daß die Luft, welche in solchen Altwarengeschäften herrscht, sich bis nach der Straße hin unangenehm be­merkbar macht. Vom hygieinischen Standpunkte erscheint es daher dringend geboten, diese Be­kleidungsgegenstände nur nach geschehener amt­licher Desinfektion verkaufen zu lassen und vor allem das Thun und Treiben der Hausierer unter strengste gesundheitspolizeiliche Aufsicht zu stellen.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

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Die ewig stcH verjüngende Watur! Während des Jahres scheidet das Blut fortwährend unbrauchbare Stoffe aus. die, wenn sie nicht rechtzeitig nach außen ab­geführt werden, die mannigfachsten und oft schwere Krank­heiten Hervorrufen könne». Im Frühjahr und Herbst ist aber die rechte Zeit, um die sich nn Körper abgesetzten, überflüssigen »nd die Thätigkeit der einzelnen Organe hemmenden Stoffe und Säfte, (Galle und Schleim) durch eine regelrechte den Körper nicht schädigende Abführkur zu entfernen und hiedurch schweren anderen Leiden, welche durch diese Stoffablagerungen leicht hervorgerufen werden, vorzubengen. Nicht nur für Diejenige», welche an gestör­ter Veidaunng, Verstopfung. Blähungen, Hautausschlag, Blutandrang, Schwindel, Trägheit und Müdigkeit der Glieder. Hypochondrie. Hysterie. Hämorrhoiden, Schmerzen im Magen, m der Leber und den Därmen leiden, sondern auch den Gesunden oder den sich für gesund Haltenden kann nicht dringend genug angeraten werden, dem kostbaren roten Lebenssaft die valle Reinheit und Stärkung durch eine zweckmäßige und regelmäßig durchgeführte Kur vor­sichtig zu wahren. Als das vorzüglichste Mittel hierzu können Jedermann die Apotheker AiiHarH Brandt's Schweizerpillen, welche unsere hervorragendsten mcdicinischen Autoritäten als ebenso wirksam wie absolut unschädlich wärmstens empfehlen, aufs Beste angeraten werden und findet man dieselben in den Apotheken ä Schachtel 1 Mk. Man sei vorsichtig keine wertlose Nachahmung zu erhalten.

und zuckenden Lippen saßen seine Zuhörer da. Bald darauf lief der Zug in den Kieler Bahnhof ein und in tätlicher Angst, vielleicht doch schon zu spät zu kommen, erreichten die Reisenden das Hotel. Sie kamen wohl noch zur Zeit, aber der erste Blick in das schrecklich ver­änderte Gesicht des armen Leidenden belehrte sie, daß jede Hoffnung auf Genesung vergeblich sei. Schluchzend warf sich Nora an seinem Bett nieder. Ach! sie fühlte eine zärtliche Liebe für den Sterbenden, wie sie dieselbe nie für den Lebensfreudigen gekannt, und der leuchtende Blick seiner Augen, seine geflüsterten Liebesworte bewiesen ihr, daß sie recht gethan, zu ihm zu eilen, um seine letzten Lebensstnnden zn versüßen.

Die Freifrau saß in stummem Jammer an dem Schmerzenslager des Mannes, den sie vor kurzer Zeit noch so blühend, strahlend vor Lebenslust gesehen und der nun verwundet, dem Tode verfallen dalag.

Der Freiherr berief die tüchtigsten Aerzte, aber sie konnten nur bestätigen, daß jede Hilfe unmöglich sei und das Ende in wenigen Stun­den eintreten müsse.

Znm Glücke ahnte Erich nichts von der Gefahr, in der er schwebte; seit seine Braut bei ihm war, sprach er nur von seiner baldigen Gene­sung, von ihrer darauf folgenden Vereinigung und Nora mußte bluten­den Herzens auf all seine Pläne eingehen.

Gegen Abend verließ ihn das Bewußtsein und es war herzzereißend, wenn er in seinen Fieberphantasien leise sang:

Und scheint die Sonne noch so schön,

Einmal mnß sie untergehn."

Im Todcskampf hielt er Noras Hand fest umfangen und sein Auge suchte das ihre, ehe es sich für immer schloß.

Erschüttert umstanden die Trauernden das Sterbelager des jungen Helden. Nun war seine mutige Seele dem Körper entflohen, sein frohes, gutes Herz gebrochen!

Wie einen Sohn hatte das freiherrliche Paar den Neffen geliebt, wollten sie ihm doch auch das Köstlichste geben, was sie besaßen, die einzige Tochter. Wieviel Wünsche mußten sie nun begraben, wieviel süßen Hoffnungen für immer entsagen!

Die Heimreise mit der Leiche war unsäglich traurig; auch einige Kameraden Erichs schloffen sich an, um ihm die letzte Ehre zu erweisen.

Im großen Ahnensaale lag der letzte Sproß des alten Geschlechts von der Recke, umgeben von hohen Blattgewächsen und Kandelabern. Zahlreiche Lorbeerkränze schmückten seinen Sarg und klagend umstanden ihn Verwandte und Bekannte.

Nora sah im lang schleppenden Trauergewaade, mit den großen Augen im schmalen, totblaffen Gesicht unsäglich rührend aus, und als man den Sarg im Familiengewölbe beisetzte, sank sie mit einem dumpfen Laut ohnmächtig zu Boden.

XIII.

Wiederum folgte eine harte Zeit für die schwer geprüften Eltern. Nora ward nicht eigentlich krank, aber sie schwand von Tag zn Tag mehr dahin, wie eine Blume, der es an Sonnenschein gebricht.

Die Freifrau schob dieses einzig dem Kummer um Erich zu, aber Nora bekannte ihr eines Abends, welche Gefühle sie nur für den Dahin­geschiedenen gekannt; sie zeigte ihr auch einen Brief, den Erich zum Glück nicht erhalten, und die Freifrau schöpfte aus diesem Bekenntnis die tief traurige Ueberzeugung, daß das Leben ihres Kindes für immer ver­giftet sei.

Jedoch sie pflegte Nora mit der hingehendsten Liebe und zeigte dabei eine zärtliche Weichheit, die ihr bisher fremd gewesen.

(Fortsetzung folgt.)