128 Mk. in Napoleonsd'or, 27 Mk. in Silber und l 3 Mk. 30 Pfg. Kleingeld vorsanden. Der Festgenommene will die Dollarsstücke aus Amerika, wo er sich vier Jahre aufgehalten habe, mitge­bracht, die übrige Summe aber erbettelt haben. In einem Heilbronner Gasthaus wurde am 24. ds. von unbekannter Hand die Zimmer thüre des Kellnerlehrlings eingedrückt, dessen Kasten erbrochen und daraus eine silberne Uhr im Wert von 24 Mk. nebst 20 bis 21 Mk. an Geld gestohlen. In Fellbach wurde letzten Sonntag ein Polizeidiener von einigen Burschen überfallen und dermaßen mißhandelt, daß er am Dienstag gestorben ist. Am 26. ds., abends gegen 8 Uhr fuhr ein von Metzingen kom­mendes Gefährt so unglücklich auf ein demselben entgegcnfahrendes Fuhrwerk, daß dem Pferd des elfteren die Deichsel derart in die Brust drang, daß es sofort tot zu Boden stürzte.

* Mannheim, 23. Okt. Bei den heutigen Landtagswahlen haben die Nationalliberalen end- giltig 5 Sitze verloren, nämlich: Ettenheim, Tri- berg, Konstanz-Land und Ueberlingen an das Zentrum, Offenburg an die Demokraten. Die Wahlkreise Wiesloch und Lörrach-Land wurden non den Nationalliberalen behauptet. Das zweite Mandat für Freiburg wurde den Ultramontanen durch die Nationalliberalen entrissen.

* Konstanz. Vor dem hiesigen Schwur­gericht wurde ein Eisenbahnarbeiter zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt, weil er alle Vorbereitungen getroffen hatte, um einen Eisenbahnzng zwischen Marbach und Kirchdorf zum Entgleisen zu bringen. Als Motiv der That gab der Ange­klagte an, er habe dem in Marbach stationierten Bahnassistenten, der ihn einmal geohrfeigt habe, einen Posten spielen wollen.

Berlin, 22. Okt. Nach dem Etat des auswärtigen Amts verlangen die deutschen Kolonien Togo und Kamerun keinen Reichs­zuschuß mehr, sondern Ausgaben und Einnahmen halten sich mit 93,500 bezw. 201,000 Mk. das' Gleichgewicht. Im südlichen Teile Kameruns, in Batanga, wird ein Bezirksamt errichtet, weil sich dort seit der Kund'schen Expedition der Handel gehoben hat. Das südwestafrikanische Schutzgebiet erfordert einen Reichszuschuß von 268,800 Mk., davon entfallen 208,000 Mk. auf Vermehrung uno Unterhaltung der Polizeitruppe, die von 21 auf 50 Mann erhöht und der ein Kontingent Eingeborener zugefügr wird. Die Bergbehörde für dieses Gebiet wird vom Reiche, nicht mehr von der Kolonialgesellschaft besoldet; ihr Fortbestehen ist notwendig, da an 60 Stellen Gold gefunden sei und deutsche und fremde Ge­sellschaften zur bergmännischen Untersuchung und Ausbeutung des Schutzgebietes sich gebildet haben.

' Berlin, 22. Okt. (Reichstag.) v. Levetzow eröffnet die erste Sitzung und beruft provisorisch die Schriftführer. Die Auszählung ergiebt 159 anwesende Reichstagsabgeordnete, das Haus ist also nicht beschlußfähig. Morgen 1 Uhr findet

die Präsidentenwahl statt. Nach Schluß der Sitzung erfolgte die Verloosung in die Abteilungen.

* Berlin, 23. Okt. Präsident v. Levetzow eröffnete die Reichstagssitzung und schlägt die Ermittlung der Beschlußfähigkeit des Hauses vor. Die Auszählung ergiebt 195 Anwesende, das Haus ist also wiederholt nnbeschlußfähig. Morgen 1 Uhr Präsidentenwahl.

* Berlin, 24. Okt. Der Reichstag wählte in seiner heutigen Sitzung Herrn v. Levetzow mit 109 von 210 Stimmen zum ersten Präsi­denten. Herr v. Levetzow nahm die Wahl dan­kend an. Zum ersten Vizepräsidenten wurde Reichsrat Dr. A. Buhl mit 120 von 147 gil- tigen Stimmen wiedergewählt. Da Dr. Buhl beurlaubt ist, wird er schriftlich wegen der An­nahme der Wahl befragt werden. Zum zweiten Vizepräsidenten wurde Herr v. Unruhe-Bomst mit 164 von 208 Stimmen wiedcrgewählt.

* Berlin, 24. Okt. Die Freisinnigen im Reichstage beantragen Schutz der geheimen Ab­stimmung bei den Wahlen durch Ueberreichung der Stimmzettel in amtlich abgestcmpelten Couverts.

* Berlin, 24. Okt. Aufsehen erregt eine Position im Marine-Etat, welche unter der Be­zeichnung eines Avises den Bau einer zweiten kaiserlichen Dacht und für dieselbe einen Kredit von 4V? Millionen fordert. Das neue Schiff soll dazu bestimmt sein, das Hauptquartier Sr. Maj. des Kaisers und dessen Gefolge aufzu­nehmen, so oft der Kaiser zu größeren See­manövern rc. geht.

* Berlin, 24. Okt. Nachdem in Folge der Aktion des Hauptmanns Wißmann in Ost­afrika die Sklaventransporte auf den großen Karawanenstraßen, welche durch das unter deutscher Verwaltung stehende Gebiet führen, ihr Ende erreicht haben, suchen die Sklavenjäger ihr Gewerbe in kleineren abgelegenen Ortschaften weiter zu treiben. So wurden nach den Be­richten des Reichskommissars Ende vorigen Monats in der Umgebung von Bueni, welcher Hafen zwischen Bagamoyo und Dar-es Salaam liegt, am Hellen Tage von arabischen Bewaff­neten 10 Eingeborene gestohlen. Die Bevölkerung setzte sich zur Wehr und erschlug 5 dieser Sklaven- jäger. Es wird jetzt deutscherseits beabsichtigt, das Fort in Bueni zu besetzen, sowie einen Zollbeamten und eine Anzahl Zollknechte dort zu stationieren.

Die Kaiserin Auguste Viktoria beging am Dienstag ihren 31. Geburtstag.

^ Die Pforte wurde amtlich aus Berlin verständigt, daß während der Unterredung des Reichskanzlers mit dem Zaren keinerlei Ab­machungen bezüglich der Balkanhalbinsel zur Sprache gebracht und von keiner Seite Zuge­ständnisse gemacht oder erörtert wurden.

* Die zuständigen Ausschüsse des Bundesrats haben derKöln. Ztg." zufolge am Dienstag die Beratung des Sozialistengesetzes begonnen, nachdem sich die verbündeten Regierungen über den Entwurf gutachtlich geäußert hatten. Als Berichterstatter ist, wie für den früheren Ent­

wurf, der königlich sächsische Generalstaatsauwalt Geh. Rat Heldt thätig.

* Das BerlinerTageblatt" will wissen, daß der König der Niederlande für Luxemburg allein abdanken will.

* Bonn, 21. Okt. Zum Rückzug des Frei­herrn v. Schorlemer-Alst aus dem parlamenta­rischen Leben wird derBonner Ztg." mitge­teilt: In eingeweihteu Kreisen wurde dieser Schritt längst erwartet, und daß nichtGesund­heitsrücksichten" den Führer der Aristokraten im Zentrum zu demselben veranlaßt haben, ist ein offenes Geheimnis. Dem Freiherrn paßte die demokratische Richtung des Zentrums nicht mehr. In der letzten Versammlung des Augustinus- Vereins ist diese für das Zentrum peinliche An­gelegenheit lebhaft erörtert worden und einzelne Mitglieder machten sogar den Vorschlag, man solle in der Presse entschieden gegen Freiherrn v. Schorlemer-Alst Vorgehen. Dies wurde jedoch mit dem Bemerken abgelehnt, dem Herrn könne das möglicherweise nur erwünscht sein, und man habe keine Ursache, ihm den beabsichtigten Schritt zu erleichtern. Es wird allgemein die Ansicht geteilt, daß das mehr und mehr demokratisch gewordene Zentrum auf eine Unterstützung des Adels nicht mehr rechnen könne; so lange der Kulturkampf im Gange war, der auch vielfach das Interesse des Adels berührte, war das eine andere Sache. Da Freiherr von Schorlemer- Alst nur der hervorragendste Repräsentant einer ganzen Reihe von aristokratischen Vertretern inner­halb der Zentrumspartei ist, so dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, daß auch die übrigen Angehörigen dieser Kreise einer nach dem andern das Beispiel des Freiherrn befolgen und sich aus der unnatürlichen Gemeinschaft mit der ultramontanen Demokratie zurückziehen."

* Einer Nachricht aus Eisenach zufolge sind in einer Gutsscheuer bei Völkershausen 6 Knaben verbräm», die daselbst Tabak geraucht und durch Unvorsichtigkeit das Gebä ude in Brand gesteckt hatten.

* Hamburg, 23. Okt. Die Hamburger Reform" berichtet, die deutsche Militärver­waltung habe das rauchfreie Pulver, fabriziert von den Hamburg-Rottweilcr Pulverfabriken, nicht angenommen, weil dasselbe den Witterungs- einflüssen nicht widerstehe. Die Direktion der Fabrik habe auf eine Anfrage derReform" eine Auskunft über die Thatfragc verweigert. Es heißt, die Fabrik habe solches Pulver für mehr als 2 Mill. Mark vorrätig.

Ausländisches.

* Wien, 23. Okt. Die hiesigen Blätter besprechen die deutsche Thronrede auf das Wohl­wollendste als eine erneute Bekräftigung der Friedens-Tendenzen. Das Fremdenblatt hebt hervor, die schweren Opfer zur Wahrung des Friedens dürsten nicht umsonst gebracht sein. Deshalb konnten die militärischen Autoritäten bei einem Vergleich der deutschen .Heeresstärke mit der des östlichen und des westlichen Nachbarn,

zu verschaffen, in des Waldes tiefsten Gründen dich ergehen? Das ist vernünftig, sehr vernünftig, Freund, doch halte ich's nicht für ratsam, dich allein zu lassen. Deine abweisende Geberde Hilst dir nichts ich bin auf jeden Fall dein Begleiter. Weißt ja, selbst große Kinder können sich verlaufen, wenn sie auf den Weg nicht achten und die Ge­danken weit voraus auf Reisen schicken. Keine Widerrede, Freund, ich gehe mit und damit basta! Hatte nach dem eben ausgefochtenen Strauß mit Kobold Margarete ohndies die Absicht, für einige Stunden zu ver­schwinden, damit sie meine schätzenswerte Gegenwart dann um so mehr zu würdigen versteht."

Salfelds Hände legen sich schwer auf Thalbergs Schultern.

Sei einmal ernsthaft, Freund, und antworte mir auf die Frage: Bist du in Wirklichkeit für Margaretens Glück bedacht, ehrlich und treu, wie es sich gehört?"

Der Gefragte heftet einen flüchtigen Moment mit sichtlicher Ver­wunderung die Augen auf sein Gegenüber, dann aber blitzt der alte Schelm in ihnen wieder auf, so sehr er sich auch abmühr, ernsthaft drein­zuschauen, indes er salbungsvoll erwidert:Wie kannst du daran zweifeln! Ginge es nach mir, dann würden alle Sorgen aus der Welt geschafft und alle Menschen müßten glü stich sein: unsere Waldfee aber ganz besonders."

Thalberg, du bist unverbesserlich! Du weißt sehr gut worauf ich ziele. Hüte dich, daß du in deinem Uebermut nicht eine Blume knickst, die frischen, fröhlichen Gedeihens wert! Ich rate dir's als Freund, den du jedoch verlieren würdest, wenn"

.Thu' mir den einzigen Gefallen, Salfeld, und rede nicht solch' ungereimtes Zeug," fällt ihm der andre ins Wort.So gewiß, als wir uns diesen Augenblick im Wohngemach des Oberförsters Kraft be­finden, so gewiß liegt mir die Absicht fern, ein Attentat an irgend je­

mand auszuüben, ganz besonders, wenn dieser jemand deine hohe Pro­tektion genießt."

Dabei schlägt er, wie um seine Worte zu bekräftigen, sich an die Brust, um jedoch im nächsten Augenblick in kläglichem Tone zu rufen:

O weh, da hast du die Bescherung! Zerquetsche ich wider Willen mit der ungeschickten Faust die hübschen Rosen, welche Margarete mir ^ vorhin als Genugthuung geopfert."

Sonst nichts? Nur diese Rosen?" schlüpft's unwillkürlich über Salselds Lippen. >

Nichts weiter! Knapp genug, nicht wahr? Will darum eben ihr den Possen spielen, mich ein paar Stunden unsichtbar zu machen."

Und hoffst dann zu erhalten, was sie dir jetzt verweigerte?"

Der Gefragte streift mit pfiffigem Blick des Freundes ernste Züge.

Je nun, giebt er zurück,mich dünkt unmöglich wär's nicht, und bei meiner Treu' ich habe niemals größere Lust verspürt, auf frische Mädcheulippen einen Kuß zu drücken, als heute Margareten gegenüber."

Salfeld stößt einen leisen Seufzer aus und wendet sich von Thal­berg ab der scheinbar sehr angelegentlich mit den zerdrückten Rosen sich beschäftigt, in Wahrheit aber kein Auge von dem ernsten Freunde wen­det. Endlich legt er seine Hand auf dessen Schulter.

Nun, wie steht's mit unserer Prom.nade, bist du dazu bereit?"

Bereit zum gänzlichen Verlassen dieses Hauses, dessen Gastfreiheit ich ohnedies schon länger, als es für mich gut, gemißbraucht," klingl's in bestimmtem Ton zurück.

(Fortsetzung folgt.)

(Lesefruch t.) Die meisten Menschen stad sehr empfindlich gegen üble Nachrede, die nur teilweise wahr, aber gleichgültig gegen solche, Die ganz begründet ist.