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Mr. 104.

Attenkeig, Dienstag den 7. September

1886

Tagespolitik.

Windthorst hat den Breslauer Katho­likentag mit einer Rede geschloffen, in der er die kräftigste Agitation in allen Ländern für die Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papsttums empfahl.

Aus allen Teilen des Reiches find Meldungen eingelaufen, welche über die Feier des Sedantages berichten. Dieselben bekunden, daß die Feier in der hergebrachten Weise unter zahlreicher Beteiligung stattgefunden hat und daß der Tag von Sedan sich immer mehr als Nationalfest einbürgert.

Am 10. d. tritt in Genf wieder der Internationale Friedenskongreß zusammen. Auf der Tagesordnung stehen diesmal folgende Punkte: »Neutralisierung der Dardanellen und des Bal­kans; Errichtung eines internationalen Schieds­gerichts.* (Gutmütige Schwärmer! In späteren Jahrhunderten mögen ihre Ideen durchdringen; in unseren Tagen aber harren noch viele Fragen einer Lösung, die nur durch »Blut und Eisen* erfolgen.)

Bei der 100jährigen Geburtstagsfeier des Gelehrten Chevreul hielt Boulanger wieder eine Rede, in der er der »düsteren Stunden des Bombardements von Paris 1871* und des ent­rüsteten Protestes gedachte, den Chevreul dagegen erließ. Dieses Wachrufen der Erinnerung an jene Zeiten rief stürmische Beifallssalven hervor. Boulanger versteht sich eben aufs Beifallhaschen.

Der Gcneralrat des Herault-Arrondisse- ments hat trotz der Einsprache des Präfekten den »Wunsch* angenommen, daß die Güterder Familie Orleans eingezogen und National, etgeutum werden sollten. (Frankreich würde dabei nur ein schlechtes Geschäft machen, denn die schlauen Orleans find nur dem Namen nach Besitzer ihrer Güter in Frankreich; sie haben dieselben durchweg so hoch mit Hypotheken be» lastet, daß kein Privatmann sie ohne Schaden übernehmen könnte.)

Die industriellen Kreise Belgiens wün­schen dringend den Abschluß einer Zollvereinig­ung mit Holland. Das Ministerium hat in der That ernstliche Anstrengungen gemacht und ist auch jetzt wieder damit beschäftigt, eine Ver­einigung zu stände zu bringen; bisher sind aber alle Versuche gescheitert. Die Freundschaft zwischen beiden Ländern ist trotz aller offiziösen Ver­sicherungen nur eine sehr oberflächliche.

Für das Ministerium Salisbury er­wachsen nicht nur in Irland Schwierigkeiten, die der dorthin geschickte General Buttlcr gewalt­sam beseitigen soll, sondern auch die schottischen Kleinbauern sind samt und sonders in das Lager der Unzufriedenen übergegangen. Im Unter­hause wurde ein Antrag zu gunstcn derselben abgelehnt und regierungsseitig erklärt, jene Bauern hätten nicht etwa unter schlechten Ge­setzen zu leiden, als vielmehr weil sie dem Rate von Leuten folgten, die thatsächlich ihre Feinde seien.

Der englische Marincminister Hamilton äußerte bei einem Bankett: Er hoffe, daß die Begeisterung und Ergebenheit des Volkes für den Fürsten Alexander, die sich anläßlich des abscheulichen Komplotts kundgegeben habe, den Fürsten für immer gegen ähnliche Anschläge sichern werde. Wenn gewisse Blätter von Kriegs- Vorbereitungen in Europa sprächen, so sei er, der Minister, der Meinung, daß es niemals eine Zeit gegeben habe, wo die Völker Europas mehr zum Frieden geneigt gewesen seien, als in diesem Augenblick. Er hoffe, diese Gesinn­ungen der Völker würden in Zukunft einen vor­herrschenden Einfluß auf die Politik ihrer Re­gierungen ausübev.

Es lag schon lange im Plan des Zaren, sich zum Kaiser von Mittelasien krönen zu lassen, um so seinem Ansehen bet den dortigen halb­wilden Völkern ein Gegengewicht gegen das der Königin von England zu geben, welche bekannt­lich den Titel »Kaiserin von Indien* führt. Diese Absicht soll nun ausgeführt werden, nur wird der Zar nicht, wie ursprünglich beabsich­tigt war, deshalb nach Samarkend reisen, sondern die Sache durch einen Mas besorgen und dann in Khiwa, Bokhara, Georgien und Samarkend Festlichkeiten abhalten lassen.

Die Rusfifizierung der Ostseeprovinzen wird beharrlich fortgesetzt. Eine neuerlassene Vorschrift des »Ministers der Volksaufklärung* an die Direktoren der mittleren Lehranstalten lautet: »In den mittleren Lehranstalten, in welchem der Unterricht in russischer Sprache er­teilt wird, muß der Religionsunterricht für Zög­linge evangelisch-lutherischer Konfession gleichfalls in dieser Sprache erteilt werden.* Es handelt sich also nicht um ein »darf* sondern um ein »muß.*

Die Pforte hat auf Antrag des rus­sischen Botschafters in Konstanttnopel ihren Ver­treter in Bulgarien angewiesen, dem Fürsten Alexander zu empfehlen, gegen die Urheber des Staatsstreichs vom 21. v. M. Gnade walten zu lassen. (Rußland verlangt, daß seine Schergen begnadigt werden, gibt aber dem Fürsten Alexan­der keinen Pardon.)

In Spanien zirkulieren allerhand be­unruhigende Nachrichten. In Katalonien gährt's, in den baskischen Provinzen ist man auf einen karlistifchen Putsch gefaßt; aus Estremadura, von der portugiesischen Grenze kommen geheim­nisvolle Andeutungen über Rüstungen der Re­volutionäre der Grenzdistrikte und der in Por­tugal lebenden spanischen Flüchtlinge; ganz An­dalusien ist durch die Banditen und den soziali­stischen Bund der »Schwarzen Hand* unsicher gemacht. Selbst in den höchsten Regierungs- kreisen ist man jetzt auf irgend eine revolutionäre Bewegung gefaßt und vorbereitet, denn man glaubt Anzeichen dafür zu haben, daß der be­rüchtigte Verschwörer Zorilla irgend einen An­schlag im Schilde führt.

Laudesuachrichteu.

* Altensteig, 6. Sept. Wir hatten auch dieses Jahr wieder unsere Sedan feier, welche, veranstaltet durch den Kriegerverein, Turn­verein und Liederkranz, gestern Sonntag nach­mittag unter den Eichen abgchalten wurde. Genannte Vereine zogen um halb 3 Uhr in gemeinsamem Zug, voraus die städtische Musik, unter die Eichen. Nach dem Gesang eines Liedes durch den Liederkranz hielt Hr. Schul­lehrer Schittcnhelm die Festrede, welche geeignet war, das patriotische Gefühl auf's angenehmste zu erheben. Ein am Schluffe auf das große deutsche Vaterlund ausgebrachtes Zfachcs Hoch fand begeisterte Aufnahme. Alsdann sang der Liederkranz wieder das Abt'sche Lied: »Brüder reichet Herz und Hand, freudig gern dem Vaterland*. Nun gab der Turnverein ein Schauturnen, das viele Schaulustige anzog. Die Uebungen legten von dem wirklich im Verein herrschenden strebsamen Geiste ein gutes Zeugnis ab. In der übrigen Zeit ließ sich die städtische Musik hören, welche wir überhaupt bei unseren festlichen Anlässen nicht mehr vermissen können, denn sonst fehlte die Würze. Kurz nach 6 Uhr wurde der Rückzug in die Stadt angetreten. Der Himmel, der mittags der Feier zu grollen schien, hat den Nachmittag über doch seine Gunst gezeigt, wodurch dieselbe die zahlreichste Teil­nahme fand.

* Calw, 3. Septbr. Der 63 Jahre alte, bisher noch sehr rüstige und gesunde Schullehrer Alber von Ltebelsberg ist in der Nacht vom 2. auf den 3. Septbr. auf dem Heimweg von Teinach von einem Schlag getroffen und heute früh in einem Waldweg tot aufgefunden wor­den. Der Verstorbene war wegen seiner Recht­schaffenheit und Berufstreue hoch geschätzt und auch in weiteren Kreisen als tüchtiger Land­wirt bekannt. Als er vor 30 Jahren die Schul­stelle in Ltebelsberg bezog, lag die Landwirt­schaft daselbst noch im Argen. Alber errichtete eine Musterwirtschaft, verbesserte den magern Boden durch Herbeischaffung von Merkel und künstlichem Dünger und führte den Dinkel- und Repsbau ein. Durch sein Beispiel und durch kräftige Belehrungen sahen sich seine Bauern veranlaßt, ihm nachzueifern, und heute ist dank der Thätigkeit des Verstorbenen der landw. Be­trieb in Ltebelsberg ein musterhafter und der ökonomische Stand der Gemeinde ein gehobener. Alber machte sich auch durch seine gediegenen, von gründlichem theoretischen Wissen wie von praktischer Erfahrung zeugenden Vorträge im landwirtschaftlichen Verein verdient. Die An­erkennung einer hohen Behörde wurde ihm auch durch die vor 2 Jahren erfolgte Verleihung des landw. Septemberpreises zu Teil. Sein Andenken wird ein gesegnetes bleiben. (S. M.)

* Leutkirch, 2. Sept. Gestern erschlug in einem Anfall von Tobsucht der seit einiger Zeit in Wurzach lebende und geistesgestörte Rechtsanwalt Riedle seine Mutter. Diese Kunde verbreitet im ganzen Bezirk Entsetzen.

* Balingen, 2. Sept. Einen tragischen Ausgang nahm die heute abend 8 Uhr auf dem Heuberg veranstaltete Sedansfeier. Um das dort brennende Feuer hatte sich ein zahlreiches Publikum etngefunden. Ein 18jähriger Fabrik­arbeiter schoß einen Revolver, welcher mit scharfen Patronen geladen war, ab und traf die 17- jährige Tochter des Mühlebesitzers Stotz hier in die Brust, so daß dieselbe mit den Worten: »ich bin geschossen*, zu Boden fiel. Der Tod trat sofort ein. Ob Fahrlässigkeit oder Absicht vorliegt, wird die eingeleitete gerichtliche Unter­suchung ergeben. Der Thäter entfernte sich und ist bis jetzt noch nicht aufgefunden worden. Das veranstaltete Bankett unterblieb.

*VomEchatzthal, 3. Sept. Bei der gegenwärtig heißen Witterung sind die Feld­arbetter vor zu heftigem und zu kaltem Trinken sehr zu warnen. Ein Pfulltnger Bürger trank in erhitztem Zustande ein Glas kalten Mostes; sofort fühlte er sich unwohl und starb nach 2 Tagen an den Folgen dieses Trunkes.

* (Verschiedenes.) In Fluorn OA. Oberndorf fiel der 70jähr!ge frührere Straßen- wart Heß, nachdem er Garben aufgezogen hatte, durch das Garbenloch und war sofort tot. In Stuttgart wurde einer Dtcnstmagd in einer Wirtschaft der Klosterstraße ihr Dtenst- lohn im Betrage von 70 Mk. gestohlen. Die betr. Diebin wurde in der Person der Schreiners­ehefrau Johanna Blank von Eßlingen ermittelt und festgenommen. In einem Gasthause iu Horb hat sich ein aus Baiersbronn gebürtiger Spundenmacher in dem Zimmer, in welchem er logierte, erhängt. In Mün singen fiel der 60 Jahre alte Taglöhner Johann Georg Binder in einer Scheuer beim Herabwerfen von Stroh auf die Scheunentenne und war augen­blicklich tot. In dem Etablissement der »Süd­deutschen Baumwrll-Industrie* in Kuchen passierte ein gräßliches Unglück, indem einem Arbeiter aus Donzdorf beim Rückwärtsgehen des Sptnnwagens der obere Teil des Kopfes förm­lich abgerissen wurde. Der Unglückliche verschied