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Mr. 65.
Attensteig, Sonntag den 6. Juni
1886.
Amtliches.
Von der Regierung des Schwarzwaldkreises wurde Zoh. Adam Frey, Gemeinderat von Aichelberg, zum Schultheißen der Gemeinde Bergorte OA. Calw er-
D Wie steht's mit der Branntweinsteuer?
Ein solches Gewirr von einander widerstrebenden Ansichten und Projekten hat sich kaum jemals auf der parlamentarischen Bühne gezeigt, als gegenwärtig bezüglich der Branntweinsteuer. Der Staat verlangt von dem Branntwein mehr, weit mehr Steuer als bisher. Die Opposition sagt: „Wozu Geld? Erst die Bedürfnisse nach« weisen!" Die Brenner meinen wieder, es ließe sich aus dem Branntwein allerdings mehr Geld erzielen, das möchten sie aber haben, höchstens die Mehreinnahme mit dem Staat teilen.
Die Reichstags-Kommission zur Vorberatung des von der Regierung vorgelegten Branntweinsteuer-Entwurfs hat eine schwere Arbeit. Der Entwurf läßt nicht nur die grundsätzlichen Gegner jeder Mehrbesteuerung, sondern auch die zur Regierung haltenden Parteien unbefriedigt und es läßt sich heute schon voraussehen, daß weder der vorliegende noch der Eventual-Entwurs Aus- stcht auf Annahme haben.
Die in der Kommisston sitzenden Agrarier haben nun beantragt, daß der SpicituZprets zunächst auf die Dauer von fünf Jahren auf 51 Mk. pr. Hektoliter gesetzlich festgesetzt werde. Dies ist der Durchschnittspreis der Jahre 1876 bis 1885: gegenwärtig aber ist der Preis auf etwa 36 Mk. yeruntergegange«. Sodann aber soll auf diesen Nettopreis noch eine Konsumsteuer von 80 Mk. pr. Hektoliter gelegt werden.
Die Brenner mehliger Stoffe sollen eine Genoffenschaft bilden, an deren Spitz- drei ernannte Beamte und 12 Interessenten stehen. Diese haben bis zum 15. März jeden JahreS zu bestimmen, wie viel Branntwein jedes Genossenschaftsmitglied (nach Verhältnis seiner bisherigen Erzeugung) in der folgenden Brennkampagne an die am Hauptort jedes Sektionsbezirks zu errichtenden Rtesenbassins einzuliefern hat. Hier erhält der Brenner sofort den gesetzlich festgesetzten Preis (51 Mk.) pr. Hektoliter nach Abzug der auf dem abgelieferten Spiritus noch lastenden Maischraumsteuer. Der Händler kauft aus diesem Sammelbassin; er bezahlt die 51
Mark pr. Hektoliter, einen Aufschlag für den Schwund und 80 M- Konsumsteuer. Der nach dem Auslande gehende Spiritus bleibt außerhalb dieser Organisation.
Das Reich hat aber für die ihm zu bewilligenden 80 M. pr. Liter auch etwas zu leisten. Das Reich hat die Sammelbassins zu bauen, die Beamten der Genossenschaft zu besolden und vor allem soll es den Betrtebsfond der Genossenschaft zinsfrei liefern.
Dieser agrarische Antrag ist das Monopol in einer andern Form; es ist ein Brennermono- pol und ein Grobhändlermonopol, denn die Sammelbassins sollen unter 1 Hektoliter nicht abgebrn.
Man war gespannt darauf, wie sich die dem Zentrum angehörenden Mitglieder der Kommission dazu verhalten würden. Der Abg. Mosler erklärte, die Zentrumsfraktion sei für eine Konsumsteuer von 25 Mark pr. Hektoliter und verhalte sich ablehnend gegen den ebenskizzierten agrarischen Antrag, weil darin »eine Art Monopol zu erblicken sei."
Nur weiß man aber immer noch nicht genau, ob auch das gesamte Zentrum mit der Meinungsäußerung ihres Wortführers in der Kommission einverstanden ist. Man glaubt sogar, daß der agrarische Antrag durch Kompromiß zwischen Konservativen und Zentrum entstanden sei und daß man sich von vornherein der Zustimmung der Regierung versichert hätte. Die ,Germania' z. B. sagt, daß die Meinungsäußerung der klerikalen Kommisstonsmitglteder durchaus nicht der Entscheidung der Partei vorgreifs. Jedenfalls ist die Haltung des Zentrums einstweilen noch ungewiß. Daß die Regierung den agrarischen Anträgen zusttmmt, wird kaum bezweifelt. Seitens der deutschfreisinnigen Partei werden sie aufs entschiedenste bekämpft werden. Bezüglich der Haltung der Nationalliberalen ist noch keine Klarheit zu erlangen gewesen, da diese überhaupt erst am Sonnabend bezw. Sonntag früh genauere Mitteilungen über die Einzelheiten des neuen Vorschlags erhalten haben.
Tagespolitik.
— Den Angaben über beabsichtigte Verstärkung der Garnisonen in Elsaß-Lothringen sind von sonst gut unterrichteten Blättern erheb
liche Zweifel entgegengesetzt worden. Es sollen derartige Pläne aber in der That vorhaudeu gewesen, vorläufig indes wieder aufgegeben worden sein.
— Während der erste fahrplanmäßig ausfahrende Reichspostdampfer unter entsprechenden Feierlichkeiten Bremerhafen am 30. d. verlassen wird, soll bereits am 13. d. ein Lloyddampfer auf der ostastatischen Linie vorausgesandt werden, damit schon im künftigen Monat auch von Ostasten aus eine regelmäßige Heimfahrt ermöglicht wird.
— Zur bayrischen Regierungskrise schreibt der ,Fränk. Cour/, daß das Ministerium mit Rücksicht auf die Lage im Amte bleiben und dem Prinzen Luitpold die Einleitung zu« Vorgehen überlaffen würde. Der Prinz werde ehestens unter Gegenzeichnung der Minister »einen Staatsakt vornehmen", in dessen weiterer Ausführung dann die Kammern zusammeutreten sollen. In der nächsten Woche bereits soll der bayrische Landtag zusammeutreten. Ihm scheinen wichtige Entscheidungen Vorbehalten.
— Das österreichische Herrenhaus genehmigte den Vertrag mit dem Deutschen Reiche betr. die gegenseitige Gewährung des Armenrechts.
— Weil österreichische Militärs das Denkmal des im Kampfe gegen die Ungarn gefallenen Generals Hentzi in Pest bekränzt hatten, ist es in ungarischen Kreisen zu einer großen Aufregung gekommen, die auch im Parlament zum Ausdruck gelangte. Ministerpräsident Tisza hat den Sturm durch sehr geschickt abgegebene Erklärungen wieder beschwichtigt.
— Da eine Wiederholung der Arbeiterunruhen zu befürchten steht, so hat die belgische Regierung von neuem Truppen nach Charleroi und Umgegend entsendet. Eine Besetzung aller Orte und Werke wie zur Zeit der ersten Unruhen ist beschlossen worden.
— Die Regierung hat die für den 13. d. in den einzelnen Provtnzialstädtea angeküudigteu Arbeiterkundgebungen untersagt. Wenn das Verbot nur fruchten wird!
— Die Radikalen Basly und Genossen haben der französischen Deputtertenkammer folgenden Antrag unterbreitet: »Die beweglichen und unbeweglichen Güter der ehedem königlichen und kaiserlichen Familien der Bourbons
Doktor Zernowitz. (Nachdruck verboten.)
Ein Lebensbild.
Preisgekrönte Arbeit von Frau Sutr o-S ch ücki n.
(Fortsetzung,)
Hier lachte Doktor Zernowitz auf und ssagte spöttisch: »Ich glaubte, ich that wohl, mich nach dem Geschehenen zu verlieren, denn einige Tage später las ich einen Zeitungsbericht über die Ereignisse im Dameninstitut zu C., der mir die Haare zu Berge stehen machte über das Ungeheuer, das sich dort als Lehrer eingeschlichen hatte und dessen Greuelthaten selbst ein so mildes Wesen, wie ich, aufgestachelt haben könnten, aus ihn zu fahnden, um ihn der Gerechtigkeit zu überliefern, wenn der Schelm nur nicht eben Georg Zernowitz geheißen hätte.
* *
*
»Trotz allen Mißerfolgs war doch bis dahin mein Leben erträglich gewesen. Von nun aber verdichteten sich die Nebel, und cs wurde trüber. Zuerst galt es jetzt, mein Weib zu benachrichtigen, daß leider unsere Zukanftspläne wieder in Dunst zerronnen seien, und sie, nicht eher kommen dürfe, bis ich von neuem irgendwo festen Fuß gefaßt habe. Indem ich fühlte, wie schmerzlich die Täuschung war, welche ich ihr damit bereitete, verdoppelte sich mein Eifer, paffende Beschäftigung zu finden, und mit jener Hast, die den Brustkranken die milde Luft des Südens suchen läßt, suchte ich von morgens früh bis abends spät unermüdlich nach Stellungen für einen Berusskceis, der mir die Vereinigung mit meiner Familie ermöglichen würde.
»Aber ob auch meine Bemühungen, wie fliegende Vögel von Ast zu Ast flattern, um festen Fuß zu fassen, von einem Feld ins andere .übersprangen, um den Erfolg zu erhaschen, schien der Erfolg doch immer
ferner. Nutzlos schien alles Streben, und über alle Maßen entmutigt, nahm ich endlich das, was der Einfluß eines alten Freundes mir verschaffte, eine kleine unbedeutende Stelle in Castle-Garden als Dolmetscher an. Sie war nicht groß genug, um eine Familie selbst mit den allerkleinsten Ansprüchen zu ernähren und reichte bei der größten Einschränkung wenig weiter, als mir selbst das Leben zu fristen.
»Aber ich nahm sie an, teils weil ich keine Wahl hatte, teils weil ich hoffte, daß ich in ihr Gelegenheit finden würde, bessere Stellung zu entdecken.
»O.tilicns Kummer, als ich ihr die nahe gerückte Hoffnung wieder entzog, war mir entsetzlich peinlich und quälend. Sie schrieb mir so mutlos, so verzweifelt, daß ihr Brief mir den Eindruck machte, als wäre ihr ganzes Innere zerrissen und als wehe eine trübe Ahnung durch jedes Wort, das ihre Natur, die nicht mehr erdulden zu können schien, unabänderlich einer gewaltsamen Auflösung zugetrieben werde. Sie bat mich mit erschütternden Worten, ihr zu gestatten, dennoch zu kommen und auch ein ungewisses Schicksal mit mir teilen zu dürfen.
»Wie konnte ich es ihr abschlagen — wie durfte ich ihr willfahren?!
Ich schrieb längere Zeit nicht im Kampf mit mir selbst und konnte- nicht zum Entschluß kommen. Und dann endlich bat ich sie, doch noch ein Weilchen mutig auszuharren — noch wenige Monden nur mir freie Hand zu lassen, um das Schicksal uns günstiger zu stimmen.
»Meine Stelle als Dolmetscher vollendete, was widerwärtige Lerhältnisse begonnen, sie machte mich zum lebensüberdrüsstgen Melancholiker.
»Wenn ich sie so heranziehen sah, so mutig und hoffnungsfest, die armen Einwanderer, die ein sicheres Heim falschen Vorspiegelungen oder