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Attmsteig, Dienstag den 16. Movemßer

1886

Um Schmieden die Vorbereitung zu der durch das Gesetz vom 28. April 1885, betreffend das Hufbeschlag­gewerbe, vorgeschriebenen Prüfung im Hufbeschlag zu er­möglichen, finden an den Lehrwerkstätten für Hufschmiede in Heilbronn, Reutlingen, Hall, Ulm und Ravensburg dreimonatliche Unterrichtskurse im Hufbeschlag statt, welche am Dienstag den 11. Januar 1887 ihren Anfang nehmen. Die Anmeldungen zur Aufnahme in einem dieser Kurse sind bis 14. Dezember d. I. bei dem Oberamt, in dessen i Bezirk sich die betreffende Lehrwerkstätte befindet, vorschrifts- ! mäßig einzureichen. (Näheres s. St.-Anz. Nr. 265.)

2 Prinz Waldemar von Dänemark, der gegenwärtig zum Besuche seiner Schwieger­mutter, der Herzogin von Chartres, in Frank- ^ reich weilt, ist von der großen bulgarischen Sobravje

zum Fürsten von Bulgarien gewählt worden. Selbstredend hat diese Wahl vorläufig noch keine > praktische Bedeutung und selbst die schon zuvor abgegebene Erklärung des Prinzen, die eventuelle Wahl abzulchnen, entscheidet noch nichts.

! Prinz Waldemar, am 27. Oktober 1857 geboren, ist das jüngste Kind des dänischen Königspaares, welch letzteres alle seine Kinder bisher »gut versorgt* hat, wenn der Ausdruck hier zutreffend ist. Eine dänische Prinzessin, Dagmar, sitzt auf dem russischen Kaiserthron, die zweite, Alexandra, ist die Gattin des eng­lischen Thronfolgers; der zwcitgeborcne Sohn ist König von Griechenland und Prinz Waldemar war vom russischen Hofe schon zu jener Zeit zum Fürsten von Bulgarien ausersehen, als der Fürst Alexander noch regierte; man will sogar mit Bestimmtheit wissen, daß vor acht Jahren, als die bulgarische Fürstenkrone noch neu war, dieselbe von dem damaligen russischen Thronfolger-, heutigem Kaiserpaare gleich dem jüngsten Bruder der jetzigen Zarin zugedacht war, und daß nur die Beliebtheit, deren sich der junge Prinz von Battenberg bei Alexander II. und dessen Gemahlin erfreute, der Kandidatur des Prinzen Waldemar tm Wege stand.

Schon nach der Krönung des jetzigen Zaren in Moskau, bei welcher Fürst Alexander zu­gegen war und sich eines wenig schmeichelhaften j Empfanges zu erfreuen hatte, war verstärkt die Rede davon, Prinz Waldemar solle den Fürsten j Alexander auf dem bulgarischen Thron ersetzen und nachher bekannten Familienzusammenkunft zu Kopenhagen im Jahre 1883, bei welcher auch Gladstone zugegen war, wurde diese Kandi- ^ datur mit großem Nachdruck in den Blättern gemeldet. Natürlich dachte damals die gebildete Welt kaum an die Möglichkeit einer gewalt­samen Entfernung des Fürsten Alexander.

Dem Herzenswünsche des Zarenpaares kommen nun die Bulgaren durch ihre Wahl , entgegen. Indessen, wenn zwei dasselbe thun, ist es nicht dasselbe. Rußland erkennt die So- branje nicht als^ zu Recht bestehend an und verweigert mithin auch deren Beschlüssen die Anerkennung. Ganz abgesehen von dem russischen Machteinfluß hätte diese Verweigerung kaum eine praktische Bedeutung, wenn es sich nicht gerade um die Wahl eines Fürsten handelte. Der letztere bedarf aber nach dem Berliner Vertrage der ausdrücklichen Anerkennung aller Großmächte und Rußland würde nicht folge­richtig handeln, wenn es den von der »rebel­lischen* Sobravje Erwählten anerkennen würde. Vielleicht ließe sich hiergegen geltend machen, daß Rußland auch jede Gemeinschaft mit den Urhebern des Putsches vom 21. August beharr­lich leugnete, gleichwohl aber auf die ihm er­wünschten Resultate jenes Verrats unter keinen Umständen verzichten wollte. In ähnlicher Weise könnte es der Fall sein, daß es zwar >dte Rechtsbeständigkeit der Sobravje und ihre Beschlüsse leugnete, trotzdem aber die Wahl des ! chm genehmen Prinzen Waldemar guthieße.

Doch darüber werden ja die nächsten Tage schon Aufschlüsse geben und man wird sich auch nicht durch dem entgcgenstehende bestimmte Aeußer- ungin aus Petersburg irreführen lassen dürfen.

Dieser Tage ist die Nachricht mit großer Gewißheit aufgetreten, daß Rußland den Mächten dev Fürsten Nikolaus von Mivgrelien als Kandidaten vorgeschlagevhabe. Der Vater dieses Prinzen hat sein Reich an Rußland abgetreten und der Prinz selbst ist russischer Pensionär. Seine Erwählung würde aus Bulgarien völlig einen russischen Vasallenstaat machen. Jeden­falls werden die Dinge am Balkan jetzt eine schnellere Entwickelung zeigen. Dem in Frank­reich weilenden Prinzen Waldemar ist seine Ern ählvvg von der Regentschaft und der Regi- ruvg bereits telegraphisch angezeigt und eine besondere Deputation wird sich zu ihm begeben.

In den letzten Tagen sind die russischen Aufwiegelungsversuche in verschiedenen Garntson- städlen fortgesetzt worden, so in Slivno und in Rustschuck ein Beweis für die andauernde Feindschaft Rußlands gegen die Regentschaft. Karawelow, den män als Stimmungsbarometer betrachten darf, ist aus der Regentschaft aus­getreten. Er will an der Wahl des Prinzen Waldemar auch nicht indirekt teilhaben, hat mithin auch keine Hoffnung, daß der Prinz wirklich den Thron besteige, und hält sich als Ministerpräsident für den wirklichen zukünftigen Fürsten in Bereitschaft. Lehnt Prinz Waldemar endgültig ab, so werden auch die andern beiden Regenten, Stambulow und Mutkurow, zurück­treten und alsdann ... hat Rußland seinen Willen ganz durchgesetzt, wenn ihm in letzter Stunde nicht noch Oesterreich und England ein Halt zurufen.

Tagespolitik.

Der Reichskanzler ist am Mittwoch abend von Varzin zu mehrtägigem Aufenthalt in Berlin eingctroffen. Seine Anwesenheit in Berlin gilt offenbar weder den Bundesrats- noch Reichstagsangelegenhetten, sondern der auswär­tigen Politik, besonders der Stellung der Großmächte zu einander wegen der bulgarischen Krisis.

Im Spremberger Sozialistenprozefse wurde einer der Angeklagten freigesprochen, sechs wegen einfachen Aufruhrs und Auflaufs zu je 3 Monaten, einer zu 2 Monaten, zwei zu je 1 Jahr 2 Monaten und die übrigen zu je 1 Jahr Gefängnis verurteilt.

Der Gründung einer überseeischen Bank wendet die Reichsregierung fortgesetzt ein leb­haftes Interesse zu. Wie die ,N. Pr. Ztg/ vernimmt, haben in diesen Tagen hierüber ein­gehende Besprechungen mit Vertretern der hohen Finanzwelt stattgefunden.

Aus dem Etatsentwurf des auswärtigen Amtes ist zu erkennen, daß die Reichsregierung die Verhältnisse in den deutschen Schutzgebieten nunmehr als so gefestigte und in bezug auf das Bedürfnis so klar gewordene ansteht, daß sie die Stellen der dortigen Beamten in fester Form auf den Etat bringt, während bisher ein Pausch­quantum von 248 000 resp. 200000 Mrk. für »die Remunerierung von Beamten und zur Aus­führung von unbedingt erforderlichen Bauten* gefordert und auch bewilligt worden war.

In den Delegationen zu Pest geht es ziemlich ernst her. Der frühere Reichskanzler Andrassy tritt offen gegen den jetzigen Leiter der österreich-ungarischen auswärtigen Politik, Grafen Kalnoky, auf. Die ungarische Delega­tion will bestimmte Bürgschaften dafür fordern, daß die Entwicklung der Dinge in Bulgarien nicht den ausschließlichen Einfluß Rußlands

herbetführe, Kalnoky wird mit friedlichen Er­klärungen antworten und dann die Vertrauens­frage stellen. Sollte Rußland in Bulgarien rücksichtslos fortschretten und die Delegation sich dadurch veranlaßt sehen, die Vertrauens- srage zu verneinen, so wäre der Rücktritt Kal- nokys als Drohung gegen Rußland wahrschein­lich, ohne daß damit aber schon der Krieg ent­schieden wäre, da auch Andrassy sich für mög­lichste Vermeidung des Krieges ausspricht.

Mit dem an der Cholera gestorbenen Generalresidenten vo» Tonkin, Paul de Bert, ist ein Politiker der französischen Republik zu Grabe getragen, der das Schoßkind der Gam- bettisten, ein Busenfreund des ihm im Tode vorangegangenen Gambetta, ein tüchtiger Ge­lehrter, aber nichts weniger als ein brauchbarer Vrrwaltungsbcamter war. In Tonkin hat er bei den französischen Generalen kein rechtes An­sehen genossen; die Gründung des »Tonkin« ordevs* hat ihm vielen Spott eingetragen. (Paul de Bert ist übrigens 53, nicht wie manche Blätter irrtümmlich angaben: 33 Jahre alt geworden.)

In der Thronrede, mit welcher die belgischen Kammern eröffnet wurden, kündigt der König umfassende sozialpolitische Vorlagen zur Hebung des Arbeiterstandes an. Um den durch sozialistische Agitatoren aufgeregten Ar­beitern einen Beweis der Versöhnlichkeit zu geben, verspricht der König in der Thronrede, daß er gegenüber den zu außergewöhnlich schweren Strafen verurteilten Rädelsführern und Teil­nehmern der Exzesse vom Frühjahr im weitesten Umfang von seinem Begnadigungsrechte Gebrauch machen werde.

- Es ist nicht unwahrscheinlich, daß der Anregung Englands Folge gegeben und daß eine Konferenz zur Regelung der bulgarischen Angelegenheiten zusammentreten wird.

Die,Avisen', ein angesehenes Kosten- Hagener Blatt, schreiben: »Der Thron, den die bulgarische Sobranje dem Prinzen Waldemar anbieten kann, anzuvehmcn, ist unter der Würde eines dänischen Königssohnes. Die Stellung eines russisch-iürkischen Vasallenfürsten von Bul­garien und die eines Generalgouverneurs des Sultans in Ostrumelien wird keinen dänischen Prinzen in Versuchung führen. Auch die etwaige Königskrone des vereinigten Bulgariens, wenn sie überhaupt von den Mächten zugestanden werden sollte, was aber sehr unwahrscheinlich ist, würde für den Bruder der Kaiserin von Rußland und des Königs von Griechenland wenig Anziehungskraft haben. Eben diese verwandt­schaftlichen Beziehungen würden seine Stellung im höchsten Grade erschweren und binnen kurzem ganz unmöglich machen.*

Rußland hat zwar wiederholt versichert, daß es eine Besetzung Bulgariens nicht beab­sichtige, bereitet sich aber trotzdem auf alle Fälle vor. Nach Meldungen aus Odessa haben sämt­liche Kommandos der in den südrusstschen Gou­vernements Cherson, Jekaterinoslaw, Charkow, Beffarabien und Taurien garnisonierenden Trup­pen aus Petersburg den Befehl erhalten, ihre Mannschaften jeden Augenblick marschbereit zu halten. Gleichzeitig wurde die Gesellschaft für Dampfschifffahrt auf dem Schwarzen Meere aufgefordert, je zehn Dampfer in Nikolajew, Odessa und Sebastopol bereit zu halten. In den ge nannten Hafenstädten herrscht außerordentliche Rührigkeit; Proviant und Fourage werden in grober Menge angekauft und in den Häfen auf­gespeichert.

In einem Artikel des amtlichen War­schauer Blattes, dem »Warschawski Dnjewnik* ist folgendes zu lesen: »Polen ist nicht glück­lich in seinen Neigungen. Es gab sich hin der