Geld unterstützt. Unlängst erfuhr nun seine Wohlthäterin, der Boppart die Ehe versprochen hatte, daß er bereits verheiratet sei. Sie machte ihm Vorstellungen und bittere Vorwürfe, erklärte ihm, daß sie ihn nicht mehr unterstützen werde, und verbat sich auf's entschiedenste seine Besuche. Trotzdem wagte er es, in ihrer Wohnung zu erscheinen, weshalb ihm dieselbe polizeilich verboten wurde. Am Samstag abend nun nach Einbruch der Nacht wagte er abermals die Wohnung seiner ehemaligen Geliebten zu betreten. Er fand die Frau mit ihren Kindern allein, verlangte stürmisch nach Geld, worauf man ihm die Thüre wies. Darüber geriet der rohe Mensch außer sich vor Wut, zog sein Schlächtermesser ans der Scheide und stieß es ohne weiteres der Unglücklichen zwischen der zweiten und der dritten Rippe auf der linken L>eite in die Brust; er brachte so der Frau eine mehrere Dezimeter lange, drei Finger breite klaffende Wunde bei, so daß die Ueberfallene, da die Hauptvenen des Herzens durchschnitten waren, sofort eine Leiche war. Der Mörder eilte von dem Orte der That nach der Herberge zur Heimat, kneipte dort ganz fidel darauf los und wurde verhaftet, als er sich eben an Wurst und Brot sättigen wollte.
* Berlin, 7. Febr. Die Reserven unserer Fnßtrnppen sind nunmehr im Besitz der neuen Magazingewehre und werden innerhalb zwölf Tagen mit demselben so umzugehen wissen, wie ihre Kameraden im stehenden Heere.
' Berlin, 7. Febr. Der Kaiser empfing heute vormittag den Flügeladjntanten Korvettenkapitän v. Seckendorf und nahm dann einen längeren Vortrag des Geh. Kabinetsrats v. Wilmowski entgegen. Nachmittags 4 Uhr erschien Staatsminister v. Pnttkamer zum Vortrag.
Berlin, 8. Febr. Die Konferenzen, welche der Reichskanzler in letzter Woche mit dem Kriegsminister hatte, gaben Anlaß zu dem Gerücht, es stünden besondere militärische Maßregeln in den Reichslanden bevor. Man spricht heute sogar von der Proklamiernng des Kriegszustandes in Elsaß-Lothring e n. Doch läßt sich nirgends feststellen, inwieweit diese Nachricht wirklich zutrifft.
"Berlin, 8. Febr. Die „Nordd. Mg. Ztg." reproduziert eine Meldung der „Berliner Polit. Nachrichten", wonach Graf Moltke einer konservativen Wahldeputation gegenüber die Situation als sehr ernst erklärte, mit der Ermächtigung, dies bekannt werden zu lassen.
" Straß bürg, 7. Febr. Der „Frkf. Ztg." schreibt ein Korrespondent von hier: Für einen Offensivstoß werden keinerlei Vorbereitungen getroffen, wohl aber sind für den Fall einer notwendig werdenden Defensive alle möglichen Maßregeln in der Ausführung begriffen. So sollen in Straßburg sechs neue Proviantmagazine errichtet werden. Das artilleristische Material der Festung ist der Gegenstand besonderer Auf
merksamkeit. In noch höherem Maße gilt dies von den Außenforts, deren Gewölbe und Kase- mattiernngen so verstärkt werden, daß sie auch den stärksten neuesten Explosivgeschossen widerstehen können. Sämtliche Außenforts werden übrigens mit einer stärkeren Besatzung als die übliche versehen, um dadurch in den militärischen Wohnnngsräumen der Stadt Platz für die Reservisten zu schaffen.
* Mülhausen, 3. Febr. Das gestern veröffentlichte und seitdem mit Beschlag belegte Programm des Herrn Lalance trug einen überaus provokatorischen Charakter. Die Gefühle der Elsaß-Lothringer seien heute, nach l6 Jahren, noch die nämlichen wie damals, ebenso seien die Interessen derselben durch gewaltsames Lostrennen von dem natürlichen Markt geschädigt und man habe sich in einem „armen" Lande Bahn brechen müssen. Die „N. Mülhauser Ztg." erwidert darauf, daß das Geschäft mit dem „armen Deutschland" das Vermögen des Herrn Lalance verdoppelt hat. Inzwischen ist die Sachlage durch das Auftreten des Gastwirts Schmidt aus Dörnach als Kandidat der Arbeiterpartei, gegenüber dem von den Sozialdemokraten aufgestellten Schreiner Hickel, eine andere geworden, und es dürfte mancher für den einfachen Mann stimmen, um dadurch den feindseligen Protestkandidaten bei Seite zu schieben.
* Ein Bäuerlein im Unter-Elsaß hat sich für den Kriegsfall vorgesehen. Es hat sich kürzlich, uni während des Krieges keinen Hunger zu leiden, 2 Zentner Kochsalz, 1 Zentner Zucker, 25 Pfund Kaffee, eine Menge Reis und andere Spezereiwaren gekauft, so daß es im Ganzen eine Rechnung von über 100 Mrk. zu bezahlen hatte. Doch, „wenn Herz und Mund sich laben, muß die Nafe auch was haben", das ließ sich unser Bäuerlein auch gesagt se n und vermehrte seine Einkäufe noch um 1z Zentner Schnupftabak, weil er auch während des Krieges feine Prise nicht missen will.
Ausländisches.
* Wien, 7. Febr. Die Kreditforderimgen der Regierung, welche sich auf 30 Mill. belaufen werden, sollen folgenden Zwecken dienen: 1) in Oesterreich die zurückgestellten Rekruten einzuberufen und in Ungarn die Ersatzreservistcn der vorjähr. Kontingente einzuberufen. 2) den Pferdebestand der österr. Kav.-Reg. um ungefähr 50 Pferde im Reg. zu verstärkeil. 3) in Galizien neue Magazine für Waffen, Munition :c. des Landsturmes zu errichten.
^ Wien, 7. Febr. Der frühere Hausbesitzer und Gastwirt F. Tychi in Leitomischl wurde samt seiner Gattin und seinem Sohn unter der Beschuldigung verhaftet, in den letzten fünfundzwanzig Jahren elf Morde vollbracht zu haben. Zur Entdeckung führte nach der Fr. Ztg. der Umstand, daß jüngst eine wohlhabende Dame, welche in Tichy's Gafthof logierte, plötzlich verschwand, worauf das Dienstmädchen alles verriet.
* Krakau, 4. Febr. Der W. A. Z. wird
bezeichnet, in welchem der Name des Kaisers und die seines Gefolges mit Goldbuchstaben ein- gcgraben sind. - Ter Polizeidiener von Roth (Mergentheim) legte sich in der Nähe des Karlsbades auf die Schienen und ließ sich vom Zug überfahren. Der Unglückliche war sofort tot. — In Gmünd wurde ein junger Kaufmann, der schon 5 Jahre in demselben Comptoir thätig war, ans einem Diebstahl ertappt und in Haft genommen. Bei derDurchsnchung seines Zimmers fand man nun im ganzen 8000 Mark teils in Papieren, teils in barem Geld, die er im Laufe der letzten Jahre widerrechtlich sich angeeignet hatte.
"Radolfzell, 5. Febr. Die „Fr. St." berichtet: Letzten Dienstag abend ertrank ein Brautpaar aus Steckborn zwischen Wangen und Steckborn. Dasselbe verließ die ansgesteckte Bahn und schlug den direkten Weg von Wangen nach Steckborn ein, wo das Eis noch manche schwache Stellen hat. Eine Frau, welche ebenfalls dabei war, konnte noch gerettet werden. Der Bräutigam ist der Sohn des dortigen Ochsenwirts. Die Leichen sind gefunden.
" München, 6. Febr. Die Sozialdemokraten hatten auf heute eine Volksversammlung ans dem Marienplatz angesagt. Dieselbe wurde indes verboten. Trotzdem waren auf dem Platze etwa tausend Menschen erschienen. Die Gendarmerie suchte um Vs3 Uhr den Platz zu säubern. Sie wurde mit Pfeifen und Hochs auf Vollmar empfangen. Da die Gendarmen nichts ausrichteten, übernahm nach der Fr. Ztg. das Militär die Säuberung, die ziemlich schnell von statten ging und sperrte die Straßen ab. Gegen 4 Uhr rückte das Militär ab, nachdem es zahlreiche Verhaftungen vorgenommen hatte.
* Ein im Kastenwesen erfahrener städtischer Beamter in Fürth hatte das Mißgeschick, eine 1000 Mark-Rolle in Gold mit einer 50 Mark- Rolle in Silber zu verwechseln und auszugeben. Die angestellten Nachforschungen blieben bisher fruchtlos.
* Frankfurt, 8. Febr. Der Versuch, die Börsenkurse auf einer ungesunden Höhe zu halten, ist gescheitert, denn es spottet fast jeder LLlchveitmug, .welche Unmassen von Papieren von überallher angeboten wurden. Die Kurse sielen rapide. Das Unglück hat es gewollt, daß die politischen Beunruhigungen in eine Zeit gefallen sind, wo die Börsenkreise zu großen Aufnahmen gar nicht fähig waren. Der „Aktionär" bemerkt hiezu: Die Frankfurter Börse hielt die politische Situation bis in die letzten Tage für bloße „Wahl-Machination" und mußte diese ihre Meinung sehr theuer bezahlen.
* In Frankfurt a.M. wurde ein erschreckender Mord begangen: Die Witwe Anim Heinz, Arbeiterin, Mutter zweier Kinder im Alter von 10 und 12 Jahren, stand schon seit längerer Zeit mit dem Metzgerburschen Boppart aus Marburg in Hessen in Verkehr. Boppart wurde von der Witwe sehr häufig mit
Die Ansiedler am Mnneöago-See.
(Fortsetzung.)
VII.
Der Tag, an dem die Ansiedler auf die verabredete Jagdexpedition in die tiefe Wildnis am Michigan-See ziehen wollten, war endlich erschienen. Alle verheirateten Männer hatten ihre Familien der freundlichen Obhut der Nachbarn empfohlen, da ihre Abwesenheit sich voraussichtlich bis gegen Dezember ausdehnen werde. Biberfallen und Jagdflinten waren in Ordnung gebracht, Schießbedarf und Lebensmittel in genügender Menge herbeigeschafft und alles schon am Abend vorher sorgfältig verpackt, damit man am nächsten Morgen zu früher Stunde aufbrechen konnte.
Die Jäger waren übereingekommen, sich am Seeufer zu versammeln und zwar an jener Stelle, die wir schon oft erwähnt und die allgemein mit dem Namen „Haywards Landungsplatz" bezeichnet wurde.
Nachdem nun am bestimmten Tage das Frühstück, das Mrs. Hay- ward mit besonderer Fürsorge bereitet, verzehrt war, ergriffen Vater und Sohn ihre Jagdtaschen mit den darauf geschnallten Decken und von der Gattin und Mutter Abschied nehmend, verließen sie das Haus und eilten mit raschen Schritten nach dem See. Als sie bei ihrem Kanoe am Landungsplätze eintrafen, sahen sie sich nach ihren Gefährten um, allein weder Auge noch Ohr konnten die Spur eines lebenden Wesens entdecken; ein leichter Nebelschleier lag über der weiten Fläche des Sees, der erst langsam durch den etwas frischen Morgenwind aus seiner tiefen Ruhe zu erwachen schien.
„Also die ersten am Platze", bemerkte Mr. Hayward lächelnd, indem er durch den auf der Natur ruhenden Nebel in die Ferne spähte. „Das ist brav, nach allen Ermahnungen, die man uns gab, uns nicht zu verspäten. Die Freunde können indes nicht mehr weit sein. Was meinst du?"
„Man sollte es allerdings nicht glauben; allein, bei dieser dichten, ruhigen Luft ist der schwächste Laut in sehr großer Entfernung hörbar und'doch kann ich selbst mit der angestrengtesten Aufmerksamkeit nicht das leiseste Geräusch wahrnehmen", entgegnete dieser. „Aber horch, was war das?" fuhr er nach einer Pause fort.
„Was hast du gehört?" fragte Hayward.
„Ich kann es nicht sagen", lautete die Antwort, „es war ein langgezogener, schriller Ton, der aus weiter Ferne mus dem Walde dort im Südosten oder über den See herzukommen schien."
„Es war vielleicht ein Wasservogel", bemerkte der Vater.
„Das mag sein", erwiderte Henry, „doch horch, da ist er wieder, es ist, als ob ich das Krähen eines Haushahnes hörte. Ah, jetzt fällt mir ein, daß es niemand anders sein kann, als Codmann. Weißt du noch, Vater, wie täuschend er bei der „Biene" krähte? Du sollst sehen, ich habe recht."
Die Vermutung des jungen Mannes bestätigte sich in der That bald, denn schon nach wenigen Minuten bog eine Kanoe um die waldige Landspitze und gleich darauf erscholl das gellende „Kikeriki!" des lustigen Trappers über den See in die widerhallenden Berge; schon nach wenigen Minuten ward der sonderbare Gruß von mehreren heitern Stimmen aus verschiedenen Richtungen erwidert, zwei Kanoes, jedes zwei Männer tragend, wurden sichtbar und flogen im raschen Wettlauf der Landung zu.
„Hurrah! Der Sieg ist mein!" jubelte Codmann, als er der erste war, der das Ufer erreichte. „Nun, Mr. Waters", wandte er sich an den Jäger, der schon im nächsten Augenblick sein Fahrzeug an die Landung brachte, „Ihr habt einen Gast bei Euch!"
„Ja", erwiderte dieser, auf einen großen, wettergebräunten, aber hübschen Mann von ohngefähr dreißig Jahren zeigend.
„Meine Herren", wandte Waters sich an die Gesellschaft, „Sie machen hier Mr. Carvilles Bekanntschaft. Er kommt aus den blauen