Mr. 70.

Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Donners ! rag »nd Samstag und kostet in Altensteig 90 im Bezirk 85 außerhalb 1 das Quartal. I

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Samstag den 18. Juni

Einrückungspreis der tipalt Zeile für Weitste« und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8 ^

1887.

An die Mer!

Geehrte auswärtige Abonnenten, welche sich den ununterbrochenen Bezug des Blattes

Aus den Hunnen"

beim bevorstehenden Quartalwechsel sichern möch­ten, sowie alle Lesefreunde laden wir ebenso höflich als geziemend ein, die Bestellung bei den Postämtern, Postexpcditionen und Postboten rechtzeitig erneuern, resp. bewerkstelligen zu wol­len. Es kann sowohl halbjährlich als viertel­jährlich zu dem bekannt billigen Preise überall abonniert werden.

Behörden, Industrielle L Private

machen wir gleichzeitig auf die vorteilhafte In­sertion im BlatteAns den Tannen" aufmerk­sam und ersuchen ergebenst um fleißige Jnseraten- Aufgabe.

Mit Hochachtung!

Altensteig. Redaktion u. Expedition

des BlattesAus den Tannen."

Amtliches.

Nagold.

Bekanntmachung.

Am 1. d. M. wurde von der Amtsversammlung be­schlossen : 1) Die Naturalverpflegung armer Reisender pro 1887/88 für die Monate März bis letzten Oktober An­gehen zu lassen, dagegen 2) solche für die Monate Novem­ber, Dezember, Januar und Februar wie bisher bestehen zu lassen Dieser Beschluß tritt vom 1. Juli 1887 ab in Kraft.

Auf Grund Beschlusses des Amtsversammlungs-Aus- schusses ist beabsichtigt, die ständigen landwirtschaftlichen (solche befinden sich übrigens keine im Bezirk) und forst­wirtschaftlichen Arbeiter, welche bisher berechtigt waren, den Ortskrankenkassen als Mitgli der beizutreten, durch statutarische Bestimmung der Amtsversammlung den be­treffenden Krankenkassen obtigcrtoritcH zuzuweisen, so daß diese Arbeiter, wie die gewerblichen Arbeiter, der Kasse gegenüber berechtigt und verpflichtet sind. Diese Absicht wird den Beteiligten hiemit kund gegeben, um ihre Aeuße- rung hierüber bei den betreffenden Ortsvorstehern schriftlich einzureichen oder bei denselben binnen 8 Tagen zu Proto­koll zu erklären.

Der Staats-Anz. enthält eine Bekanntmachung, betr. die Kündigung beziehungsweise Umwandlung des 4>/2proz. württembergischen Staatsanlehens vom 1. Januar 1877 im restlichen Betrag von 20080 200 Mrk. »nd zwar der Schuldverschreibungen Int. H. von Nr. 5207 bis 8272, LS. von Nr. 5207 bis 12870, 06. von Nr. 5207 bis 12870 und vv. von Nr. 10419 bis 12 065, 12067 bis 22,680. Diese L-chuldverschreibungeu werden auf den 15. September 1887 gekündigt. Den Inhaber» ist frei­gestellt dieselben gegen Schuldverschreibungen des gleichen Nennwerts eines 4proze»tigen württembergischen Staats- Nnlehens vom 14. Juni 1887 (Ziff. 3> umzutauschen, wobei die umzutauschenden gekündigten Schuldverschrei­bungen zum Nennwert, die neuen Schuldverschreibungen dagegen zum Kurse von 101 M. 50 Pfg. für je Einhun­dert Mark Nennwert berechnet werden. (Näheres ist aus dem St.-Anz. Nr. 137 ersichtlich.)

Tages-Politik.

In München ivurde am Montag in der St. Michaelshofkirche ein feierliches Hoch­amt für den verstorbenen König Ludwig II. abgehalten, dessen Todestag jährig war.

Im Hanse der Wittelsbacher hält der Dämon des Wahnsinns eine entsetzliche Ernte. Die Herzogin von Alenoon (eine Verwandte und einst die Braut des unglücklichen Königs Ludwig) mußte einer Privat - Heilanstalt für Gemütskranke übergeben werden.

Gegen den Anschluß Bayerns an die norddeutsche Branntweinsteuergemeinschaft hat sich der rechtsrheinische Ausschuß der bayrischen Spiritusinteressenten und Fabrikanten nunmehr

ausgesprochen. Die bisherige Großproduktion des norddeutschen Steuergebiets werde unter dem neuen Gesetz Bayern znm Schaden der ein­heimischen Brennerei überschwemmen. Es wäre deshalb besser, wenn Bayern sich dieser neuen Besteuerung des Branntweins nicht anschließt, sondern die gleiche Konsnmsteuer von 50 bezw. 70 Pf. mit Uebergangssteuer von 96 Mk. auf 3 Jahre selbständig nimmt und sein Reservat­recht unbedingt sesthält.

Ans die Nachricht hin, daß im Reichs- Gesnndheitsamte Beratungen gepflogen werden, wie der Verkehr mit Bier zu regeln sei, fand in Köln bereits eine rheinisch-westfälische Brauer­versammlung statt, um in der Dache Stellung zu nehmen. Dieselbe beschloß, beim Reichs-Ge­sundheitsamt zu beantragen, bei der Bierbe­reitung nur Gerstenmalz, Hopfen, Hefe und Wasser zuzulassen, alle Surrogate aber aus­zuschließen, insbesondere Maltose und Salicyl.

- Eine Zuschrift, welche der offiziösen Pol. Eorr." von Berlin zugeht, konstatiert, die politische Lage sei gegenwärtig eine so ruhige, daß man sich bereits in den Hochsommer ver­setzt glaube. Mit dem Abschluß der französi­schen Ministerkrise und mit dem damit verbunde­nen Rücktritt des Generals Boulanger ist, jener Zuschrift zufolge, eine Epoche der Beruhigung in den Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich eingetreten.

Die WienerNene Fr. Presse" mahnt Serbien an die Oesterreich schuldige Dankbar­keit. Es sei gleichgültig, wie der leitende Staats­mann heiße/daß aber in Belgrad keine Jntri- gnen gegen Oesterreich gesponnen werden, das dürfte in Wien erwartet werden. Oesterreich könne die eigenen Interessen von den Schwank­ungen der Parteipolitik nicht beeinflussen lassen. Es besitze den Willen und die Macht, jede Ge­fährdung abzuhaltcn. (Deutlich gesprochen!)

Ein Stückchen republikanischer Muster­wirtschaft in Frankreich haben der Post- und der Handelsministcr des zurückgetretencn Ka­binetts geliefert. Kurz vor ihrem Rücktritt haben sie ihre Günstlinge unter den Beamten ihres Ressorts noch so bedeutend im Gehalt verbessert, daß dadurch allen übrigen Beamten lange Zeit hinaus jede Hoffnung ans Gehalts­aufbesserung abgeschnitten ist. 800 Beamte des Postministeriums haben deshalb eine Beschwerde schrift an die Dcputiertenkammer gerichtet.

Infolge des Ukases, betr. den Erwerb von Grundbesitz durch Ausländer, haben sich in Ruß­land die Naturalisations-Gesuche außerordent­lich vermehrt. Aus dem einzigen Gouvernement Petrikau sollen in den letzten Tagen 2000 Ge­suche nach Petersburg abgegangen sein. Die Naturalisation wird jedoch nicht mehr so anstands­los bewilligt wie früher. Seit Ostern wurden viele Gesuche abschlägig beschicken, lleberhaupt können von nun an Fremde nur dann die Na­turalisation erhalten, wenn sie Dokumente über ihre absolute Entlassung ans dem deutschen Unterthanenverbande beibringen und Nachweisen, daß ihre Thätigkeit ihrem Wohnorte Nutzen bringt. Jüdischen Ausländern werden Natu- ralisationsgesnche unter keinen Umständen be­willigt.

Es ist eine bekannte Thatsache, daß dff Königin Natalie von Serbien eine pansla- wistische Stockrnssin ist und ihr jetziger Aufent­halt in der Krim den Charakter einer politischen Kundgebung trägt. König Milan steht unter etwas, das man im bürgerlichen LebenPan­toffel" bezeichnet. Die Königin scheint nun ge­

droht zu haben, nicht eher zu ihrem Galten znrückzukehren, als bis ein russensreundliches Ministerium in Serbien regiert, und um seine schöne Gattin zu erhalten, hat König Lustig wirklich den alten Ränkeschmied Ristitsch ans Ruder berufen. Trotzdem hängt Serbien auch in Zukunft recht sehr von Oesterreich ab; denn in der Länderbank zu Wien liegt ein ansehn­liches Päckchen serbischer Schuldverschreibungen.

In der spanischen Kammer wurde seitens eines Deputierten ein Antrag betreffend einen Znschlagszoll auf fremden Alkohol eingebracht.

Deutscher Reichstag.

Der Reichstag nahm am Samstag zunächst die Novelle znm Postdampfersubventionsgesetz in zweiter Lesung an, nachdem sich nochmals, wie bei der ersten Beratung, eine längere De­batte über die Nützlichkeit der Wahl von Genua als Anlegehafen der Mittelmeerlinic au Stelle von Triest entsponnen hatte. Eine Erledigung der Petition, welche sich aus die Organisation einer ostasiatischen Linie bezieht, wurde der Ge­schäftslage des Hauses wegen nicht beliebt. Dann ging das Haus zur Fortsetzung der Dis­kussion der Arbeiterschutzgesetzgebung in bezug auf die Frauenarbeit über, und zwar wurden die von dem Ausschuß formulierten Vorschläge bezüglich der Sonntags- u. Nachtarbeit, der Maxi- malärbeitsdauer, der Beschäftigung Schwangerer 2 c. zu Grunde gelegt und aus dem Hanse mannig­fach amendiert, Vorschläge, die größtenteils an­genommen wurden.

Am Montag beriet der Reichstag in erster Lesung den Gesetzentwurf, wonach es kaiser­licher Verordnung Vorbehalten bleiben soll, durch Reichsgesetz erfolgte Abänderungen von reichs­gesetzlichen Bestimmungen, die in Elsaß-Loth­ringen als Landesrecht zelten, ohne Mitwirkung des Reichsländischen Landesausschnsses in das Elsaß-Lothringische Landesrecht einzuführen. Der elsässiche Abg. Grad bekämpfte die Vor­lage als eine Beschränkung des Landesausschnsses. Die llnterstaatssekretäre Back und v. Puttkamer verteidigten den Gesetzentwurf, welcher keines­wegs eine Strafe für das Ergebnis der jüngsten Wahlen sein solle. Abg. Windthorst bat um Ablehnung der Vorlage. Ein Antrag ans Ans- schnßberatung wurde abgelehnt, der Gesetzent­wurf wird also im Plenum weiter beraten wer­den. Tann folgte die zweite Beratung der Branntweinsteuervorlage. Zn K 1, welcher das Prinzip und die wichtigsten Bestimmungen des Gesetzes enthält, lagen eine Reihe Abänderungs­anträge vor. Abg. Spahn (Zentrum) beantragte Herabsetzung der Steuer ans 35 und 55 Ps. Mit seiner Rede hatte die Debatte ihren Höhe­punkt erreicht. Sozialdemokrat Kräcker behan­delte noch einmal das Thema von der Bedeut­ung des armen Mannes und der Begünstigung reicher Brenner. Abg. v. Huene rechtfertigt die Kommissionsbeschlüsse und führte aus, daß die finanzielle Lage das Gesetz notwendig mache. Auch der Finanzminister v. Scholz griff noch mit einigen Bemerkungen in die Debatte ein. Schließlich wurde nach Ablehnung der Abände- ruugsanträge s; 1 nach der Kommissiousvorlage in namentlicher Abstimmung mit der Mehrheit von 212 gegen 7^ stimmen angenommen. In der Minderheit befanden sich die Deutschfrei­sinnigen und Sozialdemokraten, sowie dreißig Zeutrnmsmitglieder, darunter Windthorst.

Laudesaachrichten.

(Verschiedenes.) Der 19 Jahre alte