alsbald eingehändigt. Der Graf hatte es zur Bedingung gemacht, daß das Geld nur ausge. zahlt werden solle, wenn die drei Finder durch Unterschrift bestätigt haben würden, über die Verteilung des Geldes einig zu sein.
* In dem in der Nähe der Stadt Brilon (Regierungsbezirk Arnsberg) liegende» Walde hat vor einigen Tagen ein entsetzliches Verbrechen stattgefunden. Ein junger Arbeiter erschlug mit einer Axt ein 23jähriges Mädchen uyd deren jüngeren Bruder und entleibte sich nach dieser That durch Erhängen. Die Ursache der Brr« brechen ist bis j tzt nicht ermittelt worden. Das Äuffinden der Leichen geschah bei Absuchung des Waldes.
Von einem geradezu empörenden Menschenhandel hat dem Weißens. Krbl. zufolge der Magistrat inWeißenfels (Provinz Sachsen) Kenntnis erhalten. Von einer rheinischen Bürgermeisterei war gemeldet worden, daß dort einem Seiltänzer ein kleines neunjähriges Mädchen wegen schlechter Behandlung entlaufen sei und in einer Familie Unterkunft gefunden habe. Das Kind war schlecht genährt und mangelhaft gekleidet, so daß die Behörde das Kind zurückbehielt. Der zur Rechenschaft gezogene Seiltänzer wies sich betreffs des Kindes mit einem Geburtsschein der Weißenfelser Kirchen« behörde aus, aus dem hervorgeht, daß die arme Kleine von W. ist. Der Seiltänzer will das Kind von einem seiner Kollegen in Eisleben für die Summe von 3 M., dieser letztere es vom Zirkusbesitzer W. Althof gegen eine Zahlung von 6 M. und dieser es wieder von der Mutter erhalten haben. Gegen die Menschenhändler aber wird mit aller Strenge des Gesetzes vorgegangen werden.
Ausland.
* Wien, 2. Novbr. Der König Christian von Dänemark weilt seit Samstag in Gmunden. — Zu Triest erkrankten 1 und in Pest 4 Personen und starben 4 an der Cholera.
* Pest. In der Gemeinde Bavanistic ließ der Gendarmerte-Postenführer Balogh zwei unbändige Individuen durch vier Gendarmen nach der Kaserne eskortieren. Als die Betreffenden unterwegs dem Postenführer beleidigende Worte zuriefen, befahl dieser den Gendarmen, sie nieder- zuschießen. Die Gendarmen weigerten sich anfangs, diesen Befehl zu vollziehen, mußten aber schließlich nachgeben, da Balogh ihnen drohte, daß er sie wegen Ungehorsams niederschießen würde. Als nun die beiden Opfer tot zu Boden sanken, befahl Balogh, die Leichen wegzuschaffen und schoß sich hierauf eine Kugel durch den Kopf.
* Paris, 1. Nov. Gemachte Enthüllungen des Admirals Aube in der Kommission über den Zustand der französischen Flotte haben das Land in die größte Aufregung versetzt. Die Presse beschwört das Parlament, nicht mit dem Gelbe zu feilschen. Diese Enthüllungen dürften Frankreich bestimmen, die ezyptische Frage ruhiger zu nehmen.
* Paris. Der Armee-Ausschuß der Deputiertenkammer hat die allgemeine dreijährige Dienstpflicht mit der Beschränkung angenommen, daß diejenigen jungen Leute, Mche nach zweijähriger Dienstzeit durch eine Prüfung die Bps« leiidung ihrer Ausbildung Nachweisen, entlässen werden können. Mer die Zulassung zu dieser Prüfung entscheidet das Los.
* Paris, 2. Nov. Der Luftschiffer Godard ließ vorgestern im Tuilerienhofe vor einer zahlreichen Zuschauermenge seine „Luftdynamiteuse* aufsteigen. Dieselbe ist mit geheizter Luft gefüllt und trägt die Heizvorrichtung; mittelst eines Ventils läßt man das Fahrzeug nach Belieben steigen oder sinken, um günstige Luftströmungen aufzusuchen. Godard fuhr mit großer Sicherheit mehrmals auf und nieder.
* EineinterefsanteBerechnung bringt eine jüngst in Paris erschienene Broschüre über Finanz- reform. Sie stellt die Kosten der verschiedenen Regierungen Frankreichs seit Anfang dieses Jahrhunderts zusammen und kommt zu dem Ergebnis, daß dem Lande pro Stunde gekostet haben:
Konsulat und erstes Kaiserreich 115000 Fr.
Restauration (1814-1830) 119000 »
Regierung Louis Philipps . 150000 .
1848er Republik .... 173000 »
Zweites Kaiserreich . . . 349000 »
die jetzige Republik bis 1882 405000 »
und seitdem. 463000 »
* Brüssel, 2. Nov. Der »N. Z. Ztg." wird gemeldet: Eine Gruppe von Soldaten fraternisierte gestern in Charleroi mit den Sozialisten; sie sangen die Marseillaise und begleiteten die Sozialisten tanzend bis zum Bahnhof. Ein Unteroffizier harangierte die Sozialisten und erklärte, die Armee habe nur aus Zwang die Arbeiter beschossen. Der Vorfall erregt allgemeines Aufsehen.
* London, 1. Nov. Wie der Manchester Guardian erfährt, wird das nächste englische Budget bedeutende Mehrforderungen für Heer und Flotte stellen, weil die Regierung entschlossen ist. die größten Opfer vom Volke zu fordern, um die Kriegsrüstunz zu verstärken und das Heer, sowie die Marine aus der Verwilderung herauszureißen, in der sie sich befinden.
* Petersburg, 3. Nov. Das Petersb. Journal sagt, eine gestern publizierte amtliche Kundgebung bezeichne die Grenzen der Geduld und Mäßigung Rußlands, welches von dem Wunsche beseelt sei, die Bulgaren nicht für die schlechten Handlungen der Machthaber verantwortlich zu machen. Es müsse hoffen, die Machthaber würden begreifen, daß sft nicht ungestraft auf diesem Wege verharren dürfen. Die Freilassung der Offiziere habe nur einer wichtigen Forderung Kaulbars genügt. Die Ratschläge, welche den derzeitigen Inhabern der Gewalt erteilt werden würden, dürften dieselben vielleicht zur richtigeren Beurteilung der Lage und der Interessen Bulgariens führen.
* Konstantinopel, 3. Nov. Auf Weisung der h. Pforte hat der türkische Botschafter in
London, Rustem Pascha, seine Vorstellungen beim Staatssekretär Lord Zddesleigh bezüglich Egyptens eingestellt. Der Gegenstand wird nicht weiter erwähnt.
* Konstanttnovel, 3. NsvZr. White
überreichte dem Sultan iu feierlicher AudW seine Kreditive ajs tMximisttsHer eviglMA Botschafter und hatte später eine PttoälandWz beim Sultan. , ... ,
* Sofia, 4. Nov. .Hie Gerächte vom Rücktritt des Kabinets dauetn an. Ein KoimprÜmiß mit Zankow wegen dessen Enitrttt ist jedoch gescheitert.
* Tirnowa, 2. Nov. Die Generalkonsulate in Sofia, mit Ausnahme des russischen,- ..schickte« nach der Fr. Ztg. ihre Bizekonsulu hierher. Der österreichische wurde von eiuer RäitberbaMe angegriffen und geplündert.
* Rust.schuk, 2. Nov. Auf de» Befehl des HöchÄommandierenden der Schwarzen Meer- flotte veMen sich, wie das Fr. I. meldet, sechs russische Kriegsschiffe, drei davon mit Torpedos, nach Bulgarien.
* Hall, 3.Nov, VieMrMgebnH. Zu- getrieben: 216 Ochsen, 261 Kühe unfl W6St. Schmalvieh. Verkauft: 162 Ochsen, 126 Kühe, und 174 St. Schmalvieh. Die Preise beweisen sich bei 1 Paar Ochsht zwischen 28—45 Karoktu, bei Kühen zwischen 1Ü5 bis 325 Mark und bei Schmalvieh von 80—260 Mark. Umsatzfumme etwa 111657 Mark. Handel und Verkehr mittelmäßig. Von Handelsleute« wurden namentlich Schmalvieh und Kühe zum Verkaufe gebracht.
* Nürnberg, 3. Novbr. Die neuerdings drohende Erhöhung des Hopfenzolls in Rußland würde die Ausfuhr doxthju fast ganz unmöglich machen und die Wdürch entstehende Schädigung würde um so fühlbarer werden, da bst der Uebererzengung i u Hopfsnbau jede Verstopfung eines ASzugskaaals den heimischru Markt uoch mehr überlasten und eine wettere Pre'seinschränkungherbeifühcen würde. Die Besitzer mehrerer hiesiger bedeutender Hopfeuhand- lungen, welche große Mengen Hopfen nach Naß. land ausführeu, habe« bereits Bespcechungeu gehalten, um dem drohenden Nachteil entgegen« zutreten. Es Meht die Abficht, die Vermittlung des Reichskanzleramts auzurufen, um die sowohl dem Handel als der Landwirtschaft in" Aussicht stehende Benachteiligung zu vereiteln. Altensteig. Schrarrnerr-Zettel vom 3. Nov.
Alter Dinkel . .
7 20
7 — 6 80
Neuer Dinkel . .
6 50
6 25 6 —
Haber ....
5 50
5 15 4 80
Gerste ....
.
8 —
7 50 7 —
Bohnen....
7 —
6 90 6 80
Waizen ....
- -
9— -
Roggen....
.
8 —
7 80 6 80
Welschkorn . . .
.
—
7 50 -
Biktnalienvreise vom 3.
November.
Vr Kilo Butter .
. . 75Pfg.
2 Eier ....
Für die Medaktton veramworrlrch: Är.
ritieker, Alrensteig^
Mit der Zeit wurden auch jene Seufzer der Warteaugst '.mmer lauter, heftiger, kürzer auf einander folgend, zu Monologen der Verzweiflung.
»Es ist unmöglich länger —* stieß ec dumpf endlich hervor, »welch' ein furchtbarer Zufall hält ihn gerade jetzt fern. Nur noch wenige Minuten, und ich soll meine Ehre preisgeben. »Du sollst es bereit finden", sagte er — »bestimmt, verlasse dich darauf!" Vielleicht
— wer kann wissen?" — O, der Arglose, noch ahnte er die Schurkerei nicht.
In demselben Augenblicke stand er vor dem Schreibtische.
Sein Antlitz zuckte; allmählich, während seine Nagen stier ans das Fach gerichtet standen, rang der verzweifelte Entschluß sich herauf.
Jetzt — j.tzt hebt die Uhr zum Schlage auf Zwölf. Da — er hört's noch, einen Blick wirft er auf sie, einen zweiten zur Thür hin, seine Appen murmeln:
»Es muß sein! Am Ende ist es auch kein Verbrechen, da er mein Freund ist. Die Not des Augenblicks wird mich rechtfertigen. Halb ist es ja schon mein Geld. Ich darf es nehmen. Komm's wie's kommt." Und da ist auch seine Hand schon am Fach, reißt es aus, ein erleichterter Atemzug — denn da liegt es ja, wohlgezählt Thaler bet Thaler, genau gerade die Summe, »also für mich schon bestimmt!" jauchzt er fast, im nächsten Augenblick bat er die Geldscheine in seinem Notizbuch, das Fach wieder geschlossen. Hals über Kopf stürzt er hinaus, und Wilborn schlägt hinter ihm ein höhnendes Lachen auf:
»Das Verderben über dich,. Elender! Ich habe gesiegt."
Noch am selben Tage denunzierte er den Studiosus Harn wegen
— gemeinen, Diebstahls, noch am selben Tage wurde auf Requisition des Staatsanwaltes der Aermste gefänglich eingezogen, danach auf eigenes
Geständnis hin verurteilt zu—wir wissen nicht recht, wie mel Monaten Haft, gleichzeitig infam relegiert, — endlich nach verbüßter Strafzeit verschwand er aus K.'s Mauern — spurlos für die, welche er trauernd
zurückließ, außer Mathilden, die-nun, das übrige weiß der
Leser; ihm ist's auf den ersten Blättern dieser Geschichte bereits mitgeteilt.
Und so endet auch Mlborus reuevolles Bekenntnis hiermit. — Auf der Brust seines Zuhörers lüg es noch eine schweigsame Weile wie cin Alp. Schreck und Erschütterung aber, nicht Abscheu — erbarmendes Mitleid, nicht Verachtung, empfand er in dem Maße bei sich, daß er erst mühsam nach einem Wort ringen mußte. Endlich sprang er hastig empor, machte ein paar Gänge durchs Zimmer, und dann erst wieder nahe zu Wilborn tretend, der seine Stirn tieftraurig tu beide Hände, die auf dem Tisch ruhten, gesenkt hielt, begann er:
»Also, armer Freund — dieser Horn, von dem dn eben erzählt, und der Schauspieler — sind eine Person?"
»Ja", hauchte der Doktor.
»Und sein Weib — Mathilde? Hm! hm!"
Wieder entstand eine Pause. Der Anwalt nahm seine Zimmer- wanderung wieder auf; dann aufs neue stehen bleibend, stieß er nun selbst tief anfsenfzend hervor:
»Ja, das ist eine gar schlimme Geschichte. Denn nun fragt es sich, wie soll das jetzt werden?"
Ein Swhnen war Wllborns einzige Antwort.
(Fortsetzung folgt.)