* Sofia, 12. Sept. Am gestrigen Namenstage des Kaisers Alexander und des Prinzen von Battenberg wurden weder ein Tedeum ab- gehalten, noch wurden Telegramme gewechselt. Radoslawow ist in Sofia eingetroffen; die Nachricht des „Journal des Däbats" über seine Verhaftung bestätigt sich also nicht.
* Sofia, 13. Septbr. „Agence Havas" meldet: Wegen eines von Karaweloff veröffentlichten Zeitungsartikels, worin er den Prinzen und die Minister' angreift, fand gestern abend ein Protestmeeting gegen Karaweloff statt, worin dessen Verhaftung gefordert wurde. Ein Volkshaufe warf im Hause Karaweloffs und in der Zeitungsdruckerei die Fenster ein und begab sich sodann vor das Palais, wo Ovationen dargebracht wurden. Der Prinz trat auf den Balkon und dankte der Menge für ihre patriotischen Zurufe. Hierauf zogen die Manifestanten nach dem Hause Stambuloffs, welcher eine Ansprache hielt, in der er sagte: Solange die Sache Bulgariens solche Verteidiger habe, werde dieselbe nicht verloren sein. Eine weitere Ansammlung vor dem T-Hause Karaweloffs wurde von der Polizei zerstreut.
* Konstantinopel, 12. Sept. Der Sultan verzichtet wegen der Ebbe in der Staatskasse anderthalb Monate auf seine Zivilliste, die Minister auf einen mouatl. Gehalt.
* Aus Newyork 10. Sept. wird gemeldet: Ein furchtbarer Orkan wütete über Neufundland am 3. ds. Fast kein Fischerboot entkam unbeschädigt und viele Menschenleben gingen zu Grunde. Der Schoner „Ozean Pride" wurde als Wrack auf See gefunden, als ein Spiel der Wellen. Die gesamte Mannschaft lag tot in der Kajüte. Gestern suchte wiederum ein starker Sturm die Bank von Neufundland heim.
Haus- L Landwirtschaftliches.
" (Obst lange frisch zu erhalten.) Die aufbewahrenden Früchte werden mit einem Flanelllappen vorsichtig abgerieben und einzeln in Seidenpapier eingewickelt. Dann schichtet mau sie in Fässer ein und füllt die Zwischenräume mit reingewaschenem, trockenen, feinen Sand so aus, daß die Früchte einander nicht berühren; die geschlossenen Fässer bewahrt man im Keller auf. Ans diese Weise behandelt, hält sich das Obst den Winter hindurch bis in den hohen Sommer hinein/ In Amerika werden edle Obstsorten neuerdings mit Erfolg konservirt und auf weite Strecken verseudbar gemacht, indem man jedes einzelne Stück in besonders präpariertes Salicylpapier einwickelt.
Handel und Verkehr.
* Altensteig, 14. Septbr. Auf dem gestrigen Viehmarkt war der Handel ein ziemlich lebhafter, namentlich in Fettvieh, zu den bekannten, wirklich niedrigen Preisen. Ein weiterer Preisrückgang kann nicht verzeichnet werden und ist endlich ein Stillstand eingetreten. Zugstiere und Jungvieh waren fast gar nicht
begehrt. — Auf dem Schweinemarkt waren schöne Läufer gesucht und wurden gut bezahlt, Milchschweine kosteten 8 bis 1/ Mark das Paar.
* Stuttgart, 12. Sept. (Landes-Produkten- Börse.) An heuriger Börse waren die Geschäfte abermals von gar keiner Bedeutung. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, Ungar. 18 M. 75 Psg., dto. bayer. 18 M. 75 Pfg., Dinkel 12 M. 50 Pfg., Haber 12 M. bis 13 M.
* Stuttgart, 12. Sept. (Hopfenmarkt.) Die heute zugeführten 63 Ballen gingen bei lebhaftem Geschäft aus dem Markte. Preise konnten etwas profitieren und hielten sich von 70—95 M. per Ztr. In älteren Jahrgängen kein Abschluß.
* Stuttgart, 13. Sept. (Kartoffel-Obst- u. Krautmarkt.) 300 Zentner Kartoffeln ä 3 M. 50 Pfg. bis 4 Mrk — Pfg. Per Zentner. 2000 Stück Kraut L 20 M. bis 25 M. per 100 Stück. 1350 Ztr. österreichisches Mostobst, ä 6 M. 50 Pfg. bis 7 M. per Zentner.
* Sulz a. N., 10. Septbr. (Viehmarkt.) Preise: Ochsen 600 -680 M., für Stiere 200— 600 M. per Paar, für Kühe 100—300 M., für Kalbeln 100—260 M., für Kleinvieh 40— 130 M. das Stück und für Milchschweine 6— 15 M. das Paar. Durch die Anwesenheit der vielen Händler und der vielen Bauern ging der Handel sehr lebhaft. Ueberhaupt hat sich der Viehhandel wieder etwas gebessert, was den Bauern sehr zu gönnen ist. Auch die Preise haben ein wenig angezogen.
* Zaberfeld, 11. Septbr. Die Hopfenernte ist beendet. Die Hopfen sind schön. Hier in Michelbach, Kleingartach, Niederhofen und Stockheim wird ziemlich viel gebaut. Frühhopfen wurde hier zu 73 M. verkauft. In Kleingartach wurden spätere Hopfen zu 68 M., 70 M. und eine Partie zu 85 M. verkauft. Neuer Wein wurden in Kleingartach 2 Käufe zu 100 und 110 M. abgeschlossen.
* Niedernau, 10. Sept. (Hopfen.) Die Hopfenernte geht rasch ihrem Ende entgegen. Die Ware ist sehr schön; die Dolden sind normal und lupulinreich und deshalb auch sehr gewichtig. Die Quantität bleibt weit hinter der anfänglichen Schätzung zurück. Dieser Tage wurden von einem Händler aus Rottenburg 90 M. nebst Trinkgeld bezahlt.
" Nürnberg, 10. Sept. (Hopfen.) Am gestrigen Markte betrug der Umsatz 1500 Ballen. Es notieren: 1886er feinste Sorten 50— 70, gutmittel 30—50, mittel 20—30, geringe 10—20. 1887er Steuermärker 70—85, Würt- temberger 69—85, Hallertauer 60—85, badische 50—80, Markthopfen 35—60.
Telegramm d. Bl „Aas de« Ta»«en."
* Stuttgart, 14. Sept., mitt. 1 Uhr 52M. Die zweite Kammer nahm das Branntweingesetz mit 64 gegen 19 Stimmen an. Der Abgeordnete Mohl hat sein Mandat niedergelegt.
Verantwortlicher Red.: W. Rieker, Altensteig.
Dank dieser Geschicklichkeit und dieses Eifers war der Versuch so beweisend als möglich, ohne in fühlbarer Weise den Handelsinteressen des Landes zu schaden. Ich drücke dem Herrn Direktor und dem ganzen Personal der Südbahn meine Anerkennung aus. Ungeachtet einiger Fehler haben wir scstgestellt, daß unsere Einheiten erster Linie zur rechten Zeit für die von den Marschbefehlen vorgeschriebenen Verladungen bereit sein werden. Nach den Manövern, denen ich beigewohnt, habe ich das Vertrauen, daß unsere Offiziere es verstehen werden, die Kriegs- Jufanteriekompagnie ans wirksame Weise kämpfen Zu lassen. Der Beweis, welcher für das Parlament und die Nation notwendig war, wurde von Ihnen, mein Generaft geliefert. Der Zweifel, diese Ursache der Schwäche, welcher niederdrückte, ist verschwunden. Meine Sache ist es, den aufgedeckten Mängeln vollends abzuhelfen. Ich werde diese Aufgabe lösen. Im Namen des Präsidenten der Republik, im Namen der Regierung und des Landes danke ich Ihnen, mein lieber General, und ich bitte Sie, den Ausdruck meiner vollständigen Zufriedenheit für Sie selbst anzunehmen und ihn den unter Ihrem Befehl stehenden Offizieren und Truppen zu übermachen." — Die Mängel, die Ferron andeutet, sind laut Paris folgende: Das 59. Infanterie- Regiment war zwei Tage ohne Lebensmittel und mußte seinen Reserve-Mundvorrat angreifen; Aehnliches ist dem 15. Artillerie-Regiment begegnet ; die Pferde des 18. Artillerie-Regiments mußten 24 Stunden ohne Futter zubringen. — Die „Rep. France" schreibt: „Frankreich ist von heute an bereit. Das in weniger denn 7 Tagen auf Kriegsfuß gestellte und beförderte 17. Korps mit 30000 Streitern und seinen 102 Kanonen ist der lebendige Beweis dieser großen Thatsache. Es gereicht Per Republik zur höchsten Ehre, Laß sie das besiegte, verstümmelte Frankreich mächtiger und furchtbarer geinacht hat, als es M den Zeiten seines Wohlergehens war, daß sie für die Gegenwart Sicherheit gegeben hat und ihm für die Zukunft die edelsten Hoffnungen gestattet." Dies ist der Ton, der heute aus allen französischen Blättlern widerhallt.
* Petersburg, 9. Sept. Die Regierung erhielt über 20,000 Bittgesuche von in Rußland wohnenden Ausländern, welche Unterthanen werden wollen. Nur Gesuche solcher Ausländer werden berücksichtigt, welche in Rußland über 5 Jahre leben, Gesuche jüdischer Bittsteller werden abgelehnt. — Im Zusammenhänge mit den erweiterten Truppenübungen, welche im russ.Reiche in diesem Jahre ihren Anfang nehmen, finden zur Zeit in den westlichen Gouvernements größere Truppenverschiebungen statt und wurden Urlauber in größerer Zahl zu ihren Truppenabteilungen beordert. Besonders lebhaft geht das Manövrieren in Anwesenheit des Generalgouverneurs Gurko im Bereich der Festungen Jwangrod und Nowogeorgiewk vor sich, wo umfassende Hebungen mit Geschützen schweren Kalibers angestellt werden.
Kraxenmann am besten, denn dorthin zog es ihn immer wieder mit feinem Kram und mit seinem Herzen. Indem Wirtshause scheukle die „braune Christel* * ein, ein Mädel wie zum Malen, und in die hat sich der junge Kranitzer vergafft. Aber es war oft noch ein anderer da. der gerade so gern in diese Wunderaugen schaute — die Müller-Marie hat auf und nieder die gleichen — ein halbflügger Junge gegen den der Kraxenmann ein ausgereifter Mann war.
Der andere hing sich trotz seiner jungen Jahre zäh wie eine Klette an die braune Christel, die auch zu Zeiten schön mit ihm that, vielleicht um das Feuer in dem Kranitzer nicht erlöschen zu lassen. O die Weiberleute sind schlau, nicht wahr, Herrgottsmüller. Ihr habt doch auch Eure Erfahrungen gemacht in der Jugend? Dabei fällt mir ein, daß der halbgewachsene Bube auf und nieder die gleichen Augen hatte um Ihr, nur waren sie nicht so mit Blut unterlaufen."
„Dummes Zeug," murrte der Müller, der unverwandt an dem Erzähler vorübersah, denn er konnte ja die grauen Augen nicht ausstehen. Die anderen horchten und der Bildermann fuhr ruhig fort: „Der junge Bursche, dem ich noch keinen Namen gegeben habe, war so eine Art Gelegenheitsmacher für die Bande des schwarzen Vere jund trotz seiner Jugend ein ganz geriebener Bursche, dem nach meiner Rechnung das Rad oder der Galgen nicht entgehen konnte.*
Marie, die schweratmend zuhörte und ihr eigenes Leid und Schicksal fast vergessen hatte, fragte dazwischen: „Vater, war meine Mutter nicht auch eine Wirtstochter? Ich glaube, Ihr habt einmal davon gesagt.*
- 1"- aus einer ganz anderen Gegend. Uebrigens Hab' ich
jetzt das dumme Zeug genug und will einmal Inach der Mühle sehen, es hat schon dreimal geschellt. Herrgott von Bentheim, die Kerle werden wieder einmal schlafen!* Er erhob sich schwankend, aber
eer Bildermann hielt ihn zurück und alle protestierten gegen eine Unterbrechung.
„Es kommt gleich besser,* sagte trocken der Bildermann. „Also, der junge Gclegenheitsmacher, dem die braune Christel, stark in die Augen stach und auf den der Kraxeumann eifersüchtig war, war trotz der vielen Thaler, die er verdiente und verthat, doch nur ein Habenichts. Die Sonne schien ihm auch durch die Kleider, wie Euch vor Zeiten, Herrgottsmüller, Ihr habt's selbst gesagt. Jetzt kommt's schon bald faustdick."
„Wer hat Euch denn,* fragte der Mehlhans dazwischen, „die alte Geschichte erzählt?*
„Alles nach und nach,* mahnte hämisch lächelnd der Mldermann. „Also zugehört. — An einem Abend — es war so um die gleiche Zeit wie jetzt, wo der Herbst dem Sommer die Hand gibt — saßen der Bursche und der Kraxenmann wieder, aber ganz allein, bei der braunen Christel und tranken. Keiner wollte vor dem andern gehen, obgleich jeder noch ein paar Stunden zu machen hatte iu einem Geschäft, das andere Leute nichts anging. Man trank und trank, bis die Köpfe benebelt waren und die Zunge schwatzte. Und weil der Rausch reich und stark und gescheit macht, ging es ans Rühmen und Großmachen. Der halbgare Räuberlehrling prahlte mit seiner Pfiffigkeit und der Kranitzer mit seinem Gelde. Er klapperte mit seinem Ledergurt und mit dem übervollen Zugbeutel. Dann that er zu allem Uebersluß seine Kraxe auf und zeigte die wertvollen Sachen aus Gold und Silber, von d.nen nicht viel einen Heimatschein hätten aufweisen können. In seiner trunkenen Prahlerei schenkte er seinem Herzblatt, der Christel, einen großen, aus goldenen Schlangen geflochtenen Ring, an dem Diamanten funkelten; sie fiel ihm vor Freuden um den Hals, daß der andere vor Zors schneeweiß wurde.* (Forts, f.)