des Vaterlandes, die uns die Revanche geben wird und muß. Zweifel bestehen nicht mehr; Sie haben uns die Augen geöffnet. Wir wagten auf Revanche zu hoffen, jetzt erwarten wir sie mit Ungeduld." Das ist deutlich gesprochen. Wenn es auch in den Pariser Berichten heißt, daß diese Reden von den Offizieren und den sonstigen Gästen stillschweigend angehört wurden, so wird man daraus wohl kaum ans eine Miß­billigung der so offen ausgesprochenen Revanche­gedanken schließen dürfen. Es ist gut, wenn man sich diesseits der Vogesen die Thatsache stets vergegenwärtigt, daß Frankreich mit Un­geduld die Stunde und die Gelegenheit erwartet über Deutschland herzufallen.

Unter dem SchlachtrufKeine neuen Stenern und keine neuen Anleihen!" hat sich bekanntlich das französische Ministerium Rouvier sein Amt erobert, nachdem Goblet gestürzt war. Nun ist es aber leichter, ein Programm auf­zustellen, als ein solches innezuhalten. ' Ohne eine kleine Anleihe kann Rouvier nicht ans­kommen und hat daher beschlossen, eine solche von nur ... 700 Mill. Frank auszunehmen! Vielleicht dämpft die Ankündigung davon einiger­maßen diegehobene" Stimmung, welche sich der Franzosen infolge desglänzenden" Ver­laufs der Probemobilmachung bemächtigt hat.

Die französischen Blätter besprechen eifrig den Rouvier zugeschriebenen Plan einer 700 Millionen - Anleihe zur Beseitigung der schwebenden Schuld und billigen ihn meistens. DerTemps" warnt in einem sehr vernünf­tigen Artikel über die Mobilmachung vor chau­vinistischen Illusionen und triumphierenden Ueber- treibnugen und zieht zugleich scharf gegen die während der Mobilmachung zu Tage getretene lächerliche Spionenriecherei zu Felde.

* Kopenhagen, 14. Septbr. Deroulede reist heute, nachdem er verschiedentlich, aber stets vergeblich versuchte, bei dem Kaiser von Rußland zur Audienz zugelassen zu werden, von Kopenhagen nach Havre ab.

- Warschau, 14. Sept. In den letzten Tagen wurden hier 50 christliche und 25 israe­litische Familien, alles deutsche Unterthanen, ausgewiesen. Es werden in nächster Zeit noch Massenansweisungen erwartet.

DasJournal de St. Petersbourg" spricht sich befriedigt über die jüngste freimütige Aus­lassung derNordd. Allg. Ztg." ans, welche die beste Antwort auf gewisse Journalangriffe sei. Daraus, daß die Anschauungen über die Aktion beider Mächte sich in einer wichtigen Frage begegnen, folge weder, daß die eine der Unterstützung der anderen mißtraut, noch daß die eine sich fim Schlepptau der anderen be­findet.

* Warschau, 15. Sept. Stach dem amt­lichenWilensky Westnik" ist in Smorzoni (Gouvernement Wilna) die sibirische Pest aus­gebrochen.

* Konstantinopel, 13. Septbr. Ristow Pascha, der nach Deutschland gereist ist, wurde

Auswachte? hervor.

Aufwachte" fuhr der Erzähler mit gehobener Stimme fort,war er bis zum Tode geschwächt und hatte nichts mehr, als in seinen starren Händen einige Fetzen Kleider mit einigen silbernen Knöpfen von der Weste seines Mörders und in feinem wirren Kopfe die halbdunkie, gräßliche Erinnerung."

Der Müller wandte sich wie ein Wurm.Das Märlein behagt Euch nicht sonderlich, Herrgottsmüller," bedrängte ihn der Alte weiter: -Paßt aber ja recht auf. Der Bube hat wohl gemeint, er habe den unbequemen Nebenbuhler kalt gemacht, aber dem war nicht so. Ec wurde von einem Holzweib, dem ec früher einmal eme Botschaft an ihren Mann in der Stadt besorgt hatte, gefunden und bis zu dem so­gen,nutenStorchhäuschen" geichleppt, wo der schwarze Vere häufig genug Unterstand fand und wo auch einige, freilich gewaltig unheilige Weibsbilder waren. Dort fand er Aufnahme, Pflege und Rettung. Als er wieder zur Besinnung und ein wenig zu Kräften k-.m, drohte er mit dem Gericht. Aber da kam ec schlimm an. Der Räuberhauptmanu und seine Zuhälterinnen erklärten ihm kuzweg, daß jener Bube zu ihnen gehöre. Schließlich hatte er nur zu wählen zwischen dem Messer oder einem furchtbaren Eidschwur, daß er nie und gegen niemand der Sache Erwähnung thue.

Er leistete den Schwur den Leuten, denen selbst nichts heilig war auf der weiten großen Welt, denn er hatte keine andere Wahl, und dann zog er davon, blutarm, gebrochen, und bettelte sich durch bis in die ferne Heimat.

Seinen Schwur hielt er viele Jahre lang. Er fand ein braves Weib und zwei brave Kinder, aber vorwärts kam er nur langsam, und seine Seele war und blieb erbittert gegen die Welt und selbst gegen

s inen Herrgott, der das Gräßliche zugelaffen hatte. Er bedachte frei­lich nicht, daß er selbst viel Schuld trug an seinem schweren Verhäng­nis. Die braune Christel hatte er nicht mehr gesehen, sie wird wohl dm Mordbuben erhört haben; der köstliche Schmuck wird ihr eigen ge­worden sein, das Glück damit freilich nicht, denn unter welches Dach könnte ein solcher Geselle Glück und Segen bringen?

Als schon viele Jahre um waren, hat der alte Pfarrer seines Ortes dem grämlichen Kraxenmann sein Geheimnis abgefragt, und ihm auch gleich bedeutet, daß ein unter Todesandrohungen abgelegter Eid, in Sonderheit solchem Gesindel, geleistet, nicht bindend sei. Das goß wieder frisches Blut in die Adern des alternden Männleins. Es zog noch einmal hinaus ins Schwabenlaud und durchforschte freilich ver­gebens all die alten Gegenden und spürte nach seinem Verderber, ob er noch lebe und ob er auf- oder niedergestiegen. Noch grimmiger und erbitterter zog er wieder heimwärts und hatte den Glauben an die Gerechtigkeit verloren.

Für ihn zog dann später se:n braver Sohn, dem er aber nichts gesagt, hinaus. Und auch die Tochter suchte ihr Brot und vielleicht auch ihr Glück unter fremden Leuten, eben da außen im Schwabenland. Zerlumpt und erbittert ist er jetzt wieder durch die altbekannten Gegen­den gewandert, ohne Glauben und Vertrauen; aber es hat so fein sollen, daß er nach so vielen Jahren doch noch an eine Gerechtigkeit auf Erden glauben lernen mußte.

Euch, Herrgottsmüller, klage ich vor diesen Leuten, vor dem wei­ten Himmel und vor diesen ehrwürdigen Kreuzesbildern des Raubmordes an, ich bins, von dem die Erzählung handelt, und daß ich noch lebe, ist nicht Eure Schuld. Ich weiß es wohl, die Schuld ist verjährt, aber; nicht gesühnt, wenn sie auch nicht ungestraft geblieben ist.

(Fortsetzung folgt.)

beauftragt, dem Kaiser und dem Fürsten Bis­marck mitzuteilen, die Pforte sei im Prinzipe bereit, Ostrumelien militärisch zu besetzen, könne aber solches nicht offiziell erklären, da es bei manchen Mächten Anstoß erregen könnte. Ehe die Pforte die betreffende Note an die Mächte sendet, möchte sic daher die Ansichten des Ber­liner Kabinetts und der übrigen Mächte kennen. Bei dem gestrigen Diner im Mdiskiosk machte der Sultan dem deutschen Geschäftsträger ähn­liche Mitteilungen.

* Chicago, 15. Sept. Der oberste Ge­richtshof von Illinois hat das Gesuch der ver­urteilten Anarchisten um Einleitung eines neuen Prozesses verworfen und das erste Urteil be­stätigt. Die Hinrichtung der zum Tode ver­urteilten Anarchisten findet am 11. Novbr. statt.

Haus- L Landwirtschaftliches.

(Die Anpflanzung von Blumen­zwiebeln in Töpfen zum Treiben im Winter.) Die Zeit, Blumenzwiebel zu pflanzen, die im Winter in Töpfen blühen sollen, ist jetzt gekommen. Je früher die Zwiebeln im Winter blühen sollen, um so zeitiger muß das Pflanzen vorgenommen werden. Die am frühesten, schon im Dezember oder im Januar blühbaren Hyacinthen werden am besten schon im August eingepflanzt. Es kann aber auch noch bis in den September geschehen, um welche Zeit über­haupt die meisten Zwiebeln eiugepflanzt werden. Ist es früh genug ausgeführt, so haben sich die Zwiebeln, wenn das Treiben beginnen soll, hinreichend bewurzelt, so daß sich Blätter und Blüten normal entwickeln können. Spät, im Oktober, eingepflanzte Zwiebeln dürfen nicht zu früh zu Treibereien verwendet werden, weil sie sich noch nicht hinreichend bewurzelt haben, und bei zu frühem Treiben nur unvollkommene Blätter und Blüten Hervorbringen würden. Es ist daher angezeigt, das Pflanzen etwas früher vorznnehmen. Die Zwiebeln können dann so­wohl zur frühen wie zur späteren Treiberei verwendet werden.

Handel und Verkehr.

* In Stuttgart sind bereits die ersten Obsttransporte aus der Schweiz angekommen; es waren 5 Eisenbahn-Waggons mit je 200 Ztr. Obst aus dem Berner Oberland.

* Stuttgart, 13. Sept. (Kartoffel-Obst- u. Krautmarkt.) 800 Zentner Kartoffeln ä 3 M. 30 Psg. bis 3 Mrk 80 Psg. per Zentner. 4000 Stück Kraut 4 13 M. bis 22 M. per 100 Stück. 100 Ztr. würtrembergisches Most­obst, 7 M. bis 7 M. 20 Psg. per Zentner; 200 Zentner österreichisches, 7 M. per Ztr.

' Reutlingen, 13. Sept. (Obstmarkt.) Auf dem Bahnhofe sind die ersten Wagen öster­reichisches Obst, Aepfel, angekommen. Das­selbe ist schön, gesund und saftreich und wird zu M. 6 bis 6,40 pro Ztr. verkauft. Gestern giengen mehrere Wagen zum Preise von M. 5,80 bis 6 M. schlank weg.

* Kirchentellinsfurth, 14. September (Hopfen.) Gestern wurden mehrere Zentner- Hopfen zum Preise von 82 bis 85 Mark per Zentner verkauft.

* Ehingen, 12. Sept. Aus dem städtischen Frühhopfen, welcher vor einigen Tagen zu 80 M. angeboten wurde, sind heute 105 Mrk. per Zentner erlöst worden.

* Heilbronn, 15. Sept. (Obst- und Kar­toffelmarkt.) Bei dem heutigen Markte stellten sich die Preise beim Obst: Birnen, Rauhäckerlen 6 M. 30 Psg., Kartoffeln gelbe 2 M. 40 Pf., bis 3 M. 10 Pf., Kartoffeln blaue 2 M. 80 Pf., bis 3 M. 30 Pf., Wurstkartoffeln 3 M. bis 3 M. 50. Pf. per Zentner.

- Würzburg, 13. Septbr. Der heutige Mehmarkt war gut betrieben und wurde bei animiertem Handel großer Umsatz erzielt; eine Besserung der Preise trat jedoch nicht ein; es kostete das paar Gangochsen 690980 M., Stiere 375585 M., Kühe und Kälber Pr. Kopf 120180 M.; ferner beträgt der Preis pr. Pfund Fleischgewicht bei Kälbern 3238 Pf., Schafen 3040 Pf. und bei Schweinen 4244 Pfennig.

* Lenzkirch (Schwarzwald). Die bedeuten- sten Fabrikanten von Regulator-Uhrwerken, resp. Regulatoren im württembergischen und badi­schen Schwarzwald sind zusammengetreten und haben eine Vereinigung gebildet, um dem fort­währenden Herabdrücken der Preise entgegenzu­treten, da sich eine Konkurrenz herausgebildet hat, welche jede solide Arbeit, sowie die Siche­rung brauchbarer Arbeiter unmöglich zu machen droht und die Uhrenindustrie fiaher schwer schädigt.

Buntes Allerlei.

* (Alte Liebe rostet nicht.) Im lu- zernischen Amtsblatt ist eine zweimalige Ehe zwischen geschiedenen Ehegatten publiziert. Die gerichtliche Scheidung hatte vor sechs Jah­ren stattgefnnden.

* (So ist es.)Welches sind die Zähne, die zuletzt kommen?" fragte ein Lehrer in seiner Klaffe.Die falschen!" antwortete ein Junge auf der letzten Bank.

* (Zu viel Mütter.) Das Garderobezimmer eines Pariser Theaters war allabendlich so mit alten Frauen überfüllt, welche den jungen Schauspielerinnen dienten, daß sich der Direktor endlich genötigt sah, folgendes Plakat in dem Zimmer anbringen zu lassen:Es wird den zum Verbände des Theaters gehörigen Damen absolut verboten, mehr als eine Mutter auf einmal mitzubringen."

* (Der höchste Berg.) In Gera ist dieser Tage einBankier" Goldberg durchgebrannt, der wegen verschiedener Schwindeleien nunmehr steckbrieflich verfolgt wird. Das Verschwinden des Betrügers hat in Gera folgende Scherz­frage zu Tage gefördert: Was ist der höchste Berg? Goldberg, denn er istüber alle Berge."

Verantwortlicher Red.: W- Kieker, Altensteig.

stieß der Müller mit einem pfeifenden Atemzuge