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AS 108. Amts- und Aiyeigeblatt für -m Oberamtsdeflrk Calw. 8«. r-hkMg.
Erscheinungstage: Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag. Jnsertionspreis !> Pfg. pro Zeile für Stadt u. Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Mittwoch, den 10. Mai 1911.
Bezugspr. i. d. Stadt '/zjähr!. m. TrSgerl. Mk. 1.SS. PostbezugSpr. f.i>. Orts-u. Nachbarortsverk. -/«jährl. Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk.1.30. Bestellg. in Württ. M Psg., in Bayern u. Reich 42Pfg,
Tagesuemgleiteu.
Tübingen 9. Mai. (Liebhabertheater.) Im Juni, zum ersten Mal am 15., sollen Freilichtaufführungen im Schloßhof stattfinden, nachdem die Genehmigung dazu erteilt worden ist. Und zwar wird man mehrmals unter Mitwirkung hiesiger Dame» und Herren au« Professoren-, städtischen und Studenten-Kreisen Schiller» „Braut von Messina" aufführen. Es hat sich ein Komitee gebildet, und mit den Leseproben ist bereit» begonnen -vordem Die künstlerische Leitung der Spiele hat Frau Obrist-Jrnicke.
Kusterdingen 9. Mai. (Phänomen.) Eine eigenartige Erscheinung konnte Sonntag abend 8 Uhr am südwestlichen Himmel beobachtet werden. Aus einer düsteren Wolkenwand löste sich plötzlich eine feurige, sich immer mehr vergrößernde Kugel, die sich ziemlich langsam abwärts bewegte. Nicht mehr allzuweit von der Erde entfernt, löste sich ein langer, feuriger Schweif ab, und kurz darauf erlosch da» ganze Gebilde wieder, eben so rasch, wie es erschienen war.
Weil im Dorf 9. Mai. (Rätselhafter Fall.) Ein Gefährt mit zwei Pferden bespannt, kam abends in raschem Tempo in unfern Ort. Der Fuhrmann war mit einem Seil auf den Bock gebunden. Da er sich in bewußtlosem Zustand befand, wurde von der Ortsbehörde nach Stuttgart telephoniert um seine Angehörigen zu benachrichtigen. Der Fuhrmann wurde noch in der Nacht abgeholt. Untersuchung ist eingeleitet.
Stuttgart 9. Mai. (Zur Stadtschultheißenwahl.) Die Volktpartei hat in stark besuchter Versammlung mit allen gegen drei Stimmen folgende Resolution gegen Lautenschlager und für Keck beschlossen: „Die Versammlung der Fortschrittlichen Volktpartei Groß-
Stuttgarts dankte dem Ausschuß für seine Bemühungen, eine gemeinsame Kandidatur mit den anderen Parteien herbeizuführen. Sie hält den von der Sozialdemokratie aufgestellten Kandidaten, abgesehen von den Verpflichtungen, die ihm seine Parteiangehörigkeit aufcrlegt, nach seiner Tätigkeit in de» bürgerlichen Kollegien in Degerloch und Stuttgart nicht für einen geeigneten Repräsentanten der hauptstädtischen Verwaltung. Sie bedauert, daß die Deutsche Partei e« abgelehnt hat, gemeinsam mit der Volktpartei die Kandidatur de» Oberbürgermeister» Keck oder de» Ministerialrat» Sigel aufzustellen, der sich in der Justiz und in der Eisenbahuverwaltung, sowie al» städtischer Gewerberichter hervorgetan hat und zur Annahme einer gemeinsamen Kandidatur bereit gewesen wäre und daß die Deutsche Partei durch einseitige Aufstellung eines ihrer Parteigenoffen die Solidarität des Gesamtliberalismus aufgegeben hat. Sie erachtet denjenigen Beamten der Staatsaufsichtsbehörde, der wie Regie- rungSM Laujenschlaaer al» Untersuchungsrichter Stellung gegen die städtische Verwaltung genommen hat, nicht für geeignet, diese Verwaltung gegenüber der Staatsauffichtsbehörde wirksam zu vertreten, auch wenn er seine Ansicht in der neuen Stellung ändern würde. Sie kann sich der Tatsache nicht verschließen, daß die Kandidatur Lautenschlager keine Zugkraft in der Bevölkerung besitzt und zahlreiche Wähler der Abstimmung fernhalten oder zur Abstimmung für den Gegenkandidaten veranlassen würde. Sie erklärt den Oberbürgermeister Keck angesichts seiner erfolgreichen Tätigkeit als Oberbürgermeister und angesichts des Vertrauens, da» er durch seine Tätigkeit, sein Auftreten und durch seine energische Wahrung der Selbstverwaltung gewonnen hat, für de« geeignetsten und auksicht»reichsten bürgerliche«
Kandidaten und wird nachdrücklich für seine Kandidatur eintreten."
Stuttgart 9. Mai. (Zur Stadtschultheißenwahl.) Die „Württemberg er Zeitung" verleiht ihrem berechtigten Zorn über das völlige Versage» der bürgerlichen Parteien bei der Suche nach einem gemeinsamen Kandidaten für die Stadtschultheißenwahl folgende treffenden Worte: So wäre man also heute — drei Tage vor der Wahl — glücklich so weit, wie vor 8 Tagen und 4 Wochen und 2 Monaten, wo doch bereit» bekannt war, daß für Herrn v. Gauß ein Nachfolger gesucht und gefunden werden müsse, nach all dem liegen die Dinge heute — 5 Tage, nachdem die Sozialdemokratie ihre eigene Kandidatur erstellt hat, im bürgerlichen Lager genau so, wie Mitte der vorigen Woche, wo eben da« Zögern der anderen Parteien die Sozialdemokratie veranlaßte, einen ihrer Leute auf den Schild zu erheben, um — ein Götterschauspiel für alle Welt — dem Bürgertum damit ein paar klingende Maulschellen zum Beweis ihrer — sehr richtigen — Auffassung zu versetzen, daß man bei den bürgerlichen Parteien eben sehr wohl über die Verneinungspraxi» der Sozialdemokratie zetern und wettern kann, selber aber auch in den wichtigsten Fragen da versagt, wo es praktische, positive Arbeit zu tun gilt. De» naheliegenden Hohne« über den bisherigen Gang und heutigen Stand der Dinge möchten wir uv» enthalten. Denn wo Tatsachen rede», kann man sich Worte sparen. Eine Frage aber muß man doch alle« Ernste» aufwerfe»: Wer gab Parteien, die ihre Unfähigkeit, zu Handel», so klar erwiesen haben, einen Auftrag, wer gab ihnen ein Recht, die Oberbürgermeisterwahl in die Hand zu nehmen, eine Einwirkung auf die Wählerschaft zu versuchen und sie bi» zum letzten
daß Sie Ihr Ehrenwort breche». Aber ich will Ihnen sagen, wie ich mir das alle» erklärt habe. Mein Bruder erzählte mir von Ihrer Kalamität. Sie hatten ehrenwörtlich eine bestimmte Summe zu beschaffen. Ich denke wir nun, Bettina erfuhr von Ihrer Not auf irgend eine Weise. Sie liebt Sie und die Augst um Sie trieb sie hierher. Ihr stand wohl da« Schicksal ihres Bruders vor Augen, und sie wagte da» Aeußerste, Sie vor einem ähnlichen Schritt zu bewahren. So erklärte ich mir ihren unbedachten Schritt. Hätten Sie beide doch Vertrauen zu mir gehabt. — Sie sind arm — Bettina besitzt nur wenig; eine Verbindung zwischen Ihnen wäre eine Unmöglichkeit gewesen. Nach dieser Affäre jedoch darf e» keine Unmöglichkeit in diesem Sinne mehr geben. Ich hoffe, Sie wissen, welcher Weg Ihnen einzig und allein bleibt, um meine Base zu rehabilitiere». — Nein — sprechen Sie noch nicht — hören Sie mich noch eine Weile an. E« fehlt Ihnen beiden also nur an Geld, um glücklich werden zu können. Die» Hinderni» will ich beseitigen. Ich stelle die Heirattkaution. Meine Base ist mir teuer wie eine Schwester — ich bin reich genug, ihr von meinem Vermögen abzutretev, was sie zu ihrem Glücke braucht. Ich denke, mehr braucht e» zwischen üu» beiden nicht, um un» zu verständigen. Mein Vater ist von ein Uhr an zu Hause anzutreffe». Wenn Sie um Bettina» Hand anhalten wollen, werde» Sie noch heute zu ihm gehe«. Nicht wahr?"
Bühren« Gesicht hatte sich gerötet. Ein lockende» Zukunftsbild stieg vor ihm auf. Seit gestern abend hatte er Bettina« süßes Gesicht nicht mehr vergessen können — und immer hatte er sich gefragt: Warum tat sie da«? Er glaubte fast selbst, daß sie ihn liebte, und dieser Glaube erfüllte ihn mit unruhiger Freude, der sich stille Trauer beimischte, weil sie ihm unerreichbar war. Und nun wurde ihm plötzlich eine Möglichkeit geboten sie sich für» Leben zu eigen zu machen. Sollte er sich da noch lange bedenken? Nein — nein — da griff er zu mit beiden Händen, um das Glück fefizuhalten.
„Ich werde um ein Uhr bei Ihrem Herrn Vater sein", sagte er
-«> Die Aßmaims.
Roman von Courths-Mahler.
(Fortsetzung.)
„Haben sie mir nicht» zu sagen, Herr von Bühren?"
Seine Worte klangen drohend. Bühren sah sehr bleich au». Es war ihm ein furchtbarer Gedanke daß Bettina Mißdeutung ansgesetzt war. Er atmete schwer.
„Ich wollte, ich dürfte sprechen, Herr Baumeister — aber mein Ehrenwort bindet mich," sagte er gepreßt.
Ernst fuhr sich wild durch das Haar. Die äußere Ruhe kostete ihn viel. Er lief einige Schritte auf und ab. Dann blieb er vor Bühren stehen.
„Eigentlich dürften wir jetzt nur noch mit de» Waffen in der Hand die Angelegenheit behandeln. Aber ich will zuvor versuchen, ob wir nicht zu einem friedlichen Abschluß kommen. Sie bindet ein Ehrenwort, da» Ihnen jedenfalls Fräulein Sörrensen abgefordert hat. Sie ist von einer geliebten Verstorbenen meinem Schutz anvertraut worden — und ich weiß — ich glaube bestimmt, daß sie nicht so schuldig ist als es den Anschein hat."
Bühren fuhr auf.
„Fräulein Sörrensen ist rein und schuldlo» wie ein Engel. Ich zolle ihr die ehrerbietigste Hochachtung, sie steht mir hoch über allen Frauen, glauben Sie mir das. Mein Ehrenwort, daß. ich jeden vor meine Waffe fordere, der e» wagt, ihre Reinheit anzuzweifrln," rief er mit Wärme uvd voll tiefen Empfinden».
Ernst atmete auf, als sei ihm eine schwere Last von der Seele genommen.
„Ich zweifle nicht an ihr. Daß sie aber bei Ihnen war, steht fest, und es gibt für mich nur eine Erklärung. Ich verlange natürlich nicht,