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I Erscheint wochentl. 3mal: Dienstag, Donnere '2TD 74. I 'ag nnd Samstag und kostet in Altensteig 90 ^ o I im Bezirk 85 aufterbalb l das Quartal.

Dienstag den 28. Juni

Einrückungspreis der i ivalt Zeile für Altensteiq I .Oe-!, und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 ^ 1887 .

mehrmaliger je 6 auswärts je 8 ^ >

Tages-Polrtik.

Am Freitag hat der Kaiser nach seinem letzten Unwohlsein zum erstenmale eine Spazier­fahrt unternommen. Seine Tochter nnd treue Pflegerin, die Großherzogin von Baden, saß dabei rieben ihm im offenen Wagen. Die beiden hohen Herrschaften wurden vom Publikum en­thusiastisch begrüßt. Die Abreise nach Ems ist für den 2. Juli in Aussicht genommen.

Die Kaisermanövcr finden dieses Jahr in Pommern statt. Das 2. Armeekorps wird sich nach Beendigung der Divisionsmanöver am 12. September um Stettin znsammenziehen. Am 18. September ist die große Kaiserparade auf dem Exerzierplatz bei Krekow; am 14. das Korpsexerzieren oder vielmehr das Manöver des Armeekorps gegen einen markierten Feind und am 16. und 17. September Feldmanöver der beiden Divisionen gegeneinander.

In Kamerun ist eine kaiserlich deutsche Postanstalt eingerichtet und eröffnet worden.

Eine Nachricht zum Regiernngsjnbilänm der Königin Viktoria ist besonders für Deutsch­land von einer nicht sogleich erkannten Wich­tigkeit. Sie lautete dahin, daß Prinz Heinrich von Preußen mit einer Torpedoboot-Flottille nach der englischen Küste (Sheerneß) abgegangen sei. lieber diese Leistung unserer verhältnis­mäßig jungen Marine wird das Ausland sehr verblüfft sein; ein deutscher Prinz befährt mit einer ganzen Flottille der genannten kleinen Fahrzeuge die tückische stürmische Nordsee! Die Torpedoboote anderer Marinen haben bisher die Hochsee noch nicht vertragen können! Deutsch­land ist ihnen also hierin voran!

DieKrzztg? rühmt in einem militä­rischen Artikel die geräuschlose, aber sachkundige Thätigkeit des französischen Kriegsministers Ferron, welcher durch die Vermehrung der Kavallerie und des Friedensstandes der Infanterie- Bataillone die französ. Armee wesentlich stärke; an demselben habe Deutschland jedenfalls einen Gegner erhalten, mit dem es ernstlich werde rechnen müssen. Liberale Blätter heben dagegen hervor, daß Ferron die Bataillone ans 560 Mann bringe, während die deutschen Bataillone 544 Mann zählen; auch sei durch ihre sonstigen Eigenschaften die deutsche Armee der französischen immer noch weit überlegen.

Der Statthalter der Reichslande, Fürst Hohenlohe, hat neulich wieder Gelegenheit ge­funden, seinem Vertrauen in die moralische Eroberung des Reichslandes Ausdruck zu geben. Bei einem Festmahl, das ihm Schlettstadt vor einigen Tagen gab, entgegnete er auf den Toast des Bürgermeisters, daß es ihn gefreut habe, die Stadt Schlettstadt kennen zu lernen, die als alte treue Reichsstadt so reich sei an Er­innerungen aus einer deutschen Vergangenheit. Solche Erinnerungen seien es, die im Volke noch fortleben und sich bei Gelegenheit als Sympathien für deutsches Wesen offenbarten. Wenn auch die Vorkommnisse der jüngsten Zeit darauf hinzndeuten schienen, daß man sich von manchen Seiten diesen Sympathien gegenüber ablehnend verhalten habe, so sei ihm doch der herzliche Empfang der Stadt eine Gewähr dafür, daß man an einem Wendepunkt zum bessern angelangt sei, nnd er brauche nicht zu fürchten, daß die Behauptung gewisser französischer Blätter, unter der Tyrannei der jetzigen Regierung fei es im Lande nicht ausznhalten, bei der Be­völkerung Glauben finden würden. Er hoffe vielmehr, daß jetzt eine Zeit kommen werde, wo

ans dein vereinten Streben und Arbeiten für das Wohl des Landes erfreuliche Früchte hcr- vorsprießen würden.

Die französische Deputiertenkammer ver­warf mit 522 gegen 13 Stimmen den Antrag Maillard, wonoch alle Soldaten das politische Wahlrecht erhalten sollten.

- Frankreich handhabt neuerdings eine schärfere Grenzkontrolle gegen den Zuzug aus­wärtiger Anarchisten. 7 o zeigte z. B. der Prä­fekt des Departements Hochsavoyen der Genser Polizei an, das; die ans der Schweiz ausge- wicsenen Fremden, welche sich auf französisches Gebiet begeben, von Frankreich in Zukunft nicht angenommen, sondern sofort wieder an die Schweizergrenze befördert werden sollen.

Zwei Jahre lang hat der englische Spe­zialgesandte Drummond Wolfs zwischen Aegypten, der Pforte und England unterhandelt, um die Zukunft des Nillandes politisch zu sichern und den europäischen Gläubigern Aegyptens eine Ga­rantie auch für die Zukunft zu schaffen. End­lich nach zwei langen Jahren ist die englisch­türkische Konvention zu Papier gebracht worden nnd harrt nun ihrer Unterschrift durch den Sul­tan und die Königin Viktoria. In London und am Bosporus war die Feder schon einge- tancht, aber Frankreich und Rußland stießen die beiden zur Unterzeichnung Bereiten an, so das; es einstweilen statt der Unterschrift Klexe gab. Nun streitet man sich darüber, ob dieselben ans­radiert oder ob andere Reinschriften angefertigt werden sollen. Jst's auch nicht genau so, so ist's doch ähnlich jedenfalls befindet sich die ägyptische Frage wieder genau in demselben Sumpf, ans dem sie Drnmmond Wolfs mit heißem Bemühen endlich heransgezerrt zu haben glaubte.

Larrdesaachrichten.

^ Bern eck, 26. Juni. (Korresp.) Letzten Sonntag ist während des Vormittags-Gottes­dienstes über unsere Markung ein Hagel mit Körnern bis zur Größe von Haselnüssen, nnd namentlich für Gärten nicht ohne Schaden, nieder­gegangen.

Stuttgart, 23. Juni. (Heilsarmee.) Der famosen Heilsarmee ist es jetzt gelungen, eine Schaar in Eßlingen beschäftigter Arbeiter für den Herrn zu retten. Die geretteten Mann­schaften beabsichtigen kommenden Sonntag 10 Uhr öffentlich für ihre Rettung zu danken.

* Stuttgart, 24. Juni. Das Dunkel, welches die glücklichen Gewinne des ersten und zweiten Haupttreffers der Ulmer Münsterban­lotterie von 7.5000 M. und 30000 M. nm- giebt, ist noch immer nicht gelichtet, nur soviel ist gewiß, daß sie in die Kollekte des Herrn C. Breitmcycr hier fielen, der erst in voriger Woche noch, einen Posten von 10000 Stück Losen zum Verkauf übernommen haben und da­von einige 1000 Stück unverkauft auf Lager behalten haben soll. Man darf annehmen, daß Herr Breitmeyer selbst der glückliche Gewinner der beiden Haupttreffer ist.

* Horb, 22. Juni. Gestern ereignete sich in dem nahen Nordstetten ein erschütternder Un­glücksfall. Das 12jährige Söhnchen des dorti­gen Sonnenwirts Dampf wurde beim Abladen des Heues von der herabfalleudeu Aufzngswelle getroffen. Der Junge fiel vom Wagen auf den Boden und war ohnmächtig, erholte sich jedoch bald wieder und vergnügte sich später mit seinen Jugendgenossen auf der Gasse so heiter, als wäre ihm nichts zu gestoßen. Abends legte er

sich anscheinend frisch und gesund zu Bette. Als er diesen Morgen nicht zur gewohnten Zeit anfstand, sah inan nach ihm und fand ihn tot im Bette. Der Schrecken und die Bestürzung der Angehörigen ist unbeschreiblich.

* (Eine Wette), die namentlich Pferdeliebhaber interessieren dürste, gierig ein Bierbrauer in Willmandingen mit dem Pferdehändler Sch. von dort ein. Der erstere wettete gegen einen urkundlich zu deponierenden Betrag von 1000 M., mit seinem Pferd mittleren Schlags im Ge­wicht von 1214 Ztr. stark 4 Meter grünes buchenes Holz von Willmandingen auf den Markt­platz in Nottenbnrg zu führen. N. fuhr Mon­tag abend 7 Uhr ab nnd kam Dienstag morgen 8 Uhr ohne die Peitsche gebraucht zu haben, nach Nottenbnrg. Die Wette war somit glänzend gewonnen. Wer das Gewicht derartigen Holzes nur einigermaßen zu laxieren weiß, wird der Kraftieistnng des Pferdes gebührende Anerken­nung nicht versagen.

* (Ernte-Urlanb.) Wie in den Vorjahren wird seitens der Kriegs-Verwaltung auch Heuer wieder der sogen. Ernteurlanb und zwar wäh­rend der Zeit vom 11. bis 30. Juli erteilt werden.

' (Verschiedenes.) In Pfäffingen OA. Herrenberg feierte das Göhriug'sche Ehe­paar seine goldene Hochzeit. Anläßlich dieser Feier erhielt dasselbe neben verschiedenen anderen Geschenken von S. M. dem König und I. M. der Königin die huldvolle Gabe von Mark. InL o m er sh eim ist ein 17jähriger, taub­stummer Schuhmacher beim Baden in der Enz ertrunken. In Weikersheim suchte nnd fand ein dortiger Bürger, Wcingärtner W. F., seinen Tod in den Fluten der Tauber. Ans dem Eichhäuserhof bei Bonfeld wurde ein 14 Jahre altes Mädchen beim Heuabladen von einem Taglöhner, der mit der eisernen Gabel unvorsichtig hantierte, in den Kopf gestochen, so daß der Tod sofort eintrat. In Roig- heim wurde der Bauer Binder im Walde erhängt anfgefuuden. In Bellberg öffnete sich ein Mann die Pulsader. Als die Seinigen vom Felde nach Hause kamen, fanden sie ihn im Blute in der Wohnstube liegend und auf dem Tisch ein Papier, auf welchem geschrieben stand: Ich mag nicht mehr leben, behüt Euch Gott. In Ebingen hat ein Schadenfeuer in der kurzen Zeit von kaum 3 Stunden 15 Wohn- nnd Geschäftsgebände eingeäschert. 24 bis 27 Familien sind obdachlos. Der Schaden soll über 70000 Mk. betragen. Die am 21. d. Mts. ans dem Kriminalgefängnis U k*Kr ent­flohenen, in Ehingen allgemein gefürchteten Diebsgesellen Ditzingcr und Schwarz wurden eingeliefert. Dieselben wurden in Feldstetten durch Landjäger Moll festgenommen. Einer Bötin von Gaildorf, welche silberne Löffel im Wert von 180 M. zu einem Graveur nach Hall bringen sollte, wurden solche im Eisenbahn­wagen gestohlen.

* In Baden-Baden fanden zwei Flaschner­gehilfen, welche auf dem Dache eines dreistöckigen Hauses mit Anstreichen beschäftigt waren, durch Brechen des Gerüstes und Herabstürzen ihren Tod. Der eine, Gustav Selbstherr von Blochin­gen, OA. Sanlgau, Vater von jdrei Kindern, war auf der Stelle tot, der andere, der 18- jährige F. Wolf von Rastatt erlag einige Stun­den darauf seinen schweren Verletzungen.

* N en-U l m, 24. Juni. (Festnngsban.) Die 1. Fortifikation läßt gegenwärtig die Erdschichte