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Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Donners rag und Samstag und kostet in Altensteig 90 im Bezirk 85 außerhalb 1 das Quartal.

Samstag den 10. Septör.

Einrückungspreis der lipalt Zeile für Altenstsig und nahe Umgebung beilmal. Einrückung 8^ bei mehrmaliger je 6 auwäsrts je 8 ^

1887.

Amtliches.

Am 1. Oktober d. I. beginnen in den Webschulen zu Reutlinqe n und Heidenheim wieder neue Lehrkurse. Anmeldungen sind zu richten: für Reutlingen an Weberei-Inspektor Winkler, für Heidenheim an den Zeichenlehrer Leopold. (Näheres ist aus dem Staats-Anz. Nr. 210 ersichtlich.)

Anläßlich der Versammlung deutsch-österreichischer Bienenzüchter in Stuttgart ist den Lehrern am 14. Sept. d. I. ein außerordentlicher Vakanztag bewilligt worden.

Ueber den z« große» Andrang z« den studierten Bernsen

schreibt dieNorddeutsche Allgemeine Zeitung":

Ju einem großen Teile der höheren Lehr­anstalten wird in kurzem das Schuljahr oder doch das Semester beendet sein, und die Schüler werden mit dem Zeugnis der Reife ins Leben entlassen. Hiemit tritt die Frage der Berufs­wahl wieder in den Vordergrund. Dabei ist zu erwägen, daß die akademischen Berufe bei uns an einer entschiedenen Ueberfülle des jungen Nachwuchses leiden. Der jährliche Zuwachs an jungen Juristen ist in allen Teilen des Reiches ein so erheblicher, die Zahl der Referendaren und Assessoren ist dabei noch immer im Steigen begriffen, daß die Aussichten dieser Aspiranten, im Staatsdienste Verwendung zu finden, als ungünstige bezeichnet werden müssen, wenn auch die immer mehr sich ansbreitende und intensiver gestaltende staatliche'Thätigkeit im Laufe der Jahre den Bedarf an Juristen und volkswirt­schaftlich gebildeten Beamten erhöhen mag. Die notwendige Folge dieses Zustandes ist, daß eine erheblich größere Zahl von Assessoren, als eigent­lich erforderlich ist, sich der Advokatur zuwendet, und daß diese nicht den Erwerb finden können, welcher ihnen bei einer geringem Zahl von Anwälten sicherlich zufallen würde. Wenn sich bis jetzt die jedenfalls bedenkliche Erscheinung eines Advokatenprolctariats bei uns nur ver­einzelt gezeigt hat, so ist doch nicht zu verkennen, daß auch die Niederlassung von Anwälten das Bedürfnis bereits zu übersteigen droht, und daß die Einnahmen dieses Teiles der Juristen teil­weise recht schmale sind. Während in Frank­reich z. B. die Zahl der Aerzte im Abnehmen begriffen ist und jedenfalls mit der Zunahme der Bevölkerung nicht steigt, wächst bei (uns die Vertretung des ärztliche-! Standes, -die auch der Vorstand des^ deutschen Aerztetages betonte, daß das Bedürfnis nach praktischen Aerzten reichlich befriedigt ist, so daß der großen Menge von jungen Aerzten, welche sich niederlassen, eine ausreichende Thätigkeit und ein ausreichen­der Erwerb nicht in Aussicht steht. Die Lage derjenigen, welche sich dem Baufach gewidmet haben, ist ebenfalls keine glänzende, die An­stellung läßt bei der übergroßen Zahl von ge­prüften Baumeistern recht lange auf sich warten, und viele müssen zufrieden seim wennsie wenigstens kommissarisch dauernde Beschäftigung finden. Es macht sich bei diesem Stande als ein Zeichen der schlechten Aussichten desselben bereits die Erscheinung in einen! gewissen Umfange geltend, daß die Laufbahn nicht bis zur Absolvierung des zweiten Examens fortgesetzt wird, sondern einzelne Bauführer mit Freuden kleinere kom­munale Stellungen annehmen, um damit sich gleichzeitig den Eintritt in die höhere Karriere zu verschlietzeu. Wir wollen nicht mit dem AufzühlenZiller jener Berufsarten, die ein aka­demisches Studium erfordern, ermüden, es möge genügen, zu erwähnen, daß es im Lehrfache und beim Forstwesen ähnlich bestellt ist. Die Lehre, welche ans diesen Verhältnissen zu ziehen

wäre, dürfte dahin gehen, daß man einen jungen Mann nur in dem Falle sich den sogenannten liberalen Bernsen zuwendcn lassen sollte, wenn er eine zweifellose Veranlagung für dieselben besitzt, daß es aber durchaus nicht ratsam ist, jeden Abiturienten, weil er einmal das Examen gemacht hatte, nun auch zur Universität zn schicken, ohne daß er für einen bestimmten Berns, Anlage oder Neigung verrät. Das Talent arbeitet sich auch durch mißliche Zustände durch und überwindet durch hervorragende Leistungen weniger gute Bernfsverhältnisse, der Durchschnitt muß aber warten und verfällt in dieser nicht beneidenswerten Lage der Unzufriedenheit. Es unterliegt keinem Zweifel, daß hierdurch weder dem Staate noch dein Einzelnen gedient ist, und daß sogar eine gewisse Gefahr für die Zukunft nicht zn verkennen ist, wenn der übermäßige Andrang zn den Universitäten zur Folge haben sollte, daß sich durch die Unmöglichkeit der staatlichen Verwendung aller Studierten ein gelehrtes Proletariat äusbildete, welches wegen dem Gefühl des Zurückgesetztscins unserer heutigen Gesellschaftsordnung den Krieg erklärt und in Verbindung mit anderen subversiven Elementen im Staate an seinein Untergange arbeitet. Des­halb wäre zu empfehlen, daß Eltern genau prüfen, ob ihre Söhne wirklichen Beruf zum Studium haben; die falsche Vornehmheit der Ansicht, daß Studium ehrenvoller ist, als eine Thätigkeit im wirtschaftlichen Erwerbsleben, muß überwunden werden."

Landesnachrichten.

* Rohrdorf, 6. September. Die hiesige Gemeinde hat gestern eine von Fabrikant Heinrich Kurtz in Stuttgart gelieferte Feuerspritze in Anwesenheit des Landes­feuerlöschinspektors Grosmaun aus Stuttgart, des BezirksfeucrlSschinspektors Werkmeister Ehri- stian Schuster, des Lieferanten, der bürgerlichen Kollegien, sowie der dortigen Steigerabteilung übernommen. Nach dem Urteil der Sachver­ständigen ist die Leistungsfähigkeit eine weit größere, als die vertragsmäßigen Bestimmungen verlangen; auch sonst ist die Ausführung des Werks nach jeder Richtung zu rühmen.

* Stuttgart, 7. Septbr. In manchen Kreisen, hat man noch ganz eigene Ansichten über die Presse. So wurde den zu den heute beginnenden Verhandlungen des 2. süddeutschen Gastwirtstag erschienenen Berichterstattern der Presse von dem Vorstand bedeutet, sie hätten von der Bildfläche zu verschwinden, denn man wolle unter sich sein. Die Berichte über die Verhandlungen werde mau schon selbst an die Blätter senden. Wer da bleiben wolle, habe sich zn verpflichten, seinen Bericht erst dem Bureau^ zur Kontrolle vorznlegen. Natürlich ließen sich die Vertreter der Presse ans eine solche Bevormundung nicht ein und empfahlen sich unter gleichzeitiger Danksagung für die Be­richterstattung durch das Bureau. So wird denn der 2. süddeutsche Gastwirtstag gleich dem Veilchen im Verborgenen blühen müssen.

Ludwigsburg, 6. Sept. Infolge des furchtbaren Schneedrncks im verflossenen Winter kann man im Schönbuch einen Wagen Forchen­reis um 20 Pf. holen. Die Aufränmungs- arbeiten in den dortigen Forchenknlturen werden noch Jahre lang dauern.

(Verschiedenes.) In Plochingen stahl ein alter Mann im Eisenbahnwagen einer Frau ihre Barschaft, er wurde dabei entdeckt und zur Haft gebracht. In Wurz ach

brannte das Anwesen zumRößle" ab. In Oßweil wurden einem dortigen Bürger 15 junge Obstbänme durchjagt. Der Bauer Brauchte von Bergatrente, welcher wegen Jagd­vergehens in Untersuchung stand, hat sich im Oberamtsgefängnis Ravensburg erhängt. In Ulm wurde in der Nacht vom 26. auf den 27. v. Mts. einem Bäcker Teig entwendet und Briefkästen ec. damit zugeschmiert. Die Thäter, junge Kaufleute und Apotheker sind ermittelt und zur Strafanzeige gebracht. - Ju Metzingen hat ein junges Ehepärchcn Veranlassung bekommen, den Henrigen Jahrgang, trotz mancher Ausfälle, für einen recht gesegneten zu halten, da ihm der Storch als Erstlings­geschenk 3 gesunde, frische Knaben in die Wiege gelegt hat. In der Krämer'schen Färberei in Snlz a. N. trank ein durstiger Maurer aus Versehen Schwefelsäure anstatt Wasser und wäre wohl sicher des Todes gewesen, wenn ihm nicht alsbald ein Gegenmittel gegeben worden wäre.

* Wie aus München miigeteilt wird, sind Gold- und Silbermünzen von 2 und 5 Mk. seit dem Tode König Lndwig's II. dort nicht mehr geprägt worden mit Rücksicht daraus, daß die betreffenden Münzen das Bild des kranken Königs Otto tragen müßten.

" Am derg, 5. Sept. Vom hiesigen Land­gericht wurde Wilhelm Hildebrand, Besitzer der ' Böllberger Mühle bei Halle an der Saale, wegen Vergehen gegen das Nahrungsmittelgesetz zu einer Geldstrafe von 200 Mark verurteilt. Hildebrand verkaufte an mehrere Bäcker in Am­berg angeblich reines billiges Roggenmehl, teils aus Brotmehl gemischt mit etwas Weizenmehl. Das Mehl enthielt jedoch über 7 pCt. San- oder Pferdebohnenmehl.

* Kissiugen, 8. Sept. Der Reichskanzlei- Fürst Bismarck ist heute Nachmittag um zwei Uhr nach Berlin abgereist. (Es scheint in Berlin Wichtiges verhandelt zn werden.)

* Ein Junggeselle in Franksurr, der in einem Blatte eine Frau von angenehmem Aeußeru und seiner Bildung suchte, erhielt nicht weniger als 3648 Offerten. Die Rücksendung der eiu- gesaudtcn Photographien, 3112 an der Zahl, kostete den Heiratslustigen 786 Mark Porto. Zur Auserwählten wurde gemacht ein vermögens­loses Mädchen aus Hannover.

' Berlin, 6. Sept. Einer K. Ordre zu­folge führen für die Folge die gesamte Infan­terie sowie Jäger, Schützen, Pioniere, Eisenbahn­truppen als zweite Fußbegleitnng ein Paar Schnürschuhe aus wasserdichtem Stoff mit Leder­besatz mit ins Feld. Es sind dazu ganz leichte mit Leder besetzte Schuhe aus wasserdichtem Segeltuch gewählt worden, welche mit ledernen Riemen zngeschnürt werden. Diese L>chuhe gehen den einzelnen Truppenteilen nun nach und nach zu.

' Berlin, 7. Sept. Trotz des Dementis derNordd. Allg. Ztg." wird an den Vor­bereitungen zum Empfang des Kaisers in.Stettin wcitergearbeitet. Die als Geschenke für das Gefolge des Zaren bestimmten Wertsachen sind bereits an das Hosmarschallamt abgeliefert wor­den; die Mehrzahl der Zeitung glaubt immer noch mehr oder weniger an die Zusammenkunft.

* Berlin, 7. Sept. Der Reichstag wird anfangs November zusammentreten.

* Berlin, 7. Sept. Der Prinz Wilhelm von Württemberg verweilte einige Tage im strengsten Jncognito in Berlin und reiste heute früh nach Darmstadt weiter, um dem Vernehmen